19. Februar 2013 – Im Schuhmuseum

schuhe

07.30 Uhr Der vorletzte Urlaubstag beginnt und ich fühle mich ziemlich schlapp. Trotzdem komme ich in die Gänge und absolviere den Frühsport am Fenster. Während ich meine Muskulatur stähle, fällt mir auf, dass sich Eisblumen an der Scheibe gebildet haben. HEUREKA – dieser Winter treibt mich noch in den Wahnsinn.
08.00 Uhr Nach der Gymnastik entspanne ich mich bei einem Vollbad mit Schaum. Währenddessen blättere ich in einem Reiseführer und überfliege die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Schon bald lese ich einen Artikel über das weltbekannte “Bata Shoe Museum” (löblich: Bata Schuhmuseum) und erfahre, dass das Museum seit meinem letzten Besuch im Juli 2007 aufwändig renoviert wurde. Ich schnalze mit der Zunge und entschliesse mich, den Tag zu nutzen, um mich der Kultur hinzugeben.
09.00 Uhr Voller Vorfreude eile ich ins Parterre und lasse meine Verwandten wissen, dass ich zum Schuhmuseum fahren werde. Während Edelbert hellauf begeistert ist, rollen Georg und Maria demonstrativ mit den Augen. Mein Bruder tippt auf seine BREITLING Armbanduhr und entgegnet, dass er wichtigen Terminen nachkommen muss. Ich zucke mit den Schultern und nehme dann am festlich gedeckten Esstisch Platz.
09.30 Uhr Als ich kraftvoll in eine geröstete Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) beisse, nehme ich Hund Dixon in Augenschein und stelle klar, dass uns der Rüde nicht begleiten kann. Maria schenkt mir ein Lächeln und erklärt sich bereit, auf Dixon aufzupassen und einen Spaziergang mit ihm zu unternehmen – wie schön.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten steigen wir in die Mercedes GLK Limousine ein und bedienen das Navigationssystem. Die Fahrstrecke zur Bloor Street wird prompt angezeigt und wir haben während der Reise das Vergnügen, stimmungsvolle Lieder der amerikanischen Combo “Carpenters” zu hören – da kommt Freude auf.
11.15 Uhr Nachdem wir das KFZ vor dem Museumsbau geparkt haben, laufen wir zur Kasse und lösen zwei Eintrittskarten zu je 12 Dollars. Danach schlendern wir durch die Haupthalle und lernen, dass der Grossindustrielle Thomas J. Bata das Museum im Jahre 1979 ins Leben gerufen hat. Die Firma Bata wurde bereits 1894 in der Tschechoslowakei gegründet und ist noch heute der weltweit grösste Hersteller von Schuhen – wie aufregend.
12.00 Uhr Als nächstes geben wir uns einer Sonderausstellung hin und bringen heraus, dass der Gummistiefel vor 500 Jahren in Südamerika erfunden wurde. Damals tauchten schlaue Urwaldbewohner Stoffschuhe in klebrigen Pflanzensaft und konnten damit unbeschadet durch Sümpfe und/oder nasse Gebiete marschieren.
12.30 Uhr Im nächsten Ausstellungsraum werden wir auf eine bebilderte Informationstafel aufmerksam und lesen, dass der amerikanische Chemiker Charles Goodyear um das Jahr 1840 plastischen Kautschuk mit Schwefel vermischte und darauf ein Patent erhielt. In der Folgezeit wurde der Gummistiefel maschinell hergestellt und genoss besonders bei der Landbevölkerung grosse Beliebtheit.
13.30 Uhr Da unsere Mägen knurren, kehren wir in das hauseigene Restaurant ein. Während sich Edelbert einen schmackhaften Cheeseburger (löblich: Käseburger) gönnt, ordere ich ein Swiss Turkey Sandwich (löblich: Schweizer Truthahnbrot) mit scharfem Mostrich und Salat. Nebenher hinaus blättern wir in einem Hochglanzprospekt und erhalten die Auskunft, dass im ersten Obergeschoss diverse Turnschuhe sowie edle Lackschuhe zu sehen sind, die einst in Elvis Presleys Besitz waren.
14.30 Uhr Redlichst gestärkt fahren wir mit dem Aufzug nach oben und erleben eine weitere Sonderausstellung, die sich mit der aktuellen Schuhmode auseinandersetzt. Unter anderem schauen wir uns sogenannte “Chuck Taylor All Stars” aus dem Hause “Converse” an, die weltweit über eine Milliarde Mal verkauft wurden – das ist ja allerhand.
15.15 Uhr Nachdem wir Elvis Presleys Tanzschuhe, die Hausschuhe der englischen Königin Victoria sowie Herrn Paul McCartneys Sandalen beäugt haben, verlassen wir das Museum und treten die Heimfahrt an.
16.00 Uhr Wieder zurück im Stadthaus meiner Familie, schlüpfe ich aus den Mondstiefeln (unlöblich: Moonboots) und leiste meiner strickenden Schwägerin in der guten Stube Gesellschaft. Schon nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner kleinen Villa im Sonnenscheinstaat.

willoughby
Mein Zuhause unter Palmen

17.00 Uhr Ich werde von meinem Bruder geweckt und vernehme, dass die Kinder in Kürze zu Besuch kommen werden. Bei dieser Gelegenheit kommt Georg auf unsere Abreise am Mittwoch zu sprechen und behauptet, dass seine Ehefrau ein super Abschiedsessen zaubern wird.
17.30 Uhr Wenig später klingelt es an der Türe und wir können James, Amanda und David (7) herzlich begrüssen. Anschliessend setzen wir uns ins Esszimmer und werden von Maria mit Schnitzel und Kartoffeln verwöhnt. Ich greife zum Besteck und erwähne, dass ich heute im “Bata Shoe Museum” war. Amanda freut sich und möchte wissen, ob ich ihr ein Paar Manolo Blahnik Stöckelschuhe mitgebracht habe – papperlapapp.
18.15 Uhr Während der Schaumwein in Strömen fliesst, löchert mich Maria bezüglich der Abreise am Mittwoch mit Fragen. Ich stehe der guten Frau Rede und Antwort und unterbreite, dass wir gegen 16 Uhr abfliegen werden. James klatscht in die Hände und bietet an, uns zum Flughafen zu kutschieren – dazu sage ich nicht nein.
19.45 Uhr Ein schöner Abend neigt sich leider seinem Ende zu. Weil David müde ist, begleite ich die Kinder zur Türe und verspreche, dass unser Wiedersehen nicht lange auf sich Warten lassen wird. Im Anschluss lassen wir den Abend im Wohnzimmer ausklingen und frönen auf HBO der preisgekrönten Serie “Treme”. Ich lehne mich gähnend zurück und öle meine ausgetrocknete Kehle mit einem süffigen Labatt Blau Bier – das tut gut.
21.30 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, scheuche ich Dixon ein letztes Mal durch den Garten und lege mich dann schlafen. Gute Nacht.

Wir frönen der Serie “Treme”: