07.45 Uhr Die WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Moderatoren läuten die sechste Woche des Jahres mit einer Komposition des aus Kalifornien stammenden Künstlers Jon Pardi ein. Ich hüpfe aus dem Bett und erkläre dem Vierbeiner, dass dieser Sänger auch auf dem “Collier County Musicfest” aufgetreten ist – das war spitze.
Das Collier County Musicfest am 26. Januar 2014
08.15 Uhr Nach dem Frühsport lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und segle mit dem iPad durchs Internetz. Wie es sich gehört, informiere ich mich auch auf deutschsprachigen Nachrichtenportalen und lerne, dass heute vor 55 Jahren die Musiker Buddy Holly und Ritchie Valens bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Ich lehne mich nachdenklich zurück und erinnere mich, dass ich Anno 1959 ein junger Bursche war und meine erste eigene Wohnung im Münchner Stadtteil Sendling bezog – das war ganz schön aufregend.
Buddy Hollys Grab in Lubbock, TX
09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten steige ich aus der Badewanne und hole meine Photoalben aus dem Schrank. Weil sämtliche Bilder chronologisch angeordnet sind, fällt es mir nicht schwer, bald auf Photografien zu stossen, die 1959 geknipst wurden. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und denke daran, dass ich vor 55 Jahren als Schweisser bei der Firma Rotz angestellt und mit der Aufgabe betraut war, beim Abbruch des alten Münchner Verkehrsministeriums mitzuarbeiten.
09.45 Uhr Nachdem ich weitere Photos bestaunt habe, schalte ich die DeLonghi Kaffeemaschine ein und komme zu dem Schluss, dass auf dem einstigen Gelände des Verkehrsministerium heute das Geschäftsgebäude der Bundesbahndirektion steht. Darüber hinaus fällt mir ein, dass München im Jahre 1959 von einem besonders harten Winter geplagt wurde.
10.15 Uhr Just als ich in Erinnerungen schwelge, klingelt es plötzlich an der Pforte. Zu meiner Freude steht Edelbert vor dem Haus und erkundigt sich, ob ich einen Spaziergang unternehmen möchte. Ich schüttle entschieden mit dem Kopf und winke den schlauen Mann spornstreichs herein.
10.30 Uhr Während wir Kaffee trinken, komme ich auf das Jahr 1959 zu sprechen und gebe zu Protokoll, dass der Münchner Oberbürgermeister damals Thomas Wimmer hiess. Edelbert überlegt ganz genau und antwortet, dass im gleichen Jahr das “Karl Valentin Musäum” eröffnet wurde. Ich giesse brühfrischen Bohnentrunk nach und komme zu dem Ergebnis, dass 1959 eines der spannendsten Jahre in meinem Leben war.
Das Karl Valentin Musäum
11.15 Uhr Redlichst gestärkt räume ich das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und breche mit meinem Bekannten zu einem Spaziergang auf. Wir schlendern plaudernd durchs Wohngebiet und stehen bald vor den Toren der “La Playa” Golfanlage. Edelbert wischt sich mit dem Handrücken über die nasse Stirn und kündigt an, bald Mitglied in einem örtlichen Golfverein zu werden – wie unlöblich.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit überqueren wir die Immokalee Strasse und entschliessen uns, in die “Pelican Larry’s Raw Bar & Grill” Gaststätte einzukehren. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, bestellen wir bei Wirt Larry einen Pitcher (löblich: Krug) Coors Light sowie deftige Cheeseburger (löblich: Käseburger).
12.30 Uhr Wir lassen uns die Jause an einem Fenstertisch munden und tratschen über meine unterbelichtete Mieterin Sandra. Natürlich versorge ich den Professor mit Fakten und erzähle, dass die Maid Anfang April über den grossen Teich fliegen und mir einen Besuch abstatten wird. Edelbert macht grosse Augen und ist sich sicher, dass das Kind in meinem Haus für grossen Wirbel sorgen wird – wie wahr.
13.30 Uhr Nach dem zweiten Krug winke ich Herrn Larry herbei und lade meinen Tischnachbarn zu Speis und Trank ein. Danach verlassen wir winkend die Wirtschaft und trete zufrieden den Heimweg an.
14.00 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, verabschiede ich den Professor und mache es mir dann in der guten Stube gemütlich. Ich schlummere schnell ein und sehe mich im Traum aufs Münchner Oktoberfest im Jahre 1959 versetzt. Damals kostete übrigens ein Mass Bier 1,90 DM.
15.00 Uhr Wenig später stupst mich Dixon mit seiner nassen Schnauze an. Ich streichle dem Rüden über den Kopf und fülle seinen Napf mit Trockenfutter auf. Im Anschluss nehme ich am Schreibtisch Platz und beginne mit der Anschnurarbeit. Auch heute finde ich unzählige elektronische Depeschen im Posteingang vor und sehe mich genötigt, Erziehungsberechtigten bei schwerwiegenden Problemen zu helfen.
16.00 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die Einträge im Gästebuch in Augenschein und überprüfe auch den Warenbestand im Andenkenladen. Anschliessend gehe ich von der Leine und trinke auf der schattigen Terrasse eine Dose Diät Coca Cola. Unterdessen schaue ich zum Nachbarhaus und werde Zeuge, wie Frau Pontecorvo ihre kleine Villa verlässt. Um nicht gesehen zu werden, mache ich prompt kehrt und verschliesse die Terrassentüre.
17.00 Uhr Weil es viel zu heiss ist, um das Abendessen im Freien einzunehmen, entkorke ich eine Flasche Schaumwein und ziehe es vor, im Wohnzimmer zwei Wurstbrote zu verzehren.
18.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit gesorgt habe, beginnt endlich der wohlverdiente Feierabend. Ich setze mich aufs Kanapee und schaue mir in Dixons Gesellschaft die FOX Nachrichten an.
19.00 Uhr Weil auf den privaten Sendern wie CBS oder ABC nichts sehenswertes läuft, schalte ich auf den Bezahlsender HBO um und versüsse mir den Abend mit dem Western “Der letzte Befehl” (auf englisch: The Horse Soldiers) aus dem Jahre 1959. Ich amüsiere mich köstlich und sehe, wie Soldat John eine Kavallerie hinter die feindlichen Linien der Konföderierten führt – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden schalte ich die Glotze aus und begleite Dixon ein letztes Mal in den Garten. Danach lösche ich das Licht und gehe zu Bett. Gute Nacht.