08.00 Uhr Die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) schellt und reisst mich aus einem schönen Traum. Als ich mich mit einem verschlafenen “Hello” melde, wünscht mir Edelbert einen schönen Tag und erzählt, dass er sich in Berlin pudelwohl fühlt. Mein Bekannter überschlägt sich vor Freude und sagt, dass er am Abend mit seinem Sohn ins Theater gehen und die Giacomo Puccini Oper “Tosca” sehen wird. Ich nicke zustimmend und entgegne, dass ich den Tag ausnutzen werde, um das Garagentor zu streichen – da kommt Freude auf.
Die Schwarzbeere klingelt
08.30 Uhr Nachdem ich Dixon gestreichelt habe, schwinge ich mich aus dem Bett und läute den jungen Morgen mit dem Frühsport am Fenster ein. Wie es sich gehört, strecke ich mich redlichst und vergesse auch nicht, etliche Kniebeugen zu absolvieren. Danach verabschiede ich mich in die Nasszelle und brause mich kalt ab – wie schön.
09.30 Uhr Gegen halb Zehn rutsche ich auf dem Treppengeländer nach unten und stelle fest, dass Frau Bärbel und Sandra bereits ausgeflogen sind. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und esse zum Frühstück ein leckeres Müsli. Nebenher blättere ich in der “Süddeutschen Zeitung” und erfahre, dass Morgen Fronleichnam gefeiert wird. Ich reibe mir die Hände und fasse den Entschluss, vor der Streicharbeit zum Supermarkt zu krusen, um Lebensmittel sowie eine “Coppenrath & Wiese” Torte einzukaufen.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten scheuche ich das Haustier zum JAGUAR und kruse in einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt zum Konsumland. Unterdessen lausche ich dem Programm von “B5 aktuell” und bringe heraus, dass Fronleichnam erstmals im Jahre 1246 im Bistum Lüttich gefeiert wurde. Ich setze zu einem waghalsigen Überholmanöver an und erkläre meinem tierischen Begleiter, dass wir morgen Abend ein Feuer im Grill entfachen und leckere Schnitzel (unlöblich: Steaks) zubereiten werden – das wird ein Spass.
Ich trage einen modischen Kuhjungenhut
10.45 Uhr Während der Rüde im Auto wartet, schlendere ich durch den Supermarkt und steuere zielsicher die hauseigene Metzgerei im hinteren Teil der stickigen Markthalle an. Zu meiner Freude treffe ich an der Fleischtheke Herrn und Frau Omariba und vernehme, dass die netten Menschen derzeit Urlaub haben. Ich rücke meinen Cowboyhut zurecht und nehme mir das Recht heraus, die beiden für Morgen zum Grillen einzuladen. Leider winkt Herr Omariba ab und setzt mich darüber in Kenntnis, dass der Wetterdienst für den Donnerstag ergiebige Regenfälle vorhersagt. Schlussendlich spreche ich eine Einladung zum Mittagessen im La Casareccia aus und ermutige die Afrikaner, auch ihre hübsche Tochter Melissa mitzubringen.
11.30 Uhr Fünfundvierzig Minuten später hat sich ein stattlicher Haufen im Einkaufswagen angesammelt. Ich schiebe das Gefährt zur Kasse und überreiche einer übergewichtigen Marktmitarbeiterin meine praktische Kreditkarte. Leider lehnt die Kuh das Bezahlkärtchen ab und beteuert, dass man im Konsumland nur Bar oder mit einer EC Karte bezahlen kann – das ist wieder typisch.
12.00 Uhr Nachdem ich mehrere Euroscheine locker gemacht habe, kehre ich tütenbepackt zum Auto zurück und kruse in Richtung Stadtzentrum weiter. Um schneller voran zu kommen, hupe ich unentwegt und nehme mir sogar das Recht heraus, eine rote Ampel ausser Acht zu lassen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
12.15 Uhr Wenig später finde ich mich im Biergarten des Wilden Esels wieder und freue mich, Admiral a.D. Bürstenbinder, Harald Töpfer, Franz-Xaver Ollmann und Frederick von Braustein unter dem schattenspendenden Kastanienbaum anzutreffen. Meine Freunde prosten mir mit ihren Masskrügen redlichst zu und geben zu Protokoll, dass Wirt Willy heute Schweinshaxen servieren wird. Ich lecke mir die Lippen und zögere nicht, mich zu meinen Bekannten zu setzen und ebenfalls ein vitaminreiches Mittagessen zu ordern.
Da läuft einem das Wasser im Munde zusammen
13.00 Uhr Während der Hopfentrunk in Strömen fliesst, wende ich mich Herrn Braustein zu und erkundige mich nach seinen Rückenschmerzen. Der ehemalige Lokomotivführer kommt aus dem Klagen gar nicht mehr heraus und berichtet, dass er sich am Montag einen Hexenschuss eingefangen hat. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und rate dem guten Mann, einen Spezialisten aufzusuchen und sich eingehend untersuchen zu lassen.
13.45 Uhr Zudem erzähle ich der lustigen Runde von meinem spannenden Leben in Florida und animiere meine Freunde, in Bälde nach Fort Myers auszufliegen und mich zu besuchen. Der Admiral strahlt über das ganze Gesicht und meint, dass er eventuell die Wintermonate im Sonnenscheinstaat verbringen wird – das wäre prima.
14.45 Uhr Nach der dritten Mass winke ich Wirt Willy herbei und bitte ihn, mir die Rechnung zu bringen. Der Gastronom schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass ich ihm 20 Euro schulde. Im Anschluss wünsche ich meinen Stammtischbrüdern einen schönen Nachmittag und fahre gemächlich nach Hause.
15.30 Uhr Da es mittlerweile halb 4 geschlagen hat, fasse ich den Entschluss, heute keinen Finger mehr zu krümmen. Stattdessen fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und bette mich dann im Wohnzimmer zur Ruhe.
Dixon gräbt ein Loch
16.30 Uhr Leider wird mein Müssiggang bald durch Sandra und Bärbel gestört. Die Frauenzimmer poltern tratschend durch die Stube und merken an, dass Dixon im Garten ein Loch gegraben hat. Ich zucke mit den Schultern und antworte, dass ich nun mit dem Kochlöffel schwingen werde. Ruckzuck hüpfe ich vom Sofa und mache es mir zur Aufgabe, italienische Langnudeln aufzukochen. Ferner gebe ich den Inhalt einer Konserve in einen Topf und informiere, dass ich dazu ein pikantes Sösschen zaubern werde.
17.15 Uhr Kurze Zeit später decke ich den Esstisch mit dem besten Geschirr ein und lasse es mir nicht nehmen, echten Parmesan über die dampfenden Teigwaren zu reiben – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Während des Abendessens lasse ich meine Tagesaktivitäten Revue passieren und erwähne, dass wir Morgen Mittag mit Familie Omariba im La Casareccia verabredet sind. Sandra macht grosse Augen und sagt, dass sie zur Feier des Tages ihr neues Kleid anziehen wird – das soll mir auch Recht sein.
19.00 Uhr Nach dem Abwasch rufe ich Dixon ins Haus und leiste Frau Bärbel sowie Sandra im Wohnzimmer Gesellschaft. Wir frönen den Nachrichten und sehen uns im Anschluss die lustige Seifensendung “Die Wollnys” auf RTL 2 an – da bleibt kein Auge trocken.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, lege ich die Fernbedienung beiseite und ziehe es vor, mich von den Damen zu verabschieden. Danach kehre ich ins Gästezimmer zurück und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.