Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

16.12.2006

07.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und habe gar keine Orientierung. Erst als ich laut gähnend aus dem Fenster blicke und das Treiben auf dem "Albert Whitted Flughafen" verfolge, wird mir klar, dass ich mich im Hilton in St. Petersburg befinde - wie aufregend. Laut gähnend spähe ich in die aufgehende Sonne und stelle mir vor, wie der Waldweg gerade unter einer dichten Schneedecke liegt.
07.15 Uhr Mit einem lustigen Lied auf den Lippen absolviere ich die wichtige Morgengymnastik und entspanne mich anschliessend in der besonders bequemen Badewanne. Während ich mich mit einer wohlduftenden Hotelseife wasche, verfolge ich nebenbei die Nachrichten auf CNN und höre neues von der unsäglichen "Holocaust Konferenz" im Iran. Gott sei Dank haben sich mittlerweile Dutzende Politiker aus allen Teilen der Welt gegen diese Staatspropaganda ausgesprochen und dem iranischen "Führer" Ahmadinedschad eine Absage erteilt. Trotz aller Kritik lies es sich der Islamofaschist nicht nehmen, mehrmals die Vernichtung Israels anzusprechen und den teilnehmenden "Fachleuten" zu versichern, das Land am Mittelmeer schon bald von der Landkarte zu fegen. HEUREKA - langsam dürfte auch der letzte Gutmensch erkannt haben, dass Ahmadinedschad mit seinem Atomprogramm nicht die Stromversorgung seines Landes aufrecht erhalten, sondern Israel mit Bomben angreifen möchte. Um einen weiteren Mord am jüdischen Volk entgegenzutreten, sollte sich die freie Welt jetzt endlich besinnen und dem Terrorregime in Teheran redlichst die rote Karte aufzeigen - so kann es jedenfalls nicht weitergehen.
08.00 Uhr Just als ich aus der Badewanne steige und zum Handtuch greife, klingelt plötzlich das Telefon laut und ganz besonders aggressiv. Zu meiner Überraschung meldet sich mein Studienfreund Thomas Kronach im Rohr und teilt mir mit, dass wir vor seinem Abflug nach New York noch ein kleines Frühstück einnehmen sollten - das ist eine hervorragende Idee. Da mir sowieso der Magen knurrt, stimme ich eifrig zu und verspreche, in knapp dreissig Minuten in der hoteleigenen Gaststätte "Tangerine" zu erscheinen.
08.30 Uhr Nachdem ich meine Haare ordentlich gesteilt und meine Reisetasche mit Prospekten, Hilton Kugelschreiber, einem schönen Hilton Handtuch sowie dem Schreibblock befüllt habe, eile ich gutgelaunt in den Frühstückraum und finde Thomas kaffeeschlürfend an einem Tisch direkt am Büffett vor - wie schön. Selbstverständlich leiste ich meinem ehemaligen Studienkollegen redlichst Gesellschaft und erzähle, dass ich gleich nach unserem gemeinsamen Frühstück nach Naples zurückkehren werde. Thomas nickt freundlich und kündigt an, dass wir uns vorher ordentlich den Bauch auf Kosten seiner Anwaltskanzler vollschlagen sollten - dazu sage ich natürlich nicht nein.
08.45 Uhr Während wir redlichst speisen und über meine anstehende Reise nach Toronto plaudern, kommt mein Bekannter wieder auf meine Untermieterin zu sprechen und vermutet, dass die Maid bestimmt einen Freund hat. Natürlich schüttle ich entschieden mit dem Kopf und zeige mit erhobenem Zeigefinger auf, dass das Kind nur die Arbeit im Kopf hat und sich am Wochenende mit seiner Freundin Bärbel herumtreibt. Thomas zeigt sich ganz besonders interessiert und schwärmt immer noch von seinem Deutschlandbesuch im vergangenen Juni - wie unlöblich. Um dem Guten schnellstens den Wind aus den Segeln zu nehmen und weiteres Unheil abzuwenden, stelle ich klar, dass Sandra ein besonders garstiges Frauenzimmer ist und nur Unsinn im Kopf hat. Leider will Thomas nicht auf mich hören und kündigt an, meine Mitbewohnerin bei seinem nächsten Deutschlandbesuch wieder zum Abendessen einzuladen - wo soll das noch hinführen mit der heutigen Jugend.
09.30 Uhr Nachdem wir uns eine zweite Portion vom Büffet geholt und frischen Kaffee geordert haben, erzählt mein Studienfreund von seiner aufregenden Arbeit in der New Yorker Anwaltskanzlei und sagt, dass er derzeit an zwei ganz besonders heiklen Fällen arbeitet. Staunend lausche ich den Ausführungen und erkenne schnell, dass mein Studienkollege unter anderem auch für einen grossen Medienkonzern recherchiert und Fakten für eine Anklage gegen ein Konkurrenzunternehmen zusammenträgt - wie aufregend. Obwohl man als Rechtsanwalt bekanntlich nicht über Namen oder Zahlen sprechen sollte, erfahre ich unter vorgehaltener Hand, dass es um einen zweistelligen Millionenbetrag geht - kaum zu glauben.
10.00 Uhr Nun wird es aber Zeit, Abschied zu nehmen und weiterzuziehen. Gutgelaunt schüttle ich Thomas Hand und wünsche ihm neben einem friedvollen Weihnachtsfest auch noch einen guten Rutsch ins neues Jahr. Mein Freund bedankt sich recht herzlich und fordert mich ausserdem auf, meiner "netten" Untermieterin ebenfalls die besten Grüsse auszurichten - das werde ich natürlich nicht tun.
10.15 Uhr Nachdem ich meine Schlüsselkarte an der Rezeption abgegeben habe, stolziere ich voller Vorfreude in die Tiefgarage und schwinge mich redlichst hinters Steuer. Bevor ich jedoch die Heimfahrt antrete, mache ich einen kurzen Abstecher zum St. Petersburg Pier und lasse meinen Blick über die Tampa Bucht und die eindrucksvolle Skyline (löblich: Himmelslinie) der Stadt schweifen. Wie jedes Kind weiss, wird St. Petersburg auch Sunshine City genannt und verwöhnt ihre 250.000 Einwohner mit fast 300 Sonnentagen im Jahr - wie schön.
11.00 Uhr Nun hält mich aber nichts mehr auf - mit quietschenden Reifen rase ich auf die Interstate 275 und brettere mit knapp 45 Meilen pro Stunde zurück nach Naples - da kommt Stimmung auf. Dummerweise stelle ich bereits nach knapp vierzig Meilen fest, dass sich die Tankanzeige verdächtig in Richtung der Null bewegt - das hat gerade noch gefehlt. Gott sei Dank finde ich östlich von Sarasota eine frisch renovierte AMOCO Tankstelle und kann den Wagen mit bleifreiem Benzin zum viel zu hohen Preis von 2,29 Dollars pro Gallone befüllen. Anschliessend trete ich snickersverzehrend das Gaspedal durch und kruse zu den stimmungsvollen Klängen einer Garth Brooks Kompaktscheibe unaufhaltsam zurück in den Süden Floridas. Nebenbei mache ich mir meine eigenen Gedanken und bin sicher, dass meine bayerische Heimat mittlerweile im Schnee versinkt - wie aufregend. Während hier die Sonne für Temperaturen um die 28°C sorgt, müssen Prof. Kuhn und Admiral a.D. Bürstenbinder bestimmt schon zu den Schneeschaufeln greifen und täglich für rutschfreie Gehwege sorgen - darüber kann ich nur lachen.
12.00 Uhr Da sich mittlerweile mein Magen laut knurrend zu Wort meldet und ein Mittagessen herausfordert, überquere ich noch den Caloosahatchee River und verlasse dann die Autobahn bei Fort Myers, um nach einem einladenden Gasthaus Ausschau zu halten. Tatsächlich sind am Palm Beach Boulevard Dutzende Schnellessgasthäuser, mexikanische Restaurants und Pizzerias beheimatet - da fällt die Auswahl wirklich nicht leicht.
12.15 Uhr Nach langer Suche habe ich mich endlich entschieden und parke den JEEP fachmännisch vor "Robins Restaurant" direkt am Meer - wie schön. Gutgelaunt nehme ich ein schattiges Plätzchen auf der Terrasse ein und bekomme sogleich die Speisekarten sowie ein eisgekühltes Glas Wasser kredenzt - schmeckt nicht schlecht, Herr Specht. Zungeschnalzend studiere ich die feilgebotenen Gerichte ganz genau und entscheide mich letztendlich für einen Red Snapper Fisch (löblich: Roter Schnapper) mit Kartoffeln und einen Seaside Salad (löblich: Seeseiten Salat) mit Thousand Island Dressing (löblich: Tausend Insel Sosse), sowie ein Glas frisch gezapftes Budweiser - schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
12.30 Uhr Als ich bereits drohe, vor Hunger in Ohnmacht zu fallen, erscheint der Ober endlich am Tisch und kredenzt mir mein wohlverdientes Mittagessen - wie schön. Während ich kraftvoll zubeisse, lasse ich mir die salzige Luft um die Nase wehen und wünschte, nie mehr ins düstere Deutschland zurückkehren zu müssen. Vielleicht sollte ich doch Nägel mit Köpfen machen und für immer im Sonnenscheinstaat bleiben - verdient hätte ich es mir allemal.
13.15 Uhr Nachdem ich die gesalzene Rechnung über 37 Dollars beglichen habe, kehre ich zufrieden zum KFZ zurück und erkenne, dass die Quecksilbersäule des Thermometers mittlerweile auf 23°C gestiegen ist. Verschwitzt drehe ich die Klimaanlage hoch und freue mich auf die letzten vierzig Meilen dieser aufregenden Reise.
14.30 Uhr Düdeldü - nach weiteren sechzig Minuten Fahrzeit habe ich es endlich geschafft. Ich verlasse die Autobahn an der Ausfahrt 111 "Collier" und komme nach wenigen Augenblicken auf der Einfahrt des Ferienhauses im Lowbank Drive zum Stehen - wie schön. Ich rutsche schwitzend vom komfortablen Ledersitz und klingle sofort an Herrn Wangs Eigenheim. Nachdem ich meinen löblichen Nachbarn von meiner Rückkehr in Kenntnis gesetzt habe, nehme ich als erstes entspannt auf dem Sofa patz - nach diesem Stress kann ein kleines Nachmittagsnickerchen nämlich nicht schaden. Schon bald schlafe ich ein und träume von meinem schmucken Eigenheim im Waldweg 11.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und erhebe mich ächzend vom Sofa. Danach gehe ich in die Küche, um ein kleines, aber feines Kaffeekränzchen mit echtem Bohnenkaffee und lustigen Donuts aus dem Winn Dixie Markt vorzubereiten.
16.00 Uhr Ich lasse mir Kaffee und Gebäck redlichst im Arbeitszimmer schmecken und beginne nebenbei mit der wichtigen Anschnurarbeit. Auch heute beantworte ich wieder Anfragen besorgter Erziehungsberechtigter und gebe wertvolle Ratschläge zum Umgang mit jugendlichen Rabauken. Unter anderem empfehle ich einem Familienvater aus Rosenheim, sein Tochter Franziska (16) auf keinen Fall mehr ins Tanzlokal gehen zu lassen. Angeblich werden in dieser Spelunke nämlich nicht nur alkoholische Getränke, sondern auch Extrasi, Kreck und andere Drogen verkauft - wie schrecklich.
16.45 Uhr Nachdem ich mehrere Briefe mausdrückend abgesendet habe, sehe ich auch noch im elektronischen Gästebuch nach dem Rechten und freue mich über die neuen Einträge freundlicher Heimseitenbesucher. Ferner verfasse ich ein Schreiben an James und Amanda und berichte ausführlich von meinem spannenden Ausflug in die schöne Stadt St. Petersburg und dem Besuch des Salvador Dali Museums.
17.30 Uhr Düdeldü -endlich ist alles abgearbeitet und ich kann den Heimrechner mausrückend herunterfahren. Danach laufe ich in die Küche und schenke mir ein grosses Glas Coca Cola ein, um mich redlichst zu erfrischen - das tut gut.
18.15 Uhr Weil ich nach der anstrengenden Reise keine Lust mehr habe, den Kochlöffel zu schwingen, entscheide ich kurzerhand, das löbliche Abendessen in Julies Restaurant einzunehmen. Fingerschnippend verlasse ich das Haus und brause mit dem JEEP zum Gasthaus meines Vertrauens an der Vanderbilt Beach Strasse.
18.45 Uhr Nachdem mich Frau Julie persönlich begrüsst und an einen schönen Platz direkt am Fenster geführt hat, bestelle ich eine feine Brause und studiere auch gleich die Speisekarte. Schon nach wenigen Augenblicken habe ich etwas schönes gefunden und bestelle den hausgemachten Hackbraten mit Pilzsosse und flockigem, aber keuschen Kartoffelbrei.
19.00 Uhr Ich lasse mir den Hackbraten zungeschnalzend schmecken und stelle fest, dass Frau Julies Koch ein wahrer Artist des Kochlöffels sein muss. Nebenbei trinke ich eine weitere Limonade und blättere in einer interessanten Immobilienbroschüre. Unter anderem finde ich in dem Heftchen auch eine Werbebotschaft der Firma "Kaye Homes", deren neues Projekt ich erst letzte Woche besichtigt habe - wie aufregend.
19.30 Uhr Bevor ich mich redlichst von Frau Julie verabschiede, bezahle ich die Rechnung mit einem druckfrischen 20 Dollar Schein und kündige an, schon bald wieder zu kommen - immerhin isst man hier am besten. Danach brause ich in meinem auf Hochglanz polierten Geländefahrzeug zurück in den Lowbank Drive und muss wegen eines unvorsichtigen Eichkaters sogar eine Vollbremsung hinlegen - wie unlöblich.
20.00 Uhr Obwohl ich eigentlich lieber ins Bett gehen würde, aktiviere ich doch noch das Fernsehgerät und suche auf- und abschaltend nach einem rentnergerechten Samstagsprogramm. Schnell werde ich fündig und bleibe auf dem löblichen Sender Fox (löblich: Fuchs) hängen, um zwei Folgen der spannenden Serie "Cops" (löblich: Polizisten) zu verfolgen. Ich lerne einiges über löbliche Polizeiarbeit in den USA und komme angesichts der garstigen Kriminellen aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus.
21.00 Uhr Als ich schon abschalten will, bemerke ich gerade noch, dass jetzt die löbliche Verbrecherjagd "America’s most wanted" (löblich: Amerikas meist gesuchte) ausgestrahlt wird. Selbstverständlich passe ich wie immer ganz genau auf, kann aber leider keinen der Gesuchten identifizieren - wie schade.
22.00 Uhr Ein anstrengender Tag geht zu Ende und ich schalte das moderne Farbfernsehgerät aus. Nachdem ich im Garten nach dem Rechten gesehen und alle Fenster und Türen sicher verriegelt habe, gehe ich zufrieden ins Bett und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.

Das St. Petersburg Pier:

http://pfaffenberg.permuda.net/stpetersburg.jpg

Das St. Petersburg Pier:
http://www.stpetepier.com/

Ich nehme das Frühstück mit meinem Studienfreund Thomas Kronach ein:
http://pfaffenberg.permuda.net/freunde.html#kronach

Unter anderem sprechen wir über meine Untermieterin Sandra:
http://pfaffenberg.permuda.net/sandra.html

Meine Immobilien im fernen Bayern:
http://pfaffenberg.permuda.net/eigenheim.html

Ich kümmere mich um die wichtige Anschnurarbeit:
http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html

... und sehe im elektronischen Gästebuch nach dem rechten:
http://two.guestbook.de/gb.cgi?gid=626861&prot=bprirl

Bericht: Schnee und Eis - der wichtige Winterdienst:
http://pfaffenberg.permuda.net/eis.html

Bericht: Haschgift und andere Drogen:
http://pfaffenberg.permuda.net/tanzlokale.html

Bericht: Die löbliche Polizeiarbeit:
http://pfaffenberg.permuda.net/polizei.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 16.12.2006
© Reinhard Pfaffenberg