08.00 Uhr Ich werde durch das Kreischen einiger Möwen geweckt und ärgere mich, weil sich etliche Exemplare auf dem Balkon niedergelassen haben. Missmutig hüpfe ich aus dem Bett und führe die Morgengymnastik an der frischen Luft durch. Währenddessen spähe ich zum hoteleigenen Schwimmbecken und werde auf leichtbekleidete Frauenzimmer aufmerksam, die sich hüftschwingend in Form bringen.
08.45 Uhr Just als ich in legere Freizeitkleidung schlüpfe, klopft Edelbert an die Verbindungstüre. Ich wünsche meinem Bekannten einen guten Morgen und höre, dass die amerikanische Frauenfussball Nationalmannschaft auch im “Ritz Carlton Hotel” logiert. Der Professor plappert ohne Unterlass und erzählt, dass er einen Spaziergang durch die Luxusherberge unternommen und die Torfrau Hope Solo am Pool getroffen hat. Edelbert reibt sich die Hände und meint, dass die 31jährige ein fescher Hase ist – wo soll das noch hinführen.
09.30 Uhr Wenig später statten wir dem “Ocean Bar & Grill” Gasthaus einen Besuch ab und genehmigen uns ein prima Frühstück. Während sich Edelbert am Obstbüfett bedient, lade ich Rühreier, Speck und gesunde Wurstwaren auf meinen Teller. Dazu trinke ich echten Bohnenkaffee und stelle wohlwollend fest, dass die braune Brühe ganz im Gegensatz zum amerikanischen Kaffee mit einer würzigen Note überzeugen kann. Wie nicht anders zu erwarten, versorgt mich Edelbert mit Infos und erläutert, dass im südwestlichen Teil der Insel einige der weltgrössten Kaffeeplantagen beheimatet sind – wie aufregend.
10.30 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, brechen wir zu einem Strandspaziergang auf. Edelbert ist vom luxuriösen Ambiente des “Ritz Carlton” sichtlich angetan und weist auf die Tatsache hin, dass im Zimmerpreis nicht nur ein Frühstück, sondern auch sämtliche Weichgetränke (unlöblich: Softdrinks) enthalten sind, die am Pool und am Strand getrunken werden. Ich mache es mir spornstreichs auf einer Liege bequem und winke einen Kellner herbei, um eine erfrischende Diät Coke zu ordern.
11.30 Uhr Just als ich eine platinblonde Latina beobachte, die ihre schokoladenbraune Freundin mit Sonnenlotion eincremt, meldet sich Edelbert zu Wort und unterbreitet, dass wir nun mit dem Hotelbus in die Hauptstadt San Juan fahren könnten. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich hungrig bin und mir im Zentrum ein Mittagessen gönnen werde.
12.00 Uhr Nach kurzer Wartezeit finden wir uns im Hotelbus wieder und erfahren, dass der Fahrer alle Sehenswürdigkeiten der 400.000 Einwohner zählenden Grossstadt anfährt. Der dunkelhäutige Droschkenführer prescht mit durchdrehenden Pneus davon und passiert nach wenigen Meilen das “Coliseo de Puerto Rico”. Prof. Kuhn ist wie immer bestens informiert und behauptet, dass diese Sport- und Konzertarena im Jahre 2004 eröffnet wurde. Ich knipse Photos am laufenden Band und bemerke, dass San Juan eine interessante Stadt ist.
13.00 Uhr Nachdem wir durch den Bezirk “Miramar” gefahren sind, steuert der Fahrer den Stadtteil “Old San Juan” an. Nebenbei hören wir, dass es sich anbieten würde, den “Plaza de Armas” (löblich: Platz der Bewaffnung) zu besuchen.
13.30 Uhr Weil etwas Kultur nicht schaden kann, steigen wir prompt aus und beauftragen den Schoffeur, uns spätestens gegen 17 Uhr abzuholen. Danach vertreten wir uns die Beine und beäugen einen Springbrunnen, der von vier Marmorskulpturen eingefasst wird. Edelbert staunt Bauklötze und zitiert aus seinem Reiseführer, dass die Statuen nach den vier Jahreszeiten benannt sind – wie schön.
Bild: Plaza de Armas, San Juan, Puerto Rico – Thief12
14.30 Uhr Im Anschluss besichtigen wir das im Jahre 1789 gebaute Rathaus und entschliessen uns, im benachbarten “Bleu’s Bistro” eine Pause einzulegen. Wir nehmen an einem Fenstertisch Platz und ordern Pina Coladas sowie das Nationalgericht des Inselstaates. Der Knecht serviert zwei Portionen “Arroz Con Gandules” und sagt, dass es sich hierbei um einen deftigen Reisauflauf mit Schinken handelt – schmeckt gar nicht schlecht.
15.30 Uhr Nach zwei weiteren Langgetränken laufen wir zur “Cathedral of San Juan Bautista” (löblich: Kathedrale von San Juan Bautista), die laut uralten Aufzeichnungen im frühen 16. Jahrhundert erbaut wurde. Unter anderem nehmen wir das Grab des spanischen Entdeckers Juan Ponce de León in Augenschein und lernen, dass der Konquistador um das Jahr 1508 San Juan gegründet hat.
Bild: Catedral de San Juan Bautista de Puerto Rico
16.00 Uhr Völlig verschwitzt kehren wir zur “Plaza de Armas” zurück und fassen den Entschluss, wegen der unerträglichen Hitze in eine Biertränke einzukehren. Da wir den Hotelbus erst in einer Stunde zurück erwarten, bestellen wir eiskalte Hopfenkaltschalen und laben uns ausserdem an “Mofongo” (Bananenknödel mit Schweinefleisch und Knoblauch). Edelbert lobt die Spezialität und kündigt an, das Abendessen heute ausfallen zu lassen. Ich schlage in die gleiche Kerbe und antworte, dass “Mofongo” mein neues Leibgericht ist.
17.00 Uhr Pünktlich auf die Minute fährt der “Ritz Carlton” Hotelbus vor. Wir steigen gutgelaunt zu und lassen den Busfahrer wissen, dass wir während der Nachmittagsstunden grossen Spass hatten. Herr Jorge (56) freut sich und fordert uns auf, morgen wieder mit ihm zu fahren und den “Jardin Botanico” Garten auf dem Campus der Universität zu besuchen – das hört sich verlockend an.
18.00 Uhr Nachdem wir Herrn Jorge 20 Dollars für seine Dienste zugesteckt haben, lassen wir den Abend in der “Ocean Bar & Grill” Hotelwirtschaft ausklingen. Während das süffige “Magna Special” Bier in Strömen fliesst, rufe ich kurzerhand bei meinen Verwandten an und lasse den ersten Urlaubstag Revue passieren. Georg kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und vermutet, dass ich zu tief ins Glas geschaut habe – papperlapapp.
21.00 Uhr Nach drei heiteren Stunden lasse ich die Zeche aufs Zimmer schreiben und fahre mit dem Aufzug in den sechsten Stock. Zu guter Letzt dusche ich mich ab und lasse es mir nicht nehmen, meiner Mieterin Sandra eine elektronische Depesche mit Photografien zukommen zu lassen. Anschliessend falle ich gähnend ins Bett und döse bald ein. Buenas Noches.