25. April 2013 – Oakland Cemetery und Peachtree Mall

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Dixon schleckt mir frech übers Gesicht. Ich wehre mich nach Kräften und gebe dem Rüden zu verstehen, dass der frühmorgendliche Gassigang noch einige Minuten warten muss. Der Hund blickt traurig drein und stürzt sich auf einen Kauknochen aus echter Büffelhaut.
08.15 Uhr Unterdessen verabschiede ich mich ins Badezimmer und lasse die Seele bei einem Vollbad baumeln. Ausserdem kontaktiere ich Edelbert und lasse ihn wissen, dass mein Magen knurrt. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass wir uns in einer Stunde im hoteleigenen Starbucks treffen sollten – wie schön.
09.15 Uhr Nachdem ich legere Freizeitkleidung angezogen habe, fahre ich mit dem Aufzug ins Parterre und freue mich auf eine reichhaltige Mahlzeit. Ich treffe meine Reisebegleitung wie verabredet in der Wirtschaft an und zögere nicht, zwei schmackhafte “Turkey Bacon & White Cheddar Classic Breakfast Sandwiches” (löblich: klassisches Truthahn Schinken und weisser Cheddarkäse Frühstücksbrot) zu verzehren. Dazu gibt es brühfrischen Bohnentrunk, einen Joghurt sowie ein Glas O-Saft – das schmeckt.
09.45 Uhr Während ich Dixon vom Wurstbrot abbeissen lasse, erzählt Edelbert, dass er gestern bis halb Eins ferngeschaut hat. Der schlaue Mann kratzt sich am Kinn und unterbreitet, dass die Gäste des “Marriott Marquis Hotels” auch auf diverse Erwachsenenprogramme wie “Playboy TV” zugreifen können. Ich staune nicht schlecht und erkläre meinem Tischnachbarn, dass ich solchen Schmutz bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages nicht hören möchte – was muss ich denn noch alles ertragen.
10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten verlassen wir die Herberge und laufen mit Dixon zum “Centennial Olympic Park”. Der Vierbeiner hebt an jedem Strauch sein Beinchen und macht es sich zur Aufgabe, einen lustigen Clown anzubellen, der mit farbigen Bällen jongliert – da kommt Freude auf.
11.30 Uhr Wenig später winken wir ein Taxi herbei und bitten den Schoffeur, uns zum “Oakland Cemetery” zu kutschieren. Der Chinese nickt eifrig und hilft Dixon auf den Rücksitz. Edelbert kommt aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus und meint, dass der Asiate Gefallen an meinem Haustier gefunden hat. Ich wische mir die Schweissperlen von der Stirn und entgegne, dass die Chinesen Hunde zum fressen gerne haben.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, treffen wir am Ziel ein. Edelbert lotst mich über das weitläufige Areal und berichtet, dass der “Oakland Cemetery” mit seinen 26 Hektar Fläche zu den grössten Friedhöfen in Amerikas Süden zählt. Darüber hinaus lerne ich, dass der Friedhof im frühen 19. Jahrhundert angelegt wurde und sogar den grossen Brand im Jahre 1864 unbeschadet überstanden hat – das soll mir auch Recht sein.

bobbyjones

13.00 Uhr Unter anderem suchen wir das Denkmal des ehemaligen Golfprofis Bobby Jones (1902-1971) auf. Edelbert ist von den prunkvollen Grabsteinen sichtlich angetan und sagt, dass er nach seinem Tod ebenfalls in einem Mausoleum begraben werden möchte. Ich wechsle schnell das Thema und deute auf die letzte Ruhestätte der weltbekannten Autorin Margaret Mitchell, die im Jahre 1926 die Novelle “Gone with the Wind” (auf deutsch: Vom Winde verweht) veröffentlicht hat – wie aufregend.
13.45 Uhr Im weiteren Verlauf unseres Rundgangs kommen wir am sogenannten Bell Tower vorbei, der während des amerikanischen Bürgerkriegs dem Südstaatengeneral John Bell Hood als Kommandozentrale diente.
14.30 Uhr Zu guter Letzt schlendern wir durch die “Jewish Section” (löblich: jüdischer Abschnitt) und bemerken, dass auf vielen Grabsteinen deutsche Vor- und Nachnamen eingraviert wurden. Mein Begleiter seufzt laut und erinnert, dass während der Nazidiktatur viele europäische Juden nach Amerika immigriert sind.

israel

15.15 Uhr Nachdem wir alles gesehen haben, verlassen wir den Friedhof und laufen zur zwei Meilen entfernten “King Memorial Metro Station” (löblich: King Andenken S-Bahn Haltestelle), um mit der Linie N2 zum “Peachtree Center” im Zentrum zu rasen – da kommt Freude auf.
16.00 Uhr Weil es bis zum Hotel nur ein Katzensprung ist, legen wir die Strecke zu Fuss zurück und besuchen kurzerhand die “Peachtree Mall” (löblich: Pfirsichbaum Kaufhaus). Edelbert zerrt mich plappernd ins “Gallery’s” Schuhgeschäft und macht sich daran, sündteure Sandalen aus Italien anzuprobieren.
16.30 Uhr Da meine Beine weh tun, nehme ich auf einer Bank platz und rufe spontan bei Frau Pontecorvo in Naples an. Meine Nachbarin meldet sich nach dem zweiten Tuten und sagt, dass sie mittlerweile in meine Villa gezogen ist, weil ihr Eigenheim wegen der Überschwemmung immer noch unbewohnbar ist. Ferner höre ich, dass in der kommenden Woche die Handwerker anrücken werden, um die Fussböden zu erneuern und die Wände zu streichen – das kann ja heiter werden.
17.30 Uhr Nach einer Stunde verlassen wir das Kaufhaus und eilen tütenbepackt zum “Marriott Marquise”. Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, tippe ich auf meine ROLEX und verabrede mich mit Edelbert für 19 Uhr im PULSE Restaurant. Danach fahre ich mit dem Aufzug in den 18. Stock und lege eine kleine Pause ein.
18.30 Uhr Weil Hunde im Hotelrestaurant nicht gerne gesehen sind, serviere ich Dixon eine Portion ROYAL CANIN Trockenfutter und halte ihn an, während meiner Abwesenheit brav zu sein. Anschliessend ziehe ich meinen schönsten Sommeranzug an und lasse die Pforte ins Schloss fallen.
19.00 Uhr Wir verbringen einen schönen Abend und laben uns an hausgemachten italienischen Nudeln mit Meeresfrüchten. Dazu trinken wir süffigen Chardonnay aus Kalifornien und ordern als Nachspeise delikates Beerensorbet mit Champagnersauce – schmeckt gar nicht schlecht.

20.00 Uhr Um insgesamt 165 Dollars erleichtert, kehre ich aufs Zimmer zurück und stelle fest, dass Dixon ein Kissen zerrissen hat – wie unlöblich. Um nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden, verfrachte ich die Fetzen in eine Plastiktüte und entsorge sie kurzerhand im Hotelflur. Danach schalte ich den Flachbildschirm ein und erfreue mich an einer neuen Ausgabe der amerikanischen Gruselserie “Bates Motel” – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Als der Abspann läuft, putze ich mir die Zähne und lege mich gähnend ins Bett. Gute Nacht.