1. Oktober 2013 – Wiedersehen mit Gräfin Gloria von Rudnik

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08.00 Uhr Ich schwinge mich voller Tatendrang aus dem Bett und registriere, dass heute der zehnte Monat des Jahres begonnen hat. Während ich mir mit der Hand durchs Haar fahre, wird mir klar, dass in zwei Tagen der “Tag der deutschen Einheit” gefeiert wird. Seufzend schüttle ich die Bettdecke auf und erkläre Dixon, dass In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990 die beiden deutschen Staaten wiedervereint wurden.

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Wiedervereint / Bundesarchiv
Bild 183-1990-1003-400 / Grimm, Peer / CC-BY-SA

08.45 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert habe, kehre ich in die gute Stube zurück und lasse Edelbert wissen, dass wir nach dem Frühstück zum Schloss Baienbach fahren könnten. Mein Gastgeber reibt sich die Hände und meint, dass auch ein Wiesnbesuch nicht schaden kann – das hört sich verlockend an.
09.30 Uhr Bevor ich mich bei einem Vollbad entspanne, leiste ich dem Professor bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft. Ich streiche Butter auf eine Scheibe Landbrot und berichte, dass wir bald unsere Koffer packen und nach Florida ausfliegen werden. Edelbert schnalzt mit der Zunge und sagt, dass ihm das kalte Wetter in Bayern ganz und gar nicht gut tut – das kann man laut sagen.
10.00 Uhr Anschliessend lasse ich die Seele bei einem prima Schaumbad baumeln und lausche dem Programm des Bayerischen Rundfunks. Unter anderem höre ich, dass heute vor 67 Jahren der “Nürnberger Prozess” mit der Urteilsverkündung endete. Wie jeder weiss, wurden 12 der 24 Angeklagten zum Tode verurteilt und wenige Tage später in einer Nürnberger Turnhalle hingerichtet.
11.00 Uhr Nach dem Badespass ziehe ich modische Freizeitkleidung an und kann es kaum noch erwarten, Gräfin Gloria wiederzusehen. Mit Dixon und Edelbert im Schlepptau eile ich zum JAGUAR und helfe dem Vierbeiner auf den Rücksitz. Danach lasse ich den Motor aufheulen und rase mit durchdrehenden Pneus zum Schloss.

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Mein schicker Jaguar

11.30 Uhr Kurz vor der Mittagszeit komme ich im Innenhof der weitläufigen Burganlage zum stehen. Gräfin Glorias Butler lässt nicht lange auf sich warten und gibt uns hochnäsig zu verstehen, dass das Anwesen für Touristen nicht zugänglich ist. Ich klopfe dem Knecht auf die Schulter und entgegne, dass wir Freunde des Hauses sind. Bevor der Heini Widerworte geben kann, durchschreiten wir die pompöse Haupthalle und treffen Gloria zeitungslesend in der Bibliothek an. Die Gräfin legt ihre Lektüre beiseite und lässt es sich nicht nehmen, uns herzlich zu begrüssen. Ich hauche der Perle ein Bussi auf die Wange und frage, ob interessante Geschichten in der wöchentlich erscheinende Zeitschrift “Frau mit Herz” stehen. Die Freifrau nickt eifrig und behauptet, dass sie stets über das Treiben der englischen Königsfamilie informiert sein muss – wie wahr.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten führt uns die Gräfin in den Rittersaal und lädt uns zum Essen ein. Als wir Platz nehmen, kommt Meisterköchin Antonia dazu und kredenzt hausgemachten Apfelstrudel. Die Haushälterin freut sich sehr und leistet uns prompt Gesellschaft. Nebenher löchert uns Gloria mit Fragen und bittet uns, Geschichten aus Amerika vorzutragen. Edelbert kommt der Aufforderung augenblicklich nach und erörtert, dass wir uns im Rentnerparadies sehr wohl fühlen.
13.00 Uhr Nachdem wir aufgegessen haben, heisst es Abschied nehmen. Wir winken den Damen redlichst zu und rasen in Richtung München davon. Um schneller voran zu kommen, fahre ich kurzerhand auf die Autobahn auf und setze zu waghalsigen Überholmanövern an.
13.45 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten passieren wir das Willkommensschild der bayerischen Landeshauptstadt und ärgern uns über den dichten Mittagsverkehr. Ich betätige wildgestikulierend die Hupe und animiere die anderen Verkehrteilnehmer, uns Platz zu machen – immerhin habe ich meine Zeit nicht gestohlen.

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Willkommen in der bayerischen Landeshauptstadt

14.30 Uhr Endlich finden wir einen geeigneten Stellplatz und können den auf Hochglanz aufpolierten JAGUAR direkt am Goetheplatz parken. Weil meine Kehle ganz ausgetrocknet ist, nehme ich den Vierbeiner an die Leine und eile mit schnellen Schritten zur 400 Meter entfernten Festwiese – wie aufregend.
15.00 Uhr Gutgelaunt kehren wir in den Augustiner Biergarten ein und finden zwei Plätze unweit des Ausschanks. Edelbert fackelt nicht lange und beauftragt eine Bedienung, zwei Massen sowie eine grosse Brezn zu servieren.
15.45 Uhr Während wir den würzigen Hopfensaft geniessen, beobachten wir eine Gruppe Italiener, die am Nebentisch lustige Trinkspiele veranstalten. Ich klopfe mir lachend auf die Schenkel und gebe dem Professor zu verstehen, dass sich das Festbier nicht mit Wodka verträgt. Just als Edelbert mit dem Kopf nickt, werden wir Zeugen, wie sich ein Italiener röchelnd übergibt und von der Sitzbank fällt – das ist ja allerhand.
16.45 Uhr Da immer mehr Menschen in den Biergarten drängen, fassen wir den Entschluss, die Krüge zu leeren und den Heimweg anzutreten.
17.30 Uhr Zufrieden steuere ich das PS-strotzende Auto nach Hause und freue mich auf einen schönen Fernsehabend. Edelbert wippt beschwingt mit dem Fuss und kündigt an, dass am Abend ein Alfred Hitchcock Krimi gezeigt wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
18.30 Uhr Zuhause angekommen, scheuche ich den Rüden ins Haus und mache mich daran, eine Wurstplatte anzurichten. Der Professor hilft tatkräftig mit und schneidet Tomaten in mundgerechte Scheiben. Im Anschluss machen wir es uns im Wohnzimmer bequem und trinken zu der Jause süffiges Paulaner Bier.
19.30 Uhr Zur besten Sendezeit schalten wir den Röhrenfernseher ein und informieren uns bei der “Heute” Sendung über die Geschehnisse in der Welt. Ich habe nur Hohn und Spott für die deutschen Politiker über und merke an, dass ich die scheinheiligen Volksvertreter nicht mehr sehen kann.

20.00 Uhr Um nicht ganz zu verblöden, wechseln wir ins Privatfernsehen und geben uns dem nervenaufreibenden Klassiker “Cocktail für eine Leiche” (auf englisch: Rope) hin, der von einem perfekten Verbrechen erzählt. Ich amüsiere mich köstlich und schaufle vitaminreiche Kartoffelchips in mich hinein.
22.00 Uhr Ein schöner Fernsehabend geht zu Ende und ich wünsche Prof. Kuhn eine gute Nacht. Nachdem ich Dixon in den Garten gelassen habe, schlüpfe in den Schlafanzug und gehe zu Bett. Gute Nacht.

30. September 2013 – Friesisch Herb – Nein Danke

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07.45 Uhr Eine neue Woche beginnt und ich freue mich, noch immer in meiner alten Heimat zu sein. Obgleich es bitterkalt ist, stehe ich auf und stähle ich meine Muskeln an der frischen Luft – das tut gut.
08.15 Uhr Während Edelbert echten Bohnenkaffee aufbrüht, studiere ich die Morgenzeitung und lerne, dass die Deutsche Post morgen ihren Fernbusverkehr aufnehmen wird. Ich staune nicht schlecht und lese, dass Reisende ab dem 1. Oktober zweimal täglich mit einem Omnibus von Köln nach München fahren können. Ziel ist es, bis zum kommenden Frühjahr die 30 grössten Städte miteinander zu verbinden. Edelbert hat nur Hohn und Spott übrig und ist sich sicher, dass dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist – das ist mir Wurst.
09.00 Uhr Nachdem ich zwei Butterbrezn sowie Haferflocken mit frischer Muh gegessen habe, verabschiede ich mich ins Badezimmer und lasse die Wanne mit heissem Wasser vollaufen. Nebenbei telefoniere ich mit Sandra und gebe zu Protokoll, dass ich heute vorbeikommen und ihr bei der Gartenarbeit helfen werde.
10.00 Uhr Während Edelbert zu Hause bleibt, nehme ich den Vierbeiner an die Leine und laufe auf Schusters Rappen zum Waldweg. Unter anderem komme ich auch durch die Rosenstrasse und bemerke, dass hier immer noch langhaarige Studenten wohnen. Ich werfe ein achtlos auf dem Bürgersteig abgestelltes Fahrrad um und lasse den Rüden wissen, dass die Gammler Drogen aller Art konsumieren und sehr gewaltbereit sind.

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Hund Dixon

10.45 Uhr Wenig später sehe ich mich mit Sandra konfrontiert, die gerade damit beschäftigt ist, Unkraut zu jäten. Ich begrüsse die Maid herzlich und stelle klar, dass wir zuerst den Terrassentisch in den Keller tragen sollten. Meine Mieterin nickt eifrig und kündigt an, dass wir anschliessend den hochgewachsenen Zierjohannisbeerstrauch stutzen müssen. Ich winke demonstrativ ab und mache es mir zur Aufgabe, in die Hände zu spucken und die Tischplatte mit einem nassen Tuch abzuwischen.
11.30 Uhr Im Anschluss mache ich mich am Johannisbeerstrauch zu schaffen und sorge für einen prima Zuschnitt. Leider kommt Frau Rudolph dazu und behauptet, dass man die frischen Triebe nicht abschneiden darf. Ich begrüsse die kleine Frau händeschüttelnd und entgegne, dass ich keine Ratschläge benötige. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, drehe ich der Frau den Rücken zu und arbeite unaufhaltsam weiter.

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Ein lustiger Johannisbeerstrauch

12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten ruft mich Sandra ins Haus und verwöhnt mich mit einer im Ofen aufgebackenen RISTORANTE Pizza. Anstatt dazu ein Münchner Vollbier zu kredenzen, überreicht mir das Kind eine Flasche JEVER und sagt, dass dieser Trunk mit einer friesisch-herben Note überzeugen kann – wie schön.
12.45 Uhr Während ich zum Besteck greife, lasse ich meinen Besuch in Eichstätt Revue passieren und berichte, dass meine Schwester unentwegt geweint hat. Ferner komme ich auf Hildegards Rückenschmerzen zu sprechen und vermute, dass sich die alte Dame bald einer Hüftoperation wird unterziehen muss. Sandra zuckt gelangweilt mit den Schultern und meint, dass wir jetzt den Gartenzaun streichen sollten.
13.30 Uhr Als ich mit dem Schleifpapier die Moosrückstände vom Holz hoble, präsentiert Sandra einen Farbeimer und erzählt, dass sie diese Lasur im OBI Baumarkt besorgt hat. Ich werfe prüfende Blicke auf das Etikett und erkläre der Maid, dass sie augenblicklich mit dem Streichen beginnen kann – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
14.00 Uhr Unterdessen plaudere ich angeregt mit Sandra und höre, dass sie mich zur Weihnachtszeit besuchen wird. Ich schüttle den Kopf und informiere, dass ich die staade Zeit in Kanada verbringen werde.

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Ich streiche mit einem Quast

15.00 Uhr Nach einer Stunde habe ich mein Werk vollbracht und kann ebenfalls einen Pinsel zur Hand nehmen. Fachmännisch trage ich die Farbe auf die Holzlatten auf und pfeife das lustige Lied von der “launischen Forelle”.
15.30 Uhr Als der Zeiger meiner goldenen ROLEX auf halb Vier deutet, klopft mir plötzlich Edelbert auf die Schulter. Der schlaue Mann schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass er sich in der Buchhandlung Klotz umgeschaut und Romane gekauft hat. Ich lege den Pinsel zur Seite und zögere nicht, meinem Bekannten in der Küche ein Bier zu spendieren. Der Professor nimmt die grüne JEVER Flasche dankbar an und ölt seine ausgetrocknete Kehle.
16.30 Uhr Nachdem Sandra die Arbeit beendet hat, entschliessen wir uns, das Abendessen im La Casareccia einzunehmen. Weil es langsam dunkel wird, hüpfen wir kurzerhand in den JEEP und lassen uns von Fräulein Corte zur Wirtschaft kutschieren. Nebenher lauschen wir ohrenbetäubender Hartfelsenmusik und erfahren, dass die aus Tennessee stammende Musikformation “Kings of Leon” ein neues Studioalbum herausgebracht hat.


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17.00 Uhr Am Ziel angekommen, gleite ich vom Rücksitz und lasse es mir nicht nehmen, Herrn Angelo einen guten Abend zu wünschen. Der freundliche Italiener freut sich über das Wiedersehen und sagt, dass er uns die Getränke spendieren wird. Bei dieser Gelegenheit löchert mich der Sizilianer mit Fragen und möchte wissen, ob ich immer noch in Florida lebe. Ich nehme entspannt Platz und antworte, dass ich im Rentnerparadies mein Glück gefunden habe.
17.45 Uhr Während ich mich an einer Pizza Mare (löblich: Pizza mit Meeresfrüchten) labe, tratsche ich mit meinen Tischnachbarn und merke an, dass ich morgen Gräfin Gloria von Rudnik auf Schloss Baienbach besuchen werde.
18.30 Uhr Wir beschliessen den schönen Abend mit Tiramisu und italienischen Schaumkaffees. Anschliessend zücke ich meine praktische Meisterkarte (unlöblich: Mastercard) und bitte Herrn Angelo, die Rechnung zu bringen. Danach lassen wir uns von Sandra sicher in den Haselnussweg zurückbringen.
19.15 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, schalte ich die Glotze ein und fröne dem ZDF Wirtschaftsmagazin “WISO”. Nebenbei kraule ich Dixons Fell und verspreche ihm, dass wir den Dienstag etwas ruhiger angehen werden. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
20.15 Uhr Zur besten Sendezeit schalten wir um und erfreuen uns an “La Vita” im Bayerischen Fernsehen. Heute wird ausgiebig über das Oktoberfest und die vielen Jungunternehmer berichtet, die in diesem Jahr das erste Mal Waren auf dem weltgrössten Volksfest verkaufen.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, reiche ich die Fernbedienung an Edelbert weiter. Im Anschluss ziehe ich mich ins Gästezimmer zurück und lege mich schlafen. Gute Nacht.

29. September 2013 – Kino und Kaffeekränzchen mit meinem Vermieter

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Hallo Fans,

der September ist nun auch schon fast wieder vorbei.
Der neunte Monat war sehr kühl. Man kann nur hoffen, dass uns ein goldener Oktober bevorsteht. Ausserdem muss ich noch die Sitzgelegenheiten auf der Terrasse in den Keller räumen und den Garten auf Vordermann bringen. Vielleicht frage ich Pfaffenberg, ob er mir helfen will – ich hab nämlich viel zu viele Überstunden gemacht und muss einen Urlaubstag einlegen 🙂

http://www.youtube.com/watch?v=RtsvKQ6xAvI

Gestern war ich im Kino und habe den deutschen Spielfilm “Der Geschmack von Apfelkernen” gesehen. Vivian Naefes Romanadaption erzählt die Geschichte dreier Frauen, die nach dem Tod der Grossmutter in ihre Heimatstadt zurückkehren.

Der Film ist wie der Debütroman der 45jährigen Autorin Katharina Hagena total belanglos und kitschig ;-/
Ausserdem fand ich Meret Becker – die in der Rolle der Harriett zu sehen ist – einfach furchtbar. Alles in allem ist “Der Geschmack von Apfelkernen” ein blödes Machwerk, das man am besten am Sonntag Abend im Rentnerfernsehen (ZDF) senden sollte. Trotzdem war der gestrige Kinobesuch echt lustig. Wir sassen in der letzten Reihe und verarschten die anderen Zuschauer mit allerlei Klamauk 🙂

Übrigens ist mein Vermieter gerade aus Eichstätt zurückgekommen.
Er hat von der Autobahn aus angerufen und sich zum Kaffeekränzchen eingeladen. Nur gut, dass ich noch ‘ne Coppenrath & Wiese Torte im Tiefkühlfach hatte (die ist zwar seit 2010 abgelaufen, aber das wird der Rentner bestimmt nicht merken).

Jetzt wünsche ich euch allen eine super Woche.
In sechs Tagen melde ich mich wieder.
Sandra

28. September 2013 – Eine Woche mit den Rentnern

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Hi Leute,

die beiden Rentner aus Florida sind nun schon seit einer Woche in Bayern. Mein Vermieter hat es sich nicht nehmen lassen, gleich am ersten Tag eine Hausbegehung zu unternehmen ^^
Tags darauf war er dann noch einmal im Waldweg 11 und hat die Küche beanstandet. Angeblich muss neu tapeziert und die Decke gestrichen werden … Naja, ich bin mit der Küche zufrieden und werde bestimmt keinen Maler anrücken lassen 🙂

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Das Hofbräuhaus

Neben Oktoberfestbesuchen stand gestern ein Abstecher ins Hofbräuhaus an.
Pfaffenberg war so freundlich, mich von der Arbeit abzuholen und ein Mittagessen zu spendieren. Ausserdem hat er seine Abschiedsfeier geplant, die in sechs Tagen im Wilden Esel steigen soll. Er will den Nebenraum mieten und gut ein Dutzend Freunde und Bekannte einladen.

Heute ist der Rentner übrigens nach Eichstätt gefahren, um seine Schwester Hildegard zu besuchen. Er wird über Nacht dort bleiben und erst morgen Früh zurückfahren. Für die nächste Woche hat er sich vorgenommen, den Gartenzaun zu streichen, Bauer Bernd zu besuchen und Gräfin Gloria von Rudnik zu treffen, die am Montag von ihrem Sommerurlaub in Saint Tropez zurück erwartet wird 🙂

Die Pension Waldblick läuft auch prima und ich durfte am Donnerstag einen weiteren Wiesngast begrüssen. Herr Kozwickzky ist 55 Jahre alt und kommt aus Cottbus. Der Ostdeutsche bleibt bis Sonntag und hat versprochen, im Frühjahr wieder im Waldweg abzusteigen.

Mehr gibt es eigentlich nicht zu berichten.
Ich treffe mich nun mit Cousin Bernd im Kino und werde das deutsche Familiendrama “Der Geschmack von Apfelkernen” sehen. Morgen hört ihr wieder von mir.
Sandra

27. September 2013 – Mit Sandra im Hofbräuhaus

 

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08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und registriere, dass mir der vegetarische Wurstsalat, den Sandra gestern Abend aufgetischt hat, noch immer wie ein Stein im Magen liegt. Nachdem ich eine ASPIRIN Tablette eingenommen habe, plaudere ich mit dem Professor und unke, dass Sandra ein linkes Spiel treibt und mich vergiften will. Edelbert lacht laut und entgegnet, dass das Abendessen hervorragend geschmeckt hat – papperlapapp.
08.30 Uhr Weil Edelbert kein Verständnis zeigt, mache ich kehrt und lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln. Ausserdem nehme ich das praktische iPad zur Hand und erfahre auf Wikipedia, dass vor 494 Jahren mit dem Bau des Münchner Hofbräuhauses begonnen wurde. Ich reibe mir die Hände und denke daran, wie schön es doch wäre, die Traditionsgaststätte im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt zu besuchen. Voller Vorfreude tippe ich Sandras Büronummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und spreche eine Einladung aus. Meine Mieterin sagt prompt zu und meint, dass ich sie um 14 Uhr im KVR abholen kann – wie schön.

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Meine Schwarzbeere

09.30 Uhr Während ich das Frühstück einnehme, berichte ich von meinen anstehenden Tagesaktivitäten und gebe zu Protokoll, dass ich gleich den JAGUAR in der Werkstatt abholen und nach München krusen werde. Edelbert schmiert sich Butter aufs Schwarzbrot und sagt, dass er mich selbstverständlich begleiten wird.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten verlassen wir das Eigenheim und laufen mit Hund Dixon im Schlepptau durch den Stadtpark. Unterdessen pfeife ich das lustige Lied “Ay Te Deja San Antonio” aus der Feder des texanischen Akkordeonspielers Flaco Jimenez und erkläre, dass ich mich in die Vereinigten Staaten zurück sehne. Der schlaue Mann gibt mir Recht und sagt, er gerne einen saftigen Cheeseburger in Julies Restaurant fressen würde. Ich seufze laut und antworte, dass es diese Spezialitäten in Bayern leider nicht gibt.

11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 deutet, erreichen wird Bernds Werkstatt und sind überrascht, den JAGUAR frischaufpoliert auf dem Hof vorzufinden. Sandras Cousin lässt nicht lange auf sich warten und plappert, dass er nicht nur einen Ölwechsel durchführen, sondern auch das Automatikgetriebe einstellen musste. Bevor ich Worte finde, präsentiert der Bube eine gesalzene Rechnung und bittet mich, 1.870 Euros auf sein Geschäftskonto zu überweisen – das hat gerade noch gefehlt.
11.30 Uhr Nachdem ich dem KFZ Meister ein stattliches Trinkgeld beschert habe, kann die Reise endlich losgehen. Ich presche mit durchdrehenden Reifen vom Hof und kruse in Richtung Autobahn davon.

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Auf dem Weg nach München

12.30 Uhr Nach einer sechzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt finden wir uns im Zentrum wieder. Ich drossle die Geschwindigkeit auf 50 Stundenkilometer und lasse Edelbert wissen, dass wir Sandra in der Ruppertstrasse 19 abholen müssen. Der Professor ist hellauf begeistert und lost mich in das Stadtviertel Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Nebenher versorgt mich mein Bekannter mit Infos und sagt, dass der Stadtbezirk 2 bedeutende Baudenkmäler wie die Mathäser Bierhalle, die Museumsinsel und die St. Paul Kirche bereithält – das soll mir auch Recht sein.
13.15 Uhr Überpünktlich komme ich vor dem Kreisverwaltungsreferat zum stehen und werde Zeuge, wie Sandra zigarettenpaffend aus dem unschönen Bau schlendert. Ich betätige die Hupe und fordere das Kind auf, schnell einzusteigen – immerhin habe ich meine Zeit nicht gestohlen.
14.00 Uhr Während wir uns bei dichtem Verkehr durch die Innenstadt quälen, kommt Sandra aus dem Tratschen gar nicht mehr heraus und kündigt an, im Hofbräuhaus ein vegetarisches Gericht bestellen zu wollen. Ich tippe mir an die Schläfe und gebe bekannt, dass ich einen Bayerischen Krustenbraten in Biersauce ordern werde.
14.30 Uhr Dreissig Minuten später kann ich das KFZ auf einem öffentlichen Parkplatz an der Maximilianstrasse abstellen und die letzten Meter auf Schusters Rappen zurücklegen. Hund Dixon schnüffelt ohne Unterlass und macht es sich zur Aufgabe, arabischstämmige Touristen anzubellen – da kommt Freude auf.

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Das Hofbräuhaus in München

15.15 Uhr Mit knurrenden Mägen betreten wir das gutbesuchte Hofbräuhaus und haben das Glück, einen freien Tisch in der Schwemme zu finden. Wir nehmen zufrieden Platz und bestellen bei einer Kellnerin süffiges Weissbier sowie schmackhafte Fleischgerichte. Nebenher planen wir unsere Abschiedsfeier am übernächsten Freitag und vereinbaren, dass wir den Nebensaal im “Wilden Esel” anmieten sollten. Sandra lacht schelmisch und meint, dass wir auch eine achtzehnköpfige Blaskapelle einladen könnten – das ist gar keine schlechte Idee.
16.00 Uhr Da man auf einem Bein bekanntlich nicht stehen kann, gönnen wir uns hausgemachte Dampfnudeln mit Vanillesauce sowie echten Bohnentrunk aus dem Hause Dallmayr – das schmeckt.
16.30 Uhr Redlichst gesättigt verlassen wir die Wirtschaft und laufen bei einsetzender Dunkelheit zum Auto zurück. Obgleich ich drei Halbe getrunken habe, lasse ich den Motor aufheulen und bringe meine Begleiter sicher auf die Autobahn. Ich beschleunige das Fahrzeug auf schwindelerregende 70 Stundenkilometer und fröne während der Reise dem Qualitätsradioprogramm von ARABELLA – das macht Spass.
17.30 Uhr Nachdem wir Sandra im Waldweg abgesetzt und ihr einen schönen Abend gewünscht haben, kehren wir zufrieden in den Haselnussweg zurück. Wie es sich für einen pflichtbewussten Haustierbesitzer gehört, verschaffe ich Dixon noch etwas Auslauf und lasse ihn auf die Einfahrt der Nachbarn scheissen.
18.15 Uhr Anschliessend schlüpfe ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und gönne mir ein kleines Abendessen in Form vitaminreicher Wurstbrote. Edelbert folgt meinem Beispiel und sagt, dass die Bierwurst aus der Metzgerei Pfanzelt prima schmeckt – das kann man laut sagen.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und schalte die Glotze ein. Unter anderem schauen wir uns die Nachrichten im ZDF an und langweilen uns bei der Vorabendserie “Der Landarzt” – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
20.15 Uhr Als der Professor auf RTL umschaltet, bringe ich meinen Abstecher nach Eichstätt ins Spiel und erwähne, dass ich morgen in aller Frühe aufbrechen werde. Edelbert nippt genüsslich am Bierglas und sagt, dass er Morgen mit Admiral a.D. Bürstenbinder die Wiesn unsicher machen wird – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Nun wird es mir zu bunt. Ich reiche die Fernbedienung an meinen Bekannten weiter und ziehe es vor, mich ins Gästezimmer zu verabschieden und ins Bett zu gehen. Gute Nacht.