Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

31.03.2011

07.30 Uhr Mein praktischer Reisewecker geht an und weckt mich mit einem Rauschen. Ich drehe spornstreichs am Frequenzrad und stelle den Landmusiksender "95,5 KWNR" ein. Morgenmoderator Mark Stevens wünscht den 560.000 Einwohnern der "Capital of Second Chance" (löblich: Hauptstadt der zweiten Schanze) einen guten Morgen und spielt das nagelneue Sara Evans Lied "A Little Bit Stronger" (löblich: Ein bisschen härter) an - da kommt Freude auf. Weil draussen die Sonne scheint, hüpfe ich augenblicklich aus den Federn und erkläre Hund Dixon, dass wir es heute etwas ruhiger angehen lassen und den angeschlossenen Botanischen Garten (unlöblich: Botanic Garden) besuchen werden. Der Vierbeiner leckt sich genüsslich die Pfoten und freut sich, als ich ihm einen Kauknochen kredenze.
08.00 Uhr Nachdem ich modische Freizeitkleidung aufs Bett gelegt habe, eile ich ins Badezimmer und lasse bei einem Schaumbad die Seele baumeln. Leider wird mein Müssiggang bald durch das ohrenbetäubende Schellen des NOKIA Schnurlostelefons gestört. Zu allem Überfluss meldet sich Prof. Kuhn in der Leitung und erzählt, dass er kaum noch Bargeld besitzt. Ferner kündigt meine Reisebegleitung an, seine Kreditkarte an einem Bankschalter vorzuzeigen und sich frisches Geld auszahlen zu lassen. Ich gebe mich skeptisch und frage nach, wie viel er während des gestrigen Abends verloren hat. Der schlaue Mann rückt mit der ganzen Wahrheit heraus und erklärt, dass er nicht wiederstehen konnte und doch mehr als die vereinbarten 500 Dollars beim "Black Jack" (löblich: Schwarzer Jakob) verloren hat. Lachend höre ich weiter, dass Edelbert unentwegt die falschen Karten bekommen und letztendlich 800 Dollars verloren hat - das ist ja allerhand. Ich nehme meinen Bekannten ins Gebet und fordere ihn mit Nachdruck auf, dem Casino bis zu unserer Abreise am Samstag fern zu bleiben - wo soll das noch hinführen.
09.00 Uhr Nach dem Badevergnügen lasse ich das Wasser ablaufen und fange an, mich standesgemäss in Schale zu werfen und meinen tierischen Begleiter an die Leine zu nehmen. Danach werfe ich die Zimmertüre ins Schloss und freue mich auf ein leckeres Frühstück im "Cafe Bellagio".
09.15 Uhr Ich treffe Edelbert am reich bestückten Büfett an und mache es mir ebenfalls zur Aufgabe, einen Teller mit Spezialitäten zu befüllen. Neben vitaminreichen Rühreiern mit Speck, nehme ich zudem hauchdünnen Pfannkuchen, Grillwürstchen und mehrere Weissbrotscheiben. Während wir kraftvoll zubeissen, rede ich Edelbert weiter gut zu und ermahne ihn zur Löblichkeit. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, verweise ich auf die heilige Schrift und unterbreite, dass Jesus das Spielen um Geld stets abgelehnt hat. Der Professor nickt eifrig und verspricht, einen weiten Bogen um den Casinoeingang zu machen und heute Abend zeitig ins Bett zu gehen - wie schön.
10.00 Uhr Nach dem wichtigsten Mahl des Tages, schlendern wir in den hinteren Teil des Hotels und erfreuen uns an der sehenswerten Blütenpracht des hauseigenen "Botanischen Gartens". Wir blättern wissbegierig in einer Broschüre und lernen, dass die durch eine Glaskuppel geschützte Parkanlage von 140 ausgebildeten Gärtnern bewirtschaftet wird. Hund Dixon ist von den duftenden Blüten sichtlich angetan und hebt an einem Farngewächs sein Beinchen. Unterdessen richte ich meinen Blick auf eine Bronzetafel und zitiere, dass es weltweit 12.000 Farnarten gibt. Edelbert interessiert sich kaum für meine Aussagen und schielt verstohlen in Richtung des Casinos - wie unlöblich.
10.45 Uhr Während wir hochgewachsene Palmen passieren und einem fleissigen Arbeiter beim Zurechtstutzen einer Bananenstaude zusehen, meldet sich mein Bekannter plötzlich zu Wort und schlägt vor, dass wir jetzt den KENO Spielraum aufsuchen und unsere Glückszahlen tippen könnten. Ich zeige Edelbert den Vogel und erwidere, dass wir uns jetzt das Haifischbecken im "Mandalay Bay Hotel" anschauen werden. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, lotse ich den Professor zum Ausgang und deute fasziniert auf das benachbarte "New York, New York Hotel", das mit 2.000 Zimmern und einer hauseigenen Achterbahn aufwarten kann - das ist phantastisch.
11.15 Uhr Nach einem beschwerlichen Fussmarsch bei annähernd 80°F (26°C) erreichen wir das klimatisierte "Mandalay Bay Resort" und freuen uns, endlich eine Abkühlung zu bekommen. Wir betreten das Luxushotel durch den Haupteingang und staunen nicht schlecht, als wir kreischende Menschen antreffen, die einen cowboyhuttragenden Heini umringen. Als ich genau hinschaue, fällt mir auf, dass der renommierte Landmusiksänger Dierks Bentley Autogramme schreibt und sich mit wildfremden Personen ablichten lässt. Edelbert zeigt in Richtung eines Werbeplakats und informiert, dass Herr Bentley am Samstag im grossen Saal ein Konzert geben wird - wie aufregend. Weil ich nicht gewillt bin, 39 Dollars für ein Billett zu bezahlen, schiebe ich eine wie am Spiess schreiende Frau mit roten Haaren zur Seite und steure zielsicher das "Mandalay Bay Shark Reef" (löblich: Mandalay Bucht Hai Riff) an.
11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten stehen wir an der Kasse und sehen uns genötigt, 16,95 Dollars zu entrichten. Bei dieser Gelegenheit mache ich der langhaarigen Kassenkraft klar, dass ich auf meinen Blindenhund angewiesen bin. Die zuvorkomme Dame zeigt Verständnis und sagt, dass beeinträchtigte Besucher, Kinder bis zu 6 Jahren und Behinderte einen Rabatt in Höhe von 5 Dollars erhalten - wie schön. Ich nehme die Eintrittskarten dankbar an und folge Edelbert in eine Unterwasserwelt der Extraklasse. Als erstes laufen wir in den sogenannten "Touch Room" (löblich: Berühr Raum) und haben das Vergnügen, seltene Stachelrochen und echte Tigerhaie in grossen Aquarien zu bestaunen. Edelbert schnalzt mit der Zunge und zögert nicht, an die zentimeterdicke Glasscheibe zu klopfen und einen faulen Tigerhai aufzuschrecken, der am Beckengrund Maulaffen feil hält - da kommt Freude auf.
12.30 Uhr Im Anschluss durchschreiten wir den "Reef Tunnel" (löblich: Riff Tunnel) und werden auf farbenfrohe Korallen aufmerksam. Edelbert knipst ein Photo und meint, dass Admiral a.D. Büstenbinder von dieser Sehenswürdigkeit begeistert wäre - wie wahr. Beeindruckt laufen wir weiter und finden uns plötzlich in einem hölzernen Schiffswrack wieder, das von 5 Millionen Litern Wasser umgeben ist. Just als ich mich umblicke, schnellt ein gefährlicher Hai aus dem trüben Wasser hervor und erschreckt mich zu Tode. Ich wische mir den Angstschweiss von der Stirn und lasse Edelbert wissen, dass wir uns glücklich schätzen können, hinter sicherem Panzerglas zu sein. Mein Begleiter schlägt in die gleiche Kerbe und unkt, dass ein hungriger Hai kurzen Prozess mit einem Menschen machen würde - wie unlöblich.
13.15 Uhr Nachdem wir zu guter Letzt Alligatoren gesehen haben, kehren wir in die Hotelhalle zurück und fassen den Entschluss, das Mittagessen im hauseigenen "Sports Book Grille" (löblich: Sportbuch Grill) einzunehmen. Der Professor reibt sich den Bauch und sichert zu, für Speis und Trank zu bezahlen - wie schön.
14.00 Uhr Wir nehmen hungrig an einem Tisch unweit der Essensausgabe Platz und bestellen bei einer feschen Bedienung süffiges Bud Light (löblich: Budweiser Leicht), Cheeseburger with Bacon (löblich: Käseburger mit Speck) sowie eine Schüssel Wasser für Hund Dixon. Während ich es mir schmecken lasse, nehme ich ein ausgelegtes Faltblatt zur Hand und bringe heraus, dass auch das "Mandalay Bay" Hotel ein vom österreichischen Sternekoch Wolfgang Puck geführtes Restaurant beherbergt. Edelbert kratzt sich am Kinn und meint, dass der gebürtige Kärntner in den Vereinigten Staaten eine ganz grosse Nummer ist - wie wahr.
14.45 Uhr Redlichst gestärkt verlassen wir das Luxushotel und statten dem im Jahre 1993 von Veldon Simpson als schwarze Glaspyramide konzipierten "Luxor Hotel" einen kurzen Besuch ab. Edelbert ist wie immer bestens informiert und berichtet, dass dies Haus Anno 2009 für insgesamt 300 Millionen Dollars renoviert wurde. Weiter vernehme ich, dass der derzeit beste Zauberkünstler der Welt, Herr Chriss Angel, im "Luxor" durch eine eigene Abendschau führt und bis zu 1.000 Zuschauer mit seinen ausgefallenen Kunststücken begeistert - wie aufregend.
15.30 Uhr Weil Hund Dixon aus dem Hecheln gar nicht mehr herauskommt, ziehen wir es vor, das Bellagio anzusteuern und eine Pause einzulegen. Während des kurzweiligen Spaziergangs gibt sich Edelbert deprimiert und sagt, dass morgen der vorletzte Tag unserer spannenden Forschungsreise ansteht. Ich zucke mit den Schultern und gebe zu Protokoll, dass es in Naples auch ganz schön sein kann.
16.15 Uhr In der Luxusherberge angekommen, verabschiede ich mich von Edelbert und rege für den Abend einen weiteren Spaziergang an. Mein Bekannter kann es gar nicht mehr erwarten und sagt, dass wir uns den Vulkanausbruch vor dem "Mirage Hotel" zu Gemüte führen sollten.
16.45 Uhr Zurück im Zimmer, ziehe ich das verschwitzte T-Hemd aus und bette mich zur Ruhe. Hund Dixon tut es mir gleich und legt sich fiepend neben mich. Schon bald döse ich ein und träume von James und Amandas Hochzeit im Mai 2004 in Kanada - das waren noch bessere Zeiten.
17.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und gönne mir nach dem Stress des Tages eine Dusche. Danach creme ich meine Haut mit einer Feuchtigkeitslotion ein und vergesse auch nicht, etwas Luxusduft aus dem Hause RP Lob aufzusprühen - wie gut das duftet. 
18.15 Uhr Zum vereinbarten Zeitpunkt treffe ich in der Hotelhalle ein und sehe, wie Edelbert fingernägelkauend vor dem Casinoeingang steht. Selbstverständlich stosse ich den schlauen Mann in die Seite und erinnere daran, dass wir heute weder "einarmige Banditen" bedienen, noch Karten spielen werden. Prof. Kuhn seufzt laut und bringt einen Abstecher ins "Yellowtail Japanese Restaurant & Lounge" (löblich: Gelbschwanz Japanisches Restaurant und Aufenthaltsraum) ins Gespräch. 
18.45 Uhr Weil ich sehr hungrig bin, nehme ich die Einladung gerne an und erkläre mich ausserdem bereit, frisch zubereitetes Sushi zu probieren. Edelbert schiebt sich eine Stück geräucherten Schwertfisch in den Mund und sagt, dass er von den japanischen Schmankerln nicht genug bekommen kann. Ich rümpfe angeekelt die Nase und entgegne, dass ich ein saftiges Steak mit Bratkartoffeln und Ketchup dem rohen Fisch vorziehen würde. 
19.30 Uhr Nachdem wir den Waschraum aufgesucht und Hände gewaschen haben, laufen wir mit Dixon an die frische Luft und winken das erstbeste Taxi herbei. Der Kraftdroschkenführer freut sich über die Kurzfahrt und bringt uns ohne Umwege zum 800 Meter entfernten "Mirage".
20.00 Uhr Während sich die Nacht über Las Vegas legt, gesellen wir uns zu den vielen Schaulustigen und werden Zeugen, wie der von Menschenhand aufgeschüttete Vulkan vor dem Vier-Sterne Haus Feuer speit. HEUREKA - dieses Schauspiel muss man einfach gesehen haben. 
20.30 Uhr Nach wenigen Minuten erlischt der feuerspuckende Berg und wir treten auf Schusters Rappen den Heimweg an. Nebenher unterhalte ich mich mit Edelbert und erkundige mich, was morgen abgeht. Der Professor legt seine Stirn in Falten und sagt, dass wir am vorletzten Tag den "Red Rock Canyon" (löblich: Rotfelsenschlucht) ansteuern könnten - das soll mir Recht sein. 
21.15 Uhr Ein aufregender Tag geht zu Ende und ich werfe erschöpft die Pforte ins Schloss. Um endlich zur Ruhe zu kommen, lege ich mich ins bequeme Queen Size Bett und lasse den Tag mit hunde- und rentnergerechter Fernsehunterhaltung ausklingen. Ich sehe mir eine informative Dokumentation über Sandras Lieblingsmusiker Bruce Springstein auf dem Spartenkanal PBD an und lösche wenig später das Licht. Gute Nacht.

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 31.03.2011
© Reinhard Pfaffenberg