8. November 2012 – Sandra fliegt ab

07.30 Uhr Ich rolle mich sportlich aus dem Wasserbett und lasse Hund Dixon wissen, dass uns Sandra in wenigen Stunden auf Wiedersehen sagen wird. Um einen genaueren Überblick zu bekommen, klopfe ich an die Gästezimmertüre und lote aus, wann das Kind abfliegen wird. Sandra zieht sich die Bettdecke über den Kopf und murmelt, dass sie gegen halb Drei am Flughafen sein muss – wie schön.
09.00 Uhr Nach dem Badevergnügen lasse ich die prall gefüllte GOLDEN HEAD Geldbörse in meine Hosentasche wandern und gebe Sandra zu verstehen, dass ich sie zur Feier des Tages zum Frühstück einladen werde. Meine Mieterin stellt ihren Rollkoffer im Gang ab und folgt mir mit hängendem Kopf zum Chevrolet Suburban.
09.45 Uhr Wenig später kommen wir mit quietschenden Bremsen vor Prof. Kuhns Wohnkomplex im Stadtzentrum zum Stehen. Ich betätige gutgelaunt die Klingel und fordere den Professor auf, uns ins “Mangrove Cafe” zu begleiten. Der schlaue Mann lässt sich nicht zweimal bitten und sagt, dass er grossen Hunger hat.
10.30 Uhr Nachdem wir einen kleinen Spaziergang unternommen und die Auslagen in den Schaufenstern begutachtet haben, kehren wir in das gutbesuchte Kaffeehaus ein und bestellen luxuriöse Frühstücke.
11.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, lässt Sandra ihren Floridaurlaub Revue passieren und sagt, dass ihr der Ausflug in die Everglades besonders gut gefallen hat. Ich nicke eifrig und informiere, dass in den Sümpfen nicht nur allerhand Bären und Schlangen, sondern auch die einzigen wildlebenden Flamingos der USA beheimatet sind. Die Maid macht grosse Augen und kündigt an, im Frühjahr erneut den Sprung über den grossen Teich zu wagen.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, leere ich meinen Becher und animiere die Kellnerin, die Rechnung zu bringen. Danach laufen wir zum Auto und wünschen Edelbert einen schönen Nachmittag.
12.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, versorge ich Dixon mit Trockenfutter und frischem Leitungswasser. Nebenbei deute ich zur geschmackvollen Wanduhr und mache Sandra darauf aufmerksam, dass wir in zwei Stunden zum Flughafen fahren sollten. Das Kind schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass es nun Frau Pontecorvo besuchen wird. Unterdessen mache ich es mir auf dem Kanapee gemütlich und strecke die Beine aus – das tut gut.
13.30 Uhr Ich werde durch laute Hartfelsenmusik aus einem schönen Traum gerissen und bemerke, dass Sandra abfahrbereit ist. Das Mädchen macht sich an meiner Musikanlage zu schaffen und unterbreitet, dass sie genug von der eintönigen Landmusik (unlöblich: Countrymusic) hat. Ich zeige dem Kind den Vogel und erwidere, dass es nichts schöneres geben kann, als zu stimmungsvollen Alan Jackson Klängen das Tanzbein zu schwingen.
13.45 Uhr Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, setze ich meinen Cowboyhut aus Dallas auf und verfrachte Sandras Rollkoffer auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV. Anschliessend starte ich den Motor und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik von der Einfahrt.
14.30 Uhr Endlich kann ich das Auto vor dem “Southwest Florida Airport” abstellen und Sandra zum AIR BERLIN Schalter begleiten. Das unterbelichtete Kind zeigt ihren Flugschein vor und wir erfahren, dass der Direktflug nach München für 16 Uhr geplant ist – wie aufregend. Ich lotse Sandra in eine “Dunkin’ Donuts” Filiale und spendiere zum Abschied Kaffee und zwei landestypische Gebäckstücke – das schmeckt.
15.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, auf Wiedersehen zu sagen. Ich klopfe der Maid aufmunternd auf die Schulter und rate ihr, während der Atlantiküberquerung brav zu sein und nicht die Mitreisenden zu nerven. Im Anschluss begleite ich sie zum Abflugtor und wünsche eine sichere Reise.
16.30 Uhr Ich treffe zufrieden im Willoughby Drive ein und freue mich, die Villa wieder für mich alleine zu haben. Während Dixon im Garten spielt, setze ich mich erschöpft in die Wohnstube und trinke ein kühles Budweiser.
17.15 Uhr Weil ich keine Lust habe, stundenlang am heissen Herd zu stehen, rufe ich kurzerhand beim Domino’s Pizzabringdienst an und ordere eine Pizza mit Käse, Schwammerl und Schinken.
18.30 Uhr Nachdem ich mich gestärkt und die Küchenzeile geputzt habe, finde ich mich im Wohnzimmer ein. Ich drücke mich durch die unzähligen Satellitenprogramme und bleibe letztendlich auf HBO hängen, um dem spannenden Krimi “Colombiana” zu frönen. Die Erfolgsproduktion aus dem Jahre 2011 erzählt die Geschichte der jungen Catelaya, die den heimtückischen Mord an ihren Eltern rächen will – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Als der Abspann über den Flachbildschirm flimmert, schalte ich die Glotze aus und gehe zu Bett. Gute Nacht.

Eine prima Pizza – sehr vitaminreich und sehr gesund:

dominopizza

6. November 2012 – Wahltag

07.45 Uhr Ich werde durch mein fiependes Haustier geweckt und bemerke, dass ich den Radiowecker überhört habe. Weil meine Zeit äusserst knapp bemessen ist, stehe ich ruckzuck auf und eile auf die Terrasse. Zu allem Überfluss finde ich Sandra planschend im Jacuzzi vor und höre, dass das Kind ins Landesinnere fahren möchte. Meine Mieterin fuchtelt mit ihrem Handtelefon herum und sagt, dass sie mit Frau Pontecorvo telefoniert und den “Big Cypress Preserve” (löblich: Grosse Zypressen Schutzgebiet) besuchen will.
09.00 Uhr Nach einem Wirbelbad leiste ich Sandra beim wichtigsten Mahl des Tages Gesellschaft und bringe heraus, dass wir in einer Stunde losfahren werden. Ausserdem kommt die Maid auf Frau Pontecorvo zu sprechen und unterbreitet, dass uns die Alte begleiten wird – das kann ja heiter werden.
10.00 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, scheuche ich Dixon zum Chevrolet und zögere nicht, das Signalhorn ertönen zu lassen. Meine Nachbarin lässt nicht lange auf sich warten und sagt, dass sie eine Wegzehrung vorbereitet hat. Da meine Kehle ausgetrocknet ist, genehmige ich mir eine Dose Diät Coca Cola und lasse dann den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten.
10.30 Uhr Mit durchdrehenden Pneus rase ich gen Osten davon und fröne während der kurzweiligen Reise dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Unter anderem hören wir, dass heute 167 Millionen Amerikaner aufgerufen sind, einen neuen Senat sowie einen neuen Präsidenten zu wählen – wie aufregend.
11.30 Uhr Nach einer Stunde verlassen wir den Highway 41 und fahren auf einem Schotterweg in die Everglades. Sandra knipst Photos am laufenden Band und unkt, dass in diesen Wäldern gefährliche Tiere hausen. Ich gebe dem unterbelichteten Kind Recht und flunkere, dass in diesen Breitengraden der sagenumwobene “Skunk Ape” (löblich: Stinktieraffe) zu Hause ist. Meine Nachbarin bestätigt dies und erzählt, dass Jäger im Jahre 1997 einen 2 Meter grossen Affen gesehen haben wollen.
12.00 Uhr Endlich erreichen wir einen Campingplatz und können das KFZ auf einem Besucherparkplatz abstellen. Mit schmerzendem Rücken quäle ich mich aus dem Fahrersitz und gebe vor, dass wir nun dem befestigten Wanderweg folgen und die Sümpfe erkunden werden. Sandra ist hellauf begeistert und wirft Dixon Stöckchen zu.
13.15 Uhr Wenig später treffen wir auf einen bärtigen Park Ranger (37) und vernehmen, dass es nicht anzuraten ist, ins Unterholz zu spazieren. Der freundliche Zeitgenosse steckt sich eine Zigarette an und plappert weiter, dass gestern ein schwedischer Rucksacktourist von einem Panther angefallen wurde – wie unlöblich. Obgleich ich keine Angst kenne, nehme ich mir den Ratschlag zu Herzen und mache schnell kehrt.
14.30 Uhr Völlig verschwitzt erreichen wir das frisch aufpolierte KFZ und ziehen es vor, die mitgebrachte Brotzeit zu verzehren. Unterdessen reibt sich Sandra die Hände und meint, dass die Everglades sehr schön sind. Ich beisse kraftvoll in ein Thunfischsandwich und mache die Maid darauf aufmerksam, dass der Staat alljährlich ein kleines Vermögen für den Umwelt- und Tierschutz bereitstellt.
15.00 Uhr Nachdem wir uns im Waschraum erfrischt haben, lasse ich den Motor aufheulen und gleiten entspannt nach Naples zurück. Um etwas Abwechslung zu bekommen, fahre ich am Meer entlang und gebe Frau Pontecorvo zu verstehen, dass Sandra in zwei Tagen abreisen wird. Meine Nachbarin seufzt laut und wirft ein, dass der Urlaub viel zu schnell vergangen ist – wie unlöblich.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, stelle ich die schweren Kuhjungenstiefel weg und mache es mir im klimatisierten Wohnzimmer bequem. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner spannenden Forschungsreise quer durch den nordamerikanischen Kontinent.
17.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und schalte den Fernseher ein, um mich über die Präsidentschaftswahl zu informieren. Sandra macht sich währenddessen in der Küche nützlich und zaubert ein Nudelgericht mit Pesto.
17.30 Uhr Als das Kind ordentliche Portionen serviert, meldet der Fernsehsprecher, dass die Bürger Floridas im Jahre 2008 Barack Obama das Vertrauen ausgesprochen haben. In diesem Jahr gehen die Meinungsforschungsinstitute jedoch davon aus, dass Mitt Romney die Mehrheit im Sonnenscheinstaat erringen wird – das ist phantastisch.
19.00 Uhr Gespannt folgen wir den FOX Abendnachrichten und lernen, dass das amtliche Endergebnis nicht vor Mitternacht zu erwarten ist. Trotzdem lege ich beste Laune an den Tag und entkorke eine Flasche Schaumwein der Nobelmarke Veuve Clicquot. Sandra nippt genüsslich am Sektkelch und meint, dass ich mir meiner Sache nicht zu sicher sein sollte. Ich winke demonstrativ ab und erwidere, dass Barack Obama in wenigen Stunden die Rechnung für vier Jahre Misswirtschaft erhalten wird.
21.00 Uhr Zwei Stunden später trudeln die ersten Auszählungen ein und wir erfahren, dass Mitt Romney auf die Wahlmänner aus South Carolina, North Carolina, Georgia und Texas zählen kann. Weil die Abstimmung äusserst knapp ist, hole ich eine weitere Flasche Schaumwein aus dem Eiskasten und entschliesse mich, noch etwas aufzubleiben.
22.00 Uhr Während Sandra Kartoffelchips knabbert, berichtet der CNN Sprecher, dass die Stimmauszähler in Florida ein Patt zwischen den amtierenden Präsidenten und seinem Herausforderer sehen – das ist ja allerhand. Ich reguliere die Klimaanlage und erhalte ausserdem die Auskunft, dass Romney nach 15 ausgezählten Staaten knapp vorne liegt.
23.15 Uhr Kurz nach 23 Uhr melden die grossen Fernsehanstalten, dass Barack Obama weitere vier Jahre im Amt bleiben wird. Obwohl die Stimmauszählung immer noch im Gang ist, scheinen die sogenannten “Swing States” Florida, Wisconsin, New Hampshire und Ohio an Obama zu gehen – wie schade.
23.30 Uhr Da die Wahl entschieden ist, reiche ich die Fernbedienung an Sandra weiter und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

Das amtliche Endergebnis 2012:

3. November 2013 – Sandra Corte sagt: “Mein Floridaurlaub ist super”

Hallo Leute,

mein Urlaub vergeht wie im Flug.
Nun bin ich schon seit 13 Tagen in Florida und habe kaum etwas gesehen. Die meiste Zeit verbringe ich im Garten meines Vermieters, in Restaurants, in Shopping Locations oder im Kino. Eigentlich ist es ja auch viel zu heiss, um Ausflüge zu unternehmen 😉

Seit gestern ist übrigens Pfaffenbergs ehemaliger Studienkollege im Sunshine State zu Gast. Thomas Kronach hat geschäftlich in Tampa zu tun und muss einen befreundeten Rechtsanwalt sowie einen Staatsanwalt zum Mittagessen treffen. Trotzdem waren wir gestern Abend aus und haben ein spitzen Abendessen im Lurcats genossen. Anschliessend ging’s zum Abfeiern in die “Martini Lounge”, einem prima Live-Club mit Dancefloor und mehreren Bühnen. Thomas ist ein super Tänzer und hat die anderen Gäste mit Tanzeinlagen aus den 80er Jahren begeistert 🙂

Kurz nach 3 Uhr Morgens war ich wieder zu Hause.
Wie ihr euch denken könnt, ist Reinhard mitten in der Nacht aufgestanden und wollte sichergehen, dass Thomas nicht im Gästezimmer übernachtet. Ich hab’ dem Rentner gleich den Wind aus den Segeln genommen und klargestellt, dass der Thomas nur ein guter Freund ist.
Am Morgen haben wir uns in Julies Restaurant zum Frühstück getroffen. Thomas war auch da und hat uns zum Abendessen ins “Campiello’s” eingeladen. Hinterher wollen wir einige Drinks im “Old Village Pub” nehmen und einen Spaziergang durch das nächtliche Naples unternehmen. Ich freu mich schon und bin mir sicher, dass ich wieder ein kleines Vermögen in den Boutiquen lassen werde.

Gestern auf NBC – Superstars sammeln Spenden:

Achja, und dann hat an der Ostküste auch noch ein Sturm namens Sandy gewütet. Weite Teile von New York und New Jersey sind zerstört. Unter anderem wurde auch John Avanzattis Elternhaus in der Nähe von Asbury Park, NJ von einer Springflut weggefegt. Die Amerikaner halten wie Pech und Schwefel zusammen und spenden fleissig Geld. Ich bin mir sicher, dass die zerstörten Häuser und Geschäfte bald wieder aufgebaut sein werden !!!

So, jetzt geht’s zum Strand.
Immerhin brauchen Pfaffi, Frau Pontecorvo und Hund Dixon etwas Auslauf.
Morgen hört ihr wieder von mir.

Schöne Grüsse
Sandra

23. Oktober 2012 – Immer Ärger mit Sandra

07.15 Uhr Ich werde durch aggressive Hartfelsenklänge geweckt und treffe meine leichtbekleidete Mieterin in der Küche an. Sandra rückt ihr rotes Bikinioberteil zurecht und behauptet, dass sie hervorragend geschlafen hat. Ich nicke eifrig und erfahre weiter, dass Herr Avanzatti gegen 13 Uhr vorbeikommen wird, um das Kind zum Essen auszuführen. Natürlich beäuge ich die junge Frau argwöhnisch und stelle klar, dass es sich nicht gehört, im Bikini ein Fischrestaurant zu besuchen. Sandra schenkt mir ein Lächeln und erwidert, dass sie im Garten Sonne tanken wird – das kann ja heiter werden.
09.00 Uhr Nach der Morgenwäsche leiste ich meinem vorlauten Hausgast Gesellschaft und lasse mir im Ofen aufgebackene Croissants (löblich: französische Hörnchen) sowie brühfrischen Bohnenkaffee munden Nebenher tratsche ich mit Sandra und bringe heraus, dass Herr Avanzatti nach Marco Island fahren und ins “Sale e Pepe” Sternerestaurant einkehren möchte. Ich schnalze demonstrativ mit der Zunge und vermute, dass der Italo-Amerikaner im Lotto gewonnen haben muss. Immerhin zählt die besagte Wirtschaft zu den angesagtesten Adressen des Staates.
10.30 Uhr Wenig später stösst Frau Pontecorvo zu uns und wünscht einen guten Morgen. Die Dame von nebenan freut sich, Sandra wiederzusehen und macht es sich zur Aufgabe, ihr ein modisches Strandkleid zu überreichen. Meine Mieterin ist begeistert und probiert die neue Garderobe prompt an. Bei dieser Gelegenheit bringt Frau Pontecorvo für morgen einen Ausflug zur Sprache und meint, dass es sich anbieten würde, am Donnerstag einen Spaziergang durch den “Caribbean Garden” (löblich: karibischen Garten) zu unternehmen – das hat gerade noch gefehlt.
11.15 Uhr Während Sandra im Badezimmer verschwindet, serviere ich vitaminreiche Sandwiches und spritzigen Schaumwein aus dem Hause Veuve Clicquot. Als ich kraftvoll zubeisse, klingelt es an der Türe und wir können Prof. Kuhn herzlich begrüssen. Der schlaue Mann wischt sich mit dem Handrücken über die nasse Stirn und lotet aus, wo Sandra abgeblieben ist. Ich deute nörgelnd in Richtung Badezimmer und informiere, dass das unterbelichtete Kind seit Stunden vor dem Spiegel steht und sich Schminke ins Gesicht schmiert.
12.45 Uhr Just als ich die zweite Flasche Schaumwein köpfe, fährt John Avanzattis dunkelgrüner VOLVO vor. Sandra ist kaum zu bändigen und sagt, dass es am Abend später werden kann – das ist wieder typisch.
13.30 Uhr Nachdem sich Frau Pontecorvo winkend verabschiedet hat, nehme ich Hund Dixon an die Leine und breche in Edelberts Beisein zu einem Spaziergang auf. Wir schlendern plaudernd zum zwei Meilen entfernten “La Playa” Golfplatz und erfreuen uns an den wärmenden Sonnenstrahlen. Unter anderem komme ich auf mein gestriges Telefonat mit Amanda zu sprechen und lege anschaulich dar, dass mein Bruder mitsamt der Kinder im Dezember nach Naples kommen wird. Edelbert macht grosse Augen und schlägt vor, dass wir Weihnachten gemütlich in meinem Eigenheim feiern könnten – das ist eine hervorragende Idee.
15.00 Uhr Wieder zurück in der klimatisierten Villa, falle ich völlig erschöpft aufs Wohnzimmerkanapee und strecke genüsslich die Beine aus. Schon bald döse ich ein und sehe mich im Traum in den Waldweg versetzt.
17.00 Uhr Nach der Anschnurseelsorge greife ich zum NOKIA Handtelefon und lasse es mir nicht nehmen, Sandras Nummer einzutippen. Das Mädchen meldet sich nach dem zweiten Klingeln und teilt mir auf Anfrage mit, dass sie einen super Tag in Marco Island verbringt und am Abend mit John Avanzatti ins Lichtspielhaus gehen wird. Ich mache mir sogleich die grössten Sorgen und rate meiner Gesprächspartnerin, vor Einbruch der Nacht zu Hause zu sein.
18.30 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich seinem Ende zu und ich verzehre das Abendessen vor dem Fernseher. Während ich mir eine TOMBSTONE Pizza schmecken lasse, fröne ich den Nachrichten auf FOX und lerne, dass das Apfel (unlöblich: Apple) iPod Musikabspielgerät just heute seinen 11. Geburtstag feiert.
19.00 Uhr Im Anschluss verfrachte ich das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und entspanne mich bei einem sehenswerten Spielfilm auf HBO. Ich gebe mich der Hollywoodproduktion “Misery” aus dem Jahre 2000 hin und werde Zeuge, wie der erfolgreiche Autor Paul von der geisteskranken Annie Wilkes entführt wird – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach zwei spannungsgeladenen Stunden schalte ich die Glotze ab und stelle eine Kerze ins Küchenfenster. Danach lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.

Meine Villa unter Palmen:

27. September 2012 – Ausflug zum Lovers Key Park

07.45 Uhr Ich hüpfe gähnend aus dem Bett und bemerke, dass Admiral Bürstenbinder auch schon auf den Beinen ist. Während ich mir den Bademantel überwerfe und die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb nehme, erinnert der Urlaubsgast an unseren geplanten Ausflug zum “Lovers Key Park”. Ich nicke eifrig und erwidere, dass uns Frau Pontecorvo begleiten wird. Friedbert freut sich und sagt, dass er eine Wegzehrung vorbereiten und mehrere Flaschen Bier in eine Kühltasche verfrachten wird.
09.30 Uhr Nach einem löblichen Wirbelbad und einem reichhaltigen Frühstück, klingeln wir am Nachbarhaus und lotsen meine Nachbarin zum Chevrolet Suburban. Anschliessend krusen wir plaudernd in die Innenstadt und lassen es uns nicht nehmen, Edelbert einen Besuch abzustatten.
10.30 Uhr Nachdem wir unsere ausgetrockneten Kehlen mit brühfrischem Bohnentrunk gespült haben, rasen wir ruckzuck nach Nordwesten weiter und erfreuen uns am schönen Wetter. Friedbert plappert während der kurzweiligen Ausfahrt ohne Unterlass und setzt uns darüber in Kenntnis, dass er heute schon mit Frederick von Braustein telefoniert hat. Der ehemalige Seefahrer blickt traurig drein und berichtet, dass der gute Mann gestern fünf Mass Bier auf dem Oktoberfest getrunken und eine halbe Ente mit Knödel verzehrt hat – das ist ja allerhand.

11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten erreichen wir den Staatspark und können das Auto auf einem bewachten Besucherparkplatz abstellen. Danach nehme ich Hund Dixon an die Leine und folge meinen Bekannten durch die wunderschöne Parkanlage. Während der anstrengenden Wanderung entlang des Boardwalks (löblich: Strandwegs) kommen wir unter anderem in den Genuss, farbenfrohe Pelikane, eierlegende Schildkröten, lustige Sumpfkaninchen und sogar einen kreischenden Weisskopfseeadler zu sehen – wie aufregend.
13.15 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir kurzerhand in eine einladende Strandgaststätte ein und ordern vitaminreiche Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Kartoffelstäben. Dazu gibt es süffiges Coors Light (löblich: Leicht) – schmeckt prima.
14.30 Uhr Völlig verschwitzt laufen wir zum Auto zurück und entschliessen uns, wegen der grossen Hitze die Heimfahrt anzutreten. Ich bringe den PS-strotzenden SUV auf den Estero Boulevard und erzähle, dass ich morgen unbedingt zum Supermarkt meines Vertrauens fahren und Waren des täglichen Bedarfs einkaufen muss. Friedbert schlägt in die gleiche Kerbe und moniert, dass der Biervorrat langsam zur Neige geht.
15.30 Uhr Zuhause angekommen, serviere ich Hund Dixon eine Portion Royal Kanin Trockenfutter sowie frisches H²O. Anschliessend bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und träume von unbeschwerten Wiesenbesuchen.
17.00 Uhr Just als ich mich an den Heimrechner setze und mit der Anschnurseelsorge beginnen möchte, poltert Admiral a.D. Bürstenbinder durch die Villa und macht mich darauf aufmerksam, dass er Frau Pontecorvo und Prof. Kuhn ins Lichtspielhaus ausführen wird. Der Seebär reibt sich die Hände und sagt, dass er sich den Gruselfilm “House at the End of the Street” (löblich: Haus am Ende der Strasse) ansehen und gegen 22 Uhr zurück sein wird. Ich seufze laut und antworte, dass ich lieber daheim bleiben und fernsehen werde.
17.30 Uhr Nachdem sich Friedbert winkend verabschiedet hat, mache ich mich in der Küche nützlich und zaubere in Dixons Beisein ein nahrhaftes Nudelgericht mit Pesto. Unterdessen rufe ich bei meiner Mieterin im Waldweg an und lote aus, ob sie bereits auf dem Oktoberfest war. Sandra bejaht dies und sagt, dass sie am späten Nachmittag mit Arbeitskollegen im “Hippodrom” Bierzelt war und den bekannten Münchner Sportarzt Dr. Müller-Wohlfahrt getroffen hat – wie schön.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit mache ich es mir vor der überdimensionalen Glotze bequem und fröne auf PBS der englischen Serienproduktion “Downton Abbey”. Das mehrteilige Fernsehspiel erzählt die Lebensgeschichte der aristokratischen Crawley Familie, die ein stattliches Schloss in der Grafschaft Oxfordshire besitzt. Zudem gebe ich mich den FOX Abendnachrichten hin und lerne, dass (Noch-) Präsident Barack Obama derzeit in Ohio unterwegs ist, um an diversen Universitäten Reden zu halten. Während eines Wahlkampfauftritts in Bowling Green schimpfe er auf seinen Herausforderer Mitt Romney und erklärte, dass der “Republikaner kein guter Führer sei, da er die Hälfte der Nation als Sozialschmarotzer ansehe”. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.
21.00 Uhr Um nicht ganz zu verblöden, schalte ich ab und begleite den Vierbeiner ein letztes Mal in den Garten. Im Anschluss lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.