12. April 2013 – Appalachian Trail Tag 3 – Derrick Knob Selter und eine Wandergruppe aus Miami

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07.15 Uhr Der dritte Tag unserer spannenden Appalachian Trail Wanderung beginnt. Ich schlüpfe gutgelaunt aus dem Schlafsack und verspüre kaum noch Rückenschmerzen. Voller Vorfreude eile ich zum Lagerfeuer und wünsche meinen Wanderfreunden einen wundervollen Morgen.
07.45 Uhr Edelbert sitzt zusammengekauert an der Feuerstelle und sagt, dass er schon am Bach war, um sich zu waschen. Ich zucke mit den Schultern und nehme mit einem Becher Bohnentrunk Vorlieb. Ausserdem verzehre ich etliche Schokoladenriegel und höre, dass die beiden Männer, die wir gestern getroffen haben, in der Zwischenzeit weitergezogen sind – das soll mir Recht sein.
08.30 Uhr Nachdem ich mich am Fluss erfrischt und mir die Haare gekämmt habe, setzen wir unsere Wanderung fort. Die beiden Hunde laufen vergnügt durch den Wald und ich erfahre von Frau Jill, dass uns die heutige Tour zum “Derrick Knob Shelter” führen wird. Edelbert nickt eifrig und sagt, dass besagte Hütte in seinem Appalachian Reiseführer besonders gelobt wird. Herr Peter schlägt in die gleiche Kerbe und sichert zu, dass wir am Abend auf bequemen Holzpritschen schlafen können – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
09.30 Uhr Während wir dem Trail folgen und über Dies und Das plaudern, kommt Frau Jill auf den Clingmans Dome im Norden zu sprechen und erörtert, dass wir am Samstag die höchste Erhebung der Great Smoky Mountains erreichen werden. Darüber hinaus höre ich, dass die netten Leute Tags darauf den Heimweg antreten und nach Robbinsville zurückwandern werden – wie schade.
10.00 Uhr Herr Peter hält wissenswerte Fakten bereit und erzählt, dass wir am Montag den Highway 441 kreuzen und die Möglichkeit haben werden, per Anhalter nach Gatlinburg zu fahren. Edelbert wird sogleich hellhörig und meint, dass es nicht schaden kann, für ein oder zwei Tage in die Zivilisation zurückzukehren.
11.15 Uhr Wir legen Meile für Meile zurück und bemerken, wie unsere Beine immer schwerer werden. Auch Dixon und Hund Jerry scheinen langsam die Lust zu verlieren, durch das Unterholz zu streifen. Frau Jill beruhigt uns redlichst und informiert, dass es ein Vergnügen wird, am Abend am Lagerfeuer zu sitzen und Hamburger zu essen. Ich mache grosse Augen und bringe auf Anfrage heraus, dass die gute Seele zwei Pfund Hackfleisch, Cheddarkäse und Gurken im Rucksack mitführt – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.

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12.15 Uhr Zur Mittagszeit treffen wir auf eine Wandergruppe aus Miami, FL, die im “Spencer Field Shelter” eine kurze Rast einlegt. Um wieder zu Kräften zu kommen, setzen wir uns auf die Holzbank und lassen uns von den freundlichen Menschen zu Kaffee und Dörrfleisch einladen. Unterdessen plaudern wir angeregt und hören, dass Herr Jeremy (47), Frau Mary (46) und Herr Roy (45) vor einer halben Stunde einem Braunbären begegnet sind. Ich nippe nachdenklich am Becher und ziehe es vor, Dixon an die Leine zu nehmen – Sicher ist sicher.
13.30 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, schütteln wir Hände und gehen unaufhaltsam weiter. Wir schlendern an einem Flusslauf entlang und lernen anhand einer Holztafel, dass der “Derrick Knob Shelter” nur noch vier Meilen im Nordosten liegt. Ich klatsche in die Hände und verspreche Dixon, dass er am Abend von meinem Hamburger abbeissen darf.

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14.30 Uhr Nach zwei Meilen verläuft sich der Trampelpfad plötzlich im Wald. Um nicht vom Weg abzukommen, nehmen wir das GARMIN GPS Gerät zur Hilfe und verlassen uns auf die elektronisch berechneten Wegpunkte. Missmutig stapfen wir durch das hochgewachsene Gras und freuen uns, als wir nach einer halben Meile an einer Wegmarkierung vorbeikommen. Ich wische mir über die nasse Stirn und genehmige mir ein Stück Schokolade. Der Professor folgt meinem Beispiel und sagt, dass er gerne ein kühles Bier trinken würde – wie unlöblich.
15.30 Uhr Während die Sonne vom Himmel lacht und für schweisstreibende Temperaturen sorgt, sehen wir plötzlich einen lustigen Waschbären über den Wanderweg huschen. Die Vierbeiner brechen in lautes Bellen aus und wir haben einige Schwierigkeiten, die Hunde im Zaum zu halten – wo soll das noch hinführen.
16.30 Uhr Kurz vor unserem Ziel tratsche ich mit Herrn Peter und frage ihn bezüglich der 4.000 Einwohner zählenden Gemeinde Gatlinburg in Tennessee aus. Der nette Mann kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und sagt, dass es ein Leichtes werden sollte, am Highway 441 ein Auto anzuhalten. Mein Gegenüber nimmt einen kräftigen Schluck aus seiner Wasserflasche und rät, etliche Tage in Gatlinburg zu bleiben, um auszuspannen und Wäsche zu waschen – wie wahr.
17.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb 6 deutet, stehen wir vor einer einladenden Holzhütte, die nicht nur mit Ruhepritschen, sondern auch mit einer gemauerten Feuerstelle ausgestattet ist. Ich schnalle den Rucksack ab und rufe ganz spontan bei Frau Pontecorvo an. Natürlich lasse ich meine Abenteuer in allen Einzelheiten Revue passieren und verrate der Alten, dass ich es kaum noch erwarten kann, mich zur Ruhe zu betten und die Augen zu schliessen.
18.30 Uhr Wenig später lodert das Lagerfeuer und wir laben uns an vitaminreichen Hamburgern mit Kartoffelchips. Dazu gibt es gefiltertes Wasser aus dem Fontana See sowie die letzten Willy Wonka Laffy Taffys – das schmeckt.

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19.00 Uhr Um für gute Laune zu sorgen, gehe ich mit dem NOKIA Handtelefon Anschnur und segle auf die Heimseite eines Radiosenders aus Pigeon Forge. Kurz darauf lauschen wir John Denvers Hitparadenerfolg “Annie’s Song” und freuen uns, morgen 800 Höhenmeter zu überwinden und am späten Nachmittag auf der Spitze des Clingmans Dome zu stehen – wie aufregend.
20.00 Uhr Nach der reichhaltigen Brotzeit ziehe ich den Reisverschluss meines Schlafsacks zu und döse bald ein. Gute Nacht.