08.00 Uhr Die sechste Woche des Jahres beginnt und ich habe ein schönes Lied des aus Texas stammenden Künstlers Aaron Watson im Ohr. Ächzend rolle ich mich aus dem Bett und fasse den Entschluss, heute etwas kürzer zu treten und mir die Sonne auf den Kopf scheinen zu lassen – da kommt besonders grosse Freude auf.
08.30 Uhr Während der Vierbeiner im Garten tollt, ziehe ich mich ins Bad zurück und lasse die Seele bei einem löblichen Wirbelbad baumeln. Darüber hinaus telefoniere ich mit Edelbert und lade ihn ein, mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.
09.30 Uhr Gegen halb Zehn beende ich die Morgenwäsche und mache es mir zur Aufgabe, die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb zu nehmen und etliche Eier in eine Pfanne zu schlagen. Ausserdem spähe ich auf die Strasse und werde plötzlich Zeuge, wie der verrostete Pritschenwagen meines Gärtners vorfährt. Natürlich begrüsse ich den braungebrannten Arbeiter herzlich und stelle klar, dass nicht nur die Wiese gemäht, sondern auch die abgefallenen Palmwedel aufgesammelt werden müssen. Der Muskelprotz rückt seine Schirmmütze zurecht und entgegnet, dass es ein leichtes werden dürfte, die Arbeiten bis 11 Uhr zu erledigen.
Edelbert hat Schmankerl mitgebracht
10.00 Uhr Wenig später kann ich auch Edelbert in meinem kultivierten Zuhause begrüssen. Der schlaue Mann präsentiert eine Tüte mit Schmankerln aus der Biscotti Farrugia Bäckerei und setzt mich darüber in Kenntnis, dass ein Schrotthaufen auf meiner Einfahrt parkt. Ich nicke eifrig und informiere, dass mir der Gärtner einen Besuch abgestattet hat. Edelbert blickt neugierig in den Garten und meint, dass wir die wichtigste Mahlzeit des Tages auf der schattigen Terrasse einnehmen könnten.
10.30 Uhr Während Herr Leonardo (33) aus dem Schwitzen gar nicht mehr herauskommt, schlürfen wir Kaffee und kommen überein, dass es von meinen Verwandten eine prima Idee war, mich zu Weihnachten mit einer Gartenhilfe zu überraschen. Ich reibe mir die Hände und merke an, dass ich mich in meinem Alter schliesslich nicht auch noch um den Garten kümmern kann.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, kommt Frau Pontecorvo dazu. Die Alte von nebenan wischt sich die Schweissperlen von der Stirn und erzählt, dass sie den Vormittag in der Stadt verbracht hat, um ein neues Kleid zu kaufen. Darüber hinaus bringen wir in Erfahrung, dass meine Nachbarin am Wochenende mit Herrn Fisher ins Theater gehen und sich das Musical “Chicago” anschauen wird. Die Dame schwärmt in den höchsten Tönen und plappert davon, dass besagtes Bühnenstück erstmals im Jahre 1975 in New York aufgeführt wurde und die Geschichte einer Tänzerin im Chicago der 1920er Jahre erzählt – wie langweilig.
Wir trinken gesundes Budweiser
12.00 Uhr Just als ich den Kühlschrank öffne und süffige Biere hervorholen möchte, stelle ich mit grosser Sorge fest, dass kein Gerstensaft vorrätig ist. Ich eile ruckzuck nach draussen und gebe bekannt, dass ich schleunigst Nachschub besorgen muss. Edelbert gibt mir Recht und erinnert, dass man bei schwülwarmen Temperaturen sehr viel trinken sollte – dem ist nichts hinzuzufügen.
12.30 Uhr Nachdem ich Frau Pontecorvo mit Zungenkuss verabschiedet habe, scheuche ich Hund Dixon zum JEEP und bitte Edelbert, mich zu “Bob’s Liquor Store” zu kutschieren. Der Professor kommt dem Auftrag anstandslos nach und prescht mit quietschenden Pneus gen Süden davon.
13.00 Uhr Dreissig Minuten später betreten wir das Geschäft und treffen den Ladeninhaber höchstpersönlich hinter der Registrierkasse an. Herr Bob hebt die Hand zum Gruss und sagt, dass er den Vormittag ausgenutzt hat, um die “Super Bowl” Werbeartikel abzuhängen. Der gute Mann schnauft wie ein Walross und sagt, dass das Football Finale sehr spannend war. Wir stimmen zu und lassen es uns nicht nehmen, zwei Kisten Paulaner Weissbier sowie drei Sechserpacks Budweiser in den Einkaufswagen zu stellen. Anschliessend überreiche ich dem Gewerbetreibenden meine praktische Meisterkarte und bitte ihn, die Rechnung von meinem Konto abzubuchen.
13.30 Uhr Im Anschluss hüpfe ich wieder ins Auto und ermutige Edelbert, den Drive-Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter des benachbarten “Sonic” Eisgeschäfts anzusteuern. Ich zeige mich erkenntlich und ordere kurzerhand zwei grosse Eisbecher mit Sahne – schmeckt prima.
Ein lustiges Eis
14.15 Uhr Zuhause angekommen, winke ich Edelbert zum Abschied zu und schleppe dann das Bier in die Küche. Danach bette ich mich schnaufend auf dem Kanapee zur Ruhe und döse prompt ein.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und ringe mich dazu durch, die Anschnurseelsorge ausnahmsweise sausen zu lassen. Stattdessen kippe ich mir ein kühles Weissbier hinter die Binde und blättere in der Tageszeitung. Natürlich wird ausführlich über den Sieg der “New England Patriots” beim diesjährigen “Super Bowl” berichtet. Ich mache grosse Augen und lerne, dass Tom Brady, seines Zeichens Quarterback der Patriots, ein Jahresgehalt von 30 Millionen Dollars einstreicht – das ist ja allerhand.
16.00 Uhr Nachdem ich das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite gelöst habe, nehme ich die Leine zur Hand und breche mit Dixon zu einem Gassigang auf. Wir schlendern pfeifend durch das Wohngebiet und stehen bald vor dem CIRCLE K Geschäft am Piper Boulevard. Achselzuckend betrete ich den Supermarkt und verfrachte mehrere Schokoriegel sowie gesundes Obst in eine umweltfreundliche Plastiktüte.
Mein Zuhause unter Palmen
17.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, mache ich mich in der Küche nützlich und bereite das Abendessen vor. Ich schwenke Butter in einer Pfanne und zaubere im Handumdrehen Bratkartoffeln mit Spiegeleiern – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Mahlzeit lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und greife auf das NETFLIX Angebot zurück. Um etwas Abwechslung zu bekommen, gebe ich mich der Serie “Frontier” hin und tauche in das Leben einiger Fellhändler ein, die während des 18. Jahrhunderts um ihr Leben kämpfen müssen – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach der dritten Episode schalte ich die Glotze aus und rufe den Rüden ins Haus. Zum Abschluss des anstrengenden Tages reguliere ich die Klimaanlage und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.