08.00 Uhr Ich werde zu früher Stunde durch besonders lautes Telefonschellen geweckt. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert und erkundigt sich, ob ich ihn heute wirklich zum Münchner Hauptbahnhof bringen werde. Natürlich nicke ich eifrig und lote aus, wann sein Schnellzug nach Berlin losfahren wird. Der schlaue Mann versorgt mich mit Fakten und vertellt, dass er spätestens in 5 Stunden in München sein muss. Weil noch etwas Zeit bleibt, lade ich meinen Bekannten zum Frühstück ein und stelle klar, dass wir gegen 11 Uhr aufbrechen werden.
09.00 Uhr Nachdem ich mich frisch gemacht habe, schlüpfe ich in legere Freizeitkleidung und eile nach unten, um die wichtigste Mahlzeit des Tages vorzubereiten. Ferner treffe ich Sandra und Bärbel im Gang an und lasse die Mädchen wissen, dass ich den Tag in der Landeshauptstadt verbringen werde. Meine Mieterin schultert ihre Ledertasche und entgegnet, dass sie heute etwas länger im Kreisverwaltungsreferat schuften muss.
Friedbert und Edelbert treffen in der Villa ein
09.30 Uhr Wenig später trudeln Edelbert und Friedbert Bürstenbinder in der Villa ein. Die zwei haben grossen Hunger mitgebracht und zögern nicht, sich an den Küchentisch zu setzen. Wie es sich gehört, fülle ich die Kaffeebecher mit brühfrischem Bohnentrunk auf und ermutige meine Gäste, sich im Ofen aufgebackene französische Hörnchen schmecken zu lassen. Nebenher tratsche ich angeregt mit dem Professor und bringe heraus, dass er gegen halb 8 in Berlin ankommen und anschliessend mit seinem Sohn in ein schickes Restaurant am Bundeskanzleramt einkehren wird. Ich nippe am Heissgetränk und rufe Edelbert auf, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und der hochnäsigen Kanzlerin einen Besuch abzustatten. Friedbert hat nur Hohn und Spott über und mutmasst, dass Frau Merkel die anstehende Bundestagswahl haushoch verlieren wird – wie wahr.
10.30 Uhr Während Dixon im Garten mit den Katzen spielt, sorge ich in der Küche für Ordnung und rufe meine Freunde auf, endlich in die Gänge zu kommen.
Mein sportlicher Jaguar
11.00 Uhr Danach schlendern wir zum JAGUAR und schicken uns an, mit quietschenden Pneus in Richtung bayerischer Landeshauptstadt aufzubrechen. Um etwas vom Umland zu sehen, krusen wir auf der Bundesstrasse in Richtung Westen davon und haben das zweifelhafte Vergnügen, an einer Grossbaustelle vorbeizukommen. Der Admiral erhebt mahnend den Zeigefinger und berichtet, dass sich der Freistaat im letzten Jahr entschlossen hat, einen sogenannten Verkehrswegeplan zu verabschieden und zahlreiche Bauprojekte mit 17 Milliarden EUROS zu bezuschussen – das ist ja allerhand.
12.00 Uhr Eine Stunde später passieren wir das Willkommensschild der Millionenmetropole mit Herz und fahren auf der Ungererstrasse stadteinwärts. Schon bald finden wir uns auf der prachtvollen Leopoldstrasse wieder und erinnern uns an die Schwabinger Krawalle des Jahres 1962. Der ehemalige Seefahrer winkt ab und erzählt, dass er damals einem langhaarigen Studenten die Gitarre weggenommen und sie ihm über den Kopf gehauen hat.
Der Hauptbahnhof wurde 1960 restauriert
12.30 Uhr Endlich erreichen wir den Hauptbahnhof und können den aufpolierten Sportwagen in der Tiefgarage parken. Da Edelberts Zug mit Verspätung abfahren wird, steuern wir einen Kiosk an und ordern beim schlechtgelaunten Betreiber drei Flaschen Löwenbräu Helles. Im Anschluss proste ich meinen Freunden redlichst zu und öle meine ausgetrocknete Kehle mit einem kräftigen Schluck – das tut gut.
13.00 Uhr Nach der Erfrischung bringen wir den Professor zum ICE und wünschen ihm eine sichere Reise. Edelbert bedankt sich und sagt, dass wir uns am 28. Mai wiedersehen werden – wie schön.
13.30 Uhr Einige Minuten nach Fahrplan setzt sich der Zug in Bewegung und rollt gemächlich aus dem Bahnhof. Wir winken der Bimmelbahn wehmütig hinterher und entschliessen uns, Hund Dixon etwas Auslauf zu verschaffen und die Schillerstrasse zu besuchen. Friedbert schnalzt demonstrativ mit der Zunge und sagt, dass bis vor 25 Jahren entlang dieser Strasse unzählige Bordelle und Nachtlokale beheimatet waren. Obgleich ich aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr herauskomme, schwärmt der ehemalige Seefahrer in den höchsten Tönen und berichtet, dass er Stammgast in der “Lulu Bar” war – wo soll das noch hinführen.
Wir kehren in den Augustiner Bräu ein
14.30 Uhr Schlussendlich stehen wir am Stachus und kommen überein, dass ein Mittagessen nicht schaden kann. Herr Bürstenbinder lotst mich zielsicher zum nahegelegenen “Augustiner Bräu” und versichert, dass er mich zu Speis und Trank einladen wird. Da ich nicht auf den Taler achten muss, ordere ich kurzerhand eine Schweinshaxe mit Blaukraut und Extraknödel.
15.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und mit den Biergläsern anstossen, surrt plötzlich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry). Zu meiner Freude meldet sich Georg und erkundigt sich, ob ich mich in der alten Heimat schon wieder eingelebt habe. Ich stimme prompt zu und verrate meinem Bruder, dass ich just im Moment eine köstliche Schweinshaxe verzehre.
16.00 Uhr Nach der dritten Halbe bezahlen wir die Zeche in Bar und schlendern entspannt zum Parkhaus zurück. Währenddessen schnüffelt Dixon an jedem Stein und schreckt auch nicht davor zurück, einen waschechten Münchner in Lederhose anzubellen – da kommt besonders grosse Freude auf.
16.45 Uhr Ein wunderschöner Nachmittag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich steuere den JAGUAR hupend in Richtung Sendlinger Tor und ziehe es wegen des Feierabendverkehrs vor, direkt auf die Autobahn 94 aufzufahren. Nebenher frönen wir dem Radioprogramm von ARABELLA und freuen uns über das stimmungsvolle Spider Murphy Gang Lied “Schickeria” – was kann es schöneres geben.
18.45 Uhr Kurz vor dem Siebenuhrläuten bin ich wieder daheim und leiste Sandra und Frau Bärbel beim Abendessen Gesellschaft. Meine Mieterin holt einen weiteren Teller aus dem Schrank und verwöhnt mich mit italienischen Langnudeln. Ich giesse zwei Schöpflöffel Sauce über die Teigwaren und registriere, dass das Abendessen wirklich prima schmeckt.
Hund Dixon ist müde
19.30 Uhr Während sich die Frauen um den Abwasch kümmern, setze ich mich zu Dixon aufs Wohnzimmerkanapee und schaue fern. Unter anderem gebe ich mich der Tagesschau hin und höre, dass am Wochenende ein Tiefdruckgebiet über Süddeutschland ziehen wird – wie schade.
20.15 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf PHOENIX und mache mich bei einer aufschlussreichen Dokumentation über die dunklen Machenschaften der CIA schlau – wie aufregend.
21.00 Uhr Um keine viereckigen Augen zu bekommen, beende ich den Fernsehabend und wünsche den monopolyspielenden Kindern eine gute Nacht. Sandra zwinkert mir redlichst zu und kündigt an, dass sie morgen mit Dixon tschoggen wird. Ich zucke mit den Schultern und verabschiede mich nach oben. Gute Nacht.