18. September 2013 – Thomas Kronach, One World Trade Center und Rum House

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ich öffne die Augen und habe keine Orientierung. Erst als ich aus dem Fenster spähe und auf der gegenüberliegenden Strassenseite ein Delikatessengeschäft erblicke, fällt mir ein, dass ich mich seit gestern im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) tummle. Ich hüpfe freudig aus dem Bett und lasse es mir nicht nehmen, Dixon zu streicheln. Danach verschwinde ich im Badezimmer und entspanne mich bei einem Vollbad.
08.45 Uhr Kurz vor dem Neunuhrläuten klopft Edelbert an die Zimmertüre und erinnert an unser Treffen mit Thomas Kronach. Ich steige spornstreichs in die schweren Kuhjungenstiefel und entgegne, dass wir meinen ehemaligen Studienkollegen in einer Stunde im “Pershing Square” Gasthaus an der 42nd Strasse treffen werden. Edelbert nickt eifrig und tippt demonstrativ auf seine TIMEX Armbanduhr.
09.15 Uhr Wenig später finden wir uns am Times Square wieder und staunen angesichts der Menschenmassen nicht schlecht. Der Professor deutet nach Südosten und behauptet, dass wir zu Fuss gehen und Dixon etwas Auslauf verschaffen könnten – das ist eine hervorragende Idee.

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Lichtreklame am Times Square

09.45 Uhr Während unserer Wanderung passieren wir den Bryant Park und Edelbert hält wissenswerte Infos bereit. Unter anderem erfahre ich, dass die Grünanlage, die zwischen der 5th und 6th Avenue gelegen ist, eine wichtige Sehenswürdigkeit darstellt. Ich knipse ein schönes Photo und lerne, dass der Park an die Public Library (löblich: öffentliche Bücherei) angrenzt und nach dem Schriftsteller William Cullen Bryant benannt wurde.
10.15 Uhr Mit kurzer Verspätung treffen wir im “Pershing Square” Restaurant ein und können Thomas Kronach herzlich begrüssen. Der Advokat mustert mich ganz genau und sagt, dass ich blendend aussehe. Ich stimme prompt zu und gebe zu Protokoll, dass ich mich täglich mit der Morgengymnastik in Form halte. Anschliessend setzen wir uns an einen einladenden Fenstertisch und ordern bei einer schokoladenbraunen Kellnerin köstliche Frühstücke sowie brühfrischen Bohnentrunk – das schmeckt.
10.45 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, kommt Thomas auf seine Arbeit zu sprechen und kündigt an, dass er gleich mit seinem nagelneuen MERCEDES SLS zum berüchtigten “Rikers Island” Gefängnis fahren muss, um einen Klienten aus der Untersuchungshaft zu holen. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass dem 59jährigen Italoamerikaner vorgeworfen wird, der Mafia anzugehören. Mein Studienfreund lacht laut und sagt, dass es ihm nicht schwer fallen wird, dem zuständigen Staatsanwalt Verfahrensfehler nachzuweisen. Ich seufze laut und antworte, dass wir währenddessen zum “One World Trade Center” fahren werden.
11.45 Uhr Nachdem wir uns für morgen zum Mittagessen im “Sofia’s” Italiengasthaus verabredet haben, verlassen wir die Gaststätte und winken ein Taxi herbei. Nach wenigen Sekunden kommt eine gelbe Limousine neben uns zum Halten und wir sehen uns mit einem deutschsprachigen Heini konfrontiert. Der gute Mann gibt sich uns als waschechter Schweizer zu erkennen und plappert davon, dass er vor 30 Jahren nach Amerika ausgewandert ist. Wir steigen gutgelaunt zu und fordern den Eidgenossen auf, uns nach Lower Manhattan zu kutschieren.
12.30 Uhr Endlich erreichen wir unser Ziel und stehen vor dem vierthöchsten Gebäude der Welt. Ich schaue fasziniert nach oben und erkläre Dixon, dass an dieser Stelle einst das World Trade Center (löblich: Welthandelszentrum) zu finden war. Prof. Kuhn schlägt in die gleiche Kerbe und erinnert daran, dass strenggläubige Mohammedaner die beiden Türme am 11. September 2011 zum Einsturz gebracht haben. Darüber hinaus berichtet mein Begleiter, dass der amerikanische Architekt David Childs anno 2006 beauftragt wurde, ein Baukonzept von Daniel Libeskind zu überarbeiten und das “One World Trade Center” zu entwerfen.

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One World Trade Center

13.30 Uhr Um einen genaueren Überblick zu bekommen, umrunden wir das Areal und lesen auf einer Tafel, dass die feierliche Eröffnung des “One World Trade Center” für den kommenden Frühling geplant ist – wie aufregend.
14.15 Uhr Bevor wir ins Stadtzentrum zurückkehren, besuchen wir das “9/11 Memorial Museum” und kommen in den Genuss, nicht nur Photografien des schrecklichen Terroranschlags, sondern auch eine im Boden eingelassene Metallplatte zu sehen, in die die Namen sämtlicher Opfer eingraviert wurden.
15.15 Uhr Nach einer Stunde haben wir alles gesehen und nehmen einen kurzweiligen Fussmarsch zur Wall Street auf uns. Nebenher plaudere ich mit Edelbert und rege für den Abend eine Einkehr ins “Rum House” an. Der Professor ist hellauf begeistert und sagt, dass er mich zum einen oder anderen Whiskey einladen wird.
16.00 Uhr Als die Sonne den wolkenverhangenen Himmel durchbricht, passieren wir die “New York Stock Exchange” (löblich: New Yorker Wertpapierbörse). Ich knipse erneut ein Photo und lasse Edelbert wissen, dass in diesem beeindruckenden Gebäude täglich Wertpapiere für Millionen Dollars gehandelt werden.
17.00 Uhr Nachdem ich mir bei einem Strassenverkäufer ein Weicheis (unlöblich: Softeis) geleistet habe, steigen wir in ein Taxi ein und krusen zum “Edison Hotel”. Edelbert reibt sich den Bauch und sagt, dass er hungrig ist.
17.45 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, ziehen wir es vor, uns an der Hotelrezeption nach einem guten Restaurant zu erkundigen. Der Knecht versorgt uns mit Ratschlägen und empfiehlt das “Scarlatto” in der direkten Nachbarschaft – das soll mir Recht sein.
18.30 Uhr Bei süffigem Rotwein und schmackhaften Nudeln planen wir den morgigen Tag und verabreden, ein interessantes Museum zu besuchen. Ich gebe mich jedoch skeptisch und merke an, dass Hunde in Ausstellungshallen nicht gerne gesehen sind. Mein Tischnachbarn kommt aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus und meint, dass wir Dixon als meinen Blindenhund ausgeben könnten – wie wahr.

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Hund Dixon gefällt es im grossen Apfel

19.30 Uhr Ein langer Tag neigt sich seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, lassen wir den Abend im “Rum House” ausklingen. Während das Bier in Strömen fliesst und die Pianistin das bekannte Lied “New York State of Mine” klimpert, seufze ich laut und stelle mir vor, in Manhattan zu leben. Edelbert zuckt mit den Schultern und meint, dass wir uns solchen Luxus ganz bestimmt nicht leisten können.
20.30 Uhr Um insgesamt 80 Dollars erleichtert, verabschiede ich mich von Prof. Kuhn und freue mich aufs Bett. Hund Dixon schleppt sich mit letzter Kraft ins Zimmer und rollt sich schnaufend ein. Unterdessen schlüpfe ich aus den Kleidern und lasse die Seele bei einer Dusche baumeln.
21.00 Uhr Anschliessend lege ich mich ins Bett und schaue noch etwas fern. Obgleich die “Wendy Williams” Sprechsendung läuft, fallen mir bald die Augen zu. Gute Nacht.

14. Juli 2013 – World War Z und Herr Pfaffenberg in Marco Island

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Hallo Leute,

gestern Abend war ich mit Cousin Bernd im Kino und habe “World War Z” gesehen. Brad Pitt kämpft in diesem Endzeit-Thriller gegen Zombies. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Max Brooks und beschäftigt sich mit der Frage, was passieren würde, wenn fast alle Menschen einer globalen Zombie-Epidemie zum Opfer fallen würden. Die Regie übernahm Marc Foster, der bereits “James Bond – Ein Quantum Trost” in die Kinos brachte.

“World War Z” ist im Gegensatz zu anderen Zombie-Schockern ein Leichtgewicht. Man merkt, dass die Produzenten einen “familienfreundlichen” Gruselfilm drehen wollten. Deswegen wartet man vergeblich auf Splattereffekte. Trotzdem macht “World War Z” grossen Spass.

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Mit meinem Vermieter habe ich heute auch schon gesprochen.
Er war gestern mit James, Amanda und David in Marco Island. Dort haben sie das Historical Museum besucht und – trotz der Hitze – einen ausgedehnten Stadtrundgang unternommen. Natürlich musste Amanda die hippsten Schuhländen stürmen und sich angesagte Plateauschuhe sowie Flip Flops kaufen 🙂
Danach ging’s zurück nach Naples, wo am Abend ein Dinner bei “Denny’s” auf dem Programm stand. Reinhard schwört auf die amerikanische Küche und liebt es, sich unentwegt an der Denny’s Salatbar zu bedienen :-/

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Denny’s Restaurant

Nach der stressigen Woche werde ich jetzt einen Gang zurückschalten und mich vor die Glotze knallen. Auf ARTE läuft um 20.15 Uhr die tolle Musikdokumentation “Ray”. Den Film will ich nicht verpassen !!!

Okay, ich wünsche euch allen eine super Woche und würde mich freuen, wenn wir uns am kommenden Freitag wieder lesen könnten.
Sandra

11. Januar 2013 – Urlaubsplanungen

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ich werde durch das Bellen meines Haustieres geweckt und stelle mit Schrecken fest, dass der Radiowecker schon wieder seinen Dienst verweigert. Missmutig klopfe ich auf das Gerät und lasse Hund Dixon wissen, dass ich in naher Zukunft einen neuen Wecker kaufen muss – wie unlöblich.
08.15 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und führe auf der Terrasse die Morgengymnastik durch. Nebenher spähe ich in den wolkenverhangenen Himmel und kommt zu dem Schluss, dass wegen des windigen Wetters keine ausgedehnten Spaziergänge möglich sein werden.
09.30 Uhr Nach einem Wirbelbad mit Eukalyptusöl setze ich mich an den Küchentisch und lasse mir ein kleines Frühstück in Form gerösteter Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo und köstlichem Darjeeling Tee munden. Ausserdem nehme ich den Reisegutschein in Augenschein und freue mich, in drei Tagen nach San Juan ausfliegen zu dürfen. Um einen genaueren Überblick zu erlangen, schalte ich den Apfel (unlöblich: Apple) iPad ein und segle auf die AMERICAN AIRLINES Heimseite. Nach wenigen Sekunden wird mir klar, dass der Hinflug am Montag für 13.50 Uhr geplant ist – das wird spannend.
10.15 Uhr Just als ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb nehme, klingelt es an der Türe. Ich öffne schwungvoll die Pforte und bin überrascht, Georg und Maria vor der Villa anzutreffen. Die lieben Leute schleppen einen Obstkorb in die gute Stube und berichten, dass sie während der Morgenstunden den örtlichen Bauernmarkt (unlöblich: Farmers Market) besucht haben. Ich schnappe mir einen saftigen Pfirsich und entgegne, dass ich nun mein Ränzlein schnüren und alles für die anstehende Urlaubsreise nach Puerto Rico vorbereiten muss.
11.00 Uhr Während Georg mit Hund Dixon im Garten spielt, werfe ich den DELSEY Rollkoffer aufs Sofa und gebe meiner Schwägerin zu verstehen, dass ich auf alle Fälle meinen Smoking mitnehmen werde. Maria hat nur Hohn und Spott übrig und meint, dass ich neben kurzen Hosen und einigen T-Hemden nur noch bequeme Flip-Flops benötige. Als ich genauer nachfrage, rückt die Gute mit der Wahrheit heraus und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sich das Leben in Puerto Rico hauptsächlich in einschlägigen Strandwirtschaften abspielt – wie aufregend.
12.00 Uhr Nachdem ich den Koffer zur Seite gestellt und meinen Brustbeutel mit dem Reisepass, Kreditkarten und Bargeld befüllt habe, eile ich an die frische Luft und serviere den Besuchern durstlöschendes Diät Coca Cola. Zudem fahre ich Sandwiches (löblich: belegte Brote) auf und animiere meine Verwandten, kraftvoll zuzubeissen.
12.30 Uhr Bei dieser Gelegenheit unterhalten wir uns angeregt und verabreden, dass wir uns morgen im Lowbank Drive zu einem BBQ (löblich: Grillfeier) treffen sollten. Georg reibt sich die Hände und kündigt an, auch Edelbert, Herrn Wang sowie den alten Wongler einzuladen. Da ich keine wichtigen Termine im Kalender stehen habe, sage ich zu und verspreche, einen Kasten Löwenbräu Weissbier zu spendieren.
13.30 Uhr Weil Georg und Maria am Nachmittag abschoppen wollen, führe ich sie zur Türe und wünsche ihnen viel Vergnügen. Danach bette ich mich auf dem Wohnzimmerkanapee zur Ruhe und döse bald ein.
14.30 Uhr Nach einer Stunde werde ich durch sehr aggressives Telefonläuten aus einem schönen Traum gerissen. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert und plappert davon, dass er den Tag genutzt hat, um unseren Urlaub durchzuplanen. Unter anderem lerne ich, dass wir unzählige Gotteshäuser, die Festung La Fortaleza, das Museo Casa Cautiño sowie eine indianische Opferstätte in Ponce besuchen werden. Ich mache grosse Augen und erwidere, dass ich nicht mehr der Jüngste bin und etwas mehr Entspannung vertragen könnte. Edelbert will jedoch nicht hören und sagt, dass er mir den Reiseplan per Elektropost zusenden wird – das soll mir auch Recht sein.
15.00 Uhr Vogelzeigend beende ich das Gespräch und schalte den Heimrechner ein. Wie es sich für einen staatlich anerkannten Anschnurseelsorger gehört, rufe ich Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter ab und helfe, wo ich nur kann. Darüber hinaus studiere ich eine Grussbotschaft meines ehemaligen Studienkollegen Thomas Kronach und erfahre, dass der Rechtsanwalt am Sonntag von New York nach München fliegen wird, um Urlaub zu machen und Freunde zu treffen.
16.00 Uhr Nach der Arbeit nehme ich die Leine zur Hand und breche mit Dixon zu einem Spaziergang durchs Wohngebiet auf. Dabei passiere ich auch das ehemalige Eigenheim von Familie Oggleview und habe die Ehre, mit den neuen Besitzern plaudern zu können. Selbstverständlich komme ich auf meinen Puerto Rico Urlaub zu sprechen und verrate Herrn West, dass ich für sieben Tage die Seele am Strand von San Juan baumeln lassen werde.
17.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, heize ich das Backrohr vor und zaubere im Handumdrehen eine nahrhafte Tiefkühlpizza aus dem Hause Tombstone. Um auch dem Vierbeiner etwas Gutes zu tun, öffne ich eine Tüte Royal Canin Trockenfutter und fülle den Napf bis zum Rand auf.
18.00 Uhr Nachdem ich die Küche auf Vordermann gebracht habe, statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab und lade mich kurzerhand zum Fernsehabend ein. Meine Nachbarin kredenzt vitaminreiche LAY’S Knabbereien und schlägt vor, dass wir uns auf HBO einige Episoden der erfolgreichen Serie “Veep” anschauen könnten – wie schön.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wählen wir das Qualitätsprogramm des im grossen Apfel beheimateten Bezahlsenders aus und frönen den Abenteuern der amerikanischen Vizepräsidentin Selina Meyer, die von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden verabschiede ich mich redlichst und kehre mit Dixon im Schlepptau in mein Haus zurück. Gute Nacht.

Mein Zuhause unter Palmen:

27. Dezember 2012 – Ein entspannter Tag im Sonnenscheinstaat

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07.30 Uhr Der fünftletzte Tag des Jahres beginnt und ich fühle mich blendend. Da Dixon auch schon auf den Beinen ist, hüpfe ich spornstreichs aus den Federn und lasse den Rüden in den Garten hinaus. Danach zünde ich die Kerzen am Christbaum an und absolviere zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik die Morgengymnastik – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Während ich die Seele bei einem weihnachtlichen Wirbelbad baumeln lasse, tippe ich kurzerhand Edelberts Nummer ins Handtelefon und freue mich, den Professor beim Frühstück anzutreffen. Mein Bekannter redet ohne Unterlass auf mich ein und erzählt, dass er gestern wohlbehalten in Atlanta angekommen ist. Der schlaue Mann lässt die neunstündige Anreise Revue passieren und berichtet, dass er sich mit seinem Sohn ins “Hilton Downtown Hotel” eingemietet hat – wie schön.
09.30 Uhr Nach dem Badespass zaubere ich Rühreier mit Speck und vergesse auch nicht, dem Vierbeiner Trockenfutter aus dem Hause Royal Canin zu servieren. Ausserdem kontaktiere ich meinen Bruder und lerne, dass meine Familie einen ausgedehnten Stadtbummel unternehmen möchte. Ich stimme zu und rege an, dass wir uns gegen halb 12 vor dem “Mangrove Cafe” treffen könnten. Georg ist einverstanden und kündigt an, seine neuen Berluti Schuhe anzuziehen. Ich fahre mir durchs Haar und erwidere, dass es schön sein muss, Millionen auf dem Konto zu haben und sich handgemachte Lederschuhe leisten zu können.
10.15 Uhr Just als ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb nehme, wird die himmlische Ruhe durch ohrenbetäubendes Telefonklingeln gestört. Diesmal habe ich Frau Pontecorvo dran und höre, dass ich im Laufe des Nachmittags nach nebenan gehen und die Pflanzen giessen muss. Selbstverständlich beschwichtige ich die kleine Frau und flunkere, dass ich täglich im Nachbarhaus nach dem Rechten sehe. Frau Pontecorvo freut sich und sagt, dass sie am 3. Januar aus Jacksonville zurückkehren wird – das soll mir Recht sein.
11.00 Uhr Wenig später scheuche ich Dixon zum FORD BRONCO und schicke mich an, gemütlich in die Innenstadt zu krusen. Um nicht wieder einen Unfall zu verursachen, bleibe ich auf der mittleren Fahrspur und nehme mir das Recht heraus, in regelmässigen Abständen zu hupen – Sicherheit geht einfach vor.
11.30 Uhr Pünktlich auf die Minute parke ich den JEEP vor dem vereinbarten Treffpunkt und bin überrascht, meine Liebsten auf der Sonnenterrasse des “Mangrove Cafe” anzutreffen. Weil meine Verwandten Eisbecher mit Sahne bestellt haben, setze ich mich dazu und ordere einen SpongeBob Rentnereisbecher mit Früchten.
12.15 Uhr Nachdem mein Bruder die Rechnung beglichen hat, vertreten wir uns die Beine und inspizieren die Auslagen der Schaufenster. Unterdessen komme ich auf Georgs Schuhe zu sprechen und bringe heraus, dass Maria das Schuhwerk per Internetzbestellung gekauft hat. Meine Schwägerin reibt sich die Hände und unterbreitet, dass das Paar von einem Meister handgefertigt wurde und 2.800 Dollars gekostet hat – das ist ja allerhand.
13.00 Uhr Da die Sonne vom Himmel lacht und für schweisstreibende Temperaturen sorgt, laufen wir ins klimatisierte “Port Royal” Juweliergeschäft und begutachten die feilgebotenen Schmuckstücke. Amanda kommt aus dem Seufzen gar nicht mehr heraus und probiert diverse Damenuhren an. James legt jedoch seinen Kopf schief und sagt, dass er unter keinen Umständen 800 Dollars locker machen wird.
14.00 Uhr Als nächstes finden wir uns im “Julie’s of Naples” Kleidermarkt wieder und werden Zeugen, wie Amanda und Maria in einer Umkleidekabine verschwinden. Mein Bruder seufzt laut und mutmasst, dass der Stadtbummel eine Stange Geld kosten wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stecke meinen Grossneffen David (7) ein lustiges JellyBelly Bonbon in den Mund.
15.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde streben die Damen zur Kasse und kaufen modische Strandkleider. Georg zückt seine Geldscheinklammer und erkundigt sich, ob es einen Rabatt bei Barzahlung gibt. Nebenher tratsche ich mit James und bringe in Erfahrung, dass die Idee, mich mit einer Urlaubsreise zu überraschen, von ihm stammt. Ich lobe den Buben und gebe zu Protokoll, dass ich es kaum noch erwarten kann, die Hauptstadt Puerto Ricos kennenzulernen. Mein Neffe freut sich und meint, dass ich Dixon während des Urlaubs bei Familie Crane in Pflege geben kann – das ist prima.
15.30 Uhr Danach lassen wir den Nachmittag im gutbesuchten “Cafe Luna” ausklingen und ölen unsere Kehlen mit Mangoeistee. David beschäftigt sich währenddessen mit seiner portablen SONY Spielkonsole und plappert, dass es grossen Spass macht, Terroristen zu erschiessen. Ich beisse kopfschüttelnd in einen saftigen Cheeseburger (löblich: Käseburger) und fordere James auf, seinem Sohn ins Gewissen zu reden und ihm das Spielen zu verbieten. Mein Neffe wechselt schnell das Thema und regt an, dass wir am Silvestertag eine Grillfeier im Lowbank Drive veranstalten sollten – das hört sich verlockend an.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meines wertvollen Chronographens auf 5 deutet, wünsche ich meiner Familie einen ruhigen Abend und trete entspannt die Heimreise an.
17.45 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, schlüpfe ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und richte mir eine nahrhafte Wurst- und Käseplatte an. Im Anschluss mache ich es mir in der klimatisierten Wohnstube bequem und folge zungeschnalzend den Abendnachrichten auf FOX. Der Sprecher berichtet über das ungewöhnlich warme Wetter in Florida und meldet, dass die Temperaturen in den nächsten Tagen weiter ansteigen werden.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf SHOWTIME um und fröne einigen Episoden der mit Preisen überschütteten Fernsehserie “Dexter”. Der mordende Forensiker Dexter Morgan späht sich heute ein neues Opfer aus und heftet sich an die Fersen des “Trinity-Killers” – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach 120 spannungsgeladenen Minuten lösche ich die Kerzen am Christbaum und unternehme einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Danach verschliesse ich die Haustüre und lege mich schlafen. Gute Nacht.

Naples, FL – ist immer ein Besuch wert:

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25. Dezember 2012 – Airbags, Geschenke und San Juan

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07.15 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Telefonklingeln geweckt. Zu allem Überfluss plärrt David in den Sprechapparat und erkundigt sich, wann das Christkind kommt. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und erwidere, dass die Geschenke bald durch den Kamin purzeln werden.
08.00 Uhr Nach der Morgengymnastik verabschiede ich mich in die Nasszelle und fröne während des Badevergnügens dem Weihnachtsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Ferner kontaktiere ich Prof. Kuhn und erfahre, dass der schlaue Mann ebenfalls zum Frühstück bei meinen Verwandten eingeladen ist.
08.30 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, beende ich den Waschvorgang und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Danach schleppe ich die Geschenke zum Chevrolet und gleite hupend von der Einfahrt.
09.00 Uhr Als ich zu einem Überholmanöver ansetze, verliere ich dummerweise die Kontrolle über den SUV und krache frontal in einen Wasserhydranten. In Folge dessen löst sich der Airbag (löblich: Luftsack) aus und ich habe grosse Schwierigkeiten, aus dem KFZ auszusteigen. Erst nach einigen Minuten kann ich die Türe öffnen und nach meinem Haustier sehen. Dixon schüttelt sich ausgiebig und hüpft elegant von der Ladefläche, um sein Beinchen an einer Palme zu heben. Anschliessend umrunde ich das Auto und registriere, dass die Stossstange zerbeult ist.
09.30 Uhr Just als ich mit dem Gedanken spiele, Fahrerflucht zu begehen, werde ich auf die Schaulustigen aufmerksam, die sich in der Zwischenzeit am Unfallort eingefunden haben. Ich kratze mich nachdenklich an der Schläfe und entschliesse mich, im Polizeipräsidium anzurufen und mich mit Scherriff Bradfort verbinden zu lassen. Leider teilt mit die Telefonistin mit, dass der Gesetzeshüter über die Feiertage verreist ist. Ich seufze laut und bitte die kleine Frau, einen Streifenwagen in die Livingston Road zu senden.
10.00 Uhr Nach einer halben Stunde sehe ich mich mit zwei Beamten konfrontiert und gebe vor, einen Fahrfehler begangen zu haben. Die Polizisten nehmen den Schaden argwöhnisch in Augenschein und knipsen Photos am laufenden Band – wie unlöblich.
10.30 Uhr Nachdem ich meine Unterschrift unter den Unfallbericht gesetzt habe, deute ich in Richtung der Weihnachtsgeschenke und gebe zu Protokoll, dass ich im zerbeulten Chevrolet unmöglich weiterfahren kann. Die Männer zeigen Verständnis und bieten an, einen Abschleppdienst zu verständigen und mich in den Lowbank Drive zu kutschieren – wie schön.
11.00 Uhr Mit zweistündiger Verspätung stehe ich vor dem Ferienhaus meiner Verwandten und betätige die Klingel. Maria öffnet besorgt die Pforte und möchte wissen, warum ich im Polizeiwagen vorfahre. Ich beruhige die Frau und mache mich daran, die Geschenke ins Haus zu schleppen und mich an den Küchentisch zu setzen.
11.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, klage ich den anderen mein Leid und unterbreite, dass ich einen Unfall hatte. Georg macht sich die grössten Sorgen und erwidert, dass ich mich glücklich schätzen kann, nicht verletzt worden zu sein – wie wahr
12.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 12 zeigt, tauschen wir in der guten Stube Geschenke aus. Während Alan Jackson besinnliche Weihnachtslieder trällert und David aus dem Schreien gar nicht mehr herauskommt, steckt mir Georg plötzlich ein Kuvert zu. Ich mache grosse Augen und finde im Inneren einen Urlaubsgutschein vor. Prof. Kuhn strahlt wie ein Honigkuchenpferd und sagt, dass wir bald in der Karibik sein werden. Maria schlägt in die gleiche Kerbe und bestätigt, dass ich mich über eine luxuriöse Erholungsreise nach Puerto Rico freuen darf. Ich wische mir die Tränen aus den Augen und erörtere, dass es schon immer mein Wunsch war, den schönen Inselstaat zu besuchen.
13.00 Uhr Nachdem sich mein Pulsschlag normalisiert hat, lasse ich mich auf dem Sofa nieder und studiere den Gutschein ganz genau. Schnell fällt mir auf, dass Edelbert und ich bereits am 14. Januar abfliegen und für sieben Tage im renommierten “Ritz Carlton Hotel” in San Juan unterkommen werden – das ist prima.
13.30 Uhr Zufrieden lösche ich meinen Durst mit einem Glas Eierpunsch und werde nebenher Zeuge, wie Amanda mein Weihnachtspräsent auspackt und sich über die schicken Sachen freut.
14.30 Uhr Im Anschluss serviert Maria Kaffee und Kuchen. Bei angenehmen Temperaturen nehmen wir am Schwimmbecken platz und laben uns an vitaminreichen Weihnachtsplätzchen. Unterdessen tratsche ich mit Prof. Kuhn und Herrn Peter und bringe in Erfahrung, dass die beiden morgen Naples für vier Tage auf Wiedersehen sagen und nach Atlanta krusen werden – das soll mir auch Recht sein.
16.00 Uhr Nach dem Kaffeekränzchen kehren wir ins Wohnzimmer zurück und köpfen eine Flasche Schaumwein. David begnügt sich mit einem Glas Orangensaft und macht sich daran, einige seiner neuen Videospiele auszuprobieren. Ich beobachte den Dreikäsehoch skeptisch und lasse James wissen, dass gewaltverherrlichende Fernsehspiele für Siebenjährige kaum geeignet sind.
17.00 Uhr Endlich ruft uns Maria zu Tisch und kredenzt hausgemachten Rinderbraten mit Spätzle. Ich lecke mir die Lippen und greife hungrig zum Besteck. Ausserdem komme ich erneut auf den Unfall zu sprechen und erläutere, dass die Reparatur ein Vermögen verschlingen wird. Georg nippt schmunzelnd am Weinglas und mutmasst, dass ich in den nächsten Tagen auch eine Rechung der Stadtverwaltung erhalten werde – das wird teuer.
19.00 Uhr Ein schöner Weihnachtsabend neigt sich seinem Ende zu und wir verabreden, dass wir morgen einen ausgedehnten Strandspaziergang mit Dixon unternehmen sollten. Ich streiche dem Vierbeiner über den Rücken und erkläre, dass es langsam Zeit wird, auf Wiedersehen zu sagen. Edelbert gibt mir Recht und sagt, dass es ihm eine Ehre wäre, mich nach Hause zu bringen.
20.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, giesse ich mir ein kühles Budweiser ein und mache es mir im Wohnzimmer bequem. Während sich Dixon an mich schmiegt, rufe ich bei Frau Pontecorvo im fernen Jacksonville an und lasse meine Tageserlebnisse Revue passieren. Unter anderem erwähne ich, dass ich einen schweren Autounfall hatte. Meine Nachbarin ist den Tränen nahe und sagt, dass ich in Zukunft vorsichtiger sein sollte.
21.00 Uhr Nachdem ich ein eiskaltes Bier getrunken habe, ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und blättere in der lesenswerten Arnold Schwarzenegger Biografie, die mir Prof. Kuhn überreicht hat. Danach lösche ich das Licht und schlummere bald ein. Gute Nacht.

HEUREKA – bald werde ich in San Juan, Puerto Rico sein: