9. April 2013 – Von Valdosta, VA nach Robbinsville, NC

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ich öffne die Augen und habe gar keine Orientierung. Erst als Hund Dixon ins Bett springt, fällt mir ein, dass ich mich im “La Quinta Inn Motel” in Valdosta, GA aufhalte. Da wir bis zum späten Nachmittag viele Meilen zurücklegen müssen, komme ich in die Gänge und absolviere die Morgengymnastik – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Ich beende die Morgenwäsche und laufe badebemäntelt zum Nachbarzimmer, um Prof. Kuhn zur Rede zu stellen. Meine Reisebegleitung tippt auf seine TIMEX Armbanduhr und erörtert, dass wir in einer halben Stunde aus der Herberge austschecken werden. Ich bringe prompt ein reichhaltiges Frühstück ins Spiel und lasse Edelbert wissen, dass man nüchtern nicht Autofahren sollte. Mein Bekannter zeigt Verständnis und versichert, dass das kulinarische Wohl ganz bestimmt nicht zu Kurz kommen wird.
09.00 Uhr Wenig später werfe ich das Reisegepäck auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV. Edelbert tut es mir gleich und schlägt vor, dass wir die wichtigste Mahlzeit des Tages im benachbarten Denny’s Gasthaus einnehmen könnten. Ich nicke eifrig und zögere nicht, Prof. Kuhn zu Speis und Trank einzuladen. HEUREKA – das Cheese Omelette (löblich: Käseomelett) hier schmeckt wirklich vorzüglich.

dennys

10.00 Uhr Nachdem sich auch der Vierbeiner gestärkt hat, hüpfen wir ins Auto und preschen mit durchdrehenden Pneus gen Norden davon. Edelbert schaltet das serienmässig eingebaute Navigationssystem ein und berichtet, dass nur noch 400 Meilen vor uns liegen. Ich seufze laut und erwidere, dass es sich heute ganz bestimmt nicht mehr lohnt, dem Appalachian Trail in die Great Smoky Mountains zu folgen. Edelbert mustert mich skeptisch und meint, dass wir am Abend zum letzten Mal in einem bequemen Motelbett schlafen werden.
11.00 Uhr Während die schöne Landschaft an uns vorbeizieht, vertreiben wir uns die Langeweile mit Kleingesprächen (unlöblich: Smalltalk). Unter anderem erzählt Edelbert, dass er am Sonntag mit Admiral a.D. Bürstenbinder telefoniert hat. Mein Beifahrer kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und sagt, dass Friedberts Dach derzeit neu eingedeckt und ausserdem der Speicher ausgebaut wird – das soll mir auch Recht sein.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, erblicken wir am Strassenrand das Willkommensschild der kleinen Gemeinde Vienna. Ich staune nicht schlecht und vermute, dass sich hier österreichische Immigranten niedergelassen haben. Edelbert schlägt seinen Reiseführer auf und informiert, dass die Kleinstadt Anno 1824 gegründet wurde und für sein jährlich stattfindendes “Big Pig Jig Barbecue” weltbekannt ist – wie aufregend.
13.00 Uhr Um Dixon etwas Auslauf zu verschaffen, fahre ich kurz nach Forsyth, GA eine Tankstelle an. Ich trete beherzt auf die Bremse und bitte Edelbert, im Supermarkt eine nahrhafte Brotzeit zu besorgen. Danach nehme ich den Vierbeiner an die Leine und vertrete mir die Beine.
13.30 Uhr Eine halbe Stunde später komme ich zum Auto zurück und werde Zeuge, wie Prof. Kuhn die Windschutzscheibe putzt. Der gute Mann überreicht mir ausserdem ein mit Thunfischsalat belegtes Brot und meint, dass wir in drei Stunden in North Carolina ankommen werden. Ferner reibt sich Edelbert die Hände und behauptet, dass er es kaum noch erwarten kann, die Great Smoky Mountains zu sehen.
14.15 Uhr Fünfundvierzig Minuten später krusen wir an der Millionenstadt Atlanta vorbei. Ich drehe am Frequenzrad des Radios und erinnere mich, wie ich die schöne Metropole im Jahre 2003 zum ersten Mal besucht habe – das waren noch bessere Zeiten.

atlanta

15.00 Uhr Da die Landschaft hügeliger wird, schalte ich den Tempomaten aus und drossle die Geschwindigkeit. Edelbert hält unterdessen wissenswerte Fakten bereit und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass wir die ersten Ausläufer der Appalachen erreicht haben. Ich mache grosse Augen und lese auf einem Strassenschild, dass die Berge “Rich Mountains” genannt werden – wie schön.
16.00 Uhr Während der Professor plappert und mir weismachen möchte, dass Familie Walton aus der gleichnamigen Fernsehserie in dieser Gegend gewohnt hat, passieren wir die Grenze nach North Carolina. Edelbert schnalzt mit der Zunge und animiert mich, dem Highway 129 bis nach Robbinsville zu folgen. Ich stimme zu und fröne dem Qualitätsprogramm eines örtlichen Landmusiksenders namens “WQMT” – da kommt Freude auf.
17.00 Uhr Endlich sind wir am Ziel. Ich betätige die Hupe und frage Edelbert bezüglich unseres Nachtlagers aus. Mein Bekannter fackelt nicht lange und nimmt das praktische iPad in Betrieb, um nach einer adäquaten Herberge zu suchen. Nach wenigen Augenblicken werden wir fündig und fahren das “San Ran Motel” am Rodney Orr Bypass an. HEUREKA – diese Kaschemme muss man gesehen haben.
17.30 Uhr Obgleich das Haus unserem Standard kaum genügt, lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und laufen mit Dixon zur Rezeption. Dort werden wir von einer kaugummikauenden Dame (66) begrüsst und aufgefordert, für zwei Einzelzimmer je 59 Dollars plus Steuern zu bezahlen. Nach kurzem Überlegen gehen wir auf den Handel ein und überreichen der kleinen Frau unsere Kreditkarten.
18.00 Uhr Nachdem wir das Gepäck in den Zimmern untergestellt haben, kehren wir in die benachbarte SUBWAY Schnellessgaststätte ein. Wir nehmen an einem Fenstertisch mit Ausblick Platz und haben während des Abendessens das Vergnügen, eine beeindruckende Gebirgsformation zu sehen – das ist phantastisch.

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19.00 Uhr Da im SUBWAY keine alkoholischen Getränke serviert werden, nehmen wir mit Diät Coca Cola Vorlieb. Dazu gibt es vitaminreiche Truthahnwurstbrote mit Kartoffelstäben und Salat. Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert auf die anstehende Wanderung zu Sprechen und unterbreitet, dass wir morgen in aller Frühe unsere Rucksäcke schultern werden. Ich schlage in die gleiche Kerbe und bin mir sicher, dass Dixon in der Wildnis seinen Spass haben wird.
19.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang unternehmen wir mit dem Rüden einen Spaziergang durch den menschenleeren Stadtkern von Robbinsville. Im Anschluss ziehe ich mich ins Zimmer zurück und schalte den in die Jahre gekommenen Röhrenfernseher ein, um mir einer Wiederholung der Vorsingsendung “American Idol” (löblich: Amerikanisches Vorbild) anzuschauen.
20.15 Uhr Um nicht ganz zu verblöden, schalte ich ab und serviere dem Hund noch eine Schüssel Wasser. Danach lege ich mich ins Bett und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.