7. Oktober 2013 – Endlich wieder unter Palmen

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und freue mich, endlich wieder im Rentnerparadies zu sein. Weil die Sonne vom Himmel lacht und für angenehme Temperaturen sorgt, eile ich an die frische Luft und führe die Morgengymnastik durch. Ausserdem winke ich Frau Pontecorvo zu und lade mich kurzerhand zum Frühstück ein.
08.30 Uhr Nachdem ich mit Dixon gespielt habe, kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Unterdessen telefoniere ich mit Edelbert und erfahre, dass der schlaue Mann einen entspannten Tag auf dem Balkon einlegen und lesen möchte – das soll mir auch Recht sein.

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Eine Blume für Frau Pontecorvo

09.30 Uhr Voller Vorfreude statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und lasse es mir nicht nehmen, der guten Frau eine Blume zu überreichen. Frau Pontecorvo hüpft aufgeregt auf und ab und sagt, dass sie während meiner Abwesenheit oft an mich gedacht hat. Ich reibe mir die Hände und entgegne, dass ich es kaum noch erwarten kann, ein amerikanisches Frühstück zu verzehren. Meine Bekannte lässt sich nicht zweimal bitten und fährt schmackhafte Rühreier mit Speck sowie gebutterte Weissbrotscheiben auf.
10.00 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, kommt Frau Pontecorvo auf das Miromar Outlet Store (löblich: Miromar Auslassgeschäft) zu sprechen und behauptet, dass in der Mall (löblich: Kaufhaus) der Winterschlussverkauf (unlöblich: Winter Sale) ausgerufen wurde. Ich winke gelangweilt ab und stelle klar, dass ich mir heute einen faulen Lenz machen werde. Darüber hinaus verweise ich auf meine Lieblingsserie “Breaking Bad” und gebe zu Protokoll, dass ich den Tag nutzen werde, um mir die letzten Episoden zu Gemüte zu führen.

http://www.youtube.com/watch?v=bKw8rJfBjzw

10.45 Uhr Obgleich Frau Pontecorvo nicht locker lässt und mich bittet, sie nach Fort Myers zu begleiten, bleibe ich standhaft und nehme einen letzten Schluck aus der Kaffeetasse. Danach verabschiede ich mich und scheuche Dixon nach Hause. Der Rüde entdeckt jedoch im Dickicht der Mangroven einen Leguan und macht es sich zur Aufgabe, das Reptil zu vertreiben. Trotz alledem setze ich mich mit einer Dose Dr. Pepper Limonade ins Wohnzimmer und fröne Dank der “Video on Demand” (löblich: Video auf Anforderung) Technik den “Breaking Bad” Episoden, die ich während meines Urlaubs verpasst habe.
11.30 Uhr Ich lehne mich entspannt zurück und tauche in das Leben des krebskranken Chemielehrers Walter White ein, der es faustdick hinter den Ohren hat. Um seiner Familie ein angenehmes Dasein zu ermöglichen, entschliesst er sich, gefährliche Drogen herzustellen. Leider kommt ihm bald sein Schwager Hank auf die Schliche und versucht mit aller Macht, Walter hinter Schloss und Riegel zu bringen. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und werde Zeuge, wie sich die Schlinge um Walters Hals immer weiter zuzieht.
13.00 Uhr Bevor die letzten beiden Folgen über die Mattscheibe flimmern, begebe ich mich in die Küche und schiebe eine TOMBSTONE Tiefkühlpizza in den Backofen. Zudem gebe ich Royal Canin Trockenfutter in den Napf und rufe den Rüden auf, endlich ins Haus zu kommen.

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Eine schmackhafte Pizza aus dem Hause TOMBSTONE

13.30 Uhr Nachdem ich die italienische Spezialität auf einen Teller verfrachtet und mir ein kühles Budweiser eingeschenkt habe, betätige ich den PLAY (löblich: Spiel) Knopf auf der Fernbedienung und komme in den Genuss, das nervenaufreibende Finale von “Breaking Bad” zu sehen. Ich nippe an der Hopfenkaltschale und registriere, dass dieses 62 Episoden umfassende Meisterwerk ganz zu Recht mit zahlreichen “Emmys” ausgezeichnet wurde.
15.00 Uhr Als der Abspann läuft, schalte ich seufzend ab und ringe mich dazu durch, einen Spaziergang mit dem Vierbeiner zu unternehmen. Ich lege Dixon die Leine um und schlendere mit einem lustigen Lied auf den Lippen zum “La Playa” Golfplatz. Auf halbem Weg treffe ich auf Frau Crane, die gerade damit beschäftigt ist, ihrem Liebling Joey ebenfalls etwas Auslauf zu verschaffen. Während sich die Tiere aufgeregt beschnüffeln, lasse ich die ehemalige Olympiateilnehmerin wissen, dass ich gestern Nachmittag aus meiner alten Heimat zurückgekehrt bin.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke genüsslich die Beine aus. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von unbeschwerten Oktoberfestbesuchen.
17.00 Uhr Ich öffne die Augen und zögere nicht, mir ein süffiges Bier aus dem Eiskasten zu holen und das Abendessen vorzubereiten. Da ich vom Mittagessen immer noch gesättigt bin, schneide ich Äpfel, Birnen, Pfirsiche und Kiwis in mundgerechte Brocken und zaubere im Handumdrehen einen prima Obstsalat. Dazu gibt es einen italienischen Kaffee (unlöblich: Cappuccino) mit Schaumkrone. Ich lasse mir die Mahlzeit auf der Terrasse schmecken und lausche im Radio dem 1988er Hitparadenerfolg “Hungry Eyes” (auf deutsch: Hungrige Augen) aus Eric Carmens Feder – das waren noch bessere Zeiten.

18.00 Uhr Der wohlverdiente Feierabend beginnt und ich lasse den Tag in der klimatisierten Wohnstube ausklingen. Um mir einen Überblick über die politischen Geschehnisse zu verschaffen, fröne ich den FOX Nachrichten und lerne, dass der amerikanische Autor Edgar Allan Poe heute seinen 204 Geburtstag feiern würde.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf ESPN um und bringe heraus, dass gleich die New York Jets auf die Atlanta Falcons treffen werden. Weil American Football zu den beliebtesten Sportarten auf dem nordamerikanischen Kontinent zählt, öffne eine Packung Lay’s Kartoffelchips und folge den Live-Bildern aus dem grossen Apfel.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden wird es mir jedoch zu bunt. Ich schalte gähnend ab und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Im Anschluss reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

6. Oktober 2013 – Wiesnendspurt

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Hi Leute,

gestern hatten wir Marlene und Cousin Bernd im Waldweg zu Gast.
Es gab Pizza und den tollen Horrorfilm “Evil Dead”, der von Jugendlichen in einer abgelegenen Waldhütte erzählt, die sich gegenseitig abschlachten.

Als der Film seinem Höhepunkt zusteuerte, kam der derzeitige Pensionsgast vom Oktoberfest zurück und maulte wegen der defekten Heizung. Also musste ich PAUSE drücken und dem Ostdeutschen erklären, dass man den Heizungsschalter im Uhrzeigersinn aufdrehen kann. Herr Kozwickzky ist ein sehr unangenehmer Gast, dem wirklich überhaupt gar nichts passt. Gott sei Dank reist der letzte Wiesngast der Saison gleich ab.

https://www.youtube.com/watch?v=54bik6rluRU

Von Dienstag bis Freitag darf ich dann ein Pärchen aus Schaffhausen begrüssen. Die Schweizer wollen München kennen lernen und Ausflüge ins Umland unternehmen 🙂
Ansonsten bin ich echt froh, die Oktoberfestgäste endlich aus dem Haus zu haben. Die Pension bringt während der Wiesn zwar viel Geld, aber auch viel Arbeit und ungeheueren Stress.

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Am Naples Strand

Reinhard hat heute auch schon durchgeklingelt und ist mir wegen seiner anstrengenden Rückreise nach Florida in den Ohren gelegen. Naja, jedenfalls ist er sicher in Naples angekommen und kann sich jetzt wieder die Sonne auf den Kopf scheinen lassen 🙂

So, jetzt werde ich Herrn Kozwickzky verabschieden und das Pensionszimmer putzen.
Aber keine Angst, in sechs Tagen melde ich mich wieder 🙂
Sandra

5. Oktober 2013 – Zwei Rentner verabschieden sich …

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Boah Leute, das war ein Stress …

wie ihr wisst, stand heute Morgen Reinhards und Edelberts Rückflug nach Florida an. Ich war kurz vor halb 8 im Haselnussweg und stand vor einer verschlossenen Haustüre. Nach mehrmaligem Klingeln öffnete Prof. Kuhn und teilte mir mit, dass er ohne ein reichhaltiges Frühstück nicht aus dem Haus gehen wird. Erst nach ‘ner halben Stunde konnten wir endlich zum Airport düsen.

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Reinhards Villa im Waldweg

Die Verabschiedung war echt nett.
Pfaffenberg hat mich in die Backe gekniffen (ich habe jetzt einen blauen Fleck im Gesicht) und mir zu verstehen gegeben, dass er im kommenden Frühjahr wieder kommen wird. Er möchte dann drei Wochen bleiben und im Waldweg wohnen ^^

Die alten Leute sind pünktlich um 9.45 Uhr gestartet und werden ca. acht Stunden später in New York eintreffen. Anschliessend geht’s nach einem zweistündigen Aufenthalt weiter nach Florida. Die Ankunft im Sunshine State ist für 19.15 Uhr Ortszeit geplant. Natürlich wird Frau Pontecorvo im Terminal stehen und die Rentner empfangen. Ich bin mir sicher, dass im Anschluss eine feuchtfröhliche Willkommensfeier im Willoughby Drive steigen wird. Reinhard hat nämlich zwei Flaschen Zwetschgenschnaps sowie Weisswürste in der Dose gekauft 🙂

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Mein Abend wird heute richtig ruhig.
Ich habe Cousin Bernd, Freundin Marlene und Mitbewohnerin Bärbel zum DVDschauen eingeladen. Es gibt Pizza und anschliessend die BluRay Neuerscheinung “Evil Dead”.

Okay, das soll’s für heute gewesen sein.
Ich wünsche euch einen chilligen Freitag und würde mich freuen, wenn wir uns morgen wieder lesen könnten.

Eure Sandra

4. Oktober 2013 – Die Abschiedsfeier

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08.00 Uhr Da ich gestern auf dem Oktoberfest viel zu viel getrunken habe, fällt mir das Aufstehen gar nicht leicht. Ich schleppe mich in die Nasszelle und läute den vorletzten Urlaubstag mit einem Vollbad ein. Unterdessen telefoniere ich mit Frau Mars und lasse sie wissen, dass ich für den Abend eine Abschiedsfeier plane. Die Reinigungsfachfrau ist begeistert und verspricht, pünktlich um 18 Uhr im Wilden Esel zu sein. Danach rufe ich bei Frederick von Braustein an und erinnere, dass uns Wirt Willi mit einem Menü verwöhnen wird. Herr von Braustein schnalzt mit der Zunge und kündigt ebenfalls sein Kommen an – wie aufregend.
09.00 Uhr Nach dem Badespass nehme ich in Edelberts Gesellschaft das Frühstück ein und gebe zu Protokoll, dass ich es kaum noch erwarten kann, morgen endlich wieder im Sonnenscheinstaat zu sein. Der schlaue Mann gibt mir Recht und informiert, dass in Südwestflorida herrliches Sommerwetter vorherrscht – wie aufregend.

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Bald bin ich wieder im Sonnenscheinstaat

09.45 Uhr Im Anschluss lege ich die Beine im Wohnzimmer hoch und frage Edelbert bezüglich seines Eigenheimes aus. Unter anderem deute ich zur Tageszeitung und erkläre, dass es angebracht wäre, eine Annonce aufzugeben und die Immobilie zu vermieten. Der Professor schüttelt jedoch den Kopf und sagt, dass er sein Zuhause unter keinen Umständen wildfremden Leuten überlassen wird – wie unlöblich.
10.30 Uhr Weil Dixon unruhig wird, entschliesse ich mich, die Jacke anzuziehen und einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Mein Gastgeber reibt sich die Hände und schlägt vor, dass wir im Feinkostladen Sandner ein Geschenk für Frau Pontecorvo kaufen könnten – wie schön.
11.00 Uhr Nach dreissig Minuten stehen wir am Marktplatz und bemerken, dass etliche Händler vor Ort sind, um Obst feilzubieten. Ich blicke mich ganz genau um und ringe mich dazu durch, ein Pfund Weintrauben einzukaufen. Danach schlendern wir ins Feinkostgeschäft und haben das Vergnügen, den Inhaber persönlich anzutreffen. Herr Sandner freut sich über unseren Besuch und wir zögern nicht, zwei Flaschen Zwetschgenschnaps, Weisswürste in der Dose sowie einen lustigen Oktoberfestbierkrug zur Kasse zu tragen.

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Amandas – der weltbeste Donutladen

11.45 Uhr Nach dem Bezahlvorgang statten wir “Amandas Donutladen” einen Besuch ab und ordern Kaffee sowie schmackhafte Rosinensemmeln. Ausserdem tratschen wir mit Kerstin und hören, dass das Mädchen für das kommende Jahr eine Reise nach Florida plant – das ist prima.
12.45 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten verlassen wir den Backshop (löblich: Backgeschäft) und marschieren durch den Park. Dummerweise sehen wir uns am Spielplatz mit gewaltbereiten Jugendlichen (8+9) konfrontiert, die waghalsige Kunststücke auf ihren Rollbrettern (unlöblich: Skateboards) vorführen. Ich erhebe mahnend den Zeigefinger und gebe den Lümmeln zu verstehen, dass man am Freitagnachmittag die Hausaufgaben machen sollte – immerhin ist Bildung gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig.
13.30 Uhr Just als wir an meiner kleinen Villa im Waldweg vorbeikommen, hält Sandras JEEP auf der Einfahrt. Meine Mieterin winkt uns aufgeregt zu und sagt, dass sie gerade aus München zurückkommt und jetzt Kaffee trinken möchte. Ich erwidere den Gruss und entgegne, dass ein Heissgetränk nicht schaden kann.

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Katze Jenny

14.00 Uhr Während ich am Kaffeehaferl nippe und Katze Jenny streichle, komme ich auf die Abschiedsfeier zu sprechen und lade Sandra kurzerhand ein. Die Maid lehnt augenrollend ab und meint, dass sie den Abend ganz bestimmt nicht im Wilden Esel verbringen wird. Ich lege meinen Kopf schief und frage nach, ob sie wenigstens Dixon in Pflege nehmen kann. Sandra willigt ein und sichert ausserdem zu, uns morgen zum Flughafen zu bringen.
15.00 Uhr Da es sich wegen der Feier kaum noch lohnt, nach Hause zu gehen, mache ich es mir im Wohnzimmer bequem. Währenddessen bügelt meine Mieterin Wäsche auf und berichtet, dass sie Ende Oktober ein Fussballspiel des FC Bayern München in der Allianz Arena mitverfolgen wird. Edelbert wird sofort hellhörig und sagt, dass man die deutsche Bundesliga auch im amerikanischen Fernsehen sehen kann.
16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 4 deutet, kommt Bärbel von der Arbeit zurück. Die Journalistin setzt sich zu mir aufs Kanapee und plappert, dass das eiskalte Wetter kaum auszuhalten ist. Ich gebe dem jungen Ding Recht und stelle klar, dass in Florida 360 Tage im Jahr die Sonne vom Himmel lacht.
16.45 Uhr Nun wird es langsam Zeit, den Frauenzimmern einen schönen Abend zu wünschen. Ich streichle Dixon zum Abschied über den Kopf und verspreche, dass ich ihn gegen 21 Uhr abholen werde.

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Eine Abschiedsfeier im Wilden Esel

17.30 Uhr Überpünktlich treffen wir in der Wirtschaft ein und werden Zeugen, wie Bedienung Vroni den angemieteten Nebenraum dekoriert. Wirt Willi lässt nicht lange auf sich warten und sagt, dass er nicht nur eine Ochsenschwanzsuppe sowie einen Schweinebraten, sondern auch eine bayerische Creme auftischen wird. Ich mache grosse Augen und bin mir sicher, dass uns der Spass eine Stange Geld kosten wird.
18.00 Uhr Kurze Zeit später treffen die ersten Gäste ein. Ich heisse Kaplan Bertram, Admiral Bürstenbinder, Frederick von Braustein sowie Herrn Ollmann herzlich Willkommen und lasse es mir nicht nehmen, meinen Freunden vitaminreiche Schnäpse zu spendieren.
19.00 Uhr Nachdem sich der Nebenraum gefüllt hat, nehmen wir Platz und machen uns über die Vorspeise her. Nebenbei plaudere ich mit dem Kaplan und bringe in Erfahrung, dass immer mehr Menschen der Sonntagsmesse fernbleiben. Ich poche mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte und mutmasse, dass an diesem Missstand die “neuen Medien” Schuld haben.
19.30 Uhr Im weiteren Verlauf des Abends tausche ich mich angeregt mit Bedienung Vroni aus und höre, dass die Kellnerin im Mai ihren Jugendfreund Hans geheiratet hat – das hört man gerne.
20.30 Uhr Just als sich die Anwesenden über die Nachspeise hermachen, erhebt sich der Professor und hält eine kurze Rede. Mein Bekannter lässt unseren Aufenthalt in Bayern Revue passieren und sagt, dass wir im kommenden Jahr erneut den Sprung über den grossen Teich wagen werden.
21.00 Uhr Ein schöner Abend neigt sich seinem Ende zu. Ich lasse mir von Wirt Willi die Rechnung bringen und sehe mich genötigt, knapp 500 Euros bezahlen zu müssen. Danach verabschieden wir uns und krusen in einem Taxi zum Waldweg zurück.

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Hund Dixon freut sich sehr

21.30 Uhr Hund Dixon begrüsst uns schwanzwedelnd und freut sich, als ich die Leine zur Hand nehme. Zu guter Letzt informiere ich Sandra über die Abflugzeit und unterbreite, dass wir morgen um 8 Uhr zum Flughafen krusen müssen. Meine Mieterin notiert sich die Angaben und wünscht uns einen schönen Abend.
22.00 Uhr Zuhause angekommen, trinke ich mit Edelbert ein letztes Bier und ziehe mich dann völlig erschöpft ins Gästezimmer zurück. Gute Nacht.

2. Oktober 2013 – Bauer Bernd

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08.00 Uhr Auch heute fühle ich mich blendend und könnte Bäume ausreissen. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, schwinge ich mich aus dem Bett und läute den Tag hüftschwingend auf der Terrasse ein. Edelbert leistet mir Gesellschaft und erkundigt sich, ob wir heute nach München fahren wollen. Ich schüttle entschieden den Kopf und stelle klar, dass ich Bauer Bernd besuchen möchte.
08.30 Uhr Während sich mein Bekannter in der Küche nützlich macht, entspanne ich mich bei einem löblichen Vollbad. Nebenbei telefoniere ich mit Admiral a.D. Bürstenbinder und erfahre, dass der ehemalige Seefahrer zur Mittagszeit im Wilden Esel sein wird. Friedbert seufzt laut und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er gestern Abend viel zu lange auf dem Oktoberfest feiern war und mit einem Kater zu kämpfen hat – das ist wieder typisch.
09.30 Uhr Im Anschluss setze ich mich an den Frühstückstisch und werde mit einer Portion Rühreier verwöhnt. Der Professor füllt ausserdem würzigen JACOBS Bohnentrunk in die Kaffeetassen und bittet mich, ihm die Schlüssel für den JAGUAR zu überlassen. Als ich genauer nachfrage, verweist der gute Mann auf den Reklameteil in der Tageszeitung und behauptet, dass in einem Münchner Antiquariat ein Ausverkauf stattfindet. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich Bauer Bernds Hof auch zu Fuss erreichen kann.

Edelbert ist ein Bücherwurm - Bild: William Hoiles from Basking Ridge, NJ, USA

Edelbert ist ein Bücherwurm – Bild: William Hoiles

10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten schlüpfe ich in die Windjacke und bitte Edelbert, vorsichtig zu fahren und den JAGUAR aufzutanken. Der schlaue Mann nickt eifrig und sagt, dass er gegen 15 Uhr zurück sein wird.
10.45 Uhr Nachdem Edelbert abgefahren ist, leine ich den Vierbeiner an und spaziere pfeifend in die Innenstadt. Unterdessen nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und telefoniere mit Sandra. Das Kind gibt sich jedoch kurz angebunden und behauptet, dass es im Münchner Kreisverwaltungsreferat viel zu tun gibt. Ich lache laut und mutmasse, dass die Belegschaft am Kaffeeautomaten steht und sich einen faulen Lenz macht.
11.15 Uhr Just als ich an der Gaststätte meines Vertrauens vorbeikomme, sehe ich mich mit dem Admiral konfrontiert. Herr Bürstenbinder begrüsst mich händeschüttelnd und verkündet, dass er grossen Hunger mitgebracht hat und sich nun ein schmackhaftes Mittagessen im Wilden Esel gönnen wird. Obgleich es noch nicht einmal 12 Uhr geschlagen hat, folge ich dem Mann in die Wirtschaft und nehme entspannt am Stammtisch Platz. Wirt Willi serviert süffiges Weissbier und sagt, dass er uns heute ein Bayerisches Biergulasch anbieten könnte. Ich reibe mir den Bauch und erfahre, dass dazu tschechische Serviettenknödel gereicht werden – das ist phantastisch.

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Mein Stammlokal: Der Wilde Esel

11.45 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, kommen Herr Ollmann und Rudolf von Mehling (71), seines Zeichens Ortsvorsitzender der SPD und ehemaliger Gewerkschaftsvertreter dazu. Der rotlackierte Heini fixiert mich ganz genau und vermutet, dass ich von Amerika genug habe und nun wieder nach Bayern gezogen bin. Ich falle dem Deppen sofort ins Wort und fordere ihn auf, keine linken Parolen zu schwingen.
12.30 Uhr Nach der zweiten Halbe lasse ich mir die Rechung bringen und vergesse auch nicht, Herrn Ollmann zu meiner Abschiedsfeier am Freitag einzuladen. Danach verlasse ich die Wirtschaft und laufe in Richtung Bernds Bauernhof davon.
13.15 Uhr Endlich bin ich am Ziel und finde weder Nutztiere noch Maschinen im Innenhof vor. Kopfkratzend klopfe ich an die Haustüre und bin überrascht, Herrn Bernd in einem schicken Anzug anzutreffen. Natürlich begrüsse ich den Landwirt herzlich und frage ihn, wo sein alter Traktor abgeblieben ist. Herr Bernd winkt ab und erzählt, dass er seine Äcker längst veräussert hat und nun als Projektleiter bei einer gemeinnützigen und der CSU nahestehenden Stiftung arbeitet. Mein Gegenüber bittet mich herein und unterbreitet, dass auch seine Ehefrau bei der selbigen Stiftung angestellt ist und als seine Büroleiterin fungiert – wie interessant.

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Bauer Bernds Felder liegen brach

14.00 Uhr Während wir in der rustikal eingerichteten Wohnküche sitzen und Weissbier schlürfen, versorgt mich Herr Bernd mit Infos und verrät, dass er mit der Aufgabe betraut wurde, die bayerische Kulturlandschaft durch eine nachhaltige Nutzung zu sichern. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.
15.00 Uhr Nachdem mir Herr Bernd eine Informationsbroschüre überreicht hat, mache ich mich kopfschüttelnd auf den Heimweg. Bei dieser Gelegenheit telefoniere ich mit Frau Pontecorvo und berichte, dass sich meine alte Heimat sehr verändert hat. Meine Nachbarin im fernen Sonnenscheinstaat freut sich über den Anruf und sagt, dass sie gerade in meiner kleinen Villa war, um die Pflanzen mit Wasser zu versorgen – wie schön.
16.00 Uhr Zurück im Haselnussweg treffe ich Edelbert lesend im Wohnzimmer an. Der schlaue Mann lädt mich zum Kaffeekränzchen ein und plappert darüber, dass er im Münchner Universitätsantiquariat spannende Bücher gekauft hat.
16.30 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, strecke ich auf dem Kanapee die Beine aus und schliesse die Augen. Hund Dixon folgt meinem Beispiel und döst ebenfalls bald ein.
17.30 Uhr Kurze Zeit später weckt mich der Professor und sagt, dass er zwei Scheiben Leberkäse angebräunt und dazu Spiegeleier gezaubert hat. Ich lecke mir die Lippen und eile sogleich in die Küche.
18.00 Uhr Während ich mir den Strammen Max mit Schnittlauch schmecken lasse, komme ich auf morgen zu sprechen und gebe bekannt, dass der 3. Oktober ein Feiertag ist. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass es eine Gaudi wäre, Hund Dixon bei Mieterin Sandra in Pflege zu geben und am Abend das Oktoberfest unsicher zu machen – wie aufregend.
19.00 Uhr Nachdem wir in der Küche für Sauberkeit gesorgt haben, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich mache es mir in der Wohnstube bequem und fröne in Edelberts und Hund Dixons Gesellschaft den Nachrichten im ZDF. Anschliessend langweilen wir uns beim Serienformat “Küstenwache” und kommen zu dem Schluss, dass das durch GEZ Zwangsgebühren finanzierte öffentlich rechtliche Fernsehen kaum sehenswerte Beiträge bringt.

http://www.youtube.com/watch?v=nUgeD7PeOuk

20.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalten wir auf KABEL 1 um und lassen die Seele beim Filmklassiker “Forrest Gump” baumeln. Edelbert pafft genüsslich Pfeife und sagt, dass dieser Streifen zu seinen Favoriten zählt.
23.00 Uhr Nach knapp drei Stunden flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich scheuche Dixon gähnend ins Gästezimmer. Gute Nacht.