16. Mai 2013 – Was tun im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple)?

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ich werde durch das Röhren eines städtischen Kehrfahrzeugs geweckt. Gähnend rolle ich mich aus dem Wasserbett und stelle beim Blick aus dem Schlafzimmerfenster fest, dass der Asphalt nun wieder sauber ist. Ich schnalze mit der Zunge und erkläre Dixon, dass er sich glücklich schätzen kann, in den Vereinigten Staaten zu leben. Wie jeder weiss, wird hierzulande Sauberkeit besonders gross geschrieben.
08.30 Uhr Just als ich auf der Terrasse die Morgengymnastik absolviere, kommt Frau Pontecorvo daher und sagt, dass sie ein Baguette (löblich: französisches Langbrot) in der “French Bread Oven” (löblich: französischer Brotofen) Bäckerei gekauft hat. Ich lecke mir die Lippen und lasse die Perle wissen, dass ein reichhaltiges Frühstück nicht schaden kann. Frau Pontecorvo freut sich und lädt mich prompt ein – wie aufmerksam.
09.00 Uhr Bevor ich meiner Nachbarin einen Besuch abstatte, lasse ich bei einem Wirbelbad die Seele baumeln. Ich wasche mich ordentlich und vergesse auch nicht, meine Bartstoppeln abzurasieren.
10.00 Uhr Wenig später betätige ich die Klingel am Nachbarhaus und werde von Frau Pontecorvo freundlich hereingebeten. Ich lasse mich auf der Veranda nieder und erzähle während der Mahlzeit, dass ich Georg und Maria in der kommenden Woche erwarte. Darüber hinaus komme ich auf meine Kulturreise in den grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) zu sprechen und erwähne, dass ich vom 17. bis zum 21. September in New York sein werde. Frau Pontecorvo macht grosse Augen und mutmasst, dass ich in diesem Jahr meiner weissblauen Heimat keinen Besuch abstatten werde. Ich belehre die kleine Frau eines besseren und entgegne, dass ich am 21. September New York auf Wiedersehen und auf direktem Wege nach München ausfliegen werde – das wird eine Gaudi.
11.00 Uhr Im weiteren Verlauf bringe ich die Sehenswürdigkeiten der 8 Millionen Einwohner zählenden Grossstadt am Hudson River ins Spiel und unterbreite, dass ich “Ellis Island” besichtigen und das “Museum of Chinese in America” erkunden werde. Ich schaufle Rühreier in mich hinein und informiere, dass die ersten Chinesen Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika kamen, um am Bau der transkontinentalen Eisenbahn mitzuhelfen. Frau Pontecorvo nickt eifrig und behauptet, dass viele auch Gold geschürft und sich als Landwirte versucht haben – wie wahr.
12.00 Uhr Pünktlich zum Zwölfuhrläuten bedanke ich mich für das Frühstück und eile winkend nach nebenan. Während Dixon im Garten bleibt, falle ich erschöpft aufs Kanapee und entspanne mich von den Strapazen des Vormittages – diesem Stress steht nicht einmal der stärkste Rentner stand.
13.00 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre grossen Durst. Obgleich ich ein reichhaltiges Frühstück hatte, genehmige ich mir zwei Wurstbrote sowie ein kühles Budweiser. Unter den fordernden Blicken meines Haustieres nehme ich die Jause in der Küche ein und spiele mit der Idee, das sonnige Wetter auszunutzen und einen Strandspaziergang zu unternehmen. Der Vierbeiner ist hellauf begeistert und rennt wie von Sinnen zur Türe.

kenny
Kenny Chesney – Life on a Rock

13.45 Uhr Nach der Brotzeit folge ich dem Rüden zum Auto und schicke mich an, zum “Lowdermilk Beach Park” zu krusen. Während der kurzweiligen Reise fröne ich der aktuellen Kenny Chesney Kompaktscheibe und lasse mir die kühle Brise durchs Haar wehen – was kann es schöneres geben.
14.15 Uhr Am Ziel angekommen, schlendere ich mit Dixon an meiner Seite zum azurblauen Ozean, um meine Füsse im kühlen Nass zu baden. Ausserdem nehme ich die anderen Strandbesucher in Augenschein und registriere, dass die Badeanzüge immer knapper werden – wo soll das noch hinführen.

naplesstrand

15.15 Uhr Weil das heisse Klima kaum zu ertragen ist, kehre ich kurzerhand ins “Edgewater Beach Hotel” ein und trinke an der Poolbar (löblich: Schwimmbeckenwirtschaft) ein süffiges Coors Light. Nebenher tratsche ich mit dem Wirt und erfahre, dass eine Suite in diesem Luxushotel nicht unter 700 Dollars zu haben ist – das ist ja allerhand.
16.00 Uhr Um 8 Dollars erleichtert, verlasse ich die Herberge und werfe Dixon Stöckchen zu. Das lustige Haustier apportiert die Äste in einer Tour und ist ganz ausser sich, als plötzlich eine fesche Labradorhündin namens Lucy am Strand auftaucht. Während sich die Hunde ein Wettrennen liefern, komme ich mit dem Hundebesitzer ins Gespräch und höre, dass der Wetterdienst für die Abendstunden ergiebige Regenschauer vorausgesagt hat.
17.00 Uhr Ich helfe Dixon in den PS-strotzenden SUV und ziehe es vor, den Wählhebel der Automatikschaltung in der D Stellung einrasten zu lassen und schnellstmöglich nach Hause zu fahren. Unterdessen schieben sich die ersten Regenwolken vor die Sonne und tauchen die Landschaft in ein diffuses Licht – wie unlöblich.
17.45 Uhr Gerade noch rechtzeitig erreiche ich die kleine Villa im Willoughby Drive. Als ich das Garagentor schliesse, geht ein prasselnder Regenschauer nieder. Ich verschliesse sämtliche Fenster und entschliesse mich, heute keinen Schritt mehr vor die Türe zu wagen. Stattdessen mache ich mich in der Küche nützlich und bereite ein feines Abendessen in Form vitaminreicher Langnudeln mit Käsesauce zu. Um auch Dixon etwas Gutes zu tun, fülle ich seinen Napf mit ROYAL CANIN Trockenfutter auf.
18.45 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich die Glotze ein und fröne auf FOX den Abendnachrichten. Danach wähle ich das Qualitätsprogramm von AMC aus und gebe mich dem neuen Serienformat “Freakshow” hin. Ich staune Bauklötze und sehe einen stark tätowierten Heini über den Bildschirm huschen – wie furchtbar.

21.00 Uhr Nach der zweiten Episode beende ich den Fernsehabend und stelle fest, dass es immer noch wie aus Kübeln schüttet. Ich reguliere kopfschüttelnd die Klimaanlage und lege mich seufzend ins Bett. Gute Nacht.