23. Juli 2015 – Ausflug nach Barrie

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08.00 Uhr Ich werde durch ein leises Klopfen geweckt und bemerke, wie David ins Gästezimmer huscht und die Hundeleine stibitzt. Natürlich stelle ich den Dreikäsehoch zur Rede und erfahre, dass sein Grossvater einen Spaziergang mit Hund Dixon unternehmen möchte. Ferner erinnert der Kleine an unseren Ausflug nach Barrie und sagt, dass wir nach dem Frühstück losfahren werden – wie aufregend.
08.45 Uhr Nachdem ich mich abgeduscht und in Schale geworfen habe, werde ich in der Küche vorstellig und bemerke, dass mein Bruder und David immer noch nicht zurück sind. Maria beruhigt mich redlichst und zögert nicht, mir eine Tasse Bohnenkaffee vorzusetzen. Unterdessen gesellt sich auch Prof. Kuhn zu uns und berichtet, dass in den frühen Morgenstunden ein Pelztier um das Ferienhaus geschlichen ist. Maria steht uns Rede und Antwort und unterbreitet, dass während der Nacht viele Biber unterwegs sind, um Nahrung zu suchen.
09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten stösst mein Bruder lachend die Haustüre auf und erzählt, dass der Vierbeiner im Lake Simcoe gebadet hat. David schlägt in die gleiche Kerbe und nimmt am Esstisch Platz, um kraftvoll in ein Nutellabrot zu beissen. Ich schlage mir ebenfalls die Wampe voll und gebe zu Protokoll, dass ich in Barrie unbedingt Zahnseide kaufen muss.

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Hurra – wir krusen nach Barrie

10.00 Uhr Nach dem Frühstück helfe ich meiner Schwägerin beim Abwasch und vergesse auch nicht, etliche Dollarscheine in meine GOLDEN HEAD Geldbörse wandern zu lassen. Ausserdem spreche ich Georg an und frage nach, ob die Verkäufer in der “Georgian Mall” auch amerikanische Währung akzeptieren. Mein Bruder winkt demonstrativ ab und behauptet, dass ich in Ontario überall mit Dollars bezahlen kann – wie schön.
10.45 Uhr Wenig später werfen wir die Pforte ins Schloss und vereinbaren, dass wir in zwei Autos nach Barrie krusen sollten. Ruckzuck helfe ich Dixon auf die Ladefläche des japanischen Mietwagens und lade Georg zu einem Wettrennen ein. Mein Bruder lacht nur und meint, dass der TOYOTA keine Schanze gegen seinen PS-strotzenden JEEP hat.
11.15 Uhr Während der kurzweiligen Ausfahrt entlang der Autobahn 400 lauschen wir dem Qualitätsprogramm des lokalen Landmusiksenders “KX96 NEW COUNTRY” und haben das Vergnügen, ein schönes Lied des kanadischen Sängers Aaron Lines zu hören – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.45 Uhr Nach 40 Kilometern kommen wir auf dem Kundenparkplatz der weitläufigen “Georgian Mall” zum Halten. Ich hüpfe elegant aus dem TOYOTA RAV4 und mache es mir zur Aufgabe, Hund Dixon an die Leine zu nehmen. Danach folge ich meinen Begleitern ins Einkaufszentrum und erfahre beim Blick auf eine Übersichtstafel, dass in der Mall weit über 200 Fachgeschäfte zu finden sind. Als erstes laufen wir plaudernd in eine Starbucks Filiale und gönnen uns frisch aufgebrühte Bohnengetränke “TO GO” (löblich: Zum Mitnehmen).
12.30 Uhr Anschliessend scheucht uns Maria in das “SEARS” Gemischtwarenkaufhaus und hält nach einer Möbelpolitur Ausschau. Als ich genauer nachfrage, beteuert die Dame, dass sie morgen den Wohnzimmertisch auf Hochglanz bringen wird. Ich rolle gelangweilt mit den Augen und folge der Frau durch die breiten Gänge.
13.00 Uhr Mit knurrenden Mägen verlassen wir den Saftladen und schlendern an den einladenden Geschäften vorbei. Edelbert hält plötzlich inne und deutet auf ein Tabakgeschäft. Bevor ich Einspruch einlegen kann, lotst mich der Professor in den Laden und erwirbt eine Tüte “Brigadier Black” Pfeifentabak – wo soll das noch hinführen.

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Bitte nicht rauchen

13.45 Uhr Nachdem wir uns in einem Damenschuhgeschäft die Beine in den Bauch stehen und ein menschenüberlaufendes Schokoladengeschäft besuchen mussten, rennen wir in ein “Taco Bell” Schnellessgasthaus. Ich lasse mich erschöpft an einem Tisch nieder und beauftrage Maria, an der Essensausgabe Double Decker Tacos (löblich: Doppeldecker Taco), Chili Cheese Fries (löblich: Käsekartoffelstäbe mit Chili) sowie einen grossen Becher Diät Cola zu bestellen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
14.00 Uhr Endlich wird das wohlverdiente Mittagessen serviert. Ich mache mich spornstreichs über die Köstlichkeiten her und lasse Dixon die Tacos probieren. Bei dieser Gelegenheit plaudere ich mit meinem Grossneffen und bringe heraus, dass er eine Leseratte ist und gerne ein neues Buch kaufen würde. Weil Lesen bekanntlich die Dummheit gefährdet, nicke ich eifrig und erkläre den anderen, dass wir als nächstes eine Buchhandlung aufsuchen werden.


Ein Buch für David

14.45 Uhr Zum Abschluss unseres Ausflugs finden wir uns in “Coles Bookstore” wieder und nehmen die feilgebotenen Jugendbücher in Augenschein. David klatscht freudig in seine Hände und bittet mich, 12 kanadische Dollars in den Abenteuerroman “Percy Jackson: The Lightning Tief” zu investieren – wie schön.
15.30 Uhr Tütenbepackt kehren wir zu den Autos zurück und treten die Heimfahrt an. Ich beschleunige den SUV auf schwindelerregende 35 Meilen und folge Georgs schwarzem JEEP durch den dichten Nachmittagsverkehr.
16.30 Uhr In Gilford Beach angekommen, parke ich den Toyota neben der Scheune und laufe schnurstracks ins Haupthaus, um mich schnaufend aufs Kanapee fallen zu lassen. Während David in seinem Buch schmökert, schliesse ich die Augen und döse bald ein.
17.30 Uhr Nach einer Stunde weckt mich Edelbert und vertellt, dass Maria gleich das Abendessen auftischen wird. Ich lecke mir die Lippen und setze mich zu den Leuten an den Terrassentisch. Meine Schwägerin lässt nicht lange auf sich warten und serviert Langnudeln mit Tomatensauce. Dazu gibt es eiskaltes Labatt Blau Bier – das tut gut.

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Ein kühles Bier – das tut gut

18.30 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine eingeräumt habe, kehre ich ins Wohnzimmer zurück und nehme die reichhaltige Film- und Seriensammlung meines Bruders in Augenschein. Zu meiner Freude entdecke ich eine DVD Schachtel mit sämtlichen Folgen der unterhaltsamen bayerischen Serie “Irgendwie und Sowieso”. Um mir nicht schon wieder einen langweiligen amerikanischen Hollywoodschinken anschauen zu müssen, verfrachte ich einen Silbering ins Abspielgerät und schenke mir ein weiteres Bier ein.

19.00 Uhr Als sich alle in der guten Stube versammelt haben, betätige ich den “PLAY” (löblich: Spiel) Knopf auf der Fernbedienung und freue mich, ins Leben der oberbayerischen Bauernbuben Sir Quickly, Effendi und Sepp eintauchen zu können. Ich lehne mich seufzend zurück und komme zu dem Schluss, dass die Welt in den späten 1960er Jahren noch in Ordnung war. Georg gibt mir Recht und erinnert, dass ich damals mit der übergewichtigen Franziska Berghammer liiert war – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung streiche ich die Segel und verabschiede mich ins Badezimmer, um mich kalt abzuduschen. Im Anschluss wünsche ich den anderen angenehme Träume und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.