20. November 2012 – Schokolade für Frau Pontecorvo

07.30 Uhr Ich öffne die Augen und bin dankbar, einen weiteren Sonnentag in Florida geniessen zu dürfen. Weil das Aussenthermometer bereits jetzt die 70°F (21°C) Marke erreicht hat, schlüpfe ich in die Badehose und lasse die Seele im Jacuzzi baumeln. Nebenher blättere ich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) und lerne, dass das am Donnerstag anstehende Erntedankfest zu den beliebtesten Feiertagen in Nordamerika zählt. Laut einer Studie, sollen hierzulande im vergangenen Jahr 130.000.000 Truthähne verzehrt worden sein – wie aufregend.
09.45 Uhr Nachdem ich mich in Schale geworfen habe, brühe ich echten Bohnenkaffee auf und lasse mir das Frühstück auf der Terrasse munden. Just als ich kraftvoll zubeisse, kommt General a.D. Kenneth Booth daher und berichtet, dass er heute nach Alabama fahren muss, um eine Cousine zu besuchen. Ich blicke skeptisch auf meine wertvolle ROLEX und entgegne, dass da eine stundenlange Reise bevorsteht. Der Kriegsveteran nickt eifrig und kündigt an, dass er erst gegen Mitternacht die schöne Stadt Tuscaloosa erreichen wird – das soll mir Recht sein.
10.45 Uhr Während Dixon im Garten herumtollt und nach Nachbarshund Joey Ausschau hält, räume ich den Tisch ab und komme zu dem Schluss, dass ich Frau Pontecorvo zum Thanksgiving Essen etwas schenken muss. Obgleich in meiner GOLDEN HEAD Geldböse gähnende Leere herrscht, klatsche ich in die Hände und gebe dem Vierbeiner zu verstehen, dass wir eine kleine Ausfahrt unternehmen und Pralines kaufen werden. Dixon wird sogleich hellhörig und hüpft ausgelassen ins Auto. Bevor ich losfahre, schalte ich das praktische Navigationsgerät ein und erfahre, dass am Lindbergh Boulevard in Fort Myers ein Schokoladengeschäft zu finden ist – wie schön.
11.30 Uhr Nach einer fünfundvierzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt komme ich auf dem Parkplatz des “Norman Love Confections” Geschäfts zum Stehen und renne in den Laden. Augenblicklich gesellt sich ein Verkäufer im Anzug an meine Seite und mutmasst, dass ich etwas Süsses für meine Angetraute kaufen möchte. Ich schüttle den Kopf und lasse den Angeber wissen, dass ich lediglich eine kleine Aufmerksamkeit für meine Nachbarin benötige. Der Depp führt mich spornstreichs zu einem Regal mit sündteueren “Pistachio” (löblich: Pistazien) Konfekts und unterbreitet, dass diese Schmankerl vorzüglich munden.
12.15 Uhr Nachdem ich mich ganz genau umgesehen und etliche Sorten probiert habe, deute ich in Richtung der Haselnuss Trüffelpralinen und beauftrage den Verkäufer, ein Pfund in eine repräsentative Schachtel zu verfrachten. Der Knecht kommt dem Auftrag anstandslos nach und bittet mich, 65 Dollars zu bezahlen – das ist ja allerhand.
13.00 Uhr Als ich entspannt nach Naples zurück kruse, bricht Dixon plötzlich in lautes Bellen aus. Ich drossle die Geschwindigkeit und ziehe es vor, an der Uferpromenade anzuhalten und dem Vierbeiner etwas Auslauf zu verschaffen. Danach kehre ich wegen der grossen Hitze in eine TIKI Bar ein und gönne mir eine süffige Diät Coca Cola sowie mit Käse überbackene Nachos – das schmeckt.
14.00 Uhr Redlichst gestärkt setze ich die Heimfahrt fort und erfreue mich am Qualitätsradioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Unter anderem habe ich das grosse Glück, ein neues Lied aus der Feder von LeeAnn Rimes zu hören – was kann es schöneres geben.
14.45 Uhr Zuhause angekommen, stelle ich die Pralinenschachtel in den Eiskasten und falle dann völlig erschöpft aufs Kanapee. Nach wenigen Wimpernschlägen döse ich ein und sehe mich im Traum in die Musikhauptstadt Nashville versetzt – das waren noch bessere Zeiten.
15.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und zögere nicht, am Schreibtisch Platz zu nehmen und der Anschnurarbeit nachzukommen. Auch heute finde ich eine Menge Depeschen im elektronischen Posteingang vor und sehe mich genötigt, Ratschläge am laufendem Band zu erteilen. HEUREKA – die Arbeit wächst mir bald über den Kopf.
16.30 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die neuesten Einträge im beliebten Gästebuch in Augenschein und verfasse eine Grussbotschaft an Amanda und James im fernen Toronto.
17.15 Uhr Da mein Magen bereits Knurrlaute von sich gibt, mache ich mich in der Küche nützlich und bereite unter den fordernden Blicken meines Haustieres ein prima Abendessen zu. Ich schwenke etwas Butter in einer Pfanne und zaubere lustige Bratkartoffeln mit Rühreiern und Schinken – wie gut das duftet.
18.30 Uhr Nachdem ich Dixons Napf mit Royal Canin Trockenfutter aufgefüllt und die Hausarbeit erledigt habe, strecke ich im Wohnzimmer die Beine aus. Gähnend schalte ich den neumodischen Flachbildschirm ein und fröne den Nachrichten auf FOX. Hinterher wechsle ich auf den Bezahlsender AMC und folge mit Interesse der spannenden BBC Dokumentation “Planet Earth” (löblich: Planet Erde) – das macht Spass.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich ab und begleite Dixon durch den Garten. Im Anschluss lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

Vitaminreiche Pralines:


Bild: Bernd from Yokohama, Japan / One missing, oops