13. Februar 2015 – Nichts als Unglück am Freitag den 13.

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08.00 Uhr Ich rolle mich aus dem Wasserbett und stelle beim Blick auf den Wandkalender fest, dass der heutige Freitag auf den dreizehnten Tag des Monats fällt. Weil am Freitag den 13. bekanntermassen viele Unglücke passieren, verzichte ich ausnahmsweise auf die Morgengymnastik und verabschiede mich in die Nasszelle.

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Freitag der 13. – wie furchtbar

08.30 Uhr Als ich den Wasserhahn aufdrehe, werde ich Zeuge, wie rostbraune Flüssigkeit in die Badewanne rinnt. Ich raufe mir die Haare und ziehe es vor, nach nebenan zu gehen und am Haus von Frau Pontecorvo zu läuten. Meine Nachbarin blickt traurig drein und bestätigt, dass auch in ihrer Villa kein Wasser verfügbar ist – das ist typisch.
09.00 Uhr Nachdem wir beim “Water Department” (löblich: Wasserwirtschaftsamt) angerufen und erfahren haben, dass eine Hauptleitung beschädigt ist, kehre ich niedergeschlagen nach Hause zurück. Missmutig lasse ich mich am Küchentisch nieder und gebe dem Vierbeiner zu verstehen, dass es mir nicht möglich sein wird, mir die Haare zu waschen. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und brühe mit dem futuristischen DeLonghi Vollautomaten frischen Bohnenkaffee auf. Darüber hinaus hole ich den Cheddarkäse aus dem Eiskasten und bemerke, dass sich auf dem Milcherzeugnis ein Schimmelschleier gebildet hat – wie unlöblich.
09.30 Uhr Da verdorbene Lebensmittel Krankheiten auslösen können, entschliesse ich mich, sämtliche Waren in den Mülleimer zu werfen und den Kühlschrank mit Essigwasser auszuwischen. Nebenher mache ich mir eigene Gedanken und spiele mit der Idee, die wichtigste Mahlzeit des Tages in Julies Restaurant einzunehmen.
10.15 Uhr Nach getaner Arbeit rufe ich bei Edelbert an und lote aus, ob er mich ins Gasthaus unseres Vertrauens begleiten möchte. Der Professor lehnt jedoch ab und beteuert, dass er den Hausputz erledigen muss. Ich beende das Gespräch wortlos und scheuche den Vierbeiner zum PS-strotzenden SUV.

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Mein vierbeiniger Begleiter

10.45 Uhr Wenig später treffe ich am Ziel ein und registriere, dass der Kundenparkplatz überfüllt ist. Weil mein knurrender Magen nach einer reichhaltigen Mahlzeit verlangt, parke ich kurzerhand vor einem roten Wasserhydranten und eile mit dem Haustier im Schlepptau ins Restaurant. Wirtin Julie begrüsst mich herzlich und zögert nicht, mir eine Kanne Kaffee sowie ein grosses Frühstück (unlöblich: Big Breakfast) vorzusetzen.
11.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, tratsche ich angeregt mit der Dame und erzähle, dass mir heute kein Glück beschert ist. Frau Julie nickt eifrig und setzt mich darüber in Kenntnis, dass gerade ein Polizeibeamter einen Strafzettel am Scheibenwischer meines Wagens befestigt. Wildgestikulierend laufe ich nach draussen und lasse de Uniformträger wissen, dass ich mit Scherriff Bradfort befreundet bin. Der Polizist lässt nicht mit sich reden und unterbreitet, dass Falschparken mit einem Bussgeld geahndet wird – gleich platzt mir der Kragen.
11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten beende ich das Frühstück und kruse nörgelnd ins Wohngebiet zurück. Unterdessen schimpfe ich wie ein Rohrspatz und erkläre Dixon, dass ich heute keinen Schritt mehr vor die Haustüre setzen werde. Der Rüde schüttelt sich ausgiebig und macht es sich zur Aufgabe, mit seiner nassen Nase die Seitenscheiben des Suburban zu verschmieren – wie furchtbar.
12.30 Uhr Nachdem ich das Auto in der Garage abgestellt und die Fensterscheiben gereinigt habe, werfe ich die Haustüre ins Schloss und falle völlig erschöpft aufs Kanapee.
13.30 Uhr Leider wird die himmlische bald durch ohrenbetäubenden Krach gestört. Ich laufe augenreibend zum Küchenfenster und sehe, wie städtische Bauarbeiter direkt vor meiner Garage den Strassenbelag aufreissen. Um einen genaueren Überblick zu bekommen, stelle ich den zigarettenrauchenden Vorarbeiter zur Rede und bringe heraus, dass die Handlanger einen Wasserrohrbruch reparieren müssen.


Kenny G – Breathless

14.00 Uhr Um mir nicht den ganzen Nachmittag den Baulärm anhören zu müssen, schiebe ich die Kenny G Scheibe “Breathless” in die Musikanlage und lausche dem Titel “Forever in Love” (löblich: Für immer verliebt) – was kann es schöneres geben.
14.30 Uhr Just als der Saxophonvirtuose die Komposition “Sister Rose” anstimmt, fällt plötzlich der Strom aus. Ich flitze verärgert an die frische Luft und erhalte die Auskunft, dass ein unvorsichtiger Bauarbeiter ein Stromkabel gekappt hat. Der Rädelsführer beruhigt mich redlichst und sichert zu, dass spätestens um 16 Uhr sämtliche Schäden behoben sein werden. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und breche mit Dixon zu einem ausgedehnten Spaziergang zum zwei Meilen entfernten La Playa Golfplatz auf.

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Ich gönne mir einen rauchigen Bourbon

15.15 Uhr Da ich zu Hause nicht einmal Anschnur gehen kann, kehre ich in die Golfwirtschaft ein und ordere beim Barmann einen rauchigen Bourbon sowie ein eiskaltes Bier. Der Schankkellner kommt der Bitte anstandslos nach und kredenzt ausserdem eine Schüssel mit vitaminreichen Nüssen. Ich ertränke meine Sorgen in Alkohol und berichte dem Ober, dass mich heute das Unglück auf Schritt und Tritt verfolgt. Herr Francis schenkt mir ein Lächeln und animiert mich, noch einen Schnaps zu trinken – wie schön.
16.15 Uhr Um 65 Dollars ärmer, schlendere ich nach Hause und freue mich, keine Bauarbeiter vor meinem Zuhause anzutreffen. Ich nehme das provisorisch aufgefüllte Erdloch vor der Villa in Augenschein und bin mir sicher, dass die Deppen morgen erneut anrücken und mit den Teerarbeiten beginnen werden.
16.45 Uhr Erleichtert stosse ich die Pforte auf und lasse mir ein erfrischendes Wirbelbad mit Rosenöl einlaufen. Ferner nehme ich die Klimaanlage in Betrieb und fülle Dixons Napf mit gesundem Trockenfutter auf.
17.45 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf sechs zugeht, beende ich den Badespass und bereite das Abendessen zu. Da ich sämtliche Lebensmittel weggeworfen habe, nehme ich mit einer Schinkenpizza aus dem Hause TOMBSTONE Vorlieb. Dazu gibt es rote Bohnen mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.
18.30 Uhr Ein langer Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und informiere mich über die aktuellen politischen Entwicklungen.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wähle ich das Qualitätsprogramm von HBO aus, um mir den abendfüllenden Spielfilm “Friday the 13.” (auf deutsch: Freitag der 13.) anzuschauen. Ich mache grosse Augen und sehe, wie ein maskierter Mörder die Besucher eines Ferienlagers terrorisiert – wie unlöblich.

21.00 Uhr Nach zwei Stunden flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich betätige den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und laufe mit dem Revolver im Anschlag durchs Haus. Erst nachdem ich sichergestellt habe, dass sich kein Meuchelmörder in der Villa tummelt, ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.