08.00 Uhr Prof. Kuhn pocht an die Türe und reisst mich aus einem schönen Traum. Als ich Edelbert zur Rede stelle, tippt er auf sein Notizbuch und behauptet, dass er Frederick von Brausteins Geburtstag am 6. Januar vergessen hat. Ich seufze laut und entgegne, dass wir dem ehemaligen Lokführer eine Ansichtskarte zusenden sollten.
08.30 Uhr Nachdem mein Bekannter die Junior-Suite verlassen hat, entspanne ich mich bei einem Vollbad mit Schaum. Unterdessen rufe ich im Ferienhaus meiner Verwandten an und tratsche etwas mit Maria. Unter anderem komme ich auf den gestrigen Ausflug zu sprechen und erwähne, dass wir das Arecibo Observatorium besichtigt haben. Meine Schwägerin ist begeistert und meint, dass wir heute unbedingt zum “Castillo San Felipe del Morro” (löblich: Festung San Felipe del Morro) fahren sollten – das hört sich verlockend an.
09.30 Uhr Just als ich das Hotelzimmer verlasse, kommt Edelbert daher und sagt, dass er mittlerweile einige Postkarten an der Rezeption besorgt hat. Ich nicke eifrig und gebe zu Protokoll, dass mein knurrender Magen nach einem reichhaltigen Frühstück verlangt. Um weitere Diskussionen aus dem Weg zu gehen, lotse ich den schlauen Mann zum Aufzug und lade ihn in die “Ocean Bar & Grill” Wirtschaft ein.
10.00 Uhr Während wir die wichtigste Mahlzeit des Tages verzehren, bringe ich das Telefonat mit meiner Schwägerin ins Spiel und unterbreite, dass es sich anbieten würde, am Vormittag die Festung del Morro zu besichtigen. Edelbert ist einverstanden und fordert mich auf, Urlaubsgrüsse auf den Postkarten zu hinterlassen.
10.45 Uhr Weil der Hotelbus erst wieder in zwei Stunden zur Altstadt fahren wird, entschliessen wir uns, in ein Taxi einzusteigen. Der Schoffeur (37) begrüsst uns herzlich und meint, dass der die besten Bordelle der Stadt kennt. Wir lehnen dankend ab und bitten den Deppen, uns zum “Castillo Morro” zu kutschieren. Während der Autofahrt blicke ich wehmütig auf den Ozean und ärgere mich, bereits Übermorgen mein Ränzlein schnüren zu müssen.
11.30 Uhr Nach einer fünfundvierzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt kommt der Taxifahrer mit quietschenden Bremsen vor der Sehenswürdigkeit zum stehen. Wir überreichen dem Knecht ein kleines Trinkgeld und laufen dann zur Kasse, um zwei Eintrittskarten zu erwerben.
Fort San Felipe del Morro, San Juan, Puerto Rico / Jaro Nemčok
12.00 Uhr Danach schliessen wir uns einer englischen Reisegruppe an und kommen in den Genuss, Wissenswertes über die im 16. Jahrhundert erbaute Festung zu erhalten. Wir streben durch altertümliche Gemäuer und lernen, dass die Vereinten Nationen das Fort im Jahre 1983 zum Weltkulturerbe ernannt hat. Darüber hinaus erfahren wir, dass jährlich weit über 2.000.000 Touristen aus aller Herren Länder das Bauwerk aufsuchen – das soll mir Recht sein.
12.45 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, führt uns der Reiseleiter in den Innenhof und erzählt, dass die ersten Siedler um das Jahr 1539 den Hafen befestigt und den Grundstein zum “Castillo Morro” gelegt haben. In der Folgezeit wurde San Juan von englischen Eroberern überfallen und zerstört. Die Befestigung hielt dennoch stand und ermöglichte es den Bürgern, Schutz vor den garstigen Besatzern zu finden – wie aufregend.
13.45 Uhr Im Anschluss besuchen wir das Soldatenquartier und hören, dass die Festung während des Spanisch-Amerikanischen Krieges Anno 1843 durch die United States Navy eingenommen wurde. Die Burg war bis 1961 besetzt und wurde dann für den Tourismus freigegeben – das hört man gerne.
14.30 Uhr Zum Abschluss suchen wir den benachbarten “Santa María Magdalena de Pazzis Cemetery” (löblich: Heilige Maria Magdalena de Pazzis Friedhof) auf und erfreuen uns am wunderschönen Ausblick auf den Atlantik. Ausserdem vertreten wir uns die Beine und registrieren, dass hier weltbekannte Persönlichkeiten wie der Komponist Pedro Flores oder der Schauspieler José Ferrer begraben sind.
Santa Maria Magdalena de Pazzis Cemetery / Carlo Giovannetti
15.30 Uhr Nachdem wir alles gesehen haben, winken wir ein Taxi herbei und lassen uns zur Altstadt bringen. Edelbert reibt sich den Bauch und meint, dass er grossen Hunger hat und bald in Ohnmacht fallen wird. Ich wirke beruhigend auf den Professor ein und stelle klar, dass wir im Stadtzentrum bestimmt eine Wirtschaft finden werden.
16.00 Uhr Bevor wir das Abendessen einnehmen, schlendern wir an den Geschäften vorbei und inspizieren die Auslagen in den Schaufenstern. Missmutig deute ich auf die gesalzenen Preise und moniere, dass Markenkleider und Elektronikartikel in Puerto Rico kaum erschwinglich sind.
17.00 Uhr Letztendlich landen wir in der “Old Harbour Brewery” (löblich: Alter Hafen Brauerei) und löschen unseren Durst mit dem einheimischen “Magna Special” Hopfensaft. Dazu gibt es köstliches “Mofongo” (löblich: Bananenknödel) mit Schweinefleisch, Erbsen und Knoblauch – das tut gut.
18.00 Uhr Ein schöner Tag neigt sich seinem Ende zu und wir lassen uns von einem zuvorkommenden Taxifahrer zum “Ritz Carlton Hotel” bringen. Der 48jährige plappert ohne Unterlass und bietet uns an, morgen zu einem Sonderpreis nach Ponce an der Südküste zu fahren. Edelbert wird sogleich hellhörig und meint, dass es eine Gaudi wäre, die ortsansässige indianische Opferstätte sowie die “Cathedral of our Lady of Guadeloupe” zu bestaunen. Obwohl ich mich viel lieber am Strand amüsieren würde, machen wir Nägel mit Köpfe und fordern den Fahrer auf, uns pünktlich um 10 Uhr abzuholen.
19.00 Uhr Wieder zurück im Hotel, kehren wir in die “Ocean Bar & Grill” Biertränke ein und frönen auf einer Grossbildleinwand einem Korbballspiel. Ferner trinken wir einige Longdrinks (löblich: Langgetränke) und plaudern angeregt mit einem älteren Ehepaar (68+67) aus dem schönen Wien – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nachdem ich den netten Menschen eine ruhige Nacht gewünscht habe, ziehe ich mich in meine Suite zurück und gehe sofort ins Bett. Buenas Noches.