10.12.2006
07.00 Uhr Der Wecker klingelt und läutet einen schönen Sonntag im Sonnenscheinstaat ein. Beschwingt von stimmungsvoller Musik eines Landmusikanten namens Guy Clark hüpfe ich aus den Federn und absolviere die wichtige Morgengymnastik auf der Terrasse. Während ich meine Muskeln mit stetigem Auf- und Ab hüpfen stähle, erscheint plötzlich Herr Wang am Gartenzaun und erkundigt sich, ob wir heute die heilige Sonntagsmesse besuchen wollen - dazu sage ich als gläubiger Christ natürlich nicht nein. Wir verabreden, uns nach dem Frühstück zu treffen und gemeinsam zur Kirche zu fahren - darauf freue ich mich jetzt schon.
07.30 Uhr Verschwitzt laufe ich ins Bad und entspanne mich bei einem erquickenden Wirbelbad. Während ich mit dem Schwamm hantiere und mich redlichst rasiere, lausche ich nebenbei dem Radioprogramm und erfahre, dass die NASA mit dem Gedanken spielt, bis zum Jahre 2024 eine Basis auf dem Mond zu errichten - wie aufregend. Anlässlich einer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag gaben Verantwortliche der Raumfahrtbehörde zu Protokoll, dass die Mondstation wahrscheinlich am Südpol des Erdtrabanten errichtet und ständig von Astronauten bewohnt sein wird. Mit einer internationalen Basis erhoffen sich die Amerikaner, die Weiten des Weltraums noch schneller zu erschliessen und irgendwann den Sprung zum Mars zu schaffen. Frau Shana Dale erzählte auf ihrem Vortrag sogar aus dem Nähkästchen und kündigte an, dass erste Testflüge im Jahre 2009 stattfinden und auf mehrere Wochen ausgelegt sein könnten - das hört sich sehr interessant an. Ferner möchte die NASA auf ihren Ausflügen nicht nur die kommerzielle Nutzung der Mondressourcen vorantreiben, sondern Interessierten die Möglichkeit bieten, selbst mit ins All zu fliegen - wie aufregend. Vielleicht sollte ich mich bei der NASA bewerben und als erster bayerischer Rentner einen Kurzausflug in den Weltraum buchen - das wäre einfach zu schön.
08.15 Uhr Nachdem ich die Morgenwäsche beendet und mich ordentlich in Schale geworfen habe, nehme ich entspannt am Frühstückstisch platz und lasse mir das wichtigste Mahl des ganzen Tages in Form von gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), delikater Erdbeermarmelade, zwei Spiegeleiern und eines Apfels munden - das tut so richtig gut. Nebenbei blättere ich neugierig in der Zeitung von gestern und lese, dass der Botanische Garten von Naples während der letzten Monate aufwändig umgestaltet wurde und jetzt mit noch mehr Pflanzen aufwartet - wie schön. Neben brasilianischen Pfeffersträuchern, farbenfrohen Orchideen sowie europäischen Wurzelhölzern gibt es jetzt sogar seltene Wasserlinsen und Teebäume zu bestaunen - wie aufregend. Ausserdem teilte die Museumsleiterin mit, dass bis zum Ende des nächsten Jahres ein zusätzliches Gewächshaus für 100.000 Dollars entstehen und weiteren Pflanzen ein Zuhause bieten wird. HEUREKA - obwohl ich den hiesigen Botanischen Garten bereits mehrmals besucht habe, werde ich es mir nicht nehmen lassen, auch während meines diesjährigen Winteraufenthalts die Ausstellung aufzusuchen.
09.00 Uhr Wie abgesprochen erscheint Herr Wang pünktlich auf der Einfahrt und fordert mich auf, schnellstens in den Mercedes zu hüpfen - das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Nachdem sich Herr Wang eine stinkende Zigarre angezündet und eine Kompaktscheibe der weltbekannten "Randy Rogers Bande" in die Musikanlage eingelegt hat, kann die Fahrt auch schon beginnen. Während wir kleingesprächführend auf der Airport Pulling Road gen Süden rasen, verabreden wir, gleich nach dem Gottesdienst einem Weihnachtsschoppingerlebnis zu frönen und "The Village on Venetian Bay" zu besuchen - wie aufregend.
09.30 Uhr Nach knapp zehn Meilen treffen wir auf dem weitläufigen Parkplatz der "All Saints Catholic Church" (löblich: Katholische Kirche aller Heiligen) ein und parken das Fahrzeug fachmännisch direkt neben dem Haupteingang.
10.00 Uhr Pünktlich zum Beginn der heiligen Messe betreten wir das Gotteshaus und nehmen entspannt neben löblichen Menschen platz. HEUREKA - schon wenige Augenblicke später betritt ein löblicher Kinderchor die festlich geschmückte Kirche und gibt das stimmungsvolle Weihnachtslied "Silent Night" (löblich: Stille Nacht) zum besten. Da ich den Text auswendig kenne, singe ich laut mit und erfreue die anderen Kirchgänger mit meinem stimmgewaltigen Bariton - da kommt Freude auf.
10.45 Uhr Nachdem der Pfarrer die löbliche Messe abgeschlossen und uns zu Löblichkeit und Besinnung aufgerufen hat, dränge ich zur Abfahrt und freue mich, dem schönen Einkaufszenter am Meer einen Besuch abzustatten - das wird ein Spass.
11.00 Uhr Gutgelaunt besteigen wir erneut das schnittige Mercedes Cabriolet und brausen diesmal auf dem Tamiami Trail in Richtung Osten. Während der kurzweiligen Fahrt schaue ich gespannt aus dem Fenster und erblicke plötzlich ein grosses Werbeschild der Delta Airlines (löblich: Dreieck Luftlinien) am Strassenrand. Bei dieser Gelegenheit erinnere ich mich, dass mein Aufenthalt im Sonnenscheinstaat bereits in zwölf Tagen zu Ende geht - wie schade. Vielleicht sollte ich doch Nägel mit Köpfen machen und die Gelegenheit nutzen, das diesjährige Weihnachtsfest bei Georg, Maria und den Kindern in Toronto zu verbringen.
11.15 Uhr Endlich treffen wir am Ziel ein und halten nach einen geeigneten Stellplatz für den Wagen Ausschau. Leider erkennen wir schnell, dass alle kostenlosen Kurzzeitparkplätze vergeben sind. HEUREKA - um keine Zeit zu verschwenden, fahren wir kurzerhand in die Tiefgarage und berappen die Parkgebühren in Höhe von zwei Dollars - das können wir uns gerade noch leisten.
11.30 Uhr Ich gehe staunend durch das gutbesuchte Einkaufsareal und sehe unter anderem sündteure Geschäfte wie zum Beispiel "Chic Petite" und sogar "Panache". HEUREKA - da ich bekanntlich ein armer Senior bin und mit einer bescheidenen Rente über die Runden kommen muss, werde ich hier bestimmt keine Weihnachtsgeschenke für die Lieben in der Heimat finden - wie schade. Am besten wäre es wohl, gleich zum Zweite-Hand-Geschäft (unlöblich: Second Hand) oder zur Caritas zu wandern. Leider will Herr Wang von all dem nichts wissen und behauptet, dass ich heute ganz bestimmt schöne Präsente entdecken werde - das glaube ich kaum. Missgelaunt folge ich meinen Nachbarn in ein Geschäft namens "A Horse of a Different Color" (löblich: Ein Pferd mit einer unterschiedlichen Farbe) und sehe, dass hier allerhand Einrichtungsgegenstände feilgeboten werden. Während Herr Wang schöne Wanduhren beäugt und einen prüfenden Blick in seine prall gefüllte Geldbörse wirft, schlendere ich gelangweilt durch die Gänge und bin sicher, dass ich hier nichts finden werde.
12.00 Uhr Nach knapp dreissig Minuten stosse ich doch noch auf brauchbare Gegenstände und halte plötzlich ein wunderschönes Käsebrett für Amanda sowie eine Maltafel für den kleinen David in Händen - wie schön.
12.30 Uhr Nachdem sich Herr Wang endlich für eine sündteure Wanduhr entschieden hat, verlassen wir ausgelassen das Geschäft und streben als nächstes in einen Kompaktscheibenladen namens "Bill's Top 100" (löblich: Bills Spitzen 100), um nach einer Musikscheibe für James Ausschau zu halten. Naserümpfend beäuge ich das Regal mit den Tophits (löblich: Spitzenschlägen) des Monats und bemerke schnell, dass weder das neue Beatles Album "Love" (löblich: Liebe) noch Kwen Stefanies neues Werk ein geeignetes Geschenk für James sind. Stirnrunzelnd wende ich mich an den Ladeninhaber und erkläre ihm, dass ich für meinen löblichen Neffen eine schöne Kompaktscheibe erwerben will. Nachdem ich dem Verkäufer ausserdem klar gemacht habe, dass James ein hervorragender Gitarrist ist und seine Brötchen mit amerikanischer Landmusik verdient, zögert Herr Bill keine Sekunde und überreicht mir die neu veröffentlichte Sonderedition von Tom Waits Kompaktscheibensammlung namens "Orphans". Obwohl mir der Name des besagten Künstlers nicht geläufig ist, höre ich auf den Rat des Fachmanns und blättere sogleich 44,95 Dollars auf den Tresen - wie schön.
12.45 Uhr Just als ich einen Blick auf meine wertvolle ROLEX werfe, stelle ich erstaunt fest, dass es bereits nach Mittag ist - wie unlöblich. Da man als Rentner auf die genaue Einhaltung der Essenszeit achten sollte, kehre ich mit Herrn Wang kurzerhand in eine löbliche Hafengaststätte namens "Maxwells's on the Bay" (löblich: Maxwell an der Bucht) ein. Eine besonders freundliche Bedienung führt uns sogleich an einen einladenden Tisch mit Meerblick und überreicht uns die Speisekarten. Ich studiere das Angebot genauestens und bestelle neben einem Thunfischschnitzel mit Kartoffeln in Knoblauchsosse auch noch ein süffiges Budweiser. Herr Wang kann sich nur schwer entscheiden und wählt nach langem Überlegen letztendlich ein deftiges T-Knochen-Steak mit Ofenkartoffel und Salat - schmeckt bestimmt auch nicht schlecht.
13.00 Uhr Während wir uns kühle Biere munden lassen und auf das weite Blau des Ozeans blicken, komme ich noch einmal auf das Weihnachtsfest zu sprechen und gebe zu verstehen, dass ich zu Georg und Maria nach Toronto reisen würde, wenn nicht alle Flüge ausgebucht wären. Herr Wang sagt angeberisch, dass er eine nette Reisebüromaid kennt, die sicher einen Flug organisieren kann - das wäre zu schön. Als ich genauer nachfrage, erzählt mein Begleiter, dass er die Dame namens Stephanie vor einigen Jahren in Acapulco kennen gelernt hat und seitdem in den Genuss von verbilligten Flugscheinen kommt. Staunend höre ich, dass er bereits eine telefonische Anfrage gestellt hat und spätestens am kommenden Mittwoch Bescheid bekommt - das hört sich hervorragend an. HEUREKA - sollte ich Dank Frau Stephanie wirklich einen Flugschein ergattern, würde mir eine nervenaufreibende Eisenbahnfahrt durchs halbe Land erspart bleiben.
14.00 Uhr Nachdem wir das schmackhafte Essen verzehrt und die gesalzene Rechnung mit einem nagelneuen 50 Dollar Schein bezahlt haben, kehren wir erheitert zum Fahrzeug zurück. Bei löblicher Jimmy Buffett Musik brausen wir nun zum Lowbank Drive zurück und lassen die gestrige Grillfeier mit Scherriff Bradfort noch einmal Revue passieren.
14.30 Uhr Als ich verschwitzt im Eigenheim eintreffe, verstecke ich als erstes meine schönen Weihnachtsgeschenke im Schrank und stelle anschliessend die Klimaanlage auf 65°F - etwas Abkühlung kann nach dem Stress des Tages nicht schaden. Danach lasse ich mich laut stöhnend aufs Sofa fallen und döse sofort ein. Schon bald finde ich mich im Land der Träume wieder und sehe eine frische Mass im Biergarten des "Wilden Esel" vor mir stehen - welch schöner Gedanke.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und springe mit Schwung vom Sofa. Bevor ich mich aber der wichtigen Anschnurarbeit widme, brühe ich frischen Kaffee auf und lege zwei lustige Schokoladendonuts auf einen Teller - wie schön.
16.00 Uhr Ausgestattet mit Kaffee und Gebäck nehme ich entspannt im Arbeitszimmer platz und segle direkt auf meine löbliche Heimseite. Als erstes rufe ich die elektronische Post ab und stelle erfreut fest, dass neben dummer Werbung und primitiven Beschimpfungen auch ein Schreiben meines ehemaligen Studienkollegen Thomas Kronach dabei ist - wie aufregend. Der Gute berichtet, dass er nächste Woche geschäftlich in Florida zu tun hat und sich ab Donnerstag für zwei Tage in der schönen Stadt St. Petersburg aufhält, um am Samstag wieder nach New York zurückzufliegen. Thomas schreibt weiter, dass er im löblichen Hilton Hotel wohnt und wir uns am Freitag Abend zum Essen treffen könnten - wie schön.
16.30 Uhr Weil die Sonnenscheinstadt an der Tampa Bucht immer eine Reise wert ist, segle ich schnellstens auf die Heimseite von Expedia und buche fachmännisch eine Übernachtung am 15. Dezember in besagtem Hilton Hotel. Ausserdem beantworte ich Thomas Brief und teile ihm mit, dass ich am nächsten Freitag in St. Petersburg erscheinen werde und sogar schon gebucht habe - wie aufregend.
17.00 Uhr Düdeldü - jetzt kümmere ich mich auch noch um die Anschnurseelsorge und gebe Erziehungsberechtigten qualifizierte Ratschläge zum Umgang mit jugendlichen Rabauken.
17.45 Uhr Nachdem ich einer verzweifelten Mutter aus Germering geraten habe, ihren garstigen Sohn (16) ins Internat zu stecken, fahre ich den Heimrechner fachmännisch herunter und genehmige mir ein süffiges Weissbier von Löwenbräu - das habe ich mir jetzt redlichst verdient. Ich lasse mir den gesunden Gerstensaft auf der Terrasse schmecken und freue mich schon auf meinen Ausflug nach St. Petersburg am Freitag - das wird bestimmt ein Vergnügen.
18.30 Uhr Zum löblichen Abendessen gibt es heute italienische Langnudeln mit herzhafter Tomatensosse sowie vitaminreichen Gurkensalat. Dazu trinke ich ein weiteres Weissbier und blättere im Rand McNally Strassenatlas, um schon einmal die Strecke nach St. Petersburg auszuarbeiten. Schnell lerne ich, dass es sich um eine Entfernung von etwa 250 Kilometern handelt und dass ich mit einer Fahrzeit von mindestens drei Stunden rechnen muss. HEUREKA - das wird bestimmt sehr anstrengend.
19.30 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit und Ordnung gesorgt habe, nehme ich erschöpft auf dem Sofa platz und freue mich auf einen gemütlichen Fernsehabend. Mit Hilfe der modernen Fernbedienung schalte ich mich durch die vielen Programme und suche nach rentnergerechter Sonntagabend Unterhaltung - das ist gar nicht so einfach.
20.00 Uhr Schliesslich bleibe ich auf dem Sender HBO hängen und verfolge die erste Folge einer zweiteiligen Dokumentation namens "Tsunami, The Aftermath" (löblich: Tsunami, die Nachwirkungen). In dieser Sendung werden packende Geschichten rund um die schreckliche Naturkatastrophe vom 26. Dezember 2004 erzählt - wie aufregend.
21.45 Uhr Ein spannender Fernsehabend geht zu Ende und ich schalte das Farbfernsehgerät aus. Nachdem ich im Garten nach dem Rechten gesehen und Fenster und Türen sicher verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und lese noch etwas in der Bibel. Gute Nacht.
Heute fahren wir mit Herrn Wangs Mercedes:
Wir besuchen "The Village on Venetian Bay" - wie aufregend:
http://www.venetianvillage.com/
Mein Aufenthalt im Sonnenscheinstaat:
http://pfaffenberg.permuda.net/florida2006.html
Ich träume vom "Wilden Esel":
http://pfaffenberg.permuda.net/esel/index.html
Ich lese die elektronische Post...
http://pfaffenberg.permuda.net/ebriefe.html
... und beantworte Fragen besorgter Eltern:
http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html
Mein Studienfreund Thomas Kronach meldet sich per Elektropost:
http://pfaffenberg.permuda.net/freunde.html#kronach
Er lädt mich sogar zum Abendessen nach St. Petersburg, FL ein - wie schön:
http://www.hilton.com/en/hi/hotels/index.jhtml?ctyhocn=SPTSHHF
verfasst
von Reinhard Pfaffenberg am 10.12.2006
©
Reinhard Pfaffenberg |
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