07.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und hüpfe gutgelaunt aus den Federn. Während ich die Bettdecke ausschüttle, erzähle ich meinem Haustier, dass ich in 6 Stunden nach Puerto Rico ausfliegen werde. Als der Rüde seinen Kopf schief legt, streichle ich ihm übers Fell und stelle klar, dass er bis zum kommenden Montag bei Familie Crane Asyl finden wird. Dixon flitzt bellend ins Wohnzimmer und macht es sich zur Aufgabe, einige seiner quietschenden Spielzeuge zur Haustüre zu tragen – wie schön.
09.00 Uhr Nachdem ich mich angezogen und ein Käsebrot verzehrt habe, rufe ich im Lowbank Drive an und erinnere meinen Bruder, dass ich zum Flughafen nach Miami gebracht werden muss. Georg stimmt zu und sagt, dass er sich augenblicklich auf den Weg machen und Edelbert im Stadtzentrum abholen wird.
09.30 Uhr Wenig später klingelt mein Verwandter an der Pforte und ich kann das Reisegepäck in den JEEP verfrachten. Anschliessend liefere ich den Vierbeiner bei den Cranes ab und vergesse auch nicht, mich bei Frau Pontecorvo zu verabschieden. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
10.15 Uhr Während wir durchs Landesinnere krusen und dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) frönen, blättert der Professor in einem Reiseführer und informiert, dass sich die Puertoricaner im November 2012 dafür ausgesprochen haben, ein Bundesstaat der Vereinigten Staaten zu werden. Damit würden die guten Leute nicht nur amerikanische Ausweispapiere erhalten, sondern auch das Recht haben, zukünftig bei Wahlen teilzunehmen – wie aufregend.
11.30 Uhr Nach einer zweistündigen Hochgeschwindigkeitsfahrt treffen wir am Flughafen ein. Ich schliesse meinen Bruder zum Abschied in die Arme und verspreche, dass ich am Abend anrufen werde. Georg nickt eifrig und wünscht uns viel Spass in der Karibik. Danach schleppen wir die Koffer zu einem AMERICAN AIRLINES Schalter und bekommen von einer brünetten Maid mit gigantischer Oberweite zwei Einsteigekarten ausgehändigt.
12.15 Uhr Da bis zum Abflug noch etwas Zeit bleibt, kehren wir in eine SBARRO Schnellessgaststätte ein. Edelbert zückt seine prall gefüllte Geldbörse und ordert zwei vitaminreiche Pizzas mit Salami und Peperoni. Dazu gibt es Gartensalate sowie durstlöschende Diet Coke (löblich: Diät Cola) – das schmeckt.
12.45 Uhr Dreissig Minuten später wird unser Flug aufgerufen. Ich nehme einen letzten Schluck aus dem Colabecher und fordere Edelbert eindringlich auf, in die Gänge zu kommen. Der Professor folgt mir plappernd zum Abflugtor und berichtet, dass der “Miami International Airport” der drittwichtigste amerikanische Flughafen nach dem “John F. Kennedy Airport” im grossen Apfel und dem “Los Angeles International Airport” ist – das soll mir Recht sein.
13.30 Uhr Nachdem wir die Einsteigekarten vorgezeigt haben, dürfen wir unsere Plätze in der BOEING 757 einnehmen. Ich lasse mich erschöpft auf einem unbequemen Sessel nieder und erkläre meiner unterbeichteten Sitznachbarin (33), dass ich Hunderte Langsteckenflüge in meinem Leben absolviert habe. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und merkt an, dass wir aus Forschungsgründen nach Puerto Rico ausreisen. Die Maid zuckt gelangweilt mit den Schultern und steckt ihre Nase in ein VOGUE Hochglanzmagazin – das ist wieder typisch.
14.45 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, vertrete ich mir die Beine und bemerke, dass der Flieger bis auf den letzten Platz ausgebucht ist. Ich statte den netten Flugbegleiterinnen in der Küche einen Besuch ab und nehme mir das Recht heraus, eisgekühlte Budweiser für mich und meinen schlauen Begleiter zu bestellen. Stewardess Cindy (29) schenkt mir ein Lächeln und kredenzt zudem gesalzene Erdnüsse – wie aufmerksam.
15.45 Uhr Als wir über die Turks- und Caicosinseln gleiten, tippt Edelbert plötzlich auf seine TIMEX und unterbreitet, dass wir nun unsere Uhren um eine Stunde vorstellen müssen. Ich komme dem Aufruf anstandslos nach und registriere, dass wir in einer halben Stunde landen werden – da kommt Freude auf.
17.30 Uhr Pünktlich auf die Minute setzt die Maschine auf der südlichen Landebahn des “Aeropuerto Internacional Luis Muñoz Marín” auf. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, eilen wir ruckzuck zum Ausgang und verlassen den Flieger.
18.00 Uhr Obgleich die Amtssprache in Puerto Rico Spanisch ist, fällt es uns nicht schwer, die Einreisekontrolle ohne Probleme hinter uns zu bringen und die Koffer vom Rollband zu hieven. Im Anschluss verlassen wir das Flughafengebäude und winken ein Taxi herbei.
18.30 Uhr Ein braungebrannter Schoffeur namens Hugo (59) heisst uns herzlich Willkommen und meint, dass er uns für den Transfer zum “Ritz Carlton Hotel” 30 Scheine berechnen wird. Wir nehmen das Angebot prompt an und staunen nicht schlecht, als wir nach einer fünfminütigen Fahrt vor der Luxusherberge stehen. Missmutig überreiche ich dem Halsabschneider den vereinbarten Obolus und laufe dann geschwind zum Empfang. Bereits nach wenigen Sekunden händigt uns der Knecht hinter dem Tresen die Schüsselkarten aus und behauptet, dass wir in zwei nebeneinanderliegenden Junior-Suiten im sechsten Stock logieren werden – das ist phantastisch.
19.00 Uhr Völlig erschöpft werfe ich den DELSEY Rollkoffer aufs King-Size Bett und geniesse dann den herrlichen Ausblick auf die weitläufige Hotelanlage und den Sandstrand. Edelbert macht ebenfalls grosse Augen und schlägt vor, dass wir morgen einen Ruhetag einlegen und uns am Meer entspannen sollten – das hört sich verlockend an.
19.30 Uhr Da mein Magen laut knurrt, klatsche ich in die Hände und lade Prof. Kuhn kurzerhand ins hauseigene “Il Mulino New York” Italiengasthaus ein.
20.00 Uhr Während ein hochnäsiger Kellner süffigen Rotwein, “Piccata di Pollo al Limone” (löblich: Hühnerschnitzel mit Limone) und Knoblauchbrot kredenzt, rufe ich bei meinen Liebsten in Naples an und lasse Maria wissen, dass wir unbeschadet in San Juan angekommen sind. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf das “Ritz Carlton Hotel” zu sprechen und mutmasse, dass diese Unterkunft zu den führenden Hotels der Welt zählt.
21.00 Uhr Nachdem wir das Abendessen mit Schaumkaffees und rauchigem Tennessee Bourbon abgerundet haben, fahren wir nach Oben und beschliessen den langen Tag mit einem Bier auf dem Balkon. Edelbert lässt seinen Blick über den Ozean schweifen und sagt, dass er morgen etwas länger schlafen wird.
22.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, wünsche ich meinem Bekannten eine gute Nacht. Anschliessend putze ich mir die Zähne und schaue noch etwas fern. Buenas Noches.
Meine Unterkunft in San Juan: