08.00 Uhr Weil ich ein löblicher Rentner bin, schwinge ich mich pünktlich zum Achtuhrläuten aus dem Bett. Wie es sich gehört, öffne ich das Fenster und stähle meine eingeschlafenen Muskeln mit dem Frühsport. Nebenher blicke ich in den Garten und stelle fest, dass der Zaun dringend mit frischer Farbe überpinselt werden muss. Da ich ausnahmsweise keine wichtigen Termine im Kalender verzeichnet habe, klatsche ich spornstreichs in die Hände und lasse Hund Dixon wissen, dass wir uns heute im Garten nützlich machen werden.
08.45 Uhr Nachdem ich mich bei einem erfrischenden Brausebad entspannt habe, rutsche ich auf dem Treppengeländer nach unten und freue mich, Sandra in der Küche anzutreffen. Das Kind plappert ohne Unterlass und sagt, dass sie nun zur Arbeit gehen wird. Ich fülle mein Kaffeehaferl mit brühfrischem Bohnentrunk auf und entgegne, dass ich den sonnigen Tag nutzen werde, um im OBI Baumarkt eine Lasur für den Gartenzaun zu besorgen. Meine Mieterin freut sich und erklärt, dass ich ausserdem nach einem Regal Ausschau halten könnte. Als ich genauer nachfrage, deutet die Maid zur Kellertreppe und sagt, dass sie neben der Wellness Oase (löblich: Wohlfühl Oase) gerne ein Handtuchregal anbringen würde – das ist eine hervorragende Idee.
Ich arbeite im Garten und in der Wellness Oase
09.30 Uhr Schlussendlich wünscht mir das Kind einen schönen Tag und flitzt zum Auto, um mit durchdrehenden Pneus in Richtung Bahnhof davon zu rasen.
10.00 Uhr Wenig später statten mir Edelbert und Friedbert Bürstenbinder einen Besuch ab. Ich bitte meine Bekannten zuvorkommend herein und gebe zu Protokoll, dass der für heute geplante Biergartenbesuch leider ausfallen muss. Ich komme ohne Umschweife auf die Streicharbeiten zu sprechen und stelle klar, dass ich gleich zu OBI fahren werde. Der ehemalige Seefahrer steckt sich seine Meerschaumpfeife an und kontert, dass er mich selbstverständlich begleiten wird. Auch Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und ist sich sicher, dass wir die Arbeit zu Dritt im Handumdrehen erledigen werden – das kann ja heiter werden.
10.45 Uhr Nach einem reichhaltigen Frühstück scheuchen wir den Vierbeiner zum JAGUAR und schicken uns an, zum Baumarkt zu krusen. Nebenher plappert Friedbert in einer Tour und erzählt, dass sich der Stadtrat entschlossen hat, angesichts von knapp 500 im Stadtgebiet lebender Flüchtlinge eine neue Anlaufstelle in der Innenstadt einzurichten. Ich staune nicht schlecht und entgegne, dass ich mich glücklich schätzen kann, in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat gefunden zu haben.
Lustiges Schleifpapier
11.15 Uhr Mit Dixon im Schlepptau schlendern wir durch die breiten Gänge des OBI Marktes und laden nicht nur einen 10 Liter Kübel Holzfarbe und etliche Pinsel, sondern auch Schmirgelpapier sowie drei Drahtbürsten in den Einkaufswagen. Darüber hinaus sehen wir uns auch in der Heimwerkerabteilung um und entschliessen uns, ein preiswertes Holzregal für 14,49 EUROS auszuwählen.
12.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, steuern wir nach dem Bezahlvorgang die hauseigene Bäckerei an, um vitaminreiche Rosinenschnecken zu fressen – schmeckt echt spitze.
12.30 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, sind wir im Waldweg zurück und können mit unserem Werk beginnen. Ausgestattet mit dem Schleifpapier und den Bürsten, entfernen wir den Moosbewuchs von den Holzlatten und machen es uns zur Aufgabe, die kommenden Tage zu planen. Der Professor legt besonders gute Laune an den Tag und kann es kaum noch erwarten, in zwei Tagen seinen Sohn wiederzusehen. Admiral a.D. Bürstenbinder ist hellauf begeistert und schlägt vor, dass wir Edelbert am Freitag zum Münchner Hauptbahnhof begleiten könnten.
Ich fühle mich im Sonnenscheinstaat pudelwohl
13.30 Uhr Sechzig Minuten später können wir die Pinsel in die Farbe tunken und die Latten bemalen. Der pfeiferauchende Seebär löchert uns währenddessen mit Fragen und möchte wissen, ob wir uns in Florida noch immer pudelwohl fühlen. Edelbert schwärmt in den höchsten Tönen und sagt, dass er es sehr geniesst, regelmässig Strandspaziergänge zu unternehmen. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf meinen Bruder zu sprechen und verrate, dass Georg mit der Idee spielt, für immer nach Naples zu ziehen – wie aufregend.
14.15 Uhr Endlich haben wir die schwere Arbeit hinter und gebracht. Mit letzter Kraft schleppen wir uns auf die schattige Terrasse und gönnen uns süffige Weissbiere. Zudem verwöhne ich meine Freunde mit Wurstbroten und nehme mir ausserdem das Recht heraus, gesunden Obstler zu kredenzen – das tut gut.
Weissbier ist sehr gesund
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 3 deutet, erheben sich meine Bekannten vom Terrassentisch und laden mich ein, mit in den Wilden Esel zu kommen. Ich lehne jedoch ab und erinnere, dass ich noch das Regal aufbauen muss.
15.30 Uhr Nachdem sich die beiden verabschiedet haben, räume ich die Gläser in die Geschirrspülmaschine und nutze die Nachmittagsstunden, um Sandras Wunsch in die Tat umzusetzen. Ich verbinde die Holzelemente fachmännisch miteinander und schaffe es ohne grössere Probleme, das Regal im Handumdrehen aufzubauen.
16.15 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, bette ich mich im Wohnzimmer zur Ruhe und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von Frau Pontecorvo.
17.15 Uhr Kurze Zeit später kommt Frau Bärbel von der Arbeit zurück. Die Journalistin wünscht mir einen guten Tag und meint, dass es schlauer wäre, den JAGUAR auf der Strasse und nicht vor der Garage zu parken. Ich rümpfe demonstrativ die Nase und begebe mich in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Um nicht stundenlang am heissen Herd stehen zu müssen, verfrachte ich eine RISTORANTE Pizza ins Backrohr und zaubere dazu einen Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.
Heute gibt es Pizza
18.00 Uhr Nach der Brotzeit breche ich mit dem Rüden zu einem entspannten Gassigang auf. Wir laufen durch den Stadtpark und werden bald auf marodierende Jugendliche aufmerksam, die sich auf dem Spielplatz versammelt haben. Natürlich blicke ich grimmig drein und weise die Rüpel auf die Tatsache hin, dass die Schaukel nur von Kindern bis 14 Jahre benutzt werden darf – gleich platzt mir der Kragen.
19.00 Uhr Zuhause angekommen, lasse ich den Abend mit Frau Bärbel in der Wohnstube ausklingen. Als ich mich nach Sandra erkundige, zuckt die Maid mit den Schultern und mutmasst, dass ihre Mitbewohnerin womöglich noch zum Supermarkt gefahren ist. Ich seufze laut und fröne auf KABEL 1 der langweiligen Seifensendung “Achtung Notaufnahme”. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
20.00 Uhr Just als die “Tagesschau” beginnt, stösst Sandra die Haustüre auf. Das Kind gibt sich gestresst und berichtet, dass es im Kreisverwaltungsreferat derzeit drunter und drüber geht. Ich stelle den Fernseher etwas lauter und gebe mich nach den tagesaktuellen Berichten aus aller Welt dem Fernsehfilm “Die Toten vom Bodensee” hin.
21.45 Uhr Nach 90minütiger Hochspannung überreiche ich Sandra die Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Danach verabschiede ich mich ins Gästezimmer und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.