08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich werde von einem Lied der englischen Radaukombo “Rolling Stones” (löblich: Rollenden Steine) geweckt. Während Herr Mick Jecker die Komposition “Honky Tonk Women” (löblich: Gaststättenweiber) trällert, hüpfe ich aus dem Bett und freue mich, weil die Sonne vom Himmel lacht. Obgleich es bitterkalt ist, öffne ich das Fenster und zögere nicht, die Morgengymnastik zu absolvieren.
08.30 Uhr Im Anschluss schlüpfe ich in den Bademantel und eile mit Hund Dixon ins Parterre, um meine Verwandten herzlich zu begrüssen. Ferner werde ich Zeuge, wie Edelbert in seinen modischen Lodenmantel schlüpft und sich aufmacht, zur “Centerpoint Mall” zu spazieren. Da der Vierbeiner Gassi gehen möchte, drücke ich dem schlauen Mann die Hundeleine in die Hand und fordere ihn auf, das Haustier kurzerhand mitzunehmen. Zudem beauftrage ich meinen Bekannten, nicht nur eine Zeitung, sondern auch eine Dose Rasierschaum mitzubringen.
09.00 Uhr Nachdem ich mit Maria und Georg Kaffee getrunken habe, ziehe ich mich ins Gästebadezimmer zurück, um den jungen Tag mit einem Vollbad zu begrüssen. Währenddessen navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und lerne, dass im örtlichen “Aga Khan Museum” derzeit das “Music on Film Festival” stattfindet. Ich mache mich über diese Veranstaltung schlau und bringe heraus, dass im Kinosaal der besagten Ausstellungshalle internationale Musikdokumentationen gezeigt werden. Darüber hinaus lese ich, dass in Toronto momentan die bekanntesten Modeschöpfer zugegen sind, um Klamotten im Rahmen der “Women’s Fashion Week” (löblich: Frauen Mode Woche) zu präsentieren. Ich lache laut und komme schnell zu dem Schluss, dass mir auch dieses Schau gestohlen bleiben kann.
Meine goldene Rolex
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, beende ich den Badespass und kehre in die Küche zurück. Mit knurrendem Magen setze ich mich neben Georg und Edelbert an den Frühstückstisch und nehme mir das Recht heraus, Rühreier mit Speck, Bratkartoffeln sowie köstliche Schweinswürste zu essen. Nebenher tratsche ich mit meinen Tischnachbarn und vernehme, dass Edelbert das “Ontario Legislative Building” (löblich: Parlamentsgebäude von Ontario) an der Wellesley Strasse besuchen möchte. Ich werde augenblicklich hellhörig und erfahre, dass der im Jahre 1893 eröffnete Prachtbau als Sitz der Legislativversammlung der Provinz Ontario dient – das hört man gerne.
10.45 Uhr Nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages trommle ich mit den Fingerkuppen auf die Tischplatte und fordere meine Verwandten auf, sich unserem Ausflug anzuschliessen. Leider winden sich Georg und Maria aus der Verantwortung und vertreten einstimmig die Meinung, dass wir uns alleine auf den Weg machen sollten – jaja.
11.15 Uhr Wenig später sitzen wir im geräumigen JEEP und gleiten auf der Yonge Street gen Süden davon. Während Dixon auf dem Rücksitz döst, beschleunige ich das Auto auf 40 Stundenkilometer und lasse Edelbert wissen, dass ich grossen Dust habe und ein Bier vertragen könnte. Mein Begleiter nickt eifrig und verspricht, dass wir nach der Besichtigung in ein Gasthaus einkehren werden – wie schön.
Das Regierungsgebäude von Toronto
12.00 Uhr Nach 30 Kilometern erreichen wir unser Ziel und parken den JEEP an der College Street. Anschliessend vertreten wir uns die Beine und stehen bald vor einem im neuromantischen Stil erbauten Gebäude, das in direkter Nachbarschaft der “Universität von Toronto” liegt. Wir staunen Bauklötze und lesen auf einer Informationstafel, dass das Parlamentsgebäude derzeit wegen einer Sitzung nicht betreten werden darf. Trotz aller Widrigkeiten lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und beäugen den aus Sandstein erbauten Regierungssitz eingehend. Der Professor ist bestens informiert und belehrt mit erhobenem Zeigefinger, dass das Gebäude wegen seiner Farbe auch als “Pink Palace” (löblich: Rosa Palast) bezeichnet wird – das soll mir Recht sein.
13.00 Uhr Nachdem wir Photos geknipst haben, kehren wir zum Auto zurück und fassen den Entschluss, der “Mercatto” Wirtschaft einen Besuch abzustatten. Ruckzuck wird uns ein schöner Tisch mit Aussicht zugewiesen und wir ordern mit Käse überbackene Macaronis sowie eine lustige Meeresfrüchteplatte – das schmeckt.
13.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert auf unsere geplante Reise zu den Niagarafällen zu sprechen und schlägt vor, dass wir am Freitag losfahren und über das Wochenende dort bleiben sollten. Ich schlage in die gleiche Kerbe und ordere eine weitere Hopfenkaltschale – das tut richtig gut.
Ich proste Edelbert zu – wie schön
14.15 Uhr Nach der Jause begleichen wir die Zeche in Bar und laufen auf Schusters Rappen zum JEEP zurück. Weil leichter Schneefall einsetzt, helfen wir Dixon auf die Rückbank und schicken uns an, schnell in den Vorort York zurück zu fahren. Unterdessen lauschen wir dem Programm des beliebten Radiosenders KX96 und erfreuen uns an handgemachter amerikanischer Landmusik – was kann es schöneres geben.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, finden wir das Stadthaus verlassen vor und erfahren von Haushälterin Grace, dass meine Verwandten ausgeflogen sind. Ich zucke mit den Schultern und falle erschöpft aufs Kanapee.
16.00 Uhr Wenig später kommen die lieben Leute tütenbepackt nach Hause und wecken mich unsanft. Meine Schwägerin plappert ohne Unterlass und berichtet, dass sie in der “Centerpoint Mall” abgeschoppt und Lebensmittel besorgt hat. Ich lecke mir die Lippen und lerne, dass sie zeitnah das Abendessen auftischen wird.
Ein rauchiger Whiskey schmeckt prima
16.15 Uhr Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, genehmigen wir uns rauchige Bourbons aus dem amerikanischen Bundesstaat Tennessee. Georg lobt das Gebräu in den höchsten Töne und verdeutlicht, dass dieser Maisbrand mit einer extraordinären Vanillenote überzeugen kann – wie aufregend.
17.15 Uhr Endlich ruft uns Maria ins Esszimmer und serviert eine mit Rucola belegte Pizza. Ferner entkorkt die Perle eine Flasche Rotwein und bittet Georg, die edlen Gläser aus dem Schrank zu holen.
18.30 Uhr Mit vollen Mägen legen wir in der guten Stube die Beine hoch und geben uns der Verbrecherschau COPS auf dem Spartenkanal “Paramount Network” hin. Wir amüsieren uns köstlich und werden Zeugen, wie sich ein schwerbewaffneter Geiselgangster in einer Bank verschanzt und sich einen Schusswechsel mit der Polizei liefert.
20.00 Uhr Nachdem die Doppelfolge zu Ende gegangen ist, erhebe ich mich gähnend aus dem Sessel und begleite Dixon in den Garten. Danach wünsche ich den Anderen einen schönen Abend und verabschiede mich ins Gästezimmer. Gute Nacht.