5. Dezember – Erkältungskrankheiten im Willoughby Drive – Nein Danke

07.30 Uhr Der Radio springt an und ich habe das schöne Blake Shelton Weihnachtslied “Oklahoma Christmas” im Ohr. Ruckzuck werfe ich die Bettdecke zur Seite und beginne den sonnigen Tag mit der löblichen Morgengymnastik im Freien. Hund Dixon flitzt währenddessen zum Haus von Familie Crane und kratzt an der Terrassentüre. Weil ich mich nicht um alles kümmern kann, mache ich kehrt und entspanne mich bei einem Wirbelbad.
09.00 Uhr Just als ich die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehme, bimmelt das Telefon besonders aggressiv. Zu meiner Freude meldet sich Edelbert und gibt zu Protokoll, dass er sich pudelwohl fühlt und kaum noch Rückenschmerzen hat. Ich nicke eifrig und rege an, dass wir das milde Klima zu einem Ausflug nutzen könnten. Der Professor windet sich jedoch aus der Verantwortung und erwidert, dass sein Bekannter Dr. Satesh am Nachmittag ein Kammerkonzert veranstaltet. Ich lache laut und erfahre weiter, dass Frau Satesh Weihnachtskantaten vortragen wird und die Gäste mit stimmungsvollen Felix Mendelssohn Liedern verwöhnen will – wie unlöblich.
10.00 Uhr Nach dem Frühstück setze ich mich auf die Terrasse und blättere in der Tageszeitung. Dummerweise kommen nach wenigen Minuten die frechen Nachbarskinder Francis und Emily (12 und 8) hustend an die Grundstücksgrenze und erzählen, dass sie immer noch erkältet sind und bis morgen vom Schulunterricht freigestellt wurden. Ich mache grosse Augen und fordere die Kinder auf, nicht näher zu kommen und auch die Finger von meinem Haustier zu lassen. Bevor die zwei etwas erwidern können, falte ich die “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Nachrichten) zusammen und eile wortlos ins Haus.
10.45 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Viertel vor 11 deutet, klatsche ich in die Hände und gebe Dixon zu verstehen, dass wir nun ans Meer krusen und uns ein opulentes Mittagessen in einer einladenden Strandbar genehmigen werden. Der lustige Vierbeiner wird sogleich hellhörig und rennt bellend zum Chevrolet.
11.30 Uhr Wenig später kommen wir mit quietschenden Bremsen an der Pelican Bay (löblich: Pelikan Bucht) zum Halten und schlendern zum azurblauen Wasser. Ich schlüpfe schwitzend aus den modischen Flip Flops und lasse es mir nicht nehmen, die Füsse im kühlen Nass zu baden – das tut gut.
12.15 Uhr Kurz nach der Mittagszeit kehren wir in die “Rob’s Tiki Bar” ein und ordern bei einer leichtbekleideten Blondine mit stattlicher Oberweite einen Cheeseburger (löblich: Käseburger) und etwas Speck. Dazu gibt es ein süffiges Bud Light (löblich: Leicht) für mich, sowie eine Schüssel Wasser für meinen tierischen Begleiter.
12.45 Uhr Während ich meine ketchupverklebten Finger an einer Serviette abwische, surrt plötzlich das praktische NOKIA Handtelefon und ich habe das Vergnügen, mit James plaudern zu können. Mein löblicher Neffe kommt augenblicklich auf den Grund seines Anrufs zu sprechen und erinnert daran, dass er mit seiner kleinen Familie am 20. Dezember nach Fort Myers kommen wird. Ich stimme zu und höre weiter, dass ich bis dahin einen Techniker verständigen muss, der das Schwimmbecken im Ferienhaus meines Bruders warten soll.
13.30 Uhr Nachdem ich das sündteure Ferngespräch beendet und der Kellnerin ein kleines Trinkgeld beschert habe, scheuche ich Dixon zum Auto. Zufrieden lasse ich den Motor aufheulen und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik nach Hause.
14.15 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, strecke ich auf dem Wohnzimmerkanapee die Beine aus und entspanne mich redlichst. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum mit David (7) unter einem geschmückten Christbaum sitzen.
15.15 Uhr Um die Nachmittagsstunden nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, nehme ich am Schreibtisch Platz und kümmere mich um Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher. Pflichtbewusst nehme ich die Briefe in Augenschein und lerne, dass Herr Z. aus Wanne-Eickel Probleme mit seiner Tochter Laura hat. Anstatt brav im Haushalt mitzuhelfen, macht es sich die 16jährige zur Aufgabe, am Bahnhof abzuhängen und Reisende zu belästigen. Da bereits mehrfach die Polizei im Haus von Familie Z. war, rate ich dazu, mit RTL2 Pädagogin Dr. Sarah Sophie Koch in Kontakt zu treten und das Kind bei der Fernsehschau “Teenager in Not” anzumelden.
16.00 Uhr Nachdem ich die persönliche Korrespondenz erledigt habe, gehe ich von der Leine und gönne mir eine kühle Hopfenkaltschale. Darüber hinaus nehme ich die “Gelben Seiten” (unlöblich: Yellow Pages) zur Hand und kontaktiere die “Naples Pool” Fachfirma. Ich rede auf die Telefonistin ein und bitte sie, das Schwimmbecken meines Bruders bis spätestens zum 20. Dezember zu reinigen. Die kleine Frau notiert sich die Adresse und sichert zu, ihren besten Handwerker zu entsenden – wie schön.
17.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, eine Pfanne aufs Kochfeld zu stellen und für ein nahrhaftes Abendessen zu sorgen. Während sich Dixon über eine Portion ROYAL CANIN Trockenfutter hermacht, zaubere ich Bratkartoffeln mit Spiegeleiern – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Abwasch mache ich es mir um Wohnzimmer gemütlich und lasse den anstrengenden Tag bei den FOX NEWS (löblich: Fuchs Nachrichten) und einem schönen Spielfilm auf HBO ausklingen. Während ich mir Kartoffelchips aus dem Hause Lay’s schmecken lasse, fröne ich dem mit unzähligen Preisen bedachten Gruselfilm “The Cabin in the Woods” (löblich: Die Hütte im Wald). HEUREKA – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Gähnend schalte ich die Flimmerkiste aus und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Danach verschliesse ich die Haustüre besonders sicher und lege mich schlafen. Gute Nacht.

Herr Blake Shelton trällert “Oklahoma Christmas”: