18.12.2006
07.00 Uhr Der Radiowecker klingelt und läutet den 352. Tag des gregorianischen Kalenders ein - wie aufregend. Da wir heute zu den "Miromar Outlet Stores" (löblich: Miromar Herauslass Geschäften) nach Fort Myers fahren und Winterkleidung kaufen werden, springe ich voller Vorfreude aus den Federn und beginne den Tag mit der wichtigen Morgengymnastik auf der Terrasse - wer rastet, der rostet.
07.15 Uhr Nachdem ich einige ekelerregende Ajaja Vögel aus dem Garten verscheucht habe, entspanne ich mich laut seufzend bei einem erquickenden Wirbelbad und höre nebenbei Radio. Dank meines leistungsstarken Weltempfängers kann ich dem informativen Radioprogramm des Bayerischen Rundfunks lauschen und erfahre, dass heute der "Internationale Tag der Migranten" stattfindet. Staunend höre ich, dass dieser Tag auf die "Konvention zum Schutz der Rechte aller Gastarbeiter und ihrer Familienangehörigen" der UNO zurückzuführen ist und seit dem Jahr 2000 immer am 18. Dezember begangen wird - wie interessant. Weiter berichtet der Radiosprecher, dass es in der "goldenen Ära" anfangs der 50er Jahre in einigen Branchen der Bundesrepublik zu einem spürbaren Arbeitskräftemangel kam und die Regierung gezwungen war, Gastarbeiter aus Italien, Portugal, Spanien, Jugoslawien und der Türkei nach Deutschland einzuladen. Dank mehrerer Abkommen mit den besagten Ländern kamen bis zum Jahre 1973 jährlich bis zu 800.000 Menschen in unser Land und wurden überwiegend im Bergbau sowie auf Grossbaustellen im ganzen Bundesgebiet eingesetzt. Während die "billigen Arbeitskräfte" anfangs in heruntergekommenen Baracken leben und mit einem Hungerslohn auskommen mussten, kam es in den 60er Jahren dazu, dass viele der Arbeiter ihre Familien nach Deutschland holten und in richtige Wohnungen zogen. Zudem fanden immer mehr Menschen Gefallen an unserem aufstrebenden Land und entschlossen sich, der Selbständigkeit nachzugehen und als Gewerbetreibende ihre Brötchen zu verdienen. Nachdem Deutschland aufgrund der drohenden Wirtschafts- und Ölkrise im Jahre 1973 einen Anwerbestop bekannt gab, blieben vier Millionen Zuwanderer in Deutschland und leben auch heute noch unter uns - wie schön. Besonders erwähnenswert ist dabei die Tatsache, dass alleine in München noch heute bis zu 100.000 Nachkommen der ersten Gastarbeiter leben und meistens in der Gastronomie oder im Handwerk beschäftigt sind.
08.00 Uhr Gutgelaunt steige ich aus der Wanne und werfe mich sofort in Schale. Da draussen die Sonne vom Himmel lacht und für Temperaturen um die 25°C sorgt, schlüpfe ich kurzerhand in ein Hawaiihemd mit lustigem Papageienaufdruck, bequeme Bermudahosen und meine modernen Flipp Flopps. Danach nehme ich bequem auf der Terrasse platz und verzehre das wichtigste Mahl des ganzen Tages in Form von gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), zwei Spiegeleiern mit knusprigem Frühstücksspeck sowie kolumbianischen Bohnenkaffee - das schmeckt. Während ich kraftvoll zubeisse und aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr herauskomme, blickt Herr Wang neugierig über den Zaun und erschreckt mich unlöblichst. HEUREKA - selbstverständlich schlage ich sogleich die Hände über dem Kopf zusammen und stelle mit erhobenem Zeigefinger klar, dass ich sehr schreckhaft bin. Mein Nachbar spring daraufhin halsbrecherisch über den Zaun und leistet mir redlichst Gesellschaft - wie schön.
08.30 Uhr Während ich Herrn Wang eine Tasse Kaffee kredenze und ihm eine Weissbrotscheibe anbiete, schlägt er plötzlich vor, dass wir uns nach dem Frühstück gleich auf den Weg zu den "Miromar Outlet Stores" machen sollten - das ist eine hervorragende Idee. Ich nicke eifrig und freue mich, redlichst abzuschoppen und neue Kleidung einzukaufen - das wird ein Spass.
09.00 Uhr Nachdem wir die Küche auf Vordermann gebracht und die Geschirrspülmaschine eingeräumt haben, kann die Reise nach Fort Myers auch schon beginnen. Gutgelaunt quetsche ich mich hinter das Lenkrad des JEEP und presche bei stimmungsvoller Kenny Chesney Landmusik auf die Autobahn 75 in Richtung Norden. Während der kurzweiligen Ausfahrt schwärme ich in den höchsten Tönen von meiner nagelneuen Villa im Waldweg 11 und erzähle Herrn Wang, dass das schmucke Eigenheim neben einem grossen Wohnzimmer mit Durchreiche zur Küche, sogar eine Sauna im Keller beheimatet. Leider hat mein Nachbar für meine Ausführungen nur ein müdes Lächeln übrig und sagt, dass man in Florida keine Sauna benötigt - wie unlöblich.
10.00 Uhr Nach knapp einer Stunde Fahrzeit treffen wir endlich auf dem Parkplatz ein und finden uns vor einem riesigen Gebäudekomplex wieder. Obwohl ich bereits bei meinen letzten Floridaaufenthalten die "Miromar Outlet Stores" besucht habe, stelle ich erstaunt fest, dass sich das Areal gut und gerne verdoppelt hat - wie aufregend. Gutgelaunt gehen wir durch den Haupteingang und finden uns in einem wunderschönen Atrium wieder.
10.15 Uhr Just als ich einen künstlichen Wasserfall bestaune und mit dem Gedanken spiele, mir ein Softeis mit lustigen Schokoladesplittern zu kaufen, stösst mich mein Begleiter in die Seite und zeigt anhand einer Informationstafel auf, dass wir bei "LEVI'S" ganz bestimmt fündig werden - wie schön. Schnellen Schrittes durchschreiten wir die weihnachtlich geschmückte Mall (löblich: Einkaufszentrum) und statten als erstes der Manufaktur des weltbekannten Tschiensherstellers aus San Franzisko einen Besuch ab. Während Herr Wang verschiedene Cowboyhüte probiert und mit einer Angestellten flörtet, winke ich eine Verkäuferin herbei und fordere sie auf, mir zwei Hosen sowie einige warme Flanellhemden herauszusuchen. Das freundliche Kind kommt meiner Bitte artig nach und zeigt mir als erstes verschiedene Hosen namens "Relaxed Straight 559™ Cords" sowie eine "1966 646™ Jeans". Da während der Weihnachtszeit auf alle Produkte 25% Rabatt gewährt werden, entschliesse ich mich spontan dazu, beide Beinkleider zu nehmen. Als nächstes schlendere ich mit Herrn Wang zur Oberbekleidungsabteilung hinüber und werde sofort auf schönen "Levi's® Big Snap Mock Sweater" aufmerksam. Da die besagten Pullover mit nur 39 Dollars zu Buche schlagen und wie angegossen passen, lasse ich mir ein Exemplar in grün und das andere in dunkelblau in eine schöne Papiertüte einpacken - dieses Schnäppchen darf man sich wirklich nicht entgehen lassen.
11.00 Uhr Während ich einen Blick in meine Geldbörse werfe und die Finanzen überprüfe, winkt mich Herr Wang in einen Laden namens "Eddie Bauer" und zeigt mir einen sogenannten "Weather Edge Superior Down Parka" (löblich: Wetter Ecke Oberer Daunenparka). HEUREKA - obwohl ich eigentlich keine 185,99 Dollars für eine Jacke ausgeben wollte, lasse ich mich letztendlich doch breitschlagen und trage das hochwertige Stück zur Kasse - wenn das so weitergeht, werde ich mich wohl bald mit einem Umzug ins Armenhaus auseinandersetzen müssen.
11.30 Uhr Um viele Dollars erleichtert wandern als nächstes in ein Schuhgeschäft namens "Rack Room Shoes" (löblich: Stangen Raum Schuhe). Da ich mit meinen Flipp Flopps unmöglich durch matschigen kanadischen Schnee gehen kann, frage ich bei einem gestriegelten Verkäufer nach dem Rechten und erkundige mich nach winterfesten Schnürschuhen für meine aufregende Reise ins ferne Kanada. Der Angeber mustert mich darauf ganz genau und kommt letztendlich zu dem Schluss, dass er mir sportliche, aber löbliche Winterschuhe der Marke "Skechers" wärmstens empfehlen kann. HEUREKA - da dieses Geschäft während des Fests ebenfalls mit einem stattlichen Rabatt von sagenhaften 50% aufwartet, sage ich nicht nein und lasse mir sogleich ein Paar für nur 39 Dollars einpacken - wie schön.
12.00 Uhr Nachdem wir die Einkäufe erledigt haben, stellen wir erstaunt fest, dass die Zeit für das Mittagessen bereits gekommen ist. Hungrig und durstig laufen wir in ein Gasthaus namens "SUBWAY" (löblich: Unterführung) und nehmen bequem an einem geschmackvollen Plastiktisch platz, um das Wurstsemmelangebot ganz genau zu studieren. Während Herr Wang zungeschnalzend ein sogenanntes "Steak & Cheese Sandwich" (löblich: Schnitzel und Käse Semmel) sowie eine Dr. Pepper Brause ordert, entscheide ich mich für ein "Fresh toasted Chicken & Bacon Ranch" (löblich: Frisch geröstete Hühner und Schinken Bauernhof Semmel) mit knackigem, aber keuschen Salat - schmeckt wirklich ganz ausgezeichnet. Nebenbei erzählt mein Nachbar, dass dieser Gastronomiebetrieb nach dem Franchiseverfahren arbeitet und während den letzten zehn Jahren zu einem der grössten Unternehmen der USA geworden ist - wie interessant.
12.30 Uhr Nachdem ich einen extragrossen Becher Coca Cola mit Eiswürfeln geleert habe, verlassen wir zufrieden das einladenden Schnellessgasthaus und wandern zum Parkplatz zurück. Schon nach wenigen Minuten treffen wir tütenbepackt am Wagen ein und verfrachten die Einkäufe im Kofferraum. Anschliessend brausen wir mit quietschenden Reifen vom Parkplatz und brausen ohne Umwege nach Naples zurück - da kommt Freude auf. Während der Fahrt auf der Autobahn stimme ich das weltbekannte hawaiianische Weihnachtslied "Mele Kalikimaka" an und fordere meinen Beifahrer auf, doch einfach mitzusingen. Herr Wang lässt sich nicht zweimal bitten und trällert aus voller Kehle:
Mele Kalikimaka is the thing to say on a bright Hawian Christmas day
That's the island greeting that we send to you from the land where palm trees sway
Here we know that Christmas will be green and bright
The sun to shine by day and all the stars at night
Mele Kalikimaka is Hawaii's way to say Merry Christmas to you
13.30 Uhr Erschöpft treffe ich wieder im Lowbank Drive ein und lasse es mir nicht nehmen, einen kleinen Mittagsschlaf im schattigen Garten zu geniessen. Ich lege mich auf den Liegestuhl neben dem Schwimmbecken und erhole mich von diesem anstrengenden Ausflug redlichst. Schon bald schlafe ich ein und finde mich im Traum bei meiner Familie in Toronto wieder - wie schön.
14.30 Uhr Ich erwache löblichst und springe sofort auf, um das löbliche Kaffeekränzchen vorzubereiten. Gekonnt brühe ich frischen STARBUCKS Kaffee auf und lege einige Donuts aus dem PUBLIX Markt auf einen edlen Porzellanteller - das keusche Auge isst schliesslich mit. Anschliessend stelle ich kaffeetrinkend die Internetzverbindung her und finde einen elektronischen Brief von Georg im Postfach vor - wie aufregend. Mein Bruder meldet sich direkt aus seiner Firma in Toronto und berichtet, dass er sich schon sehr auf die Ankunft der Kinder am Mittwoch freut und sogar ein sündteures Weihnachtspräsent besorgt hat - wie aufregend. HEUREKA - mein Bruder wird staunen, wenn er mich am 23. Dezember ebenfalls in die Arme schliessen darf - das wird ein Vergnügen.
15.00 Uhr Selbstverständlich kümmere ich mich auch heute um die Anschnurseelsorge und beantworte Fragen besorgter Erziehungsberechtigter. Herr Andreas K. aus Berlin schreibt, dass sein Sohn Jeremias (13) die ganze Nacht am Heimrechner sitzt und unlöbliche Killerspiele spielt - wie schrecklich. Natürlich gebe ich qualifizierte Ratschläge und empfehle dem Mann, den Heimrechner im Keller zu verstecken und dem Buben sinnvollere Beschäftigungen wie z.B. Lesen oder Basteln aufzuzeigen.
16.00 Uhr Nachdem ich auch noch einen Brief an Familie Omariba im Waldweg 7 abgesendet habe, fahre ich den Heimrechner fachmännisch herunter und freue mich auf ein kühles Glas Coca Cola. Just als ich einen grossen Schluck nehmen will, fällt mir ein, dass ich heute eigentlich mein Flugbillet nach Toronto abholen wollte.
16.30 Uhr Ruckzuck verlasse ich das Haus und brause im JEEP in Richtung Innenstadt, um Frau Stephanies Reisebüro einen Besuch abzustatten. Allerdings mache ich vor einem löblichen Winn Dixie Markt Halt und erwerbe einen schönen Blumenstrauss für Frau Stephanie - immerhin hat die Gute einen Flugschein für mich organisiert, obwohl alle Maschinen ausgebucht waren.
17.00 Uhr Endlich habe ich das Reisebüro "Carson Travel" an der 9. Strasse erreicht und kann den Wagen direkt vor dem Eingang parken. Düdeldü - da mir Herr Wang Frau Stephanie genau beschrieben hat, erkenne ich sie auch sofort und stelle mich als Reinhard Pfaffenberg vor. Die freundliche Dame weiss auch gleich Bescheid und kramt in einer Schublade, um mir dann meinen schönen Flugschein nach Kanada zu überreichen - wie aufregend. Als Kavalier der alten Schule bedanke ich mich herzlich und drücke Frau Stephanie für ihre Bemühungen den Blumenstrauss in die Hand. Die löbliche Frau freut sich redlichst über diese Aufmerksamkeit und sagt, dass ich aber trotzdem noch bezahlen muss.
17.15 Uhr Weil ich nicht mein letztes Bargeld ausgeben will, händige ich Frau Stephanie das unlöbliche Zahlungsmittel namens Meisterkarte aus, welches mir Herr Prinz von meiner Hausbank für Notfälle mitgegeben hat. Nachdem die freundliche Reisebürodame 295 Dollars abgebucht hat, wünscht sie mir eine gute Reise sowie eine besinnliche Weihnachtszeit - wie schön. Ich verabschiede mich redlichst und laufe mit meinem Flugbillet zufrieden zum JEEP zurück.
17.30 Uhr Gutgelaunt brause ich im dichten Berufsverkehr in Richtung Lowbank Drive und lausche nebenbei den Klängen eines stimmungsvollen George Strait Liedes auf meinem Lieblingssender CAT Country aus Fort Myers - da kommt Freude auf.
18.00 Uhr Zurück im Ferienhaus schenke ich mir als erstes ein kühles Löwenbräu Weissbier aus meiner bayerischen Heimat ein und setze mich zufrieden auf die Terrasse, um meinen Flugschein nochmals genau zu betrachten. HEUREKA - ohne Frau Stephanie hätte ich nie und nimmer einen Flug mitten in der Weihnachtszeit ergattert.
18.45 Uhr Zum löblichen Abendessen gibt es heute italienische Langnudeln mit herzhafter Tomatensosse aus dem Glas - wie gute das duftet. Nebenbei zaubere ich einen vitaminreichen Gurkensalat mir Zwiebeln und decke schon mal den Tisch auf der Terrasse.
19.15 Uhr Bei Kerzenschein und stimmungsvoller Weihnachtsmusik von Landmusiksuperstern Alan Jackson lasse ich mir das italienische Schmankerl redlichst schmecken und trinke ein weiteres Weissbier dazu - das habe ich mir nach diesem spannenden Tag auch wirklich verdient.
20.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit und Ordnung gesorgt habe, greife ich zu meinem Flugschein und verstecke ihn sicher in der untersten Schublade des Schreibtischs im Arbeitszimmer direkt neben Georgs "Smith & Wesson" Schiesseisen. Danach begebe ich mich laut seufzend wieder auf die Terrasse, um das gute Klima auszukosten - immerhin reise ich bereits am Samstag in das winterliche Kanada ab.
20.30 Uhr Ich tauche den Garten mit Hilfe einer karibischen Fackel in ein aufregendes Licht und lese dann meinen spannenden Miss Marple Roman "Karibischer Sommer" weiter - wie schön.
21.30 Uhr als mir schon langsam die Augen zufallen, lege ich das Buch zur Seite und kehre laut gähnend ins Haus zurück. Nachdem ich alle Fenster und Türen sicher verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.
Ich schoppe redlichst ab:
Herr Wang begleitet mich zu den "Miromar Outlet Stores:
http://pfaffenberg.permuda.net/freunde2.html#wang
Während der Fahrt berichte ich von meiner nagelneuen Villa:
http://pfaffenberg.permuda.net/eigenheim.html
Ich lese die elektronische Post...
http://pfaffenberg.permuda.net/ebriefe.html
... und kümmere mich um die Anschnurseelsorge:
http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html
Bericht: Das Weihnachtsfest:
http://pfaffenberg.permuda.net/weihnachten.html
Bericht: Der Heimrechner:
http://pfaffenberg.permuda.net/heimrechner.html
Bericht: Unlöbliche Killerspiele:
http://pfaffenberg.permuda.net/spiele.html
Bericht: Unlöbliche Zahlungsmittel:
http://pfaffenberg.permuda.net/zahlen.html
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 18.12.2006
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Reinhard Pfaffenberg |
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