08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und läute den letzten Julitag mit der Morgengymnastik ein. Wie es sich gehört, lockere ich meine Glieder mit dem Hampelmann und vergesse auch nicht, einen Purzelbaum zu schlagen.
08.30 Uhr Völlig verschwitzt verabschiede ich mich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und lade den Professor zum Frühstück ein – wie aufregend.
09.30 Uhr Nach Rosenöl duftend beende ich den Badespass und eile in die Küche, um sieben Eier in eine Pfanne mit Teflonbeschichtung zu schlagen. Danach gebe ich eine Prise Salz, Pfeffer und handgeriebenen Parmesan dazu. Zu guter Letzt brühe ich mit dem futuristischen DeLonghi Vollautomaten echten Bohnentrunk auf und laufe zum Nachbarhaus, um auch Frau Pontecorvo zur wichtigsten Mahlzeit des Tages herüber zu bitten.
Würziger Parmesan
10.00 Uhr Nachdem Edelbert zu uns gestossen ist, fahre ich die Speisen auf und informiere, dass ich nach der Jause zum Circle K Supermarkt spazieren und Obst einkaufen werde. Der Professor nippt zufrieden am Kaffeehaferl und sagt, dass er mich selbstverständlich begleiten wird.
10.30 Uhr Darüber hinaus plaudere ich mit meiner Nachbarin und bringe heraus, dass die Perle am Abend mit Herrn Fisher in die örtliche “Blackburn Hall” gehen und sich das Musical “Legally Blonde” (löblich: Rechtlich blond) anschauen wird. Ich rümpfe die Nase und entgegne, dass ich mich von diesem dahergelaufenen Schnösel ganz bestimmt nicht einladen lassen würde. Frau Pontecorvo wirft mir skeptische Blicke zu und meint, dass Herr Fisher ein sehr netter Mann ist – papperlapapp.
11.00 Uhr Missmutig genehmige ich mir eine zweite Portion Rühreier und gebe zu Protokoll, dass ich den Samstag nutzen werde, um die erste Radieschenernte des Jahres einzubringen. Der Professor nickt eifrig und beteuert, dass es ausserdem angebracht wäre, Dixons Fell zu bürsten. Ich gebe dem schlauen Mann recht und verspreche, dass ich morgen auch zu Kamm und Schere greifen werde – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
Dixons Fell muss gebürstet werden
11.30 Uhr Nachdem wir den Küchentisch abgeräumt und das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine verfrachtet haben, setze ich mir meine NY YANKEES Kappe auf. Frau Pontecorvo verabschiedet sich winkend und sagt, dass sie sich am Samstag mit einem opulenten Abendessen revanchieren wird – das hört man gerne.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit verlassen wir die kleine Villa und schlendern mit Hund Dixon im Schlepptau zum Circle K Einkaufsmarkt am Piper Boulevard. Unterdessen tratsche ich mit Edelbert und verrate, dass ich von Herrn Fisher gar nichts halte. Mein Bekannter schmunzelt in einer Tour und mutmasst, dass ich eifersüchtig bin – gleich platzt mir der Kragen.
12.30 Uhr Im Supermarkt angekommen, atme ich tief durch und registriere, dass der Ladeninhaber die Klimaanlage auf die höchste Stufe eingestellt hat. Unter anderem werfe ich zwei Pfund Tomaten, Birnen sowie schmackhafte Pfirsiche aus dem Nachbarstaat Georgia in meinen Jutebeutel. Edelbert beäugt währenddessen die in Plastikflaschen abgefüllten Spirituosen und sagt, dass er niemals einen Whiskey kosten würde, der in einer PET-Flasche verkauft wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und erkläre dem schlauen Mann, dass ich vorgestern in “Bob’s Liquor Store” einen exzellenten Bourbon gekauft habe.
Ich habe einen edlen Bourbon gekauft
13.00 Uhr Nach dem Bezahlvorgang verlassen wir das Geschäft und entschliessen uns, die starkbefahrene Immokalee Road zu überqueren und der “Pelican Larry’s Bar” einen Besuch abzustatten. Dummerweise stehen wir bald vor einer verschlossenen Türe und lesen, dass die Wirtschaft renoviert und erst Ende des Monats seine Pforte wiedereröffnen wird – wie schade.
13.45 Uhr Trotz aller Nackenschläge lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und kehren in das benachbarte “Jason’s Deli” ein, um Chicken Noodle Soups (löblich: Hühnernudelsuppe) sowie reich belegte Tuna Sandwiches (löblich: Thunfischbrote) zu fressen – schmeckt gar nicht schlecht.
14.45 Uhr Endlich sind wir wieder zu Hause und können aus den Schuhen schlüpfen. Während Dixon ausgelassen zum künstlich angelegten Teich läuft, präsentiere ich Edelbert den erlesenen “Woodford Reserve Four Wood” Bourbon und zögere nicht, zwei Gläser aus dem Wohnzimmerschrank zu holen. Mein Hausgast ist hellauf begeistert und behauptet, dass der Trunk recht nussig daherkommt – wie wahr.
15.30 Uhr Nachdem Edelbert das Weite gesucht hat, lege ich auf dem Kanapee die Beine hoch und entspanne mich redlichst. Nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und träume von meinem letzten Oktoberfestbesuch.
Oktoberfest / Bild: Aisano / CC BY-SA 3.0
16.30 Uhr Ich öffne die Augen und rufe spornstreichs bei Mieterin Sandra an, um nachzufragen, ob sie während der Wiesnzeit das Pensionszimmer vermieten konnte. Das unterbelichtete Kind bricht in schallendes Gelächter aus und unterbreitet, dass die Pension Waldblick vom 10. September bis einschliesslich 8. Oktober ausgebucht ist. Ich strahle über das ganze Gesicht und unke, dass uns das weltgrösste Volksfest eine Stange Geld einbringen wird.
17.00 Uhr Erleichtert beende ich das Überseegespräch und mache mich in der Küche nützlich. Der Vierbeiner weicht nicht von meiner Seite und freut sich, als ich Bratkartoffeln mit Spiegeleier zaubere – wie das duftet.
18.00 Uhr Voll bis zum Anschlag lasse ich den nervenaufreibenden Tag in Dixons Gesellschaft in der gute Stube ausklingen. Unter anderem schaue ich mir die FOX Nachrichten und informiere mich über die aktuellen politischen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur “Prime Time” (löblich: Hauptsendezeit) wähle ich den Premiumkanal SHOWTIME aus und fröne der Serie “Penny Dreadful”, die im viktorianischen England angesiedelt ist – so ein Schmarrn.
21.00 Uhr Nach dem zweiten Bier schalte ich das neumoderne Farbfernsehgerät aus und begleite Dixon an die frische Luft. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.