Das Tagebuch von Reinhard Pfaffenberg
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26.12.2009
Hi Fans,

heute Vormittag wollte ich mit Holger zur Tanke fahren, um Zigaretten einzukaufen. Dummerweise hat auf halbem Weg mein JEEP schlapp gemacht. Mein Cousin ist handwerklich sehr begabt und hat das Auto provisorisch repariert. Nur gut, dass ich Zündkerzen und Öl im Kofferraum hatte.
Irgendwie scheint es der Wagen nicht mehr lange zu machen. Vielleicht wär's doch gescheiter, im Frühjahr einen zuverlässigen Kleinwagen zu kaufen. Ich hab' mich bereits im I-Net schlau gemacht und mir den Ford Kuga ausgesucht. Der Schlitten kostet 25000 € und soll laut aktueller Tests der einschlägigen Autozeitschriften sehr spritsparend sein.

Naja, trotzdem hab ich mir die gute Laune nicht verderben lassen und meine Eltern, Holger und meine Oma zum Mittagessen ins Restaurant Hauptwache eingeladen. Das Lokal kann auf eine lange Tradition zurückblicken und zählt zu den besten Adressen der ganzen Stadt. Wie ihr euch denken könnt, haben die Leute ordentlich zugelangt und argentinisches Rindersteak bestellt. Ich hab' mich mit Penne all'arrabbiata (sehr lecker) und hausgemachtem Tiramisu begnügt und nur 'ne Cola getrunken. Immerhin musste ich meine Verwandten anschliessend sicher nach Hause bringen :-)

Am Abend werde ich mit ehemaligen Schulfreunden ins Kino gehen und mir NICHT "Zweiohrkühen" ansehen. Til Schweiger und Nora Tschirner kann ich nämlich nicht leiden :-)
Stattdessen steht die Neuverfilmung des 80er Jahre Tanzfilms "Fame" auf dem Programm.

  Ich wünsche Euch ein besinnliches Wochenende und weiterhin viel Spass auf Pfaffis Homepage ... äh Heimseite
  Sandra Corte


25.12.2009
Klingelingeling, es weihnachtet sehr ....
Während gestern im verschneiten Deutschland Geschenkte ausgetauscht wurden, steht der amerikanische Weihnachtsmann erst heute vor der Türe. Ich durfte mich am heiligen Abend über eine gefütterte Winterjacke von GEOX sowie einen ziemlich knappen Bikini freuen. Meine Eltern haben keine Kosten und Mühen gescheut und extra ein schickes italienisches Modell besorgt :-). Ausserdem hat mir mein Cousin Holger aus Neuseeland eins von Maoris (das sind die Ureinwohner Neuseelands) handgefertigtes Holzpuzzle mitgebracht :-)

Der gestrige Abend war wunderschön. Am Vormittag haben wir traditionell den Christbaum aufgestellt und ihn mit Glaskugeln, Strohsternen, Lametta und bunten Lichtern geschmückt. Danach gab's wie jedes Jahr Hinkel (so nennt man Hähnchen in Hessen) mit Kartoffelsalat. Ich hab' den Gockel jedoch verschmäht und mich als Vegetarierin mit der Beilage begnügt. Gegen 17 Uhr haben wir uns alle unter dem Christbaum versammelt und ordentlich abgefeiert. Holger - der extra aus Neuseeland angereist ist - hat lustige Geschichten aus seinem Alltag erzählt und mich fürs kommende Jahr nach Neuseeland eingeladen !!! Spätabends haben wir dann die Christmette in der Leonhardskirche besucht.
Meine Geschenke waren übrigens der Renner. Meinen Eltern habe ich ein SAMSUNG Netbook geschenkt. Jetzt können sie auch im Internet surfen und Pfaffis Tagebucheinträge lesen :-)

Pfaffenbergs Bescherung war auch super. Seine Geschenke - Küchenschürze und Buch für Maria, Amazon Kindle für Georg, Beatles Stereobox für James, Giorgio Armani Parfüm für Amanda und sprechender Plüschteddy für David - haben voll eingeschlagen. Er hat im Gegenzug einen Blu Ray Player inkl. einiger seiner Lieblingsfilme unter dem Weihnachtsbaum gefunden.

  Mehr gibt's nicht zu berichten. Ich wünsche euch ein schönes Weihnachtsfest
  Sandra Corte


24.12.2009
07.30 Uhr Ich öffne die Augen und stelle beim Blick aus dem Fenster fest, dass während der Nacht mindestens 10 Zentimeter Neuschnee gefallen sind - wie unlöblich. Da Georg gerade damit beschäftigt ist, die Einfahrt zu räumen, hüpfe ich spornstreichs aus dem Bett und mache es mir zur Aufgabe, in warme Winterkleidung zu schlüpfen und meinem Bruder zur Hand zu gehen. Mit vereinten Kräften schieben wir den Schnee auf die Fahrbahn und tratschen nebenher über unsere anstehenden Tagesaktivitäten. Während Hund Dixon überall seine Duftmarken setzt, legt Georg beste Laune an den Tag und sagt, dass er die Vormittagsstunden nutzen wird, um in der "Centerpoint Mall" (löblich: Zentrumspunkt Einkaufsmarkt) sündteuren Wein einzukaufen. Nachdem ich noch ein kleines Präsent für Maria benötige, nicke ich eifrig und stelle klar, dass ich mich diesem Ausflug anschliessen werde. Ferner höre ich, dass wir anschliessend in die Stadt fahren und im luxuriösen 360° Restaurant das Mittagessen einnehmen werden - wie schön.
08.00 Uhr Nachdem wir unseren Pflichten nachgekommen sind, klopfen wir uns den Schnee von der Kleidung und kehren fröstelnd in die warme Stube zurück. Um mir keine Erkältung einzufangen, eile ich mit schnellen Schritten ins Badezimmer und entspanne mich bei einem wärmenden Vollbad. Währenddessen lausche ich Dank Kurzwelle dem Radioprogramm des Bayerischen Rundfunks und finde heraus, dass es für Handtelefon- und Heimrechnerbesitzer in Zukunft teurer werden könnte. Wenn man einem Bericht der "Welt" Glauben schenken darf, sollen die Bundesländer aktuell mit der Idee spielen, die Gebühren für internetzfähige Heimrechner und Handtelefone von derzeit 5,76 auf 17,98 Euros zu verdreifachen. Angeblich sollen die Ministerpräsidenten der Länder auch eine sogenannte "Haushaltsabgabe" ins Auge gefasst haben. Bei diesem Gebührenmodell wäre künftig jeder Haushalt gesetzlich verpflichtet, einen monatlichen Obolus an die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten abzuführen - wie schrecklich.
09.00 Uhr Um mich nicht ärgern zu müssen, schalte ich das Radiogerät aus und beende die Morgenwäsche. Danach geselle ich mich zu meinen Gastgebern und nehme zu stimmungsvoller Weihnachtsmusik das wichtigste Mahl des Tages ein. Nebenbei unterhalte ich mich mit meinem löblichen Neffen und erfahre, dass der gute Junge seine Ehefrau gestern Abend ins Lichtspielhaus eingeladen hat. Amanda schwärmt in den höchsten Tönen und berichtet, dass sie das grosse Glück hatten, zwei Eintrittskarten für den neu angelaufenen James Cameron Film "Avatar" zu ergattern. In meiner Funktion als Filmexperte falle ich der Maid ins Wort und erinnere, dass besagter Regisseur unter anderem für "Titanic" und "Terminator" verantwortlich zeichnete. James ist wie immer bestens informiert und fährt fort, dass Herr Cameron vor vielen Jahren ein neues Filmprojekt in Angriff genommen und mit "Avatar" einen Meilenstein der modernen Filmkunst geschaffen hat.
09.45 Uhr Während James mit David im Wohnzimmer spielt, schlüpfe ich in meine Winterjacke und folge Georg zum Schoppingparadies. Mit Hund Dixon im Schlepptau kämpfen wir uns durch die Schneeverwehungen und verabreden, dass wir als erstes die Weinhandlung aufsuchen und uns im Anschluss in der "Barnes & Nobles" Buchhandlung umsehen sollten. Georg steckt sich während des Spaziergangs eine stinkende Zigarette an und meint, dass es nichts schöneres geben kann, als am Weihnachtsmorgen Rauchringe in die kalte Luft zu blasen. Weil mir Georgs Gesundheit sehr am Herzen liegt, winke ich verärgert ab und lege anschaulich dar, dass Tabakkonsum sehr schädlich ist. Mein Begleiter ist jedoch ganz anderer Meinung und wirft ein, dass er ein Gelegenheitsraucher ist und sich höchstens drei Zigaretten pro Tag gönnt - wie unlöblich.
10.15 Uhr Nach zwei Kilometern können wir endlich die "Centerpoint Mall" betreten und im Aufzug ins Untergeschoss fahren. Staunend schlendern wir durch die gutsortierte Weinabteilung und laden mehrere Flaschen "Clos du Val Chardonnay 2006 Carneros" aus dem Nappa Valley in den Einkaufswagen. Georg gibt sich mir als Weinexperte zu erkennen und plappert, dass dieser Rebentrunk mit einem exquisiten Abgang überzeugt und sehr fruchtig daherkommt - das soll mir recht sein. Zielsicher führt mich mein Bruder zur Käsetheke und zögert nicht, ein halbes Pfund Schweizer Gouda sowie einen deftigen Ziegenkäse zu ordern.
10.45 Uhr Nachdem wir französisches Langbrot (unlöblich: Baguette) sowie Butter eingekauft haben, drängen wir uns durch die Menschenmassen zur Buchhandlung. Ich zücke meine prall gefüllte GOLDEN HEAD Geldbörse und lasse Georg wissen, dass ich jetzt einen Roman für Maria aussuchen werde. Mein Begleiter steht mir mit hilfreichen Ratschlägen zur Seite und animiert mich, zum neuen Stephen King Gruselroman "Under the Dome" (unlöblich: Unter der Kuppel) zu greifen. Da ich nicht bereit bin, knapp 40 Dollars für einen Schundroman aus dem Fenster zu werfen, wende ich mich den Klassikern zu und fische mir Truman Capotes Meisterwerk "In Cold Blood" aus dem Regal. Mein Bruder schnalzt demonstrativ mit der Zunge und sagt, dass seine Frau diesen Autor sehr schätzt und sich über das Präsent sicher freuen wird - wie aufregend.
11.15 Uhr Um 40 Dollars erleichtert, mache ich mich auf den Heimweg und möchte von Georg wissen, wann wir zu Laura, Herrn William und dem kleinen Paul (5) fahren werden. Mein Bruder entgegnet, dass wir morgen Geschenke austauschen und anschliessend seine Tochter im 80 Kilometer entfernten Hamilton mit einem Kurzbesuch beglücken werden.
12.00 Uhr Als wir die Haustüre öffnen und die Schuhe ausziehen, stellt sich uns Maria in den Weg. Meine Schwägerin tippt auf ihre CARTIER Armbanduhr und schimpft, dass wir uns schnellstmöglich auf den Weg zum CN Turm machen sollten. Die gute Seele ist hektisch und sagt, dass wir für 13 Uhr einen Tisch reserviert haben und höchstwahrscheinlich zu spät kommen werden. Georg greift sich demonstrativ an die Stirn und drängt zur sofortigen Abfahrt. Wenig später sitzen wir im JEEP COMMANDER und krusen zu wunderschöner Weihnachtsmusik in Richtung Süden davon. Während der kurzweiligen Fahrt passieren wir eine grosse Baugrube am "Moore Park" und hören, dass mein Bruder an dieser Stelle im kommenden Jahr ein Fünf-Sterne-Luxushotel errichten wird. Der gute Mann reibt sich die Hände und verkündet, dass es sich hierbei um seinen allerletzten Bauauftrag handelt. Als ich nachfrage, gibt mein Bruder plötzlich das Versprechen ab, im Dezember 2010 seinen Scheffsessel zu räumen und mehr Zeit in Naples zu verbringen - das ist phantastisch.
12.45 Uhr Nachdem wir das Wahrzeichen der kanadischen Millionenmetropole erreicht und das Auto in der Tiefgarage geparkt haben, steigen wir in einen Komfortaufzug und rasen in einem Affenzahn nach oben. Wir finden uns kurze Zeit später im schicken Drehrestaurant wieder und werden von einem gestriegelten Knecht im Anzug zu unserem reservierten Tisch an der Glasfassade geführt. Mein Grossneffe (4) macht grosse Augen und rennt ans Fenster, um die schneebedeckten Dächer der umliegenden Häuser zu betrachten. Ich nehme hungrig neben James platz und bitte den Kellner, durstlöschendes Labatt Blau Bier zu kredenzen. Leider mischt sich mein Bruder ein und verbessert, dass wir zur Feier des Tages mit französischem Schaumwein (unlöblich: Champagner) anstossen sollten.
13.30 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen und an den Sektkelchen nippen, kommt der Anzugträger ein weiteres Mal an die Tafel und serviert Caesars Salads (löblich: Cäsar Salate) mit Parmesansauce sowie vitaminreiche Bruschettas. Im Anschluss essen wir "Roasted Rainbow Trout with Smoked Salmon Raviloi" (löblich: geröstete Regenbogenforellen mit geräucherten Lachsnudeln) mit Knoblauchsauce und Saisongemüse - schmeckt nicht schlecht, Herr Specht. James und Amanda sind begeistert und geben einstimmig zu Protokoll, dass sich der Ausflug wirklich gelohnt hat.
14.00 Uhr Als Nachtisch fährt der Kellner "Ontario Apple and Sour Cherry Crumble" (löblich: Ontario Apfel und Sauerkirschstreuselkuchen) mit Sahne auf. Wir greifen ordentlich zu und entschliessen uns, zeitnah nach Hause zu fahren und einen ruhigen Nachmittag im Stadtteil York Mills einzulegen. Seufzend lehne ich mich zurück und zeige auf, dass nach diesem extraordinären Mittagsmahl eine Ruhepause nicht schaden kann. Maria lacht laut auf und sagt, dass sie noch Vorbereitungen zu treffen hat und Strümpfe an den Kamin hängen muss - wie schön.
14.30 Uhr Nachdem wir Kaffee getrunken und dem Ober ein kleines Trinkgeld zugesteckt haben, verlassen wir die Gaststätte und fahren ohne Umwege ins Wohngebiet zurück. Während James am Frequenzrad des Radios dreht, spähe ich auf die Menschenmassen und frage Maria bezüglich der Weihnachtsgeschenke aus. Meine Schwägerin zuckt gelangweilt mit den Schultern und meint, dass lediglich die jungen Leute etwas vom Weihnachtsmann erwarten können. HEUREKA - das ist wieder typisch.
15.15 Uhr Daheim angekommen, hänge ich meine Jacke an die Garderobe und ziehe es vor, im Wohnzimmer ein kleines Nickerchen einzulegen. Hund Dixon tut es mir gleich und strecke alle Viere von sich - wie schön. Wenige Augenblicke später schlummere ich ein und träume von meiner Villa in Naples, FL.
16.15 Uhr Mein Grossneffe weckt mich unsanft und sagt, dass wir mit Holzbausteinen den CN Turm nachbauen könnten - papperlapapp. Da meine Zeit äusserst knapp bemessen ist, nehme ich den Kleinen huckepack und setze mich an Georgs leistungsstarken DELL Heimrechner. Unter Davids skeptischen Blicken segle ich auf meine löbliche Internetzpräsenz und kläre den Knirps darüber auf, dass ich der wichtigen Anschnurseelsorge nachkommen muss. Im elektronischen Postfach finde ich die Depesche einer 49jährigen Hausfrau aus Eckernförde vor und lese, dass die Dame grosse Probleme mit ihren Sohn Ottmar (16) hat. Anstatt für die Schule und das Leben zu lernen, tummelt sich der Bube am Bahnhof und raucht Haschgift - wie unlöblich. Weil bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen, verfasse ich augenblicklich ein gepfeffertes Antwortschreiben und rate der Dame, mit RTL-Diplom Pädagogin Katharina Saalfrank in Kontakt zu treten.
17.00 Uhr Zu guter Letzt schalte ich die neuesten Einträge im Gästebuch frei und gehe dann von der Leine. Um David eine kleine Freude zu bereiten, leiste ich ihm Gesellschaft und helfe, aus den Holzklötzen ein Hochhaus zu bauen. Hund Dixon wird sofort eifersüchtig und nimmt sich das Recht heraus, den Turm umzuwerfen und mich mit bösen Blicken zu strafen - wie unlöblich. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, nehme ich den Vierbeiner an die Leine und unternehme mit David einen Spaziergang durchs Wohngebiet. Bei einbrechender Dunkelheit laufen wir an den Nachbarhäusern vorbei und lachen über eine aufgeschreckte Perserkatze, die ihr Heil in der Flucht sucht.
18.00 Uhr Pünktlich zum Sechsuhrläuten setzen wir uns zu den anderen ins Esszimmer und beschliessen den Tag bei einem gemeinsamen Nachtmahl. Maria hat ein einfaches Nudelgericht vorbereitet und überrascht uns mit hausgemachten Tagliatelle mit Thunfischsauce. Dazu trinken wir herben Weisswein aus Italien und frönen besinnlicher Weihnachtsmusik. Während des Abendessens versorge ich meine Liebsten mit wissenswerten Infos und gebe bekannt, dass ich am 3. Januar Geburtstag feiere und mich an diesem Freudentag nicht lumpen lassen werde. James wird gleich hellhörig und meint, dass ich 5 Dollars springen lassen und alle zu McDonalds einladen werde - wie unlöblich. Ich zeige meinem Neffen den Vogel und antworte, dass ich selbst zum Kochlöffel greifen und ein schmackhaftes Mittagessen auf den Tisch bringen werde.
19.00 Uhr Nachdem wir Maria beim Abwasch geholfen haben, setzen wir uns ins Wohnzimmer und versüssen uns den Weihnachtsabend mit einem sehenswerten Film. Georg bedient sich aus seiner hochwertigen Sammlung und verfrachtet "Forrest Gump" ins Abspielgerät. Kartoffelchipsknabbernd lege ich die Beine übereinander und werde Zeuge, wie der unterbelichtete Forrest während der folgenden 136 Filmminuten in haarsträubende Abenteuer verwickelt wird - das macht Spass.
21.15 Uhr Als der Abspann über den Flachbildschirm flimmert, löschen wir die Kerzen am Adventskranz und wünschen uns eine gute Nacht. Bei leichtem Schneefall laufe ich ein letztes Mal durchs Haus und stelle sicher, dass sämtliche Fenster und Türen verschlossen sind. Danach lasse ich die Gästezimmertüre ins Schloss fallen und freue mich auf die Bescherung am Donnerstagmorgen. Gute Nacht.


23.12.2009
07.30 Uhr Mein praktischer Reisewecker klingelt und ich werde Zeuge, wie sich Hund Dixon ausgiebig am Ohr kratzt. Da wir heute einiges vorhaben, stehe ich augenblicklich auf und führe am Fenster den Frühsport durch. Währenddessen spähe ich in den verschneiten Garten hinaus und komme prompt zu dem Ergebnis, dass es mir bei diesem Wetter nicht möglich sein wird, in Kuhjungenstiefeln (unlöblich: Cowboyboots) das Haus zu verlassen. Nörgelnd öffne ich den Schrank und lege eine frisch gewaschene WRANGLER Tschiens, einen Pullover sowie lange Unterhosen aufs Bett. Danach eile ich badebemäntelt zu Maria und Amanda in die Küche und begrüsse sie herzlich. 
08.00 Uhr Während die netten Leute das wichtigste Mahl des Tages vorbereiten, lasse meine Schwägerin wissen, dass ich für den anstehenden Waldspaziergang gar nicht vorbereitet bin. Die Gute schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass ich mich gerne aus Georgs Kleiderschrank bedienen kann - wie schön. Ferner halte ich ein Kleingespräch (unlöblich: Smalltalk) mit Amanda und finde heraus, dass James und Georg vor wenigen Minuten zur Supermarkt gefahren sind, um Brot und Muffins einzukaufen. 
08.15 Uhr Nachdem ich David (4) in die Backe gekniffen habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle und gönne mir ein heisses Vollbad mit Schaum. Ich entspanne mich redlichst und denke an Edelbert, der sich seit heute Morgen in der bundesdeutschen Hauptstadt befindet. Da ich stets über alles informiert sein will, nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und lasse es mir nicht nehmen, die Handtelefonnummer meines Bekannten ins Tastenfeld einzutippen. Der Professor meldet sich nach dem dritten Klingeln und erzählt, dass er gerade damit beschäftigt ist, den Christbaum zu schmücken. Weiter vernehme ich, dass der gute Mann vor fünf Stunden in Berlin angekommen ist und bereits mit einem taxifahrenden Migranten aneinandergeraten ist. Mein Gesprächspartner kommt aus dem Schimpfen gar nicht mehr heraus und sagt, dass es kein Vergnügen mehr ist, in der alten Heimat zu sein - das glaube ich gerne. Trotz allem legt der Professor beste Laune an den Tag und kündigt an, dass er seinen Sohn am Abend zu einem exquisiten Essen ins renommierte "Gourmet Restaurant Lorenz Adlon" ausführen wird - wie aufregend. 
09.15 Uhr Um meine Verwandten nicht warten zu lassen, beende ich die Morgenwäsche und schlüpfe in warme Mondstiefel (unlöblich: Moonboots). Im Anschluss laufe ich in die Küche und setze mich an den reich gedeckten Frühstückstisch. Georg und James sind heute zu Scherzen aufgelegt und teilen mir auf Anfrage mit, dass wir gleich mit Hund Dixon zu einem abgelegenen Waldstück vor den Toren der kanadischen Millionenmetropole fahren werden, um einen stattlichen Christbaum zu schlagen. Mein Bruder reibt sich die Hände und bestätigt zwinkernd, dass er mit dem Waldbesitzer befreundet ist und selbstverständlich die Erlaubnis hat - wie beruhigend. Bei dieser Gelegenheit frage ich Amanda bezüglich des Donutladens aus und lerne, dass sich Simone während ihrer Abwesenheit um die Kunden kümmert. Meine Tischnachbarin ist alles andere als begeistert und sagt, dass die Geschäfte wegen der anhaltenden Weltwirtschaftskrise sehr schlecht laufen und immer mehr Gewerbetreibende gezwungen sind, Insolvenz anzumelden. Amanda winkt jedoch demonstrativ ab und setzt mich über die Tatsache in Kenntnis, dass sie in spätestens zwei Jahren sowieso alles verkaufen und mit ihrer Familie nach Toronto umziehen wird. Ich stimme uneingeschränkt zu und erwidere, dass das Leben in Deutschland schon längst nicht mehr lebenswert ist. 
10.00 Uhr Während Maria und Amanda die Spülmaschine bestücken, klatsche ich in meine Hände und dränge zur sofortigen Abfahrt. Bevor wir in den allradbetriebenen JEEP COMMANDER einsteigen, sehen wir in der Garage nach dem Rechten und entschliessen uns, neben einer praktischen Bügelsäge auch Georgs leistungsstarke Motorsäge aus dem Hause STIEHL mitzunehmen. Danach hüpfen wir ausgelassen ins Auto und fahren aus der Stadt heraus. Während James den PS-strotzenden Geländewagen auf 70 Stundenkilometer beschleunigt und zu stimmungsvoller Bob Dylan Musik der Stadtautobahn 404 nach Norden folgt, lasse ich prüfende Blicke über die verschneiten Häuser schweifen und erkläre Georg, dass ich in dieser Eishölle nicht leben möchte. Mein Bruder lacht laut auf und entgegnet, dass Toronto eine wunderschöne Stadt ist und keine Wünsche offen lässt - papperlapapp. Naserümpfend streichle ich Hund Dixon durchs krause Fell und stelle klar, dass wir es vorziehen, 350 Sonnentage pro Jahr zu geniessen.
10.45 Uhr Nach 47 Kilometern biegt mein löblicher Neffe auf einen unbefestigten Feldweg ab und kommt nach wenigen Minuten in einem düsteren Wald zum Halten. Mit Hund Dixon im Schlepptau folge ich den beiden ins Unterholz und komme dabei in den Genuss, eine echte Hirschkuh zu sehen. Der Vierbeiner ist begeistert und fletscht bellend die Zähne - wie schön.
11.15 Uhr Nach einem kurzweiligen Spaziergang durch knietiefen Schnee, stehen wir plötzlich vor einer wunderschönen Tanne von mindestens 2 Metern Höhe. Mein Bruder schnalzt demonstrativ mit der Zunge und macht es sich zur Aufgabe, die benzinbetriebene Motorsäge anzuwerfen und den Baum zu fällen. James schaut sich unterdessen verstohlen um und meint, dass wir uns vor den Wildhütern in Acht nehmen müssen. Als ich den Buben zur Ordnung rufe und anschaulich darlege, dass Georg den Waldbesitzer persönlich kennt, zeigt mir der junge Mann den Vogel und berichtet, dass wir uns hier in einem öffentlichen Park tummeln - wie unlöblich. 
11.45 Uhr Nach dreissig Minuten haben wir unser Werk vollbracht und können den Baum mit vereinten Kräften zum Wagen schleppen. Gekonnt heben wir die Tanne auf den Dachgepäckträger und vergessen nicht, ihn mit Gummibändern fachgerecht zu fixieren. Nach getaner Arbeit krusen wir von dannen und verabreden, dass nun ein sauberes Mittagessen nicht schaden kann. James prescht mir durchdrehenden Reifen davon und steuert den Vorort Ballantrae an. 
12.15 Uhr Am Ziel angekommen, parken wir das Auto am "Musselman Lake" und kehren kurzerhand in ein Schnellgasthaus namens "Country Stop Burger" ein. Eine zuvorkommende Bedienung mit Pferdeschwanz führt uns an einen einladenden Tisch mit Ausblick auf den See und bringt uns weihnachtliche Coca Colas sowie die Speisekarten. Da mein Magen bereits knurrt, ordere ich einen "Bacon Burger" (löblich: Speck Burger) mit hausgemachten Kartoffelstäben und Salat. Meine Begleiter entscheiden sich ebenfalls für gesunde Fleischgerichte und geben zu Protokoll, dass wir als nächstes eine Mercedes-Benz Niederlassung in der Innenstadt ansteuern müssen. Georg grinst wie ein Honigkuchenpferd und sagt, dass er sich in diesem Jahr nicht hat lumpen lassen und seiner Ehefrau die Zündschlüssel eines schnittigen CLK unter den Christbaum legen wird - wie unlöblich.
12.45 Uhr Kopfschüttelnd beisse ich zu und registriere als Feinschmecker, dass ich selten einen besseren Burger gegessen habe. James schlägt in die gleiche Kerbe und munkelt, dass der Koch ein Artist des Grills sein muss.
13.15 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Kaffees und vitaminreichen Maple Glazed Walnut Brownies (löblich: mit Ahornsirup glasierte Walnusskuchen) abgerundet haben, setzen wir die Fahrt fort und rasen mit überhöhter Geschwindigkeit zur Steeles Avenue im Ortsteil Thornhill. Just als Georg eine Kompaktscheibe mit Jimmy Buffetts grössten Erfolgen in die Musikanlage schiebt, gähne ich laut und gebe zu bedenken, dass ich nicht mehr der Jüngste bin und auf einen Nachmittagsschlaf nicht verzichten kann. Mein Bruder beruhigt mich redlichst und verspricht, dass wir spätestens in einer Stunde daheim sein werden - das will ich hoffen. 
13.45 Uhr Kurz vor dem Vierzehnuhrläuten, betreten wir die Mercedes Filiale und werden von einem hochnäsigen Schnösel Willkommen geheissen. Mein Bruder kommt sofort auf den Grund unseres Besuchs zu sprechen und möchte wissen, ob der bestellte Mercedes CLK350 pünktlich am Weihnachtsfeiertag geliefert werden kann. Der Verkäufer nickt eifrig und sagt, dass er den Sportwagen am Morgen des 25. Dezember höchstpersönlich vorbeibringen wird - wo soll das noch hinführen mit dieser Welt. 
15.30 Uhr Nachdem wir uns im Schauraum umgesehen haben, stapfen wir zum JEEP zurück und treten die Heimfahrt an - wie schön.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, nehme ich erschöpft im Wohnzimmer platz und lasse mir von Maria einen brühfrischen Espresso kredenzen. Ausserdem unterhalte ich mich mit David (4) und muss unentwegt Fragen beantworten. Der Kleine ist besonders neugierig und möchte wissen, warum der Schnee weiss ist. Weil mir das Wohl meines Grossneffen sehr am Herz liegt, erkläre ich ihm, dass Schnee aus Milliarden winziger Eiskristalle besteht, die weisses Licht komplett reflektieren können. Der Bube macht grosse Augen und erkundigt sich im Gegenzug nach der Adresse des Christkinds. Um dem Jungen einen genaueren Einblick zu gewähren, deute ich zum Himmel und stelle klar, dass das Christkind neben dem Nikolaus am Nordpol wohnt. David klatscht aufgeregt in seine Hände und fragt auch noch, wo der Nordpol liegt. Da ich nicht der Depp vom Dienst bin, winke ich ab und fordere den Kleinen auf, sich besser zu seinem Opa zu gesellen. 
16.30 Uhr Während meine Liebsten damit beschäftigt sind, den Christbaum mit Lametta und Strohsternen zu schmücken, ziehe ich mich ins Gästezimmer zurück und lege eine wohlverdiente Pause ein. Ich nehme bequem auf dem Bett platz und schliesse die Augen. Kurze Zeit später schlummere ich ein und träume von meiner frechen Mieterin Sandra, die das diesjährige Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familie verbringen wird. 
17.30 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Scheppern geweckt und laufe mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer. Zu allem Überfluss hat David schon wieder über die Stränge geschlagen und ein Trinkglas fallen gelassen - wie unlöblich. Seufzend nehme ich auf dem Sofa platz und lasse mir köstliche Vanillekipferl munden, die Maria während unserer Abwesenheit zubereitet hat. Nebenher plaudere ich mit James und höre, dass wir morgen in die Stadt fahren werden, um den CN Turm zu besuchen und im 360° Restaurant zu Mittag zu essen - wie aufregend. Als ich auf die Bescherung zu sprechen komme, belehrt mich James eines Besseren und erinnert, dass der amerikanische Weihnachtsmann nicht am 24. Dezember, sondern erst am Morgen des ersten Feiertags Präsente unter den Christbaum legen wird - das soll mir auch recht sein. 
18.00 Uhr Endlich ist es soweit und Maria ruft uns zu Tisch. Ich setze mich hungrig neben Georg und staune nicht schlecht, als meine Schwägerin bayerischen Krustenbraten mit Biersauce auffährt. Dazu gibt es hausgemachte Semmelknödel und deftiges Speckkraut. Ich verfrachte zwei dampfende Knödel sowie ein Stück Fleisch auf meinen Teller und öle meine ausgetrocknete Kehle mit einem kräftigen Schluck Labatt Blau Bier - das tut gut. Während des Abendessens bringt Maria lustige Anekdoten zur Sprache und erzählt den Kindern, dass ich letzte Woche verhaftet wurde und einen ganzen Vormittag im Gefängnis verbringen musste - wie unlöblich. 
18.30 Uhr Nachdem sich meine Verwandten beruhigt und mit dem Lachen aufgehört haben, gibt es köstliches Vanilleeis mit heissen Himbeeren. Ich verzehre die Süssspeise und vernehme, dass James und Amanda gleich zur "Centerpoint Mall" (löblich: Zentrumspunkt Einkaufsmarkt) spazieren wollen, um abzuschoppen und das Lichtspielhaus zu besuchen. Weil ich keine Lust habe, mich den beiden anzuschliessen, zwinkere ich David redlichst zu und verspreche ihm, dass wir uns mit Hund Dixon vor die Flimmerkiste setzen und bei einem hunde- und rentnergerechten Spielfilm die Seele baumeln lassen werden.
19.15 Uhr Während sich die jungen Leute verabschieden und Georg sich ins Arbeitszimmer zurückzieht, finde ich mich in Davids und Marias Gesellschaft im Wohnzimmer ein. Ich drücke mich durch die vielen Programme und verweile letztendlich auf dem Privatsender CHCH, wo zur besten Sendezeit der nervenaufreibende Krimi "Die Hard" (löblich: Stirb Hart) läuft. Just als Polizeiinspektor John McClain einem hinterlistigen Ganoven in den Kopf schiesst, reisst mir meine Schwägerin die neumoderne Fernbedienung aus den Händen und sagt, dass diese Art von Unterhaltung für einen Vierjährigen kaum geeignet ist. Maria drückt auf Kanal 17 und wählt den "Disney Channel" (löblich: Disney Kanal) aus. Gelangweilt lehne ich mich zurück sehe mich während der kommenden 45 Minuten genötigt, mir die haarsträubenden Weihnachtsabenteuer von Micky Maus und Donald Duck anzuschauen. HEUREKA - diesen Unsinn muss man gesehen haben. 
20.00 Uhr Nachdem Maria den Knirps ins Bett gebracht hat, schalte ich erneut um und fröne dem spannenden Kriegsfilm "The Heroes of Desert Storm" (löblich: Die Helden des Wüstensturms) aus dem Jahre 1991 - da kommt Freude auf. Da mein Bruder gute Filme zu schätzen weiss, klopfe ich an die Bürotüre und animiere Georg, sich zu mir ins Wohnzimmer zu setzen. Bei einem Glas Glühwein und vitaminreichem Weihnachtsgebäck geben wir uns den Geschehnissen hin und können es gar nicht glauben, dass der Spielfilm nicht mit einem Oscar bedacht wurde. An diesem Beispiel sieht man anschaulich, dass die Angeber in Hollywood keine Ahnung von Kunst haben. 
22.00 Uhr Als der Abspann über den Bildschirm flimmert, drücke ich auf den "OFF" (löblich: AUS) Knopf und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durchs verschneite Wohngebiet. Wir schlendern an den geschmückten Eigenheimen vorbei und können es kaum erwarten, übermorgen das Christkind im Haus meines Bruders zu begrüssen. 
22.30 Uhr Ein langer Tag geht zu Ende und ich hänge meine Kleider über die Stuhllehne. Danach lösche ich das Licht und lege mich zufrieden ins Bett. Gute Nacht.


22.12.2009
07.00 Uhr Ich werde durch stimmungsvolle WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Weihnachtsmusik geweckt und fühle mich
Click for Naples, Florida Forecast blendend. Da ich in zwei Stunden von einem Fahrdienst abgeholt werde, hüpfe ich schnell aus den Federn und führe auf der fliegenvergitterten Terrasse die wichtige Morgengymnastik durch. Während ich mich redlichst strecke, blicke ich ein letztes Mal auf den begrünten Garten und komme schnell zu dem Schluss, dass mir dieser Anblick im verschneiten Toronto fehlen wird. 
07.30 Uhr Trotz allem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und eile mit schnellen Schritten in die Nasszelle, um mir ein Vollbad einlaufen zu lassen. Nebenbei lausche ich dem Internetzradioprogramm des Bayerischen Rundfunks und bringe heraus, dass die Sonne heute Mittag den südlichen Wendekreis überschreiten wird. Aus diesem Grund ist die anstehende Nacht die kürzeste des ganzen Jahres. Die sogenannte Wintersonnenwende hatte in vielen antiken und frühmittelalterlichen Kulturen einen hohen Stellenwert. Die Germanen feierten während der Nacht zum 23. Dezember das sogenannte Julfest, welches heutzutage von neuheidnischen Gruppierungen und anderen Spinnern erneut begangen wird - wie unlöblich. 
08.15 Uhr Weil ich mich nicht um alles kümmern kann, beende ich die Morgenwäsche und greife spontan zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry), um bei Georg und Maria im Lowbank Drive anzurufen. Mein Bruder nimmt das Telefonat nach dem zweiten Klingeln entgegen und bestätigt, dass er mittlerweile die Koffer vor die Türe gestellt hat und auf den örtlichen Fahrdienst wartet. Ausserdem vernehme ich, dass mich die lieben Leute gegen 9 Uhr abholen werden - das ist phantastisch. Als nächstes kontaktiere ich Prof. Kuhn und erfahre, dass sich der gute Mann einen entspannten Vormittag machen und später mit Frau Brandie Cream nach Miami fahren wird. Edelbert ist bester Laune und lässt mich wissen, dass sein Abflug nach Deutschland für 16.30 Uhr geplant ist - wie schön. Selbstverständlich wünsche ich dem schlauen Mann ein wunderschönes Weihnachtsfest und stelle fest, dass wir uns spätestens am 12. Januar wiedersehen werden. Mein Gesprächspartner versichert bei dieser Gelegenheit, dass er echten ONKO Bohnenkaffee sowie vitaminreiche Weisswürste aus der alten Heimat mitbringen wird. HEUREKA - schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen. 
08.45 Uhr Nachdem ich die CARRIER Klimaanlage reguliert und wichtige Reisedokumente in meinen praktischen Brustbeutel verfrachtet habe, setze ich mich an den Frühstückstisch und nehme in Gesellschaft meines Haustieres ein spärliches Frühstück ein. Währenddessen teile ich Dixon mit, dass wir uns gleich in nervenaufreibende Abenteuer stürzen und nach Toronto fliegen werden. 
09.00 Uhr Pünktlich auf die Minute postiere ich mich vor dem Anwesen und nutze die Wartezeit, um mich von Frau Pontecorvo zu verabschieden. Ich drücke die Dame an mich und höre, dass sie sich heute ebenfalls auf grosse Reise begeben und mit ihrer Freundin Blanche nach Jacksonville fahren wird. Meine Nachbarin strahlt wie ein Honigkuchenpferd und sagt, dass sie Weihnachten mit guten Freunden am St. Johns River feiern und spätestens zum Jahreswechsel wieder in Naples sein wird. 
09.15 Uhr Just als ich der Guten meinen Haustürschlüssel überreiche, fährt ein dunkelgrauer Mercedes der R-Klasse vor. Als ich mir die Schweissperlen von der Stirn wische, hüpft Georg ausgelassen vom Rücksitz und animiert mich, sofort einzusteigen. Ich zwinkere Frau Pontecorvo redlichst zu und wuchte dann meinen DELSEY Rollkoffer ins Vehikel. 
09.30 Uhr Wenig später braust der freundliche Fahrer auf der Interstate 75 in östlicher Richtung und setzt uns über die Tatsache in Kenntnis, dass wir in 90 Minuten am Flughafen eintreffen werden - wie schön. Der Schofför holt alles aus der Kiste alles heraus und scheint auf die Geschwindigkeitsbegrenzung keinen grossen Wert zu legen. Um mich nicht zu langweilen, öffne ich den gutbestückten Kühlschrank und gönne mir eine Dose Diät Coca Cola. Meine Begleiter folgen meinem Beispiel und berichten, dass sie gestern ein schickes Strandgasthaus in Bonita Springs aufgesucht und Hummer verspeist haben. Seufzend richte ich meinen Blick auf die exotische Landschaft und entgegne, dass ich mich mit einer Tiefkühlpizza aus dem Hause TOMBSTONE begnügt habe.
10.15 Uhr Just als wir das Reservat der Miccosukee Indianer durchqueren, deutet Maria plötzlich auf den verschnürten Plüschbären und möchte wissen, ob ich Schmuggelware mit nach Toronto nehme. Natürlich erhebe ich sogleich Einspruch und erwidere, dass ich einen lustigen Stoffbären in Lebensgrösse für David besorgt habe. Ich versorge meine Verwandten mit interessanten Infos und lege anschaulich dar, dass der Petz sogar sprechen kann und 150 Wörter beherrscht. Meine Schwägerin schnalzt mit der Zunge und antwortet, dass sie ihren Enkel mit einer Tschiensjacke und einem LEGO Star Wars (löblich: Krieg der Sterne) Baukasten überraschen wird - wie unlöblich. 
10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten erreichen wir den Internationalen Flughafen vor den Toren Miamis. Da wir unter Zeitdruck stehen, winken wir einen dunkelhäutigen Kofferträger herbei und beauftragen ihn, unsere Gepäck zum AIR CANADA (löblich: Luft Kanada) Schalter im Terminal J zu schaffen. Während der Mann in die Hände spuckt und seinen Rollwagen bestückt, wirke ich beruhigend auf Hund Dixon ein und erwähne, dass er gleich einen komfortablen Container besteigen darf. 
11.30 Uhr Nachdem wir Dixon bei der Gepäckzentrale abgeliefert haben, werden wir bei AIR CANADA vorstellig und geben einer gelangweilten Maid unsere Reservierungsdaten. Das brünette Mädchen (23) tippt unsere Namen in ihre Heimrechnertastatur ein und weist meinen Verwandten zwei Plätze in der "Executive Class" (löblich: Exklusiv Klasse) zu. Danach druckt die Frau eine Einsteigekarte für die Touristenklasse aus und sagt, dass ich in Reihe 17 sitzen werde. HEUREKA - das kann ja heiter werden. 
12.00 Uhr Weil der Abflug noch auf sich warten lässt, kehren wir kurzerhand in ein Häagen-Dazs Schnellgasthaus ein und bestellen bei einer zuvorkommenden Bedienung frisch aufgebrühten Bohnentrunk und Schokoladenkuchen. Ich blicke während der Brotzeit nachdenklich auf meine wertvolle ROLEX und gebe zu bedenken, dass mich mein Hund sicher vermissen wird. Georg ist jedoch ganz anderer Meinung und wirft ein, dass Dixon vor dem Abflug mit einer extraordinären Mahlzeit versorgt wird - das will ich hoffen. 
12.45 Uhr Redlichst gestärkt verlassen wir das Restaurant und laufen ganz schnell zum Abflugtor. Während Maria und Georg freundlichst in Empfang genommen und von einer feschen Flugbegleiterin in die 1. Klasse geführt werden, muss ich mich an Touristen vorbeidrängen und neben einer übergewichtigen Dame (33) im Pelzmantel Platz nehmen - wie furchtbar. Missgelaunt schiebe ich mir meine NY YANKEES Kappe tief ins Gesicht und kann es kaum erwarten, in Toronto anzukommen. 
13.15 Uhr Der AIRBUS 320-200 erhebt sich planmässig von der südlichen Startbahn und dreht nach wenigen Augenblicken nach Norden ab. Während des Startvorgang richte ich meinen Blick nach draussen und kann ein letztes Mal die eindrucksvolle Skyline (löblich: Himmelslinie) von Miami bestaunen. HEUREKA - das muss man gesehen haben. 
13.45 Uhr Nachdem die Sicherheitswarnung "Fasten Your Seatbelts" (löblich: Bitte anschnallen) erloschen ist, stehe ich auf und bahne mir meinen Weg in die "Erste Klasse". Ich treffe Maria und Georg schaumweinschürfend an und lerne, dass die beiden aus vier Mittagessen auswählen können. Meine Schwägerin präsentiert mir eine ellenlange Speisekarte und sagt, dass sie sich für kanadischen Graved Lachs (löblich: eingegrabenen Lachs) an Mangold Tartes (löblich: Mangold Törtchen) entscheiden wird. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und kündigt grossspurig an, dass dazu ein edler italienischer Rebentrunk nicht schaden kann. 
14.00 Uhr Als ich mich am Kopf kratze, klopft mir eine garstige Flugbegleiterin auf die Schulter und behauptet, dass es Reisenden aus der Touristenklasse nicht erlaubt ist, die "Executive Class" zu betreten - wie unlöblich. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, strafe ich Georg mit bösen Blicken und kehre wortlos auf meinen Platz zurück. HEUREKA - was muss ich denn noch alles ertragen. 
14.15 Uhr Während ich meine ausgetrocknete Kehle mit einem Schluck Orangensaft öle und ein zähes Steak mit Bohnen und Kartoffelbrei verzehre, meldet sich meine Nachbarin zu Wort und plappert davon, dass sie erkältet ist und keinen Bissen herunterbekommt - wie unlöblich. 
14.45 Uhr Nach der Brotzeit lehne ich mich entspannt zurück und gebe mich dem AIR CANADA Unterhaltungsprogramm hin. Ich wähle dank modernster Technik den sehenswerten Spielfilm "Kevin: Lost in New York" (löblich: Kevin: Verloren in New York) aus und werde Zeuge, wie der kleine Kevin McCallister von seiner Familie getrennt wird und sich alleine durch den grossen Apfel schlagen muss - da kommt Freude auf. Wie man sich denken kann, mietet sich der freche Junge ins renommierte "Plaza Hotel" ein und muss sich gegen die Ganoven Harry Lime und Marv Merchants zur Wehr setzen. 
16.00 Uhr Just als ich meine Arme vor der Brust verschränke und einzunicken drohe, ertönt plötzlich eine ohrenbetäubende Sprechdurchsage und der Flugkapitän meldet, dass wir mit wenig Verspätung in Toronto eintreffen werden. Ich nippe genüsslich an meiner lauwarmen PEPSI Cola und gebe der Dame neben mir zu verstehen, dass wir bald kanadischen Boden betreten und durch meterhohen Schnee stolpern werden. Die übergewichtige Dame nickt eifrig und erzählt, dass der Nordosten schon seit Wochen von Wetterkapriolen heimgesucht wird - wie unlöblich. 
16.45 Uhr Dreissig Minuten später setzt der Stahlvogel auf der schneebedeckten Landebahn des "Lester B. Pearson" Flughafens auf. Um meine Verwandten nicht warten zu lassen, schlüpfe ich in meine gefütterte Winterjacke und lasse es mir nicht nehmen, augenblicklich zum Ausgang zu rennen und mit Georg und Maria die Maschine zu verlassen. Die lieben Leute halten mir eine kleine Papiertüte unter die Nase und betonen, dass alle "Executive Class" Mitreisenden ein kleines Weihnachtspräsent erhalten haben - das ist typisch. 
17.00 Uhr Während Georg und Maria unbehelligt durch die Kontrolle kommen, stellt sich mir ein breitschultriger Zollbeamter in den Weg und fragt nach, ob ich verbotene Gegenstände im Handgepäck mitführe. Als ich mich aus der Verantwortung stehle und darauf hinweise, dass ich ein seriöser Rentner bin, deutet der Heini auf den verpackten Plüschbären und meint, dass er sich das Mitbringsel gerne aus nächster Nähe ansehen möchte. Da sämtliche Ausflüchte keine Wirkung zeigen, sehe ich mich gezwungen, das Packpapier aufzureisen. Mein Gegenüber macht grosse Augen und zögert nicht, den "ON" (löblich: AN) Knopf auf der Rückseite zu betätigen und ein Kleingespräch (unlöblich: Smalltalk) mit dem sprechenden Bären zu führen - wie unlöblich. 
17.15 Uhr Nachdem ich dem Beamten klargemacht habe, dass ich kein Terrorist bin, kann ich endlich die Sicherheitszone verlassen und meinen Verwandten nachlaufen. Nebenbei ziehe ich den Reissverschluss meiner Winterjacke zu und vernehme, dass uns James bereits erwartet. Ich reibe mir die Hände und merke an, dass wir zuerst Hund Dixon abholen müssen. 
17.45 Uhr Kofferschleppend schlendern wir zur Hauptzollstelle und erkundigen uns nach dem Verbleib meines Haustieres. Ein freundlicher Flughafenmitarbeiter nimmt Dixons Impfpass in Augenschein und macht es sich kaugummikauend zur Aufgabe, einen Stempel auf die Bescheinigung zu setzen. Wenige Minuten später kann ich den Vierbeiner in meine Arme schliessen und ihm aufmunternd übers Köpfchen streichen. Dixon ist ausser sich vor Freude und zerrt mich in den Empfangsbereich, wo wir von meinem Neffen händeschüttelnd begrüsst werden. Weil ich mich nach der nervenaufreibenden Flugreise ausser Stande sehe, das Gepäck zum Auto zu tragen, überreiche ich James den DELSEY Rollkoffer und folge ihm nörgelnd zum Parkhaus. Als wir das Flughafengebäude verlassen und gegen Schneeverwehungen ankämpfen, schüttelt sich Hund Dixon ausgiebig und steckt seine Schnauze in den kalten Schnee. Ich verfrachte meine Hände in die Jackentaschen und moniere, dass dieses Wetter gar nicht nach meinem Geschmack ist. 
18.15 Uhr Als wir endlich im geheizten JEEP COMMANDER sitzen und uns auf dem Don Valley Parkway nach Norden quälen, quasselt James ohne Punkt und Komma und berichtet, dass seine Ehefrau schon seit Stunden am Herd steht und ein opulentes Abendessen vorbereitet - wie schön. Ferner bringt der junge Mann das anstehende Weihnachtsfest zur Sprache und sagt, dass wir morgen in den Wald fahren werden, um einen Christbaum zu besorgen. HEUREKA - darauf freue ich mich jetzt schon. 
19.00 Uhr Nach einer fünfundvierzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt durch das eisige Toronto, kommen wir vor Georgs luxuriösem Eigenheim zum Stehen. Ich springe in freudiger Erwartung vom Rücksitz und sehe durch das hell erleuchtete Wohnzimmerfenster, wie Amanda den Esstisch deckt und mit ihrem Sohn scherzt. Ruckzuck drücke ich auf den Klingelknopf und überrasche die beiden mit weihnachtlichen Hoo-Hoo. 
19.30 Uhr Nachdem ich meinen Koffer ins Gästezimmer gestellt und mich am offenen Kamin aufgewärmt habe, setzen wir uns an die weihnachtlich geschmückte Tafel. Amanda fährt ein italienisches Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne) mit deftigem Käse auf und erkundigt sich nach dem Reiseverlauf. Georg schenkt Rotwein in die Gläser und sagt, dass die Reise wie im Flug vergangen ist. Ich stimme prompt zu und stelle klar, dass ich neben einer übergewichtigen Dame sitzen durften, die in einer Lavendelduftwolke eingehüllt war. James kann sich ein Lachen nicht verkneifen und sagt, dass er heute die letzten Weihnachtsgeschenke eingekauft und ausserdem Brennholz geschlagen hat - wie schön. 
20.15 Uhr Als Amanda die Nachspeise serviert und uns mit hausgemachter Crème Brulée (löblich: Gebrannte Creme) verwöhnt, wende ich mich dem kleinen David zu und frage ihn, was er sich vom Christkind wünscht. Der Bube bekommt ganz rote Backen und plappert, dass er sich sehr über ein Pony freuen würde - wie unlöblich. 
21.00 Uhr Während sich die Frauen um den Abwasch kümmern, unternehme ich in Georgs und James Gesellschaft einen Gassigang durchs Wohngebiet. Bei leichtem Schneefall und unangenehmen Temperaturen spazieren wir an den geschmückten Häusern vorbei und tratschen über den morgigen Waldausflug. James kennt sich bestens aus und sagt, dass er bereits einen super Baum ausgespäht hat, der hervorragend ins holzvertäfelte Wohnzimmer passen würde - wie aufregend. 
21.45 Uhr Schlotternd kehren wir ins warme Haus zurück und verabreden, den langen Tag bei einem Schlummertrunk ausklingen zu lassen. Wir setzen uns zu Elvis Presley Weihnachtsmusik in die gute Stube und geniessen einen edlen Whiskey aus der schottischen Glenturret Brennerei. Während David mit Hund Dixon durchs Wohnzimmer tollt, zündet sich Georg eine dicke Zigarre an und sagt, dass das Leben wirklich schön sein kann - wie wahr. 
22.30 Uhr Um morgen frisch zu sein, wünsche ich meinen Liebsten einen angenehmen Abend und ziehe mich erschöpft ins Gästezimmer zurück. Nachdem ich die Heizung auf die höchste Stufe eingestellt und meinen warmen Frotteeschlafanzug angezogen habe, lege ich mich ins Bett und schlummere bald ein. Gute Nacht.


21.12.2009
07.15 Uhr Eine neue Woche beginnt und ich hüpfe gutgelaunt aus dem Bett, um bei angenehmen 67°F (20°C) die Morgengymnastik 
zu absolvieren. Während ich meine Muskeln spielen lasse, denke ich an den anstehenden Abflug nach Toronto und freue mich, dass ich in 18 Stunden in einem AIR CANADA (löblich: Luft Kanada) Stahlvogel sitzen werde - wie schön. 
07.45 Uhr Nachdem ich Hund Dixon begrüsst habe, lasse ich mir ein löbliches Vollbad einlaufen. Als ich zum Rasierer greife, erfahre ich im Internetzprogramm des BR, dass es heute vor 34 Jahren im Wiener OPEC-Hauptsitz zu einer spektakulären Geiselnahme kam. Unter der Führung von Ilich Ramírez Sánchez, genannt Carlos, stürmten sechs Terroristen das Gebäude und nahmen etwa 70 Geiseln - wie furchtbar. Die palästinensischen Verbrecher flogen einen Tag später mit 32 Gefangenen nach Tripolis aus, wo sie wie Helden empfangen wurden. Unter den Geiselnehmern war auch der deutsche Terrorist Hans-Joachim Klein, der 1998 von französischen Polizeibeamten festgenommen und den deutschen Behörden überstellt werden konnte. Obwohl er nachweislich drei Menschen ermordet hatte, wurde er nicht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe, sondern lediglich zu drei Jahren verurteilt - das ist wieder typisch. 
08.45 Uhr Verärgert beende ich die Morgenwäsche und setze mich an den Frühstückstisch, um in Gesellschaft meines aufgedrehten Haustieres das wichtigste Mahl des Tages einzunehmen. Anstatt brav zu sein, hüpft Hund Dixon unentwegt auf und ab und nötigt mich, ihm etwas abzugeben - was muss ich denn noch alles ertragen. 
09.15 Uhr Just als ich die Morgenzeitung aufschlage, klingelt es an der Türe und ich kann Prof. Kuhn recht herzlich in der Villa begrüssen. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und erzählt, dass er gestern seinen Koffer gepackt hat. Edelbert gibt sich besonders redselig und sagt, dass er morgen Mittag von seiner Nachbarin Frau Cream nach Miami kutschiert und gegen 16.30 Uhr mit LUFTHANSA nach Berlin reisen wird. Ferner vernehme ich, dass Edelbert bis zum 12. Januar in der bundesdeutschen Hauptstadt bleiben und mit seinem Sohn diverse Ausstellungen besuchen wird - wie langweilig. Um dem schlauen Mann etwas Gutes zu tun, fülle ich seinen Kaffeebecher auf und entgegne, dass ich in Toronto die Seele baumeln lassen werde.
09.45 Uhr Kurze Zeit später kommt Frau Pontecorvo daher und zögert nicht, sich zu uns zu setzen. Wir plaudern redlichst über dies und das und entschliessen uns, den letzten Tag im Sonnenscheinstaat gebührend zu begehen und einen Strandspaziergang zu unternehmen - da kommt Freude auf. 
10.15 Uhr Mit Dixon im Schlepptau eilen wir zum JEEP und krusen dann zur Dollar Bay im Süden. Während der Ausfahrt erfreue ich meine Begleiter mit Geschichten aus längst vergangenen Zeiten und erwähne, dass mir mein Grossvater kurz nach Kriegsende einen lustigen Tretroller unter den Christbaum gelegt hat. Frau Pontecorvo kann sich ein Seufzen nicht verkneifen und berichtet, dass ihre Eltern sehr arm waren und gar kein Geld für Geschenke übrig hatten - wie traurig. 
11.00 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Elf zeigt, treffen wir am Ziel ein und können den PS-strotzenden Geländewagen vor einem stattlichen Anwesen parken. Als ich die Fahrzeugtüre krachend ins Schloss fallen lasse, stellt sich mir ein Uniformträger in den Weg und behauptet, dass wir das Auto hier nicht abstellen dürfen. Der Knecht verweist auf ein Infoschild und meint, dass wir uns in einer sogenannten "Gated Community" (löblich: geschlossene Gemeinschaft) aufhalten - papperlapapp. Als freier und mündiger Bürger, zeige ich dem Deppen den Vogel und ziehe es vor, ganz schnell zum Strand zu laufen. 
11.30 Uhr Während wir uns die Füsse vertreten und Stöckchen werfen, versorge ich Edelbert mit wissenswerten Infos und gebe zu Protokoll, dass ich mich nach den Feiertagen in der "Cleveland Clinic" (löblich: Cleveland Krankenhaus) einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen werde. Bei dieser Gelegenheit spreche ich an, dass eine einfache Blutdruckmessung in unserem Alter längst nicht mehr ausreicht. Edelbert nickt eifrig und erwidert, dass die medizinischen Möglichkeiten weit fortgeschritten sind und bei einem sogenannten "Screening" (löblich: Durchleuchtung) sogar mikroskopischkleine Krebszellen erkannt werden können - wie wahr. 
12.15 Uhr Da morgen ein aufregender Tag bevorsteht, machen wir kehrt und schlendern an der rauschenden Brandung zum Fahrzeug zurück. Zu allem Überfluss hat mir der garstige Wächter einen Zettel an den Scheibenwischer geklemmt und darauf vermerkt, dass mein Autokennzeichen notiert wurde. Laut lachend werfe ich das Pamphlet zu Boden und lasse meine Begleiter wissen, dass man sich in der heutigen Zeit nicht alles gefallen lassen darf. 
12.45 Uhr Kurz nach der Mittagszeit betreten wir die Wirtschaft unseres Vertrauens und setzen uns an einen Fenstertisch mit Ausblick. Die Wirtin lässt nicht lange auf sich warten und kredenzt durstlöschendes Eiswasser sowie die Speisekarten. Während sich Frau Pontecorvo und Prof. Kuhn für den Fang des Tages (unlöblich: Catch of the Day) entscheiden, wähle ich ein Dutzend "Spicy Salt & Pepper Crabs" (löblich: Scharfe Salz und Pfeffer Krabben) mit Saisongemüse und Kartoffeln. Ausserdem ölen wir unsere ausgetrockneten Kehlen mit köstlichem Mangoeistee - das schmeckt. 
13.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, tratschen wir mit Frau Julie und finden heraus, dass die gute Seele vor zwei Wochen 170.000 Dollars geerbt hat. Die Gaststättenbetreiberin strahlt wie ein Honigkuchenpferd und setzt uns über die Tatsache in Kenntnis, dass sie das Geld für einige Jahre gewinnbringend anlegen und sich dann ein neues Eigenheim am Strand leisten wird - das hört sich verlockend an. In meiner Funktion als Finanzexperte, biete ich der Dame einen Platz an und lege anschaulich dar, dass sie meinem Beispiel folgen und ihr Erspartes auf einem Konto der "Shamrock Bank of Florida" hinterlegen sollte. Wie jedes Kind weiss, hält besagtes Bankhaus hervorragende Konditionen bereit und gewährt auf Spareinlagen bis zu 4,5 %. Frau Julie winkt jedoch ab und antwortet, dass sie mittlerweile McDonalds Aktien gekauft hat und pro Jahr mit einem Zugewinn von mindestens 7% rechnen darf - wie unlöblich. 
14.00 Uhr Nachdem wir uns gestärkt und die Rechnung gerecht aufgeteilt haben, wünschen wir Frau Julie ein schönes Weihnachtsfest. Danach steigen wir in den JEEP ein und machen uns ruckzuck auf den Heimweg. 
14.30 Uhr Wieder zurück im Wohngebiet, verabschiede ich meine Bekannten und gönne mir ein wohlverdientes Päuschen auf dem Sofa. Als ich die Augen schliesse, wird die himmlische Ruhe plötzlich durch ohrenbetäubendes Telefonbimmeln unterbrochen. Ich greife zum Hörer und staune nicht schlecht, als sich Georg meldet. Mein Bruder redet ohne Punkt und Komma auf mich ein und schlägt vor, dass wir ausgehen und in einem französischen Feinschmeckerlokal das Abendessen einnehmen sollten. Weil man Franzosen bekanntlich nicht über den Weg trauen kann, winde ich mich aus der Verantwortung und gebe vor, dass ich noch mein Ränzlein schnüren und Vorbereitungen für den Abflug treffen muss. Georg zeigt Verständnis und sagt, dass wir morgen um 9 Uhr mit einem örtlichen Fahrdienst an Floridas Ostküste gelangen werden - das soll mir auch recht sein. Ich wünsche meinem Bruder alles Gute und lege dann schnell auf. Wenig später döse ich ein und sehe mich im Traum durch das verschneite Toronto spazieren. 
15.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und hole als erstes meinen praktischen DELSEY Rollkoffer aus der Abstellkammer. Im Anschluss öffne ich den Kleiderschrank und mache es mir zur Aufgabe, warme Wollsocken, Unterwäsche, Pullover mit Rentieraufdruck, Smoking sowie meine Winterjacke einzupacken. Um bestens informiert zu sein, rufe ich kurzerhand bei meinem Neffen im fernen Toronto an und frage ihn bezüglich des Wetters aus. James begrüsst mich überschwänglich und plappert, dass er gerade von einem Spaziergang zurückgekommen ist und jetzt mit seiner kleinen Familie texanischen Früchtekuchen essen wird - wie aufregend. Zudem lerne ich, dass gestern Abend Schnee gefallen ist und die Temperaturen schon seit Tagen nicht mehr die 0°C Grenze überschritten haben. Seufzend lege ich einen Schal ins Gepäckstück und gebe dem Buben zu verstehen, dass ich sicher einen Klimaschock erleiden werde. 
16.00 Uhr Nachdem wir etwas geplaudert haben, beende ich das kostspielige Telefonat und stelle den Koffer in den Gang. Unter den skeptischen Blicken meines Hundes brühe ich frischen Bohnenkaffee auf und richte zwei Donuts aus dem PUBLIX Einkaufsmarkt auf einem Teller an. Danach setze ich mich an den Heimrechner und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Auch heute finde ich unzählige Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher im elektronischen Postkasten vor. Unter anderem schreibt Frau Elsa B. (81) aus Heilbronn, dass ihr Sohn Peter (47) den Verstand verloren hat und über Weihnachten einen Urlaub plant. Da die arme Frau ganz alleine das Familienfest feiern muss, tröste ich sie redlichst und rate ihr, Freunde oder Bekannte zu besuchen. Des weiteren sehe ich mich gezwungen, einem unterbelichteten Familienvater aus Burscheid klarzumachen, dass ein strahlendes Handtelefon kein geeignetes Weihnachtsgeschenk für einen 16jährigen ist - wo kämen wir denn da hin. 
17.00 Uhr Zu guter Letzt schalte ich die neuesten Einträge im beliebten Gästebuch frei und gehe dann von der Leine. Bevor ich das Abendessen zubereite, sehe ich noch einmal meine Reisedokumente durch und erkenne mit geschultem Auge, dass mein Reisepass nur noch bis Ende 2010 gültig ist - wie unlöblich. Um auch weiterhin in den Vereinigten Staaten leben zu können, muss ich wohl oder übel spätestens in sechs Monaten nach Deutschland ausfliegen, um den Ausweis verlängern zu lassen. Als nächstes verfrachte ich die Weihnachtspräsente in den Koffer und vergesse auch nicht, den sprechenden Plüschbären, den ich für David gekauft habe, in Geschenkpapier einzuwickeln. 
17.30 Uhr Zu karibischer Weihnachtsmusik schiebe ich eine Fertigpizza von TOMBSTONE ins Backrohr und bereite zudem einen knackigen, aber keuschen Salat zu. Während sich das Schmankerl im Ofenlicht sonnt, blicke ich deprimiert aus dem Fenster und kann es gar nicht glauben, dass schon wieder ein Jahr ins Land gezogen ist. 
18.00 Uhr Als meine geschmackvolle englische Wanduhr sechs Mal schlägt, nehme ich am Küchentisch platz und greife ordentlich zu. Hund Dixon gesellt sich kauknochenkauend neben mich und freut sich schon, morgen im Schnee spielen zu können. 
18.45 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb genommen und die Pflanzen mit Wasser versorgt habe, lasse ich den Tag bei einem rentnergerechten Fernsehabend ausklingen. Ich verfolge gespannt die Nachrichten auf FOX und höre, dass die NATO Truppen in Afghanistan bald um 40.000 zusätzliche Soldaten aufgestockt werden sollen. 
19.30 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf HBO um und erfreue mich am amerikanischen Spielfilm "White Oleander" (löblich: Weisser Oleander) mit Michelle Pfeiffer und Alison Lohman in den Hauptrollen. Lachend lehne ich mich zurück und werde Zeuge, wie die Künstlerin Ingrid durchdreht und ihren Geliebten vergiftet - wie aufregend. 
20.30 Uhr Weil morgen ein anstrengender Tag auf dem Programm steht, schalte ich den Flachbildschirm zeitig aus und unternehme einen kleinen Rundgang durch Haus und Garten. Danach gehe ich zufrieden ins Bett und lese noch etwas in der Bibel. Gute Nacht.


20.12.2009
Hi Fans, 

gestern wollte ich eigentlich mit Bärbel und Marlene Weihnachtsgeschenke besorgen und ins Kino gehen. Auf der Fahrt nach München hat aber mein Jeep schlapp gemacht. Gott sei Dank lies ein gelber ADAC Engel nicht lange auf sich warten. Der nette Mann hat den Fehler ganz schnell gefunden und mir auf dem Autobahnstandstreifen einen neuen Keilriemen eingebaut :-) 
Weil wir zu spät in München ankamen, wurde aus dem Kinobesuch leider nichts. Stattdessen haben wir uns in Schwabing amüsiert und einige Kneipen unsicher gemacht :-) 

Nachdem wir im Hugendubel und bei Hertie viel Geld gelassen haben, ging's in die Cocktailbar "Peaches", wo wir den ALF-Synchronsprecher Tommy Piper getroffen haben - das war echt witzig. Hinterher haben wir Sushi im "Fujikaiten" gegessen und den Abend im "Tapasita" ausklingen lassen. Da ich im Gegensatz zu meinem Vermieter nicht betrunken durch die Gegend fahre, hab' ich das Auto stehen lassen und die Nacht bei Marlene verbracht. Wir haben uns einen chilligen DVD-Abend gegönnt und viel Spass gehabt. 

Pfaffenberg hat heute auch schon angerufen und mir von seinem aufregenden Leben unter Palmen erzählt. Er ist heute Abend bei seinen Verwandten eingeladen und wird mit Freunden und Bekannten ordentlich abfeiern. 
Weil ich mich heute gar nicht gut fühle, werde ich das Tagebuch etwas kürzer gestalten und mich gleich wieder aufs Sofa legen. Ich wünsche Euch ein entspanntes Weihnachtsfest. 

  Wir lesen uns in der nächsten Woche wieder !!! 
  Sandra Corte


19.12.2009
Hallo Freunde, 

nun hab ich's fast geschafft. Am Montag muss ich nur noch meinen Schreibtisch in der Werbeagentur aufräumen und einige Telefonate führen. Gegen Mittag steht dann eine betriebsinterne Weihnachtsfeier auf dem Programm. Mein Chef hat bei einem Pizzabringdienst ein Büffet in Auftrag gegeben und einige Flaschen Prosecco besorgt :-) 
Ab Dienstag hab' ich dann endlich Urlaub und kann zu meinen Eltern nach Hessen fahren. Wie ich bereits angekündigt habe, werde ich Weihnachten und Silvester im Kreise meiner Familie feiern und meinen Cousin Holger wiedertreffen, der extra aus Neuseeland angereist ist :-) 

Amanda hat sich heute übrigens in Richtung Toronto verabschiedet. David war ganz schön aufgeregt und konnte es kaum erwarten, James und seinen Onkel wiederzutreffen. Wie ich erfahren konnte, wird Amanda genauso wie Pfaffenberg bis zum 6. Januar in Kanada bleiben. Angeblich soll es in Toronto ganz schön kalt sein. Pfaffi wird sich sicher nicht wohl fühlen und sich gleich nach Naples zurückwünschen.

Zwei Tage später wage ich den Sprung über den grossen Teich. Ich freu' mich riesig auf meinen zweiwöchigen Floridaurlaub und werde meinem Vermieter eine Kleinigkeit aus Bayern mitbringen. Angeblich gibt es in Amerika keinen gescheiten Kaffee und auch kein "rentnergerechtes" Haarpflegemittel namens BRISK ;-). 

  Ich wünsche euch bis morgen alles Gute 
  Sandra Corte


18.12.2009
07.15 Uhr Ich erwache mit stechenden Kopfschmerzen und fühle mich gar nicht gut. Als ich stöhnend aus dem Bett steige und nach
draussen schaue, stelle ich erschrocken fest, dass ein nächtlicher Regenschauer meinen Garten in eine Sumpflandschaft verwandelt hat - wie furchtbar. 
07.30 Uhr Missgelaunt laufe ich in die Küche und nehme eine ASPIRIN Tablette ein. Danach lasse ich die Seele bei einem löblichen Wirbelbad mit Eukalyptusöl baumeln. Nebenher lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und lerne, dass Jimmy Buffetts neueste Veröffentlichung "Buffet Hotel" mittlerweile die Hitparade gestürmt hat und auf Platz 16 zu finden ist - das ist phantastisch. Morgenmoderator Rick McGee schnalzt anerkennend mit der Zunge und lässt es sich nicht nehmen, die aktuelle Auskopplung "Summerzcool" zu spielen - da kommt Freude auf.
08.45 Uhr Nachdem die Kopfschmerzen verflogen sind, beende ich das Badevergnügen und finde mich am Heimrechner ein, um mit flinken Fingern die Internetzadresse des weltgrössten Anschnurladens Amazon.com in den Feuerfuchs Brauser (unlöblich: Firefox Browser) einzutippen. Ich werde schnell fündig und erfahre, dass man Jimmy Buffetts 28. Studioalbum für kleines Geld auf dem Heimrechner speichern kann. Dank modernster Übertragungstechnik ist es mir möglich, die Lieder mit wenigen Mausbewegungen auszuwählen und im Handumdrehen auf die Festplatte zu bringen - wie aufregend. Gespannt rufe ich den 1by1 (löblich: 1bei1) Spieler auf und komme in den Genuss, karibische Klänge in Stereo zu hören. Da man bei dieser Polka kaum stillsitzen kann, hüpfe ich vom Bürostuhl und zögere nicht, die Hüften zu schwingen und karibische Tänze aufzuführen. 
09.15 Uhr Just als der Gesangsstern "Rhumba Man" anstimmt, klopft Frau Pontecorvo ans Wohnzimmerfenster und bittet mich, die Terrassentüre zu öffnen. Selbstverständlich winke ich die nette Dame zuvorkommend herein und stelle klar, dass ich gerade Jimmy Buffetts neuestem Werk "Buffet Hotel" fröne. Meine Nachbarin nimmt auf dem bequemen Sofa platz und kommt nach wenigen Augenblicken zu dem Schluss, dass diese Musik prima ist - wie wahr. Um meinem Gast eine kleine Freude zu bereiten, verabschiede ich mich in die Küche und bereite zwei Langgetränke (unlöblich: Longdrinks) vor. Frau Pontecorvo macht grosse Augen und sagt, dass sie es eigentlich nicht gewöhnt ist, vor dem Frühstück Alkohol zu trinken. Ich winke demonstrativ ab und entgegne, dass in den Pina Coladas nur ganz wenig Rum enthalten ist. Meine Bekannte nimmt das Getränk entgegen und schlägt vor, dass wir Julies Restaurant besuchen und das Frühstück einnehmen könnten - das ist eine hervorragende Idee.
10.00 Uhr Wenig später sitzen wir im JEEP und krusen auf der Livingston Road gen Süden. Dummerweise werde ich auf halbem Weg von einer Polizeistreife aufgehalten und höre, dass mein Rücklicht defekt ist. Als ich mich aus der Verantwortung stehle, schnuppert der Beamte und mutmasst, dass ich Alkohol getrunken habe. Lachend winke ich ab und erwidere, dass ich lediglich an einer Pina Colada genippt habe. Der Ordnungshüter lässt nicht mit sich reden und fordert mich mit Nachdruck auf, unverzüglich auszusteigen und ihm zum Polizeiauto zu folgen. Mit schlotternden Knien muss ich mich einer Alkoholkontrolle stellen und kraftvoll in ein Glasröhrchen pusten. 
10.30 Uhr Nach wenigen Sekunden liegt das Ergebnis vor und der Polizist präsentiert mir das verfärbte Mundstück des Alkoholmessgeräts - wie schrecklich. Bevor ich antworten kann, zückt der Heini seine Handschellen und macht es sich zur Aufgabe, mich auf den Rücksitz des Polizeiautos zu schubsen. HEUREKA - was muss ich denn noch alles ertragen. Während der Polizist den Wählhebel der Automatikschaltung auf "D" stellt und mit Blaulicht in Richtung Polizeirevier prescht, stelle ich mich als Reinhard Pfaffenberg vor. Ferner gebe ich zu Protokoll, dass ich mit dem Scherriff des Collier County befreundet bin und Leute in höchsten Positionen kenne. Die Polizisten zucken mit den Schultern und kündigen an, dass ich in eine Zelle verfrachtet und im Laufe des Tages dem Haftrichter vorgeführt werde. 
11.00 Uhr Als der Zeiger meiner wertvollen ROLEX auf Elf deutet, treffen wir im Polizeirevier ein. Anstatt mich von den Handfesseln zu befreien, führt mich der Polizist in den Keller und erkundigt sich nach meiner Anschrift. Da es nichts bringt, unfreundlich zu sein, stehe ich dem Mann Rede und Antwort und lasse ihn wissen, dass ich eine stattliche Villa im Willoughby Drive besitze. Der Beamte notiert sich die Angaben ganz genau und bringt mich dann in einer ungemütlichen Gefängniszelle unter, die ich mir mit einem grimmig dreinschauenden Langhaarigen (19) teilen muss. Stinksauer nehme ich auf einem Stuhl platz und halte es für besser, den Mund zu halten und meinen Blick zum Boden zu richten. Zu allem Überfluss meldet sich mein Zellengenosse zu Wort und erkundigt sich, ob ich auch einen Einbruch begangen habe. Natürlich erhebe ich sogleich Einspruch und erkläre, dass ich unschuldig bin und nicht einmal einer Fliege etwas zu Leide tun könnte. Mein Gegenüber mustert mich skeptisch und zückt seine Mundharmonika, um das Johnny Cash Lied "I got Stripes" (löblich: Ich habe Streifen) anzustimmen:

11.30 Uhr Während ich die fingerdicken Gitterstäbe beäuge und mit dem Gedanken spiele, einen Fluchtversuch zu unternehmen, öffnet sich plötzlich die Türe und Scherriff Bradfort kommt herein. Mein Bekannter bricht in Gelächter aus und erzählt, dass er vor wenigen Minuten mit Frau Pontecorvo telefoniert hat. Der Gesetzeshüter klopft mir aufmunternd auf die Schulter und sagt, dass er ein klärendes Gespräch mit dem ermittelnden Beamten führen und die angebliche Trunkenheitsfahrt unter den Tisch kehren konnte. Erleichtert wische ich mir den Angstschweiss von der Stirn und vernehme, dass ich nun ein freier Mann bin und das Revier verlassen darf - wie schön. Bevor ich gehe, wünsche ich dem Rocker mit der Mundharmonika alles Gute und eile an der Seite des Scherriffs in die Schreibstube. Herr Bradfort versorgt mich mit wissenswerten Infos und macht mir klar, dass Alkoholvergehen in Florida mit langjährigen Haftstrafen belangt werden können. Um mir einen kleinen Einblick zu gewähren, überreicht mir der gute Mann ein in verschiedenen Sprachen abgefasstes Pamphlet und verdeutlicht, dass im gesamten Staat sogar das Mitführen von alkoholischen Getränken im Fahrzeuginneren unter Strafe steht.
12.00 Uhr Nachdem ich mich mehrmals entschuldigt habe, laufe ich an die frische Luft und treffe vor dem Polizeirevier meine nette Nachbarin an. Ich schliesse die Dame in meine Arme und teile ihr auf Anfrage mit, dass es kein Vergnügen war, die Vormittagsstunden im Gefängnis zu verbringen. Weil ich ausserdem noch gar nicht gefrühstückt habe, nehme ich den schwanzwedelnden Dixon an die Leine und laufe mit Frau Pontecorvo zum Tamiami Trail, um sie zu einer reichhaltigen Brotzeit in eine "Dunkin Donuts" Filiale einzuladen. 
12.30 Uhr Während wir Flatbread Sandwiches (löblich: belegte Flachbrote) mit Schinken und Käse, vitaminreiche Donuts und Vanilleeis mit Sahne verzehren, lasse ich meinen Gefängnisaufenthalt Revue passieren und berichte, dass ich in einer Mehrpersonenzelle untergebracht war und mich gegen heimtückische Mörder zur Wehr setzen musste. Frau Pontecorvo schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und unterbreitet, dass ich einen erfahrenen Anwalt hinzuziehen und die Stadtverwaltung auf Schmerzensgeld verklagen sollte - papperlapapp. 
13.15 Uhr Nach unserem verspäteten Mittagessen kehren wir zum JEEP zurück und fahren gemütlich nach Hause. Als ich den Blinker setze und auf die Goodlette-Frank Road abbiege, bimmelt plötzlich meine Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry). Zu meiner Freude meldet sich Georg und sagt, dass er einen Anruf von Scherriff Bradfort bekommen hat. Mein Bruder hat nur Hohn und Spott übrig und sagt, dass er es ätzend findet, mit einem Kriminellen verwandt zu sein - wie unlöblich. Da ich es Leid bin, mich auf den Arm nehmen zu lassen, klappe ich das Schnurlostelefon zu und setze die Heimfahrt wortlos fort. 
14.00 Uhr Daheim angekommen, verabschiede ich Frau Pontecorvo und nehme dann auf dem bequemen Sofa platz, um mich von den Strapazen des Tages zu entspannen. 
15.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und greife spontan zum Telefonhörer, um bei Prof. Kuhn anzurufen. Edelbert meldet sich nach dem zweiten Klingeln in der Leitung und erzählt, dass er heute Morgen vergeblich versucht hat, mich zu erreichen. Ich nicke eifrig und merke an, dass ich nicht zuhause war, sondern in einer dunklen Gefängniszelle Bekanntschaft mit stadtbekannten Schwerverbrechern, heimtückischen Vergewaltigern und Bankräuber machen durfte. Edelbert folgt meinen Ausführungen und meint, dass wir uns nach diesem Schreck kühle Biere in einer TIKI Bar gönnen sollten. Um nicht wieder in Handschellen gelegt zu werden, lehne ich dankend ab und beende das Gespräch. 
15.30 Uhr Nachdem ich mich beruhigt habe, brühe ich frischen Bohnentrunk auf und nehme am Schreibtisch platz. Wie jeden Tag, kümmere ich mich auch heute um Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stehe in Not geratenen Erziehungsberechtigten zur Seite. Unter anderem mache ich einer alleinerziehenden Mutter aus Schwandorf klar, dass ein Hüpfstab kein geeignetes Weihnachtsgeschenk für einen 12jährigen ist. Ferner rate ich einem arbeitsscheuen HARTZ IV Bezieher aus Dresden, sich schnellstmöglich einen Tschob zu suchen und nicht weiter der Staatskasse zur Last zu fallen - wo kämen wir denn da hin.
16.15 Uhr Nachdem ich die Beratungsstunde abgeschlossen habe, schenke ich mir ein Glas Eistee ein und beäuge die im Kühlschrank aufbewahrten Schaumwein- und Bierflaschen mit Argwohn. Weil ich nicht noch einmal mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten will, entscheide ich mich, in Zukunft auf alkoholische Getränke zu verzichten und nur noch Limonade zu trinken.
16.45 Uhr Im Anschluss setze ich mich auf die Hollywoodschaukel und rufe bei meinem Neffen im fernen Toronto an. James freut sich und sagt, dass er gerade damit beschäftigt ist, sein Elternhaus weihnachtlich zu schmücken. Als ich mich nach dem Christbaum erkundige, beruhigt mich der Bube redlichst und sagt, dass wir am Mittwoch einen ausgedehnten Waldspaziergang unternehmen werden, um eine stattliche Tanne zu schlagen. Zudem erhalte ich die Auskunft, dass es während der Weihnachtstage schneien wird und ich mit mindestens 30 Zentimeter Neuschnee rechnen darf - das ist phantastisch.
17.15 Uhr Weil ich heute überhaupt keine Lust mehr habe, mit Pfannen und Töpfen zu hantieren, schiebe ich kurzerhand eine TOMBSTONE Tiefkühlpizza ins Backrohr und zaubere nebenbei einen vitaminreichen Salat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen und Thousand Island Dressing (löblich: 1000 Insel Sauce) - wie gut das duftet.
18.00 Uhr Endlich ist es soweit und ich kann mir das italienische Schmankerl auf der fliegenvergitterten Terrasse munden lassen. Dazu trinke ich eine Dose Diät Coca Cola und mache mir meine eigenen Gedanken bezüglich der anstehenden Weihnachtsfeiertage. HEUREKA - ich bin mir ziemlich sicher, dass sich Georg und Maria in diesem Jahr nicht lumpen lassen und mich mit einem besonders kostspieligen Präsent überraschen werden.
18.45 Uhr Nachdem ich das Geschirr in die Spülmaschine geräumt habe, bereite ich mich auf einen hunde- und rentnergerechten Fernsehabend vor. Ich öffne eine Packung Kartoffelchips von LAYS und vergesse auch nicht, eine Dose Dr. Pepper Brause sowie Weihnachtskekse bereitzustellen.
19.15 Uhr Wie es sich gehört, verfolge ich als erstes die Abendschau auf FOX (löblich: Fuchs) und informiere mich über das tagesaktuelle Geschehen in der Welt. Danach wähle ich das Bezahlprogramm von HBO aus und folge dem Trinkerfilm "Leaving Las Vegas" (löblich: Verlasse Las Vegas) aus dem Jahr 1995. Der Spielfilm erzählt die traurige Lebensgeschichte des gescheiterten Werbeheinis Ben Sanderson, der seine Familie verloren hat und sich in der Spielerstadt Las Vegas zu Tode trinken will - wie unlöblich.
21.00 Uhr Nachdem es zu keinem Happy End (löblich: Glückliches Ende) gekommen ist, beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Hund Dixon einen Spaziergang durchs Wohngebiet. Unter anderem komme ich am Eigenheim von Familie Crane vorbei und werde beim Blick ins hellerleuchtete Wohnzimmer Zeuge, wie die netten Leute ausgelassen feiern und mit Weingläsern anstossen. Kopfschüttelnd mache ich kehrt und verschliesse sämtliche Fenster und Türen besonders sicher. Danach lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.


17.12.2009
07.15 Uhr Ich öffne die Augen und freue mich auf einen weiteren Tag im Sonnenscheinstaat. Mit einem
schönen Lied auf den Lippen hüpfe ich aus dem Bett und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie ein frecher Ajaja durch den Garten stapft. Weil ich diese Viecher nicht leiden kann, animiere ich Hund Dixon, dem Vogel den Gar auszumachen. Der Vierbeiner leckt sich die Lefzen und rennt wild nach draussen, um das Federvieh zu vertreiben - wie schön. 
07.45 Uhr Nachdem ich bei angenehmen 64°F (18°C) die Morgengymnastik absolviert habe, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad. Ich wasche mich ordentlich und fröne nebenher einer lehrreichen Internetzschau des Bayerischen Rundfunks. Während ich mit der Seife hantiere, meldet der Moderator, dass heute vor 44 Jahren der Westdeutsche Rundfunk im Fernsehen auf Sendung ging - wie schrecklich. Wie jedes Kind weiss, entstand der in Köln beheimatete Sender im Jahre 1956 durch die Spaltung des "Nordwestdeutschen Rundfunks" und den "Norddeutschen Rundfunks". Die Sendeanstalt entwickelte sich in kürzester Zeit zum Aushängeschild der ARD und gönnt sich neben 11 Hörfunkanstalten auch 20 Regionalstudios - das ist ja allerhand. Um die 1,12 Milliarden EUROS an Fernsehgebühren gerecht zu verteilen, hat sich der sogenannte "Rotfunk" entschlossen, diversen Stiftungen und Instituten finanziell unter die Arme zu greifen. HEUREKA - dafür zahlt man gerne 17,98 EUROS pro Monat. 
08.45 Uhr Kopfschüttelnd steige ich aus der Wanne und setze mich an den Frühstückstisch, um im Beisein meines Haustieres das wichtigste Mahl des Tages einzunehmen. Gutgelaunt beisse ich in eine geröstete Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) und bemerke gar nicht, wie Frau Pontecorvo zur Terrassentüre hereinkommt. Als die Dame hinter mir steht und mich herzlichst begrüsst, zucke ich erschrocken zusammen und lasse mein Brot dummerweise in den Kaffeebecher fallen. Während ich die Kaffeeflecken von der Tischdecke wische, plappert die Dame ohne Punkt und Komma und möchte wissen, ob ich sie nach Fort Myers begleiten würde. Weil ich heute die Weihnachtspräsente in farbenfrohes Glitzerpapier einwickeln muss, schüttle ich entschieden mit dem Kopf und entgegne, dass ich leider anderes zu tun habe. Meine Nachbar blickt traurig zu Boden und meint, dass sie unter diesen Umständen alleine die "Miromar Outlet Stores" (löblich: Miromar Auslass Geschäfte) besuchen wird - das soll mir recht sein. 
09.30 Uhr Als endlich Ruhe und Frieden eingekehrt ist, eile ich mit schnellen Schritten ins Schlafzimmer und mache es mir unter den skeptischen Blicken des Hundes zur Aufgabe, das Amazonpaket aus dem Schrank zu holen und die kostspieligen Produkte in die Küche zu tragen. Danach hole ich das feine Weihnachtspapier aus der englischen Kommode und beginne, die Geschenke fachmännisch zu verpacken und mit einer festlichen Schleife zu verzieren - das ist gar nicht so einfach. 
10.00 Uhr Just als Sandras Kenneth Cole T-Hemd vor mir liegt, fällt mir ein, dass ich in diesem Jahr gar keine Päckchen nach Deutschland schicken muss. Da mich meine Mieterin im Januar sowieso besuchen wird, lege ich das Bekleidungsstück zur Seite und entschliesse mich, der Maid das T-Hemd persönlich zu überreichen. 
10.30 Uhr Nach getaner Arbeit genehmige ich mir ein Glas Eistee und rufe spontan bei Maria und Georg im Lowbank Drive an. Mein Bruder nimmt das Gespräch nach dem zweiten Klingeln an und bestätigt, dass er gerade das Haus verlassen und mit seiner Ehefrau ans Meer fahren wollte. Da ich ausnahmsweise keine wichtigen Termine in der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) verzeichnet habe, schlage ich vor, dass wir uns zum Mittagessen im Einkaufszentrum "The Village on Venetian Bay" (löblich: Die Stadt an der venezianischen Bucht) treffen könnten. Georg ist einverstanden und sagt, dass er sich sehr über diese "Einladung" freut. Bevor ich Einspruch erheben kann, knallt mein Gesprächspartner den Hörer auf die Gabel - wie unlöblich. Missmutig verfrachte ich einige Dollarscheine in meine GOLDEN HEAD Geldbörse und renne mit Hund Dixon im Schlepptau aus dem Haus. Mit durchdrehenden Reifen presche ich aus der Garage und komme dabei zu dem Schluss, dass ich meine Liebsten unmöglich zum Essen einladen kann - immerhin habe ich keinen Goldesel im Garten stehen. 
11.00 Uhr Wenig später kann ich den PS-strotzenden Geländewagen im Parkhaus abstellen und mit Hund Dixon zum Haupteingang des Einkaufsparadieses schlendern. Ich setze mich bei strahlendem Sonnenschein auf eine Bank und warte ungeduldig auf die Ankunft meiner Verwandten. Leider werde ich nach wenigen Augenblicken von einem aufdringlichen deutschen Rucksacktouristen erkannt, der mich auffordert, ihm ein Autogramm zu geben. Seufzend komme ich der Bitte nach und stelle klar, dass es kein Vergnügen ist, im Lichte der Öffentlichkeit zu stehen. Der junge Mann (22) aus Augsburg nimmt die Unterschrift freudestrahlend entgegen und sagt, dass er in regelmässigen Abständen meine Heimseite besucht und sogar schon im "Wilden Esel" ein Weissbier getrunken hat - das soll mir recht sein. 
11.30 Uhr Als sich immer mehr Schaulustige um mich scharen und Photos knipsen, kommen endlich Maria und Georg dazu. Sonnenbebrillt folge ich den netten Leuten ins Italiengasthaus "Miramare" und erkläre, dass es Prominente in der heutigen Zeit nicht leicht haben. Georg kann sich ein Lachen nicht verkneifen und sagt, dass ich mir als Tarnung einen Schnurrbart wachsen lassen könnte. HEUREKA - das hätte gerade noch gefehlt. 
12.00 Uhr Als ich die Tageskarte lese und meine ausgetrocknete Kehle mit einem kräftigen Schluck Eiswasser öle, schnalzt meine Schwägerin mit der Zunge und meint, dass man hier ganz hervorragend essen kann - wie wahr. Weil mir der Gusto nach etwas Deftigerem steht, winke ich den Kellner herbei und gebe als Vorspeise "Antipasto Misto" (löblich: Gemischte Vorspeisen) sowie als Hauptgang "Linguine Alle Vongole" (löblich: Haarnudeln mit Muscheln) in Auftrag. HEUREKA - schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen. 
12.00 Uhr Wir geniessen das Mittagessen zu den Klängen italienischer Klaviermusik und schauen entspannt auf das azurblaue Wasser des Golfs. Georg tippt plötzlich auf seine protzige BREITLING Armbanduhr und sagt, dass er in fünf Tagen seine Koffer packen und nach Toronto zurückfliegen muss. Maria schlägt in die gleiche Kerbe und behauptet, dass sie das schöne Wetter im kalten Ontario sicher vermissen wird. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf Weihnachten zu sprechen und vernehme, dass wir das Fest standesgemäss in Georgs und Marias Eigenheim im Stadtteil York Mills verbringen und Tags darauf nach Hamilton fahren werden, um Laura, Herrn William und den kleinen Paul wiederzutreffen - das wird super. 
12.45 Uhr Da ich immer noch Appetit habe, zitiere ich den Restaurantknecht ein weiteres Mal an den Tisch und trage ihm auf, Schaukaffees sowie hausgemachte Profiteroles aufzufahren. Wir beissen kräftig zu und verabreden, dass wir am Sonntag eine kleine Abschiedsfeier veranstalten und Herrn Wang und seine Tochter einladen sollten. Maria ist wie immer bestens informiert und berichtet, dass Frau Carol am Wochenende zu ihrem Vater ziehen wird, um im Motelbetrieb als Junior-Scheffin einzusteigen - wie schön. 
13.30 Uhr Nachdem Georg freundlicherweise die Rechnung bezahlt hat, spazieren wir an den weihnachtlich geschmückten Geschäften vorbei und bestaunen die aktuelle Wintermode. Meine Schwägerin ist begeistert und lässt sich nicht davon abbringen, "Yvonne House of Shoes" (löblich: Yvonnes Haus der Schuhe) zu betreten und Minnetonka Stiefel anzuprobieren. Augenrollend nehme ich neben Georg auf einer Bank platz und gebe zu Protokoll, dass ihn dieser Schuhladenbesuch eine Stange Geld kosten wird. Mein Bruder zuckt gelangweilt mit den Schultern und entgegnet, dass er stolzer Besitzer der "American Express Centurion Card" (löblich: Amerikanische Schnell Zenturion Karte) ist und auch den ganzen Schuhladen kaufen könnte. HEUREKA - es muss wirklich schön sein, wenn man Millionär ist. 
14.15 Uhr Nach geschlagenen fünfundvierzig Minuten können wir das Geschäft tütenbepackt verlassen und zu unseren Autos zurückkehren. Weil ich keine Lust habe, während der Nachmittagstunden weitere Geschäfte zu besuchen, wünsche ich den Leuten noch viel Spass. Im Anschluss bugsiere ich Dixon auf den Rücksitz und fahre bei stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY Radiomusik in den Willoughby Drive zurück. 
14.45 Uhr Zuhause angekommen, versorge ich den Vierbeiner mit einer Trockenfuttermahlzeit. Danach strecke ich auf dem bequemen Wohnzimmersofa die Beine aus und entspanne mich vom Alltagsstress. Ich schlummere bald ein und träume von meiner aufregenden Geheimmission im grossen Apfel vor vier Jahren. 
15.45 Uhr Sehr aggressives Klingeln reisst mich aus einem schönen Traum. Als ich die Türe öffne und den Ruhestörer zur Rechenschaft ziehen möchte, sehe ich mich mit dem Fernsehkoch Wayne Gregor konfrontiert. Mein Nachbar schubst mich wild gestikulierend zur Seite und berichtet, dass im ehemaligen Eigenheim von Familie Oggleview ein älteres Ehepaar eingezogen ist. Als ich meinen Besucher ins Wohnzimmer führe, kommt er auf den Punkt und meint, dass er die Frau aus dem Fernsehen kennt - wie aufregend. 
16.00 Uhr Da ich stets über alles informiert sein möchte, setze ich meine NY YANKEES Kappe auf und gebe Herrn Gregor zu verstehen, dass wir jetzt zu einem Spaziergang aufbrechen sollten. Wir verlassen die Villa und laufen ohne Umwege zum Witcliffe Drive. Dort angekommen, treffen wir einen älteren Mann an, der damit beschäftigt ist, den Rasen zu mähen. Selbstverständlich begrüsse ich den Heini per Handschlag und teile ihm mit, dass ich Reinhard Pfaffenberg heisse und im Willoughby Drive zu Hause bin. Der Fremde (83) stellt sich uns als Sam West vor und antwortet, dass er seit dem Wochenende hier wohnt. Ferner finde wir heraus, dass der gute Mann mit der ehemaligen Hollywooddiva Merryl Dench (77) liiert ist, die in den 1950er und 1960er Jahren unzählige Kinoerfolge an der Seite namhafter Schauspieler wie Spencer Tracy und Katharine Hepburn feiern konnte - das ist phantastisch. Als ich schon zum Haus rennen und die Dame begrüssen möchte, windet sich Herr West aus der Verantwortung und sagt, dass seine Frau leider an der Schweinegrippe erkrankt ist und viel Ruhe benötigt - wie schade. 
17.00 Uhr Wieder zurück im Eigenheim, stelle ich Hund Dixon eine Schüssel Wasser bereit und setze mich dann an den Schreibtisch, um mit der Anschnurseelsorge zu beginnen. Unter anderem berichtet Herr Peter W. aus Gütersloh, dass sein Sohn Moritz (17) nächste Woche einen Termin im Tätowierladen hat und sich eine ekelerregende Schlange auf den Arm stechen lassen will - wie unlöblich. Da mir das Wohl der jungen Generation sehr am Herzen liegt, empfehle ich dem alleinerziehenden Vater, dem Bürschchen das Taschengeld zu streichen und "Super Nanny" Katharina Saalfrank zu konsultieren - so kann es jedenfalls nicht weitergehen.
17.45 Uhr Entnervt beende ich die Elternberatung und kann gar nicht glauben, wie bunt es die heutige Jugend treibt. Bevor ich von der Leine (unlöblich: offline) gehe, schalte ich die neuesten Einträge im elektronischen Gästebuch frei und überprüfe den Warenbestand im beliebten Andenkenladen
18.00 Uhr Nachdem ich den PHILIPS Flachbildschirm mit einer Plastikhaube bedeckt habe, schenke ich mir als kleine Belohung ein süffiges Weissbier ein. Ich lasse mir den Trunk in der Küche munden und überlege, ob ich ausnahmsweise auswärts das Abendessen einnehmen sollte. Weil in meiner Geldbörse gähnende Leere vorherrscht, greife ich spontan zum Telefon und kontaktiere den örtlichen Bringdienst "California Pizza Kitchen" (löblich: Kalifornische Pizza Küche), um eine Pizza mit Salami, Pilzen und Schinken zu bestellen. 
18.30 Uhr Just als die Sonne hinter einer hochgewachsenen Palme verschwindet, kommt ein verrosteter HYUNDAI Kleinwagen vor meinem Anwesen zum Stehen und ich kann das Abendessen endlich entgegen nehmen. Zufrieden setze ich mich ins Wohnzimmer und lasse den langen Tag bei einem hunde- und rentnergerechten Fernsehabend ausklingen. Pizzaverzehrend drücke ich mich durch die unzähligen Satellitenprogramme und verweile auf ABC, wo eine Folge der beliebten Sitcom (löblich: Sitzkomödie) "Who's the Boss" (löblich: Wer ist der Scheff) ausgestrahlt wird. Ich amüsiere mich köstlich und werde Zeuge, wie sich der ehemalige Profisportler Tony Micelli als Haushälter durchs Leben schlägt - da kommt Freude auf. 
19.15 Uhr Nachdem ich die Pizzaschachtel in die Mülltonne gestopft habe, wähle ich den Bezahlsender HBO aus, um mir die Weihnachtskomödie "National Lampoon's Christmas Vacation" (löblich: Die verspotteten nationalen Weihnachtsferien) mit Chevy Chase und Beverly D'Angelo anzuschauen. Lachend lehne ich mich zurück und sehe, wie Familienoberhaupt Clark Griswold am Weihnachtstag Besuch von seinen unterbelichteten Verwandten bekommt. 
21.00 Uhr Als der Abspann über den Bildschirm flimmert, beende ich den Fernsehabend und unternehme einen letzten Rundgang durch Haus und Garten. Nachdem ich sämtliche Fenster sicher verschlossen habe, gehe ich ins Bett. Gute Nacht.

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