17.12.2006
06.45 Uhr Ich erwache löblichst und springe mit Elan aus den Federn. Umgehend öffne ich die Terrassentüre und atme tief durch - das tut richtig gut. Während ich die wichtige Morgengymnastik absolviere, stelle ich beim Blick in den Garten fest, dass der Rasen gemäht werden muss. HEUREKA - gleich nach dem Frühstück werde ich redlichst in die Hände spucken und mich an die Arbeit machen - wer rastet, der rostet.
07.15 Uhr Nachdem ich meine Muskeln mit dem Frühsport gestählt habe, eile ich ins Bad und entspanne mich bei einem erquickenden Wirbelbad. Während ich mir die Haare wasche und mich ordentlich rasiere, lausche ich nebenbei dem Kurzwellenprogramm des Bayerischen Rundfunks und erfahre, dass knapp drei Viertel der Deutschen die Arbeit der Schwarz-Roten Bundesregierung für nicht effektiv halten. In einer Infratest-Umfrage, die im Auftrag des "ARD-Morgenmagazins" durchgeführt wurde, stellte sich heraus, dass 74 Prozent der 1000 Befragten mit der Arbeit von Bundeskanzlerin Merkel und Vizekanzler Müntefering unzufrieden sind und sie als ziellos und uneffektiv empfinden. Ausserdem gaben knapp 64 % zu Protokoll, dass die Koalition nicht in der Lage sei, die notwendigen Reformen am Arbeitsmarkt und im Gesundheitswesen durchzusetzen. In einer weiteren Umfrage wurde auch die Politikverdrossenheit der Bundesbürger zum Thema gemacht und herausgefunden, dass dieses Problem nur auf die handelnden Politiker zurückzuführen ist - wie furchtbar. In der Sonntagsfrage kam zu guter Letzt heraus, dass knapp 34% aller Wahlberechtigten bei einer möglichen Bundestagswahl am kommenden Sonntag sich für die redliche CDU/CSU, 31% für die SPD, 12% Prozent für die Grünen, nur noch 11% für die FDP und ganze acht Prozent für die Linkspartei.SED aussprechen würden. Sollte dieses Ergebnis auch bei der nächsten Bundestagswahl im Jahre 2009 Bestand haben, können sich die unzufriedenen Deutschen auf weitere vier Jahre Schwarz-Rote Stillstandsregierung einstellen. Kaum zu glauben, dass die Menschen in meiner Heimat nichts aus der Geschichte gelernt haben und immer noch massenhaft der unlöblichen SPD sowie den Grünen hinterher rennen - wo soll das nur hinführen.
08.00 Uhr Kopfschüttelnd laufe ich in die Küche und lasse mir im Bademantel ein kleines, aber feines Frühstück in Form von röstfrischem Bohnenkaffee direkt aus Kolumbien, gebutterten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), delikater Erdbeermarmelade, Rühreiern mit lustigen Speckstreifen und einem Apfel schmecken. Während ich mich an den frischen Lebensmitteln labe, studiere ich gelangweilt die aktuelle Ausgabe der "Naples Daily News" und lese, dass das amerikanische Super-Modell Cindy Crawford gestern in Naples zu Besuch war und ein neues Möbelgeschäft namens "Rooms to Go" (löblich: Räume zum mitnehmen) am Tamiami Trail mit einer Autogrammstunde eröffnet hat - das soll mir ganz Recht sein. Missgelaunt blättere ich ganz schnell weiter und versuche das grosse Weihnachtspreisrätsel auf Seite 14 zu lösen. Leider muss ich schnell feststellen, dass ich einige Fachausdrücke nicht übersetzen und deswegen nur ein Drittel der Fragen beantworten kann - wie schade. Trotzdem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und begebe mich ins Schlafzimmer, um mich redlichst in Schale zu werfen - ein gepflegtes Aussehen ist mir nämlich ganz besonders wichtig.
08.30 Uhr Nachdem ich meine ausgetrocknete Kehle mit einem grossen Glas Dr. Pepper Brause geölt habe, klatsche ich redlichst in die Hände und hole den hochwertigen Rasenmäher der Marke "Snapper" aus der Garage - da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Während ich fröhlich auf- und abfahre, stimme ich zudem das schöne Lied von der "launischen Forelle" an und bemerke erst nach einigen Augenblicken, dass sich Herr Wang am Gartenzaun eingefunden hat. Zu allem Überfluss macht sich der Gute auch noch über mich lustig und sagt, dass ich bald eine Gärtnerei in Naples eröffnen und als Rasenmähermann meine Brötchen verdienen werde - wie unlöblich. Natürlich zeige ich meinem Nachbarn sofort den Vogel und stelle mit erhobenem Zeigefinger klar, dass ich das harte Arbeitsleben bereits hinter mir habe und in Zukunft keinen Finger mehr krumm machen werde. Mein Bekannter gibt mir ganz Recht und kredenzt mir zu meiner Freude ein Glas selbst gepressten Orangensaft - das habe ich mir nach der schweisstreibenden Gartenarbeit redlichst verdient. Ich stosse mit Herrn Wang an und höre nebenbei, dass der Gute heute schon wieder dem Golfsport frönen und ein Spielchen mit einem gewissen Herrn Fishkind wagen wird - wie unlöblich. Als er sich auch noch erkundigt, ob ich ihn begleiten möchte, winke ich schnell ab und gebe vor, den heutigen Tag gemütlich im Garten verbringen zu wollen - schliesslich kann etwas Entspannung nach meiner anstrengenden Reise nach St. Petersburg nicht schaden. Herr Wang zeigt sich einverstanden, verabredet sich aber mit mir für zwölf Uhr zum gemeinsamen Mittagessen in "Julies Restaurant" - wie schön.
09.30 Uhr Nachdem mein Nachbar seine Golftasche ins Auto verfrachtet und mir einen schönen Vormittag gewünscht hat, nehme ich entspannt im Liegestuhl auf der Terrasse platz und lasse die Seele redlichst baumeln. Nebenbei blicke ich nachdenklich in die Sonne und erinnere mich, dass ich bereits in sechs Tagen Abschied vom Rentnerparadies nehmen muss und nach Toronto abfliegen werde - wie schade. Um nicht im fernen Kanada mein blaues Wunder erleben zu müssen, gehe ich ins Wohnzimmer und aktiviere neugierig den Wetterkanal. Staunend erfahre ich anhand des Videotextes, dass es in Toronto derzeit mit nur 5°C kalt und zudem windig ist - das hat gerade noch gefehlt. Da ausserdem ergiebige Schneefälle für die Weihnachtsfeiertage vorhergesagt werden, entschliesse ich mich, in den nächsten Tagen ein löbliches Gewandhaus aufzusuchen und mich nach wärmender Winterkleidung umzusehen - schliesslich will ich nicht an einer gefährlichen Grippe oder sogar an einer Lungenentzündung erkranken.
10.00 Uhr Düdeldü - da mir mittlerweile der Schweiss in Strömen über das Gesicht läuft, entledige ich mich spontan meiner Kleidung und wage einen beherzten Sprung ins kühle Nass des hauseigenen Schwimmbeckens - das tut richtig gut. Genüsslich ziehe ich meine Bahnen und denke dabei an meine Untermieterin Sandra. Bestimmt läuft das Kind gerade wollbemützt durch unsere Stadt und friert am ganzen Körper - wie lustig.
10.30 Uhr Just als ich mich erfrischt aus dem Becken schwinge, klingelt es plötzlich laut und ganz besonders aggressiv an der Türe. Zu meiner Freude hat sich Frau Gomez vor dem Ferienhaus eingefunden und erzählt, dass sie unter der Woche leider keine Zeit hatte und deswegen erst heute den Staubwedel schwingen wird - wie schön. Während sich meine mexikanische Putzfrau redlichst an die Arbeit macht und die Küche auf Vordermann bringt, lasse ich mich entspannt in den Liegestuhl fallen und verwöhne mich mit einer weiteren Dr. Pepper Brause - schmeckt echt knorke.
11.00 Uhr Leider ist mir die Ruhe nicht lange gegönnt und das Telefon klingelt schrill - wie unlöblich. In Erwartung eines Werbeanrufs nehme ich den Hörer von der Gabel und bin überrascht, als ich plötzlich Prof. Kuhns Stimme in der Leitung vernehme. Der gute Mann begrüsst mich freundlichst und möchte sogleich wissen, wie das Wetter im Rentnerparadies ist. Natürlich stehe ich Rede und Antwort und erzähle, dass die Sonne vom Himmel lacht und es mit nur 23°C heute richtig angenehm ist. Edelbert ist begeistert und gibt mir seufzend zu verstehen, dass es in Bayern sehr neblig und eiskalt ist - wie unlöblich. Ferner setzt mich der Professor über die Neuigkeiten aus der Heimat in Kenntnis und berichtet aufgeregt, dass Sandra gestern Abend Gäste im Waldweg zu Besuch hatte und eine ausgelassene Party feierte - wie schrecklich. Selbstverständlich schlage ich sogleich die Hände über dem Kopf zusammen und unke, dass mein Eigenheim nun endgültig in Trümmern liegt. Gott sei Dank beruhigt mich Edelbert redlichst und gibt vor, heute schon im Waldweg nach dem Rechten gesehen und keine Schäden vorgefunden zu haben - wie beruhigend. Trotzdem bleibe ich skeptisch und rate Edelbert, das Kind auch in Zukunft nicht aus den Augen zu lassen und mich über das unlöbliche Treiben der Maid auf dem Laufenden zu halten - in der heutigen Zeit kann man bekanntlich nicht vorsichtig genug sein.
11.30 Uhr Nachdem ich Prof. Kuhn über meine neuen Reisepläne in Kenntnis gesetzt und das Telefonat beendet habe, blicke ich über den Gartenzaun und sehe, dass Herr Wang mittlerweile wieder daheim ist - das trifft sich gut. Da mir sowieso der Magen knurrt, deute ich schnell auf meine wertvolle ROLEX und fordere meinen Nachbarn auf, gleich in die Gänge zu kommen und mit mir das Gasthaus meines Vertrauens aufzusuchen - schliesslich sollte man als Rentner auf die minutiöse Einhaltung der Essenszeiten achten.
11.45 Uhr Endlich ist es so weit und wir können aufbrechen. Erheitert schlängeln wir uns auf der Vanderbilt Beach Strasse durch den dichten Verkehr und treffen kurze Zeit später vor dem Gasthaus ein - wie schön. Natürlich werden wir sofort von Frau Julie höchstpersönlich an unseren Stammtisch am Fenster geführt - das klappt heute wieder wie am Schnürchen. Während ich mich für ein eisgekühltes Coca Cola sowie einen deftigen Käseburger mit Kartoffelstäben und Salat entscheide, ordert Herr Wang ein halb durchgebratenes T-Knochenschnitzel (unlöblich: T-Bone Steak) mit Bratkartoffeln und Knoblauchsosse - wie schön.
12.30 Uhr Während wir uns das wohlverdiente Mittagessen munden lassen, komme ich noch einmal auf meine Reise nach Toronto zu sprechen und zeige auf, dass ich in den nächsten Tagen unbedingt Winterkleidung einkaufen muss. Herr Wang überlegt ganz genau und behauptet, dass es das beste wäre, gleich morgen Früh zu den "Miromar Outlet Stores" nach Fort Myers zu fahren - das ist eine hervorragende Idee. Gutgelaunt bestellen wir als Nachspeise zwei kleine Eisbecher mit Schlagsahne sowie Schaumkaffees und plaudern nebenher über Dies und Das.
13.15 Uhr Nachdem Herr Wang die Rechnung mit seiner unlöblichen amerikanischen Schnellkarte beglichen hat, kehren wir zufrieden zum Wagen zurück und brausen in einer gewagten Hochgeschwindigkeitsfahrt zum Lowbank Drive zurück.
13.45 Uhr Zuhause angekommen nehme ich sofort im klimatisierten Wohnzimmer platz und entspanne mich redlichst. Schon bald schlafe ich ein und träume vom Weihnachtsfest - bald ist es ja so weit.
14.45 Uhr HEUREKA - lautes und sehr aggressives Telefonklingeln stört mich bei meiner wohlverdienten Ruhe - wie unlöblich. Missgelaunt nehme ich das Gespräch entgegen und habe Amanda am Rohr - wie schön. Meine ehemalige Untermieterin plappert wie ein Wasserfall und berichtet, dass sie heute schon die Koffer gepackt und sämtliche Reisedokumente zusammengestellt hat - wie aufregend. Noch bevor ich etwas erwidern kann, setzt mich das Kind in Kenntnis, dass es mit seiner kleinen Familie bereits am kommenden Mittwoch um 11.25 Uhr mit Air Canada (löblich: Luft Kanada) nach Toronto fliegen und dort das Weihnachtsfest sowie Silvester verbringen wird - das soll mir ganz Recht sein. Selbstverständlich drücke ich sogleich auf die Tränendrüse und gebe vor, in diesem Jahr ganz alleine den Jahreswechsel im Waldweg 11 verbringen zu müssen. Amanda fällt prompt darauf herein und sagt, dass sie mich am Weihnachtsabend natürlich aus Toronto anrufen wird. HEUREKA - die Kinder werden Bauklötze staunen, wenn ich am 23. Dezember in Toronto eintreffen werde.
15.00 Uhr Nachdem ich der Maid eine gute Reise gewünscht und das Telefonat beendet habe, kümmere ich mich kaffeetrinkend um die wichtige Anschnurarbeit. Als erstes segle ich direkt auf meine löbliche Heimseite und lese viele Anfragen besorgter Eltern. Unter anderem schildert mir Frau Lydia F. aus dem ostdeutschen Dresden ihr Leid und berichtet, dass ihr Sohn Rico (14) einen ellenlangen Weihnachtswunschzettel verfasst und sich unter anderem garstige Killerspiele, ein ferngesteuertes Auto, eine Luftpistole, X-Schachtel 350, Alkopops, Musikkompaktscheiben sowie mehrere Bücher gewünscht hat - wie furchtbar. Natürlich komme ich angesichts dieses Berichtes richtig in Fahrt und rate der armen Frau, hart durchzugreifen und dem Buben überhaupt nichts unter den Christbaum zu legen - das sollte ihm eine Lehre sein.
15.45 Uhr Nachdem ich elektronische Briefe an Admiral a.D. Bürstenbinder sowie Kaplan Bertram mausdrückend abgeschickt habe, blicke ich auf meine wertvolle ROLEX und stelle fest, dass es bis zum Abendessen immer noch zwei Stunden dauert. Um die Zeit zu überbrücken, schlüpfe ich kurzerhand in meine Badehose und wage einen Kopfsprung ins kühle Nass des Schwimmbeckens - das tut so richtig gut. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen, kraule ich auf und ab und denke nebenbei an Katze Jenny.
16.30 Uhr Nachdem ich ein erfrischendes Bad genossen habe, nehme ich sonnenbebrillt auf der Terrasse platz und lasse mir die Sonne auf den Pelz brennen - das tut echt gut.
17.15 Uhr Frisch umgezogen bereite ich das Abendessen in Form einer kalten, aber keuschen Wurst- und Käseplatte vor und nehme erneut auf der Terrasse platz. Während ich mir die schmackhafte Brotzeit an der frischen Luft redlichst munden lasse und dazu mehrere Budweiserbiere trinke, blättere ich gelangweilt in der Fernsehzeitung und lese, dass heute Abend um halb acht Uhr einer meiner Lieblingswestern ausgestrahlt wird - wie aufregend. Obwohl ich das Meisterwerk "Big Jake" (löblich: Grosser Jake) mit John Wayne in der Hauptrolle schon gut ein Dutzend Mal gesehen habe, werde ich es mir nicht nehmen lassen, diesem Edelwestern ein weiteres Mal zu frönen - darauf freue ich mich jetzt schon.
18.30 Uhr Ganz dem Motto "Nach dem Essen sollst du ruh'n oder Tausend Schritte tun" folgend, entscheide ich mich für das Erste und nehme kartoffeltschipsverzehrend vor dem Fernseher platz. Nachdem ich den Sender NBC eingestellt und mir ein Coca Cola eingegossen habe, lehne ich mich entspannt zurück und fröne einer dummen Spielschau namens "Deal or No Deal" (löblich: Geschäft oder kein Geschäft) mit Howie Mandell und werde Zeuge, wie einer der Mitspieler insgesamt 250.000 DOLLARS gewinnt - wie aufregend. So einen warmen Regen könnte ich als Rentner auch gut gebrauchen.
19.30 Uhr Endlich ist es so weit und der spannende John Wayne Western beginnt - wie schön. Ich lehne mich entspannt zurück und verfolge staunend die Geschichte eines alternden Cowboys, der seiner Familie den Rücken gekehrt hat, um im sonnigen Mexiko zu leben. Dummerweise wird aber sein Urenkel von garstigen Banditen entführt. Selbstverständlich lässt sich "Big Jake" nicht unterkriegen und liefert sich mit den Ganoven einen spannenden Kampf - wie aufregend.
21.30 Uhr Laut gähnend beende ich den unterhaltsamen Fernsehabend und unternehme einen letzten Rundgang durchs Eigenheim. Nachdem ich alle Fenster und Türen sicher verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und lese noch etwas in meiner Johnny Cash Biografie. Gute Nacht.
Der leistungsstarke Rasenmäher der Marke "Snapper":
Herr Wang macht sich über mich lustig - wie unlöblich:
http://pfaffenberg.permuda.net/freunde2.html#wang
Meine Untermieterin Sandra friert bestimmt im kalten Bayernland:
http://pfaffenberg.permuda.net/sandra.html
Mein Eigenheim im Waldweg 11:
http://pfaffenberg.permuda.net/eigenheim.html
Amanda ruft an:
http://pfaffenberg.permuda.net/guido.html#amanda
Ich lese die elektronische Post...
http://pfaffenberg.permuda.net/ebriefe.html
... und beantworte Fragen besorgter Eltern:
http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html
Bericht: Finger weg von bösen Killerspielen:
http://pfaffenberg.permuda.net/spiele.html
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 17.12.2006
©
Reinhard Pfaffenberg |
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