20. Januar 2014 – Eine neue Glock

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Eine neue Woche beginnt und ich registriere beim Blick auf das Aussenthermometer, dass es saukalt ist. Um mich nicht zu erkälten, stelle ich die Klimaanlage aus und entschliesse mich, auf die Morgengymnastik im Freien zu verzichten. Stattdessen eile ich ins Badezimmer und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln – das tut gut.
08.45 Uhr Kurz vor dem Neunuhrläuten beende ich das Badevergnügen und ziehe eine modische WRANGLER Tschiens sowie ein langärmliges Hemd an. Anschliessend giesse ich Bohnentrunk in eine Tasse und mache es mir zeitungslesend in der Küche bequem. Dixon leistet mir beim Frühstück Gesellschaft und freut sich, als ich ihm eine halbe Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) mit echtem Bienenhonig kredenze.
09.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und die Artikel in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) studiere, kommt plötzlich Scherriff Bradforts Dienstfahrzeug mit quietschenden Bremsen vor der kleinen Villa zum Stehen. Ich eile neugierig nach draussen und lasse es mir nicht nehmen, dem Ordnungshüter einen guten Morgen zu wünschen. Mein Bekannter rückt seinen Cowboyhut (unlöblich: Kuhjungenhut) zurecht und erzählt, dass in mehreren Häuser am Mentor Drive in der vergangenen Nacht eingebrochen wurde. Ich mache mir die grössten Sorgen und bitte den Scherriff auf einen Kaffee in mein Eigenheim herein.

willoughby
Meine kleine Villa in Südfloria

10.00 Uhr Herr Bradfort nimmt die Einladung dankend an und plappert davon, dass womöglich eine international agierende Verbrecherbande hinter den Einbrüchen steckt. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich im Fall der Fälle keine Sekunde zögern und zu meinem Revolver greifen würde. Mein Tischnachbar wird prompt hellhörig und lotet aus, welches Schiesseisen ich besitze. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, hole ich die Pistole aus dem Hause “Smith & Wesson” hervor und gebe zu Protokoll, dass sich das Modell 57 hervorragend zur Selbstverteidigung eignet. Der Scherriff winkt ab und behauptet, dass der Trommelrevolver viel zu schwer ist und ausserdem sehr schlecht in der Hand liegt. Bevor ich antworten kann, zieht Herr Bradfort seine GLOCK G21 aus dem Gürtelhalfter und setzt mich darüber in Kenntnis, dass seine Waffe mit einem verkleinerten Griffstück und einem 13 Patronen fassenden Magazin überzeugen kann – wie aufregend.
10.45 Uhr Nachdem mir der Ordnungshüter nahegelegt hat, ebenfalls eine GLOCK zu kaufen, verabschiede ich ihn händeschüttelnd und verspreche, mich noch heute in einem Fachgeschäft beraten zu lassen.

http://www.youtube.com/watch?v=H1cZdvJUf-k

11.30 Uhr Als endlich Ruhe im Willoughby Drive eingekehrt ist, bereite ich mir ein schmackhaftes Sandwich (unlöblich: belegtes Brot) zu. Darüber hinaus trinke ich eine Dose Dr. Pepper Brause und navigiere mit dem iPad durchs Internetz. Schon bald werde ich auf ein Waffengeschäft aufmerksam und lerne, dass es in “Waynes Bergquist Gunshop” nicht nur Pistolen, sondern auch Flinten zu kaufen gibt. Ich klatsche in die Hände und lasse Dixon wissen, dass wir augenblicklich zur Pine Ridge Road fahren werden.
12.30 Uhr Kurz nach der Mittagszeit treffen wir am Ziel ein und schlendern staunend durch den Laden. Ein freundlicher Mensch heisst mich herzlich Willkommen und bietet mir seine Hilfe an. Ich rücke mit meinem Anliegen heraus und berichte, dass ich eine GLOCK G21 erwerben möchte. Mein Gegenüber schüttelt jedoch den Kopf und erörtert, dass er dieses Modell nur an Polizeibeamte und/oder Soldaten herausgeben darf. Stattdessen hält mir der Knecht eine G32 unter die Nase und referiert, dass diese halbautomatische Pistole über einen Kompensator verfügt, der die Waffe bei schnellen Schussfolgen leichter kontrollierbar macht – das ist phantastisch.

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Mein neues Schiesseisen

13.15 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten händige ich dem Verkäufer meinen Führerschein sowie die Daueraufenthaltsgenehmigung (unlöblich: Permanent Resident Card) aus und bitte ihn, zwei Packungen Patronen mit dem Kaliber .357 mit einzupacken. Ferner präsentiere ich meine praktische Meisterkarte (unlöblich: Mastercard) und lasse den Rechnungsbetrag von meinem Konto abbuchen.
14.00 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann mich auf dem Kanapee zur Ruhe legen. Da es immer noch recht kühl ist, decke ich mich mit einer Wolldecke zu und schlummere schnell ein.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und mache es mir zur Aufgabe, bei Edelbert anzurufen und ihm von meinem Waffenkauf zu erzählen. Der schlaue Mann seufzt laut und unkt, dass ich nie den Mut aufbringen könnte, auf einen Menschen zu feuern. Ich falle dem Professor ins Wort und stelle klar, dass ich alles daran setzen werde, meinen Besitz zu schützen.

dixon
Hund Dixon geht Gassi

15.45 Uhr Weil die Anzeige des Thermometers mittlerweile die 65°F (18°C) Grenze überschritten hat, ringe ich mich dazu durch, auf die Anschnurseelsorge zu verzichten und einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen laufe ich zum “La Playa” Golfplatz und freue mich, auf halbem Weg Frau Crane mit Mischlingsrüden Joey zu treffen. Natürlich lasse ich Dixon spornstreichs von der Leine und fordere ihn auf, mit seinem Freund zu spielen. Bei dieser Gelegenheit tratsche ich mit der ehemaligen Olympiateilnehmerin und erfahre, dass uns morgen wärmere Temperaturen erwarten – wie schön.
17.00 Uhr Nach einer Stunde bin ich wieder daheim und richte in der Küche eine kalte Wurst- und Käseplatte an. Dazu gibt es mehrere Scheiben Roggenbrot sowie vitaminreiche Gewürzgurken aus dem Glas – das schmeckt.
18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit beendet habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich strecke im Wohnzimmer die Beine aus und bleibe beim Umherschalten (unlöblich: Zappen) auf TNT hängen, wo zwei Episoden der Mafiaserie “Mob City” laufen. Ich lehne mich budweiserschlürfend zurück und gebe mich den Abenteuern eines Polizisten hin, der gegen das organisierte Verbrechen kämpfen muss – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Der Abspann flimmert über die Mattscheibe und ich drücke gähnend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der neumodischen Fernbedienung. Im Anschluss scheuche ich Dixon noch einmal durch den Garten und lege mich dann ins Bett. Gute Nacht.