Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

07.05.2005

07.05.2005
06.30 Uhr Ich erwache löblichst und stelle beim Blick auf meinen leistungsstarken Weltempfänger fest, dass wir heute den 7. Mai schreiben - wie schön. Wie jedes Kind weiss, wurde genau heute vor 60 Jahren die Kapitulationsurkunde im französischen Reims unterschrieben. Um Punkt 2.41 Uhr setze der Generaloberst der Wehrmacht, Alfred Jodl, seine Unterschrift unter den bedingungslosen Kapitulationsvertrag und beendete somit den zweiten Weltkrieg - wie schön. Nach sechs blutigen Kriegsjahren, zwölf Jahren Faschismus und mehr als 60.000.000 Toten weltweit, wurde Deutschland von den Alliierten besetzt und in vier Abschnitte unterteilt. Endlich konnte der Wind der Freiheit und der Demokratie in Deutschland Einzug halten - wie aufregend. 60 Jahre später durchwandert mich aber wieder ein mulmiges Gefühl. Die ewig Gestrigen sind wieder erwacht, verstecken sich zwar noch unter dem Deckmantel der "Menschlichkeit" und der "Sozialdemokratie" und lassen die alten Themen wieder aufleben. Der deutsche Volkszorn heizt sich auf und verteufelt die USA, den Kapitalismus und vergleicht Menschen wieder mit Ungeziefer. Als Bürger Deutschlands fühle ich mich nicht mehr sicher - HEUREKA.
07.00 Uhr Ich trete in den Garten hinaus und absolviere meine Morgengymnastik unter der aufgehenden Sonne. HEUREKA - dieses Schauspiel muss man gesehen haben. Die Vögel zwitschern, eine frische Brise vom Meer kommt herüber und ein keuscher Waschbär wäscht sich im Gartenteich von Herrn Wang - wie schön.
07.30 Uhr Natürlich darf auch heute ein löbliches Vollbad in der Wirbelbadewanne nicht fehlen. Ich wasche und rasiere mich ordentlich und lausche nebenbei einer stimmungsvollen Marianne und Michael Kompaktscheibe - da kommt Freude auf.
08.30 Uhr Mein Bruder Georg hat sich schon um das Frühstück gekümmert und löbliche Rühreier, gesunden Speck, geröstete Weissbrotschnitten (unlöblich: Toast) sowie frischen Kaffee zubereitet - wie schön. Ich nehme entspannt auf der Terrasse platz und lasse mir das löbliche Mahl redlichst schmecken. Nebenbei plaudere ich mit Georg und plane den heutigen Tag. Der Gut macht den Vorschlag, heute den "Corkscrew Swamp" (löblich: Korkenzieher Sumpf) im Norden zu besuchen. Angeblich gibt es dort seltene Tiere und wunderschöne Pflanzen zu bestaunen - wie aufregend. Da ich mich für die Natur sehr interessiere, sage ich sofort zu und dränge zur Abfahrt.
09.00 Uhr Nachdem wir eine löbliche Brotzeit eingepackt haben, geht die Reise endlich los. Wir brausen mit unserem JEEP die Autobahn 75 in Richtung Norden und treffen schon nach wenigen Meilen vor besagtem Sumpf ein. Nachdem wir den Eintritt über 10 DOLLARS pro Person bezahlt habe, dürfen wir endlich das Areal betreten. Auf einem fast drei Meilen langen Steg führt uns die Wanderung nun direkt durch einen Sumpf und den grössten Zypressenwald von ganz Nordamerika - wie aufregend.
10.00 Uhr Verschwitzt spazieren wir durch das Dickicht des Dschungels und sehen seltene Störche, Spechte und sogar einen Schwarzbären - wie schön. Natürlich greife ich sofort in meine Tasche und hole etwas Brot hervor - leider scheint dieser Meister Petz nicht hungrig zu sein.
11.00 Uhr HEUREKA - diese Pflanzenpracht muss man wirklich gesehen haben. Neben Orchideen wachsen hier sogar Lilien und prachtvolle Seerosen direkt auf dem Wasser. Ich halte kurz inne und begutachte eine Orchidee ganz genau. Plötzlich sehe ich eine gelbe Wasserschlange aus dem Sumpf herausschnellen. HEUREKA - ich schreie laut und laufe um mein Leben. Sofort kommt ein Wildhüter zur Hilfe und erklärt, dass es sich bei diesem Reptil um eine sogenannte "Yellow Rat Snake" (löblich: Gelbe Rattenschlange) handelt. Gott sei Dank ist das Tier nicht giftig - wie beruhigend.
11.30 Uhr Der Wald wird nun immer undurchdringlicher. Ein Begleiter unserer Gruppe meint, dass wir uns nun direkt im Herzen des Zypressenwalds befinden. Wir erfahren, dass dieser Wald über 600 Jahre alt ist und eine Höhe von bis zu 40 Metern erreicht - wie interessant. Natürlich kreuzen auch hier eigenartige Tiere unseren Weg. Wir erblicken einen schreienden Uhu, mehrere Frösche sowie Wasserschildkröten.
12.15 Uhr Kurz vor dem Ende unserer Wanderung treffen wir an einem malerischen See ein. Da hier viele Vögel ihre Nester aufgebaut haben, ermahnt uns der Wildhüter zur Ruhe und erklärt im Flüsterton, dass hier auch bissige Rotwangenwasserschildkröten ihr Zuhause gefunden haben. HEUREKA - ganz schnell gehe ich weiter.
12.45 Uhr Wir treffen am Ausgangspunkt ein und betreten ein Sumpfmuseum namens "Blair Audubon Center". Hier kann sich der interessierte Sumpfbesucher noch einmal über die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt im Dschungel genauestens informieren - wie schön. Da mir aber der Magen knurrt, mache ich Georg darauf aufmerksam, dass wir jetzt unbedingt etwas essen sollten.
13.30 Uhr Wir besteigen unseren JEEP und brausen zurück nach Naples. Am Ortsschild werden wir auf ein neueröffnetes Shoney's Restaurant aufmerksam. Schnell folgen wir der Beschilderung und parken unser KFZ fachmännisch auf dem Parkplatz direkt vor dem Gasthaus.
14.00 Uhr Wir nehmen an einem Tisch direkt am Fenster platz und entscheiden uns für das "Express Lunch Buffett" (löblich: Schnelles Mittagessen Büffet). Nachdem uns die Bedienung eisgekühlte Koka Kolas kredenzt hat, eilen wir zum Büffet und beladen unsere Teller mit panierten Hühnerteilen, gesundem Schweinefleisch, Kartoffelstäben und verschiedenen Gemüsen. Natürlich darf auch vitaminreiches Kätschap bei diesem Festessen nicht fehlen.
14.45 Uhr Nachdem wir die gesalzene Rechnung bezahlt haben, fahren wir zurück in den Lowbank Drive. Erschöpft ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und lege mich ins Bett. Einem kleinen Mittagsschlaf steht nun nichts mehr im Weg. Ich schlafe auch bald ein und träume von meinem gemütlichen Eigenheim im Waldweg 7.
16.00 Uhr Düdeldü - ich erwache ausgeruht und springe umgehend aus den Federn. Schnell eile ich in den Garten und sehe nach dem Rechten. Herr Wang steht mit meinem Bruder im Garten und erklärt, dass er jetzt zu einer Partie Golf im nahegelegenen "Oakwood Golf Resort - (löblich: Eichenwald Golf Anlage) aufbrechen wird. Der gute Mann lädt uns sogar zu einer Partie ein - wie unlöblich. Georg würde ganz gerne zum Golfplatz mitkommen. Da ich ihm aber schon 1000 Mal erklärt habe, dass er für Sport noch viel zu schwach ist, lehnen wir dankend ab.
16.30 Uhr Langsam wird es Zeit für das Kaffeekränzchen. Ich brühe frischen Kaffee auf und lege mehrere Donuts aus dem "Winn Dixie Markeplace" auf einen Teller. Wir nehmen bequem auf der Terrasse platz und lassen uns die wohlschmeckenden Backwaren redlichst munden. Georg blättert in der Zeitung und schlägt einen Lichtspielhausbesuch am Abend vor. Angeblich wird im "Town Centre Theatre" (löblich: Stadtzentrums Theater) der neue Zukunftsfilm "A Hitchhiker's Guide to the Galaxy" (löblich: Reiseführer eines Anhalters durch die Galaxis) gezeigt. Schnell winke ich ab und erkläre, dass ich schon vor Jahren das gleichnamige Buch gelesen habe. Ferner mache ich Georg auf die verheerenden Auswirkungen eines Lichtspielhausbesuchs aufmerksam.
17.00 Uhr Lautes und sehr aggressives Telefonklingeln stört uns bei unserer Ruhe. Mein Neffe James ist im Rohr und erkundigt sich nach dem Rechten - wie schön. Ich erzähle von unserem aufregenden Besuch im Korkenziehersumpf und erkläre dem guten Jungen, dass ich fast von einer unlöblichen Schlage gebissen worden wäre. James lacht laut und will mir natürlich nicht glauben. HEUREKA - wo soll das noch hinführen. Nachdem ich mich nach Katze Jenny und meinem Eigenheim erkundigt habe, reiche ich den Hörer an Georg weiter.
17.30 Uhr Während Georg weiter mit James telefoniert, gehe ich Anschnur und segle etwas durch das weltweite Internetz. Natürlich arbeite ich an meiner löblichen Heimseite und recherchiere für neue investigative Reportagen. Ausserdem beantworte ich Fragen besorgter Eltern und helfe, wo ich nur kann.
18.00 Uhr Nun wird es aber Zeit für das Abendessen. Gemeinsam mit meinem Bruder bereite ich keusche Langnudeln mit löblicher Tomatensosse zu. Dazu lassen wir uns kühle Biere schmecken - wie gut das tut.
19.00 Uhr Ein kleiner Spaziergang kann nach diesem reichhaltigen Abendessen nicht schaden. Wir wandern etwas durch das Wohngebiet und begutachten die anderen Eigenheime in der Nachbarschaft. Ferner besuchen wir eine gepflegte Parkanlage in der Nähe und setzen uns auf eine schöne Bank am Teich. Da ich bekanntlich fliessend federviehisch spreche, habe ich zu den Pelikanen und Enten sofort einen guten Draht.
20.00 Uhr Zurück im Eigenheim nehmen wir im klimatisierten Wohnzimmer platz und schalten das Fernsehgerät ein. Wir informieren uns auf CNN über die politischen Geschehnisse des Tages und erfahren, dass der löbliche amerikanische Präsident heute die Stadt Riga besucht hat. Schon morgen wird er weiter nach Russland reisen, um dort an den grossen Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Kriegsendes teilzunehmen - wie schön.
20.45 Uhr Auf einem Familienkanal läuft heute der schöne Film "Blue Hawaii" (löblich: Blaues Hawaii) mit Herrn Elvis Presley - wie aufregend. Wir lehnen uns biertrinkend zurück und erfreuen uns an diesem spannenden Film - da kommt Freude auf.
22.00 Uhr Ein wunderbarer Fernsehabend geht zu Ende. Ich mache noch einen Rundgang durchs Haus und gehe dann zufrieden ins Bett. Gute Nacht.

Der Korkenzieher Sumpf:

http://pfaffenberg.permuda.net/sumpfbesuch.jpg

Ich im Sumpf:

http://pfaffenberg.permuda.net/imsumpf.jpg

Die Heimseite des Sumpfs:

http://www.audubon.org/local/sanctuary/corkscrew/

Bericht: Lichtspielhäuser:

http://pfaffenberg.permuda.net/lichtspiele.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 07.05.2005
© Reinhard Pfaffenberg