Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

29.11.2006

07.15 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und fühle mich ganz hervorragend. Selbstverständlich springe ich umgehend aus dem Bett und öffne das Fenster, um die angenehme Luft des Rentnerparadieses einzuatmen - darauf habe ich mich das ganze Jahr gefreut. Während ich die wichtige Morgengymnastik absolviere und langsam ins Schwitzen komme, wird meine gute Laune jedoch durch einen laut schreienden Ajaja Vogel getrübt. Das Tier hat sich schon zu früher Stunde im Garten eingefunden und watschelt jetzt sogar noch zum Schwimmbecken, um krakeelend ein Bad zu nehmen - wo soll das noch hinführen. Vielleicht sollte ich doch das kleine Waffengeschäft an der Interstate 75 besuchen und mir eine löbliche Schrotflinte zulegen - so kann es jedenfalls nicht weitergehen.
07.45 Uhr Düdeldü - nachdem ich ein grosses Glas Wasser verköstigt habe, entspanne ich mich bei einem erquickenden Wirbelbad und lausche dem stimmungsvollen Radioprogramm von WCTK Cat Country (löblich: Katzen Landmusik) direkt aus Fort Myers - da kommt Stimmung auf. Natürlich spielen Herr Chris und Frau Lauren in ihrer Morgenschau auch heute wieder die Schläge (unlöblich: Hits) der Landmusikszene rauf und runter und legen sogar die neuesten Scheiben von "Sugarland" (löblich: Zuckerland) sowie "Keith Urban" auf - wie schön. Beschwingt von den stimmungsvollen Klängen wasche ich mich redlichst und plane nebenbei den heutigen Tag im Sonnenscheinstaat in allen Einzelheiten.
08.30 Uhr Nachdem ich mich in Schale geworfen und eine modische Tschiens von WRANGLER sowie ein farbenfrohes Hawaiihemd angezogen habe, trete ich in den Garten hinaus und rufe laut nach Herrn Wang. Leider muss ich feststellen, dass der gute Mann ausgeflogen ist und sein Frühstück womöglich auswärts einnimmt - wie unlöblich. Trotz allem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und springe voller Elan in den JEEP, um mit quietschenden Reifen die Vanderbilt Beach Strasse in Richtung "Julies Restaurant" entlang zu rasen. Da ich mich im Collier County bestens auskenne, kann mir auch der dichte Berufsverkehr nichts anhaben - wie schön.
09.00 Uhr Schon nach wenigen Minuten treffe ich im einladenden Gasthaus ein und werde persönlich von Frau Julie begrüsst - wie schön. Die fesche Dame kann sich noch ganz genau an mich erinnern und vermutet, dass ich bestimmt wieder meinen Jahresurlaub im Rentnerparadies verbringe. Selbstverständlich nicke ich eifrig und lasse mich sofort zu einem kleinen Tisch direkt am Fenster führen. Nachdem ich die Speisekarte ganz genau studiert habe, bestelle ich frischen Kaffee sowie ein grosses Frühstück mit gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), lustigen Speckstreifen, Rühreiern und gesunden Bratkartoffeln. Dazu wählen ich ausserdem frisch gepressten Grapefruchtsaft und eine Extraportion Obst, in Form von Pfirsichschnitten, frisch gepflückten Erdbeeren und Mangoscheiben - vitaminreiche Ernährung ist nämlich im Alter ganz besonders wichtig.
09.15 Uhr Just als ich kraftvoll zubeisse und mich an den frischen Lebensmitteln labe, kommt plötzlich Herr Wang dazu und berichtet, dass er wegen unlöblicher Kopfschmerzen erst vor wenigen Minuten aufgestanden ist - wie schrecklich. Während mein Nachbar ebenfalls ein reichhaltiges Frühstück ordert und ständig plappert, setze ich ihn davon in Kenntnis, dass ich gleich zur Autowäsche fahren und mich danach um den Wocheneinkauf kümmern werde. Mein Bekannter freut sich sehr und weist mich darauf hin, dass im neueröffneten WAL MART auf dem Juliet Boulevard viele Schnäppchen feilgeboten werden - das hört sich interessant an. Ferner gebe ich meinem Gegenüber zu verstehen, dass ich zu guter Letzt auch noch Getränke in "Bobs Liquor Store" erwerben muss - schliesslich ist im Ferienhaus meines Bruders kein Hopfentrunk mehr vorrätig. Bei dieser Gelegenheit lädt mich Herr Wang zum gemeinsamen Mittagessen in seinen Garten ein und verspricht, pünktlich um 12 Uhr gesunde Hamburger mit Krautsalat auf den Tisch zu bringen - schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
09.45 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit. Während sich Herr Wang eine weitere Tasse Kaffee genehmigt und Kleingespräch (unlöblich: Small Talk) mit der Gaststättenbesitzerin führt, eile ich ruckzuck zum Wagen und mache mich radiohörend auf den Weg zu besagtem WAL MART im Norden.
10.00 Uhr HEUREKA - als ich auf den Parkplatz auffahre, stelle ich erstaunt fest, dass es sich bei diesem Geschäft nicht um ein normales Einkaufsparadies, sondern um einen sogenannten "WAL MART Superstore" mit angeschlossenem Elektronikzenter und Apotheke handelt - wie aufregend. Natürlich stelle ich den JEEP direkt vor dem Haupteingang ab und strebe danach freudig durch die einladenden Gänge des Marktes, um Weissbrot, Pfirsiche, Olivenöl, Pfeffer, Kartoffeltschips, Äpfel, Hamburgersemmeln, Ketschap, Reiskräcker von RITZ, Schinken, 1 Gallone Orangensaft, Büroklammern, Servietten, Birnen, Alufolie, Gurke, Grillkohle, Weintrauben, Reinigungsbenzin, lustige Hühnerfinger, Fleischtomaten, A1 Steaksosse, Milch, Salatdressing, Fernsehzeitung, Schweizer Käse, Coca Cola Light (löblich: Licht), Orangen, Küchenrolle, Zündhölzer, Dr. Pepper Brause, Salami, Karotten, mehrere Gläser Langnudelsosse von RAGU, Erbsen in der Dose, Marmelade, Snickers, Thunfisch, Zitronenlimonade, Majonäse, gesalzene Butter, Grillanzünder, Mais, Erdnüsse, zwei Pfund Kaffee von STARBUCKS, Senf, Kondensmilch, Mineralwasser, Schnitzel (unlöblich: Steaks) direkt aus Texas, Weihnachtslebkuchen, Bratfett, Pudding, Hackfleisch, Pilze, Eisbergsalat, Nusskuchen, Eier und Langnudeln in meinen Einkaufswagen einzuladen.
10.30 Uhr Als ich am Musik- und DVD-Regal vorbeikomme, halte ich kurz inne und entscheide mich ausserdem für einige der derzeit beliebtesten Landmusikkompaktscheiben. HEUREKA – wirklich kaum zu glauben, dass Herr George Strait gleich mit zwei Veröffentlichungen in den aktuellen Top 10 (löblich: Spitzen 10) zu finden ist. Daran sollte sich mein löblicher Neffe James ein Beispiel nehmen.
11.00 Uhr Nachdem ich die Rechnung in Bar bezahlt habe, lade ich die Einkäufe gekonnt in den JEEP und rase in einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt zu "Bob's Liquor Store". Zu meiner Überraschung kann sich auch Herr Bob noch an mich erinnern und sagt, dass er gestern eine neue Lieferung Löwenbräu Weissbier hereinbekommen hat - das klappt wieder wie am Schnürchen. Laut pfeifend sehe ich mich ganz genau um und befülle den Einkaufswagen mit Budweiser Bieren, einer Flasche Jack Daniels Whiskey, mehreren Flaschen Wein und besagtem Weissbier aus meiner bayerischen Heimat. HEUREKA - Herr Bob beglückwünscht mich zu dieser ausgewogenen Wahl und gewährt mir sogar einen kleinen Rentnerrabatt in Höhe von 5% - wie freundlich.
11.30 Uhr Bevor ich ins Ferienhaus zurückkehre, statte ich einer löblichen Tankstelle einen Besuch ab und tanke den Wagen redlichst voll. Ausserdem lasse ich eine ordentliche KFZ-Wäsche durchführen und wechsle nebenbei mit dem Tankstellenpächter einige Worte. Selbstverständlich gebe ich mich als Reinhard Pfaffenberg aus Bayern zu erkennen und erkläre, dass ich dem harten Winter ein Schnippchen schlage und die nächste Zeit im Ferienhäuschen meines Bruders verbringen werde. Mein Gesprächspartner zeigt sich erfreut und berichtet, dass er ein kleines Einfamilienhaus am Fieldstone Boulevard, gleich in der Nachbarschaft zum Lowbank Drive bewohnt - wie interessant.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit treffe ich im Ferienhaus ein und schleppe die schweren Einkaufstüten in die Küche. Anschliessend schlüpfe ich in meine praktischen Badeschlappen und die kurze Bermuda Hose und laufe colatrinkend zu Herrn Wangs Anwesen hinüber, um bequem am Schwimmbecken platz zu nehmen. Mein löblicher Nachbar hat sich bereits um das Mittagessen gekümmert und kredenzt mir sofort einen frischen Hamburger mit einer stattlichen Portion Krautsalat - ein deftiges Mittagessen kann ich nach dem Einkaufsstress wirklich vertragen.
12.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und über die politischen Wirrungen in Europa tratschen, macht mich Herr Wang plötzlich darauf aufmerksam, dass meinem Garten eine Grundreinigung wirklich gut zu Gesicht stünde. Selbstverständlich nicke ich zustimmend und gebe vor, dass nicht nur der Garten, sondern auch das verstaubte Haus auf Vordermann gebracht werden sollte. Da ich mich jedoch nicht um alles kümmern kann, werde ich gleich nach dem Mittagessen zum Telefonhörer greifen und Georgs Putzperle, Frau Gomez, redlichst in den Lowbank Drive bestellen. Herr Wang gibt mir ganz recht und sagt, dass man sich als Rentner schonen sollte - das sehe ich genauso.
13.30 Uhr Nach eiskaltem Bier und dem zweiten Hamburger verabschiede ich mich redlichst und kehre laut gähnend ins Ferienhaus zurück, um als erstes beim Zeitungsverlag der "Naples Daily News" anzurufen. Nachdem ich die hiesige Tageszeitung für die nächsten vier Wochen bestellt habe, wähle ich die Nummer von Frau Gomez und setze sie über den Zustand des Anwesens in Kenntnis. Meine Gesprächspartnerin weiss Bescheid und sagt, dass sie schon seit Monaten nicht mehr im Lowbank Drive war, aber gleich morgen gegen 9 Uhr zum Putzen antreten wird - wie schön.
14.00 Uhr Da ich nun die dringendsten Sachen erledigt und den Kühlschrank redlichst befüllt habe, lehne ich mich entspannt auf dem Sofa zurück und schliesse die Augen. Schon bald schlafe ich ein und träume von meinem Aufenthalt in der Musikstadt Nashville im letzten Jahr - das war lustig.
15.15 Uhr Nachdem ich ausgeruht erwacht bin und frischen Kaffee aufgebrüht habe, trete ich aus dem redlichst klimatisierten Haus auf die Terrasse hinaus und strecke mich ausgiebig. Während ich mir bei 25°C Kaffee und Nusskuchen redlichst munden lasse, mache ich mir meine eigenen Gedanken und bestaune die vielen exotischen Vögel, die sich im tropischen Garten tummeln. HEUREKA - kaum zu glauben, dass zuhause im Waldweg garstiges Winterwetter herrscht.
16.00 Uhr Düdeldü - jetzt wird es aber Zeit für die wichtige Anschnurarbeit. Ich begebe mich ins Arbeitszimmer meines Bruders und nehme am Schreibtisch platz, um ruckzuck die Verbindung zum weltweiten Internetz herzustellen. Als erstes segle ich auf meine löbliche Heimseite und überprüfe den überquellenden elektronischen Briefkasten. Wie immer gebe ich qualifizierte Ratschläge zum Umgang mit jugendlichen Rabauken und helfe, wo ich nur kann. Unter anderem empfehle ich einem Familienvater aus Essen, seinem Sohn Herbert (10) den Hüpfstab wegzunehmen und in die Mülltonne zu stecken - schliesslich kann es nicht sein, dass der Kleine sämtliche Parkettböden im ganzen Haus zerstört.
16.45 Uhr Jetzt kümmere ich mich auch noch um das elektronische Gästebuch und freue mich über die vielen neuen Einträge freundlicher Heimseitenbesucher. Ausserdem schreibe ich elektronische Briefe an meinen Bruder Georg in Toronto, an Amanda und James sowie an meine Untermieterin Sandra.
17.30 Uhr Nachdem ich die Briefe mausdrückend abgeschickt habe, fahre ich den Heimrechner fachmännisch herunter und eile in die Küche, um mir zur Belohnung ein kühles Budweiser Bier aus dem Kühlschrank zu holen - das habe ich mir redlichst verdient. Ich lasse mir den Hopfentrunk im Liegestuhl auf der Terrasse schmecken und überlege ganz genau, was ich wohl zum löblichen Abendessen kochen sollte - das ist gar nicht so einfach.
18.15 Uhr Nach langem Hin und Her habe ich mich endlich entschieden und gehe in die Küche, um italienische Langnudeln mit herzhafter Tomatensosse aus dem Glas zuzubereiten - wie gut das duftet. Nebenbei greife ich zur Gurke, und zaubere einen vitaminreichen Salat mit Zwiebeln und Olivenöl.
18.45 Uhr Ich lasse mir die italienischen Köstlichkeiten redlichst munden und blättere dabei die Fernsehzeitung durch. HEUREKA - bei so vielen Programmen fällt die Auswahl gar nicht so leicht. Plötzlich werde ich fündig und sehe, dass auf NBC eine löbliche Schau namens "Christmas in Rockefeller Center" (löblich: Weihnachten im Rockefeller Zentrum) ausgestrahlt wird. Dabei handelt es sich um die alljährliche Illuminierung des grossen Christbaums im weltbekannten Rockefeller Zentrum - wie aufregend.
19.30 Uhr Weil mir Ordnung und Sauberkeit besonders wichtig sind, verfrachte ich Geschirr und Besteck in die moderne Geschirrspülmaschine und wische den Herd mit einem feuchten Lappen. Als alles blitzt und blinkt, schenke ich mir ein grosses Glas Coca Cola ein und setze mich mit einer Packung Kartoffeltschips auf das bequeme Sofa - einem entspannten Fernsehabend sollte jetzt nichts mehr im Weg stehen.
20.00 Uhr Jetzt ist es so weit und die Übertragung der Weihnachtsschau direkt aus dem grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) beginnt. Die Moderatoren Al Roker und Ann Curry führen gekonnt durch die Sendung und präsentieren bekannte Gesangssterne wie z.B. Sting, Bette Midler, Lionel Richie, Sarah McLachlan und sogar Martina McBride - wie aufregend. Ich werde Zeuge, wie die vielen Tausend Lichter des New Yorker Christbaums eingeschaltet werden und kann kaum glauben, dass es nur noch drei Wochen bis Weihnachten sind.
21.30 Uhr Ein stimmungsvoller Fernsehabend geht zu Ende und ich schalte das neumodische Farbfernsehgerät aus. Nachdem ich im Garten nach dem Rechten gesehen und alle Fenster und Türen sicher verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und lese noch etwas in der Bibel. Gute Nacht.

Ich erwerbe köstliches Budweiser Bier - das schmeckt:

http://pfaffenberg.permuda.net/budweisbier.jpg

Mein Lieblingsradiosender - "WCTK - Cat Country":
http://wctk.com/

Ich besuche den Wal Mart:
http://www.walmart.com/

Reisebericht: Mein Ausflug in die Musikstadt Nashville im Jahre 2005:
http://pfaffenberg.permuda.net/nashville2005.html

Mein Eigenheim im Waldweg 11:
http://pfaffenberg.permuda.net/eigenheim.html

Während ich unter Palmen sitze, muss Sandra leider Zuhause bleiben:
http://pfaffenberg.permuda.net/sandra.html

Ich überprüfe meinen elektronischen Postkasten...
http://pfaffenberg.permuda.net/ebriefe.html

... ferner beantworte ich Fragen besorgter Eltern:
http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html

Bericht: Vorsicht vor gefährlichen Hüpfstäben:
http://pfaffenberg.permuda.net/pogostab.html

Bericht: Das löbliche Weihnachtsfest:
http://pfaffenberg.permuda.net/weihnachten.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 29.11.2006
© Reinhard Pfaffenberg