6. November 2012 – Wahltag

07.45 Uhr Ich werde durch mein fiependes Haustier geweckt und bemerke, dass ich den Radiowecker überhört habe. Weil meine Zeit äusserst knapp bemessen ist, stehe ich ruckzuck auf und eile auf die Terrasse. Zu allem Überfluss finde ich Sandra planschend im Jacuzzi vor und höre, dass das Kind ins Landesinnere fahren möchte. Meine Mieterin fuchtelt mit ihrem Handtelefon herum und sagt, dass sie mit Frau Pontecorvo telefoniert und den “Big Cypress Preserve” (löblich: Grosse Zypressen Schutzgebiet) besuchen will.
09.00 Uhr Nach einem Wirbelbad leiste ich Sandra beim wichtigsten Mahl des Tages Gesellschaft und bringe heraus, dass wir in einer Stunde losfahren werden. Ausserdem kommt die Maid auf Frau Pontecorvo zu sprechen und unterbreitet, dass uns die Alte begleiten wird – das kann ja heiter werden.
10.00 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, scheuche ich Dixon zum Chevrolet und zögere nicht, das Signalhorn ertönen zu lassen. Meine Nachbarin lässt nicht lange auf sich warten und sagt, dass sie eine Wegzehrung vorbereitet hat. Da meine Kehle ausgetrocknet ist, genehmige ich mir eine Dose Diät Coca Cola und lasse dann den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten.
10.30 Uhr Mit durchdrehenden Pneus rase ich gen Osten davon und fröne während der kurzweiligen Reise dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Unter anderem hören wir, dass heute 167 Millionen Amerikaner aufgerufen sind, einen neuen Senat sowie einen neuen Präsidenten zu wählen – wie aufregend.
11.30 Uhr Nach einer Stunde verlassen wir den Highway 41 und fahren auf einem Schotterweg in die Everglades. Sandra knipst Photos am laufenden Band und unkt, dass in diesen Wäldern gefährliche Tiere hausen. Ich gebe dem unterbelichteten Kind Recht und flunkere, dass in diesen Breitengraden der sagenumwobene “Skunk Ape” (löblich: Stinktieraffe) zu Hause ist. Meine Nachbarin bestätigt dies und erzählt, dass Jäger im Jahre 1997 einen 2 Meter grossen Affen gesehen haben wollen.
12.00 Uhr Endlich erreichen wir einen Campingplatz und können das KFZ auf einem Besucherparkplatz abstellen. Mit schmerzendem Rücken quäle ich mich aus dem Fahrersitz und gebe vor, dass wir nun dem befestigten Wanderweg folgen und die Sümpfe erkunden werden. Sandra ist hellauf begeistert und wirft Dixon Stöckchen zu.
13.15 Uhr Wenig später treffen wir auf einen bärtigen Park Ranger (37) und vernehmen, dass es nicht anzuraten ist, ins Unterholz zu spazieren. Der freundliche Zeitgenosse steckt sich eine Zigarette an und plappert weiter, dass gestern ein schwedischer Rucksacktourist von einem Panther angefallen wurde – wie unlöblich. Obgleich ich keine Angst kenne, nehme ich mir den Ratschlag zu Herzen und mache schnell kehrt.
14.30 Uhr Völlig verschwitzt erreichen wir das frisch aufpolierte KFZ und ziehen es vor, die mitgebrachte Brotzeit zu verzehren. Unterdessen reibt sich Sandra die Hände und meint, dass die Everglades sehr schön sind. Ich beisse kraftvoll in ein Thunfischsandwich und mache die Maid darauf aufmerksam, dass der Staat alljährlich ein kleines Vermögen für den Umwelt- und Tierschutz bereitstellt.
15.00 Uhr Nachdem wir uns im Waschraum erfrischt haben, lasse ich den Motor aufheulen und gleiten entspannt nach Naples zurück. Um etwas Abwechslung zu bekommen, fahre ich am Meer entlang und gebe Frau Pontecorvo zu verstehen, dass Sandra in zwei Tagen abreisen wird. Meine Nachbarin seufzt laut und wirft ein, dass der Urlaub viel zu schnell vergangen ist – wie unlöblich.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, stelle ich die schweren Kuhjungenstiefel weg und mache es mir im klimatisierten Wohnzimmer bequem. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner spannenden Forschungsreise quer durch den nordamerikanischen Kontinent.
17.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und schalte den Fernseher ein, um mich über die Präsidentschaftswahl zu informieren. Sandra macht sich währenddessen in der Küche nützlich und zaubert ein Nudelgericht mit Pesto.
17.30 Uhr Als das Kind ordentliche Portionen serviert, meldet der Fernsehsprecher, dass die Bürger Floridas im Jahre 2008 Barack Obama das Vertrauen ausgesprochen haben. In diesem Jahr gehen die Meinungsforschungsinstitute jedoch davon aus, dass Mitt Romney die Mehrheit im Sonnenscheinstaat erringen wird – das ist phantastisch.
19.00 Uhr Gespannt folgen wir den FOX Abendnachrichten und lernen, dass das amtliche Endergebnis nicht vor Mitternacht zu erwarten ist. Trotzdem lege ich beste Laune an den Tag und entkorke eine Flasche Schaumwein der Nobelmarke Veuve Clicquot. Sandra nippt genüsslich am Sektkelch und meint, dass ich mir meiner Sache nicht zu sicher sein sollte. Ich winke demonstrativ ab und erwidere, dass Barack Obama in wenigen Stunden die Rechnung für vier Jahre Misswirtschaft erhalten wird.
21.00 Uhr Zwei Stunden später trudeln die ersten Auszählungen ein und wir erfahren, dass Mitt Romney auf die Wahlmänner aus South Carolina, North Carolina, Georgia und Texas zählen kann. Weil die Abstimmung äusserst knapp ist, hole ich eine weitere Flasche Schaumwein aus dem Eiskasten und entschliesse mich, noch etwas aufzubleiben.
22.00 Uhr Während Sandra Kartoffelchips knabbert, berichtet der CNN Sprecher, dass die Stimmauszähler in Florida ein Patt zwischen den amtierenden Präsidenten und seinem Herausforderer sehen – das ist ja allerhand. Ich reguliere die Klimaanlage und erhalte ausserdem die Auskunft, dass Romney nach 15 ausgezählten Staaten knapp vorne liegt.
23.15 Uhr Kurz nach 23 Uhr melden die grossen Fernsehanstalten, dass Barack Obama weitere vier Jahre im Amt bleiben wird. Obwohl die Stimmauszählung immer noch im Gang ist, scheinen die sogenannten “Swing States” Florida, Wisconsin, New Hampshire und Ohio an Obama zu gehen – wie schade.
23.30 Uhr Da die Wahl entschieden ist, reiche ich die Fernbedienung an Sandra weiter und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

Das amtliche Endergebnis 2012:

5. November 2012 – Mitt Romney gewinnt!

07.30 Uhr Die 45. Kalenderwoche beginnt und ich springe voller Tatendrang aus dem Bett. Mit einer schönen Melodie auf den Lippen schlendere ich in die Küche und werde Zeuge, wie Sandra einen überquellenden Aschenbecher ausleert. Wild gestikulierend stelle ich das Kind zur Rede und erfahre, dass es spätabends auf der Terrasse geraucht hat. Darüber hinaus kommt Sandra auf Thomas Abfahrt zu sprechen und meint, dass wir meinen ehemaligen Studienkollegen gegen 10 Uhr in der “Bob Evans” Wirtschaft treffen werden – das soll mir Recht sein.
09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten beende ich den Badespass und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Danach versorge ich Dixon mit frischem Trinkwasser und stelle zudem sicher, dass sein Napf mit Royal Canin Trockenfutter aufgefüllt wird.
10.15 Uhr Pünktlich auf die Minute treffen wir im Bob Evans Restaurant an der Immokalee Strasse ein und freuen uns, Thomas an einem runden Tisch anzutreffen. Der aus dem grossen Apfel stammende Advokat bietet uns Plätze an und plappert davon, dass er gleich nach Tampa fahren muss. Während Sandra traurig dreinblickt, ordern wir Frühstücke und tratschen über Thomas Arbeit. Der gute Mann versorgt mich mit Infos und behauptet, dass er derzeit ein grosses Unternehmen berät, das in den Focus der Finanzbehörden geraten ist. Mein Studienfreund schnalzt mit der Zunge und rechnet vor, dass er ein fürstliches Honorar einstreicht und bald eine eigene Penthouse Wohnung am Zentral Park (unlöblich: Central Park) kaufen wird – wie aufregend.
11.45 Uhr Nachdem wir uns verabschiedet und dem grauen Mietwagen meines Bekannten hinterher gewunken haben, scheuchen wir Dixon zum PS-strotzenden SUV und treten die Heimfahrt an. Meine Mieterin jammert in einer Tour und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass sie in drei Tagen ihre Koffer packen muss. Um der Maid eine kleine Freude zu bereiten, bringe ich einen Ausflug zur Sprache und stelle in Aussicht, dass wir morgen ins Landesinnere fahren werden, um gesundes Obst beim Bauern zu kaufen.
13.00 Uhr Just als ich das Auto auf der Einfahrt parke, werde ich auf zwei Anzugträger aufmerksam, die sich an meinem Briefkasten zu schaffen machen. Selbstverständlich spreche ich die Heinis an und höre, dass es sich hierbei um zwei Mitarbeiter der “Republican Party” (löblich: Republikanische Partei) handelt. Der Wortführer hält mir eine Hochglanzbroschüre unter die Nase und sagt, dass morgen ein neuer Präsident gewählt wird. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich leider nicht wahlberechtigt bin. Mein Gegenüber zuckt mit den Schultern und bittet mich, im Freundeskreis trotzdem die Werbetrommel für Mitt Romney zu rühren – wie schön.
13.45 Uhr Als endlich Ruhe und Frieden im Willoughby Drive eingekehrt ist, lege ich mich aufs Wohnzimmerkanapee und strecke die Beine aus – das tut gut.
14.45 Uhr Leider wird die himmlische Ruhe wenig später durch Sandras und Frau Pontecorvos Geplapper unterbrochen. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und zögere nicht, den Damen Gesellschaft zu leisten und Kaffee zu trinken. Während Dixon durch den Garten streift, tausche ich mich mit meiner Nachbarin aus und erzähle, dass eben zwei Mitt Romney Unterstützer geklingelt haben. Die Dame winkt ab und unterbreitet, dass sie vom “Early Voting” (löblich: Frühes Wählen) Gebrauch gemacht und ihre Stimme bereits am Sonntag Mitt Romney gegeben hat – das ist phantastisch.
16.00 Uhr Um die Nachmittagsstunden nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und kehre in die gute Stube zurück. Voller Tatendrang setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nach. Ich rufe Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und bemerke, dass es die Jugend in Deutschland derzeit besonders bunt treibt.
17.00 Uhr Nachdem ich die neuesten Einträge im Gästebuch überflogen habe, schalte ich das Arbeitsgerät aus und helfe Sandra bei der Zubereitung des Abendessens. Das unterbelichtete Kind schneidet Tomaten in mundgerechte Scheiben und kündigt an, nach dem Essen in die Stadt fahren zu wollen – das ist typisch.
18.15 Uhr Während sich das Mädchen schminkt, räume ich die Spülmaschine ein und erkläre, dass der vegetarische Reisauflauf gut geschmeckt hat. Sandra gibt mir Recht und wünscht mir einen schönen Abend.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit mache ich es mir in der Wohnstube bequem und fröne auf FOX einem Vorbericht zur Präsidentschaftswahl am Dienstag. Der Moderator präsentiert einige Schaubilder und stellt die Behauptung auf, dass Mitt Romney in der Wählergunst die Nase vorne hat – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
21.00 Uhr Laut gähnend schalte ich den Flachbildschirm aus und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang. Im Anschluss lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.

 Mitt Romney ist prima

22. Oktober 2012 – Das dritte und letzte Rededuell

07.30 Uhr Ich werfe nörgelnd die Bettdecke zur Seite und erkläre meinem schwanzwedelnden Haustier, dass Sandra in wenigen Stunden im Sonnenscheinstaat ankommen wird. Während der Rüde freudig auf und ab hüpft, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und nehme ein löbliches Wirbelbad.
09.30 Uhr Nachdem ich die wichtigste Mahlzeit des Tages verzehrt habe, statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und erzähle, dass am Abend Fräulein Corte zu Besuch kommen wird. Die Pontecorvo ist begeistert und lädt mich ein, auf der Terrasse Platz zu nehmen und einen Donut zu kosten – dazu sage ich nicht nein.
10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten tippe ich auf meine wertvolle ROLEX und lasse meine Gastgeberin wissen, dass ich nun zu “Bob’s Liquor Store” krusen und Getränke einkaufen muss. Darüber hinaus informiere ich über die Tatsache, dass meine Mieterin dem Alkohol verfallen ist und täglich eine Flasche Sekt trinkt. Meine Nachbarin macht grosse Augen und sagt, dass sie am Abend Freundinnen im Stadtzentrum treffen wird und mich nicht zum Flughafen begleiten kann – das soll mir auch Recht sein.
11.30 Uhr Wenig später betrete ich das Alkoholgeschäft meines Vertrauens und mache es mir zur Aufgabe, zwei Sechserpack Budweiser, bayerisches Bier aus dem Hause Löwenbräu, eine Flasche Jack Daniels sowie mehrere Dosen Diät Coca Cola in den Einkaufswagen zu laden. Herr Bob leistet mir beim Abschoppen Gesellschaft und berichtet, dass er mit dem Gedanken spielt, eine zusätzliche Kassenkraft einzustellen. Natürlich werde ich sogleich hellhörig und erwidere, dass ich finanziell keineswegs auf Rosen gebettet bin und den Tschob gerne annehmen würde. Mein Gegenüber schüttelt jedoch den Kopf und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er es vorziehen würde, eine junge Frau mit barocken Formen einzustellen – das ist ja allerhand.
12.30 Uhr Um insgesamt 67 Dollars erleichtert, verlasse ich das Geschäft und kehre ins benachbarte Mexikogasthaus “Cambalache” ein, um lustige Burritos zu bestellen – schmeckt gar nicht schlecht. Nebenher spüle ich meinen trockenen Hals mit einer Limettenlimonade durch und denke an Sandra, die just im Moment in einem DELTA Flugzeug den Atlantik überquert.
13.15 Uhr Nachdem ich die Rechnung bezahlt habe, trete ich mit Dixon die Heimfahrt in den Willoughby Drive an. Radiohörend quäle ich mich durch den zäh fliessenden Mittagsverkehr und freue mich auf eine kleine Pause.
14.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und zögere nicht, mich an den Schreibtisch zu setzen und mit der Anschnurseelsorge zu beginnen. Ausserdem rufe ich in Kanada an und erfahre von Amanda, dass es in Toronto ziemlich kalt ist. Ich schüttle mich demonstrativ und entgegne, dass in Florida noch immer der Hochsommer vorherrscht. Darüber hinaus kommt James Ehefrau auf Weihnachten zu sprechen und kündigt an, dass sie mit ihrer kleinen Familie die “staade Zeit” im Ferienhaus meines Bruders verleben wird – das ist phantastisch.
16.00 Uhr Nachdem Amanda vom gestrigen Bruce Springstein Konzert in Hamilton erzählt hat, beende ich das Telefonat und schalte die neuesten Einträge im Gästebuch frei. Danach gehe ich von der Leine und gönne mir einen kühlen Hopfentrunk im Freien. Während Dixon schnüffelnd durch das hohe Gras streift, kontaktiere ich Prof. Kuhn und lade ihn ein, mich gegen 20 Uhr zum Flughafen zu begleiten. Der schlaue Mann windet sich aus der Verantwortung und sagt, dass er am Abend bei Familie Satesh zu einem Kammerkonzert eingeladen ist – wie unlöblich.
17.00 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und richte in der Küche eine kalte Platte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo, Gurkenhappen aus dem Glas und würzigem Cheddarkäse an.
18.00 Uhr Im Anschluss mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und beisse kraftvoll zu – das schmeckt. Unterdessen fröne ich auf dem Bezahlsender “Showtime” einer Episode der beliebten Fernsehserie “Dexter” und werde Zeuge, wie der Hauptprotagonist einen feigen Meuchelmörder in Stücke hackt – da kommt Freude auf.
19.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Fort Myers zu rasen und Sandra abzuholen. Ich scheuche Dixon zum SUV und fahre auf dem Tamiami Trail gen Norden.
20.30 Uhr Pünktlich auf die Minute treffe ich am Ziel ein und stelle fest, dass der Flug aus Atlanta bereits gelandet ist. Nach kurzer Wartezeit stürmt Sandra rollkofferziehend aus dem Sicherheitsbereich und reicht mir die Hand. Ich heisse die Maid herzlich in Amerika Willkommen und bin mir nicht zu schade, ihr Reisegepäck zum Auto zu schleppen. Während der kurzweiligen Heimfahrt lässt die Urlauberin ihre Anreise Revue passieren und berichtet, dass sie während der Atlantiküberquerung mit einem freundlichen Mitreisenden ins Gespräch gekommen ist.
21.30 Uhr Zuhause angekommen, führe ich das gähnende Kind ins Gästezimmer und stelle klar, dass ich in der kleinen Villa keine Herrenbesuche dulden werde. Meine Mieterin nickt zustimmend und sagt, dass sie bald ins Bett gehen wird – papperlapapp. Ich lotse das Kind spornstreichs ins Wohnzimmer und schalte die Glotze ein.
22.30 Uhr Nachdem wir ein Bier getrunken und das dritte Rededuell der Präsidentschaftsanwärter Barack Obama und Mitt Romney im Fernsehen verfolgt haben, wünsche ich Sandra schöne Träume und lege mich Schlafen. Gute Nacht.

Rededuell – Video:

http://www.youtube.com/watch?v=4p9r3OWhegE

17. Oktober 2012 – Das zweite Rededuell: Obama – Romney

07.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und freue mich, in Dixons rehbraune Augen schauen zu können. Der Rüde wedelt freudig mit der Rute und fordert mich fiepend auf, endlich aufzustehen und die Terrassentüre zu öffnen. Wie es sich für einen Tierfreund gehört, komme ich prompt in die Gänge und zögere nicht, dem Lausbuben einen Kauknochen ins Maul zu stecken. Danach verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse bei einem Wirbelbad die Seele baumeln.
09.00 Uhr Just als ich aus der Wanne steige und in farbenfrohe Freizeitkleidung schlüpfe, stösst meine Zugehfrau die Haustüre auf und wünscht mir einen guten Morgen. Ferner möchte Frau Gomez wissen, ob ich mit den Streicharbeiten ihres Cousins zufrieden war. Ich nicke eifrig und führe die kleinwüchsige Mexikanerin umgehend in die renovierte Küche. Bei dieser Gelegenheit hinaus lobe ich ihren Verwandten über den Schellenkönig und stelle klar, dass der Miguel beste Arbeit abgeliefert hat.
10.00 Uhr Nach einem reichhaltigen Frühstück lasse ich den Autoschlüssel in meine Hosentasche wandern und erkläre Hund Dixon, dass wir nun zum Einkaufen fahren müssen. Der Rüde ist ganz aus dem Häuschen und rennt bellend zum Chevrolet Suburban.
10.30 Uhr Ich biege mit quietschenden Bremsen auf den PUBLIX Kundenparkplatz ab und mache mich daran, einer unterbelichteten Dame (76) mit Lockenwicklern in den Haaren einen Einkaufswagen streitig zu machen. Anschliessend betrete ich die klimatisierte Markthalle und lade Produkte des täglichen Bedarfs ein.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten kann ich die Waren auf die Ladefläche des SUV verfrachten und die Heimfahrt antreten. Da ich keine grosse Lust habe, stundenlang am heissen Herd zu stehen, fahre ich kurzerhand die “Bob Evans” Wirtschaft am Northbrooke Plaza Drive an und nehme mir das Recht heraus, das Mittagessen ausnahmsweise in einem Restaurant einzunehmen. Weil mein Magen knurrt und nach einer warmen Mahlzeit verlangt, winke ich einen Kellner an den Tisch und ordere etwas Speck für meinen tierischen Begleiter sowie einen deftigen “Three Cheese Burger” (löblich: Dreikäse Burger) für mich – schmeckt echt spitze.
13.15 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, treffe ich Frau Gomez teppichausklopfend auf der Terrasse an. Die Perle drischt auf meinen wertvollen Perser ein und plappert davon, dass vor wenigen Augenblicken Frau Pontecorvo geklingelt hat, um mich für 15 Uhr zum Kaffeekränzchen einzuladen. Ich reibe mir die Hände und entgegne, dass ich mich zuvor von den Strapazen des Vormittages erholen muss. Bevor die Putzfrau etwas erwidern kann, steige ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und falle völlig erschöpft aufs Wohnzimmersofa.
15.00 Uhr Pünktlich auf die Minute klingle ich am Nachbaranwesen und werde von Frau Pontecorvo zuvorkommend hereingebeten. Die Dame versorgt mich mit einem grossen Stück Kirschkuchen und erzählt, dass sie während der Morgenstunden in Fort Myers war und ein Strandkleid für Sandra gekauft hat. Ich beäuge den durchsichtigen Stoff argwöhnisch und lasse meine Tischnachbarin wissen, dass meine Mieterin Freudensprünge machen wird.
17.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden bedanke ich mich für die Einladung und kehre in mein bescheidenes Heim zurück. Während Dixon im Garten bleibt, mache ich mich in der Küche nützlich und brate ein vitaminreiches T-Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) im heissen Fett an – wie gut das duftet. Dazu gibt es einen kleinen Beilagensalat mit Thousand Island Dressing (löblich: 1.000 Insel Sauce).
18.30 Uhr Zu guter Letzt sorge ich in der Küche für Sauberkeit und vergesse auch nicht, die Arbeitsplatte mit einem nassen Lappen abzuwischen. Im Anschluss lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und folge in Dixons Gesellschaft den Abendnachrichten auf FOX. Unter anderem lerne ich, dass der erfolgreiche Landmusiksänger Alan Jackson heute seinen 54. Geburtstag feiert. Wie jedes Kind weiss, wuchs der Sänger in Newnan, GA auf veröffentlichte bereits im Jahre 1989 sein erstes Studioalbum mit dem Titel “Here in the Real World” (löblich: Hier in der realen Welt) – wie aufregend.
20.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf ABC und schaue mir eine Wiederholung der zweite Fernsehdebatte der beiden Präsidentschaftskandidaten an. Der Amtsinhaber Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney liefern sich einen ungewöhnlich heftigen Schlagabtausch. Romney war wie schon beim ersten Rededuell der bessere Kandidat und warf Obama vor, immer höhere Schulden anzuhäufen und die Vereinigten Staaten auf “die Strasse nach Griechenland” zu führen – wie wahr.
21.30 Uhr Nach eineinhalb spannenden Minuten schalte ich ab und scheuche das Haustier noch einmal Mal durch den Garten. Danach reguliere ich die Klimaanlage und gehe müde ins Bett. Gute Nacht.

Rededuell – Video:

4. Oktober 2012 – Mitt Romney vs. Barack Obama

07.30 Uhr Der Radiowecker geht an und ich habe das Titellied des dritten “Little Big Town” Studioalbums im Ohr. Während die aus Alabama stammenden Sangeskünstler “Tornado” zum Besten geben, absolviere ich die Morgengymnastik und komme prompt ins Schwitzen. Admiral a.D. Bürstenbinder gesellt sich nach wenigen Minuten an meine Seite und sagt, dass er heute Wäsche waschen muss – das soll mir auch Recht sein.
09.00 Uhr Just als ich aus der Wirbelbadewanne steige und mich in modische Freizeitkleidung zwänge, fährt der verrostete Kleinwagen meiner Putzfrau vor. Ich laufe ruckzuck zur Türe und heisse Frau Gomez herzlich willkommen. Ferner gebe ich zu Protokoll, dass Friedbert grosse Probleme hat, die in die Jahre gekommene Waschmaschine einzustellen. Die fleissige Zugehfrau fixiert mich skeptisch und meint, dass es langsam an der Zeit wäre, eine neue Maschine zu kaufen – wie wahr.
10.00 Uhr Während die kleinwüchsige Mexikanerin mit dem Staubwedel durchs Haus flitzt, setze ich mich an den Frühstückstisch und schalte das praktische iPad ein. Ich beisse kraftvoll zu und suche nebenbei nach einem örtlichen Fachhändler, der deutsche Qualitätswaschmaschinen feilbietet – leider ohne Erfolg.
10.45 Uhr Nach Rücksprache mit Frau Gomez, entschliesse ich mich, ein WAL MART Angebot wahrzunehmen und 440 Dollars in ein leistungsstarkes HAIER Gerät zu investieren. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, eile ich mit Friedbert und Hund Dixon im Schlepptau zum Chevrolet, um das WAL MART Supercenter am Juliet Boulevard anzusteuern.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten betreten wir die Filiale und schieben einen Einkaufswagen in die Elektroabteilung. Nach kurzer Suche werden wir fündig und machen es uns zur Aufgabe, den preisreduzierten Frontlader mit vereinten Kräften aufzuladen. Danach werden wir an der Kasse vorstellig und sehen uns genötigt, 440 Scheine herauszurücken. HEUREKA – was muss ich denn noch alles ertragen.
12.30 Uhr Weil ich keine Lust habe, bei annähernd 85°F (29°C), den Kochlöffel zu schwingen, lade ich Admiral a.D. Bürstenbinder kurzerhand in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Schnellessgaststätte ein. Wir verzehren vitaminreiche Cheeseburger (löblich: Käseburger) und plaudern über Sandras anstehenden Urlaub. Mein Tischnachbar schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und meint, dass es kein Vergnügen werden dürfte, die aufmüpfige Maid vom 22. Oktober bis zum 8. November in der kleinen Villa zu beherbergen – wie wahr.
14.00 Uhr Zuhause angekommen, spucken wir in die Hände und machen uns daran, die Neuanschaffung aus der Verpackung zu heben. Da ich handwerklich sehr geschickt bin, fällt es mir nicht schwer, das Gerät mit dem Wasser- und Stromkreislauf zu verbinden. HEUREKA – das soll mir erst mal einer nachmachen.
15.00 Uhr Nach nicht einmal sechzig Minuten können wir die Arbeit beenden und den “ON” (löblich: AN) Knopf betätigen. Friedbert freut sich wie ein Honigkuchenpferd und zögert nicht, Schmutzwäsche in die Trommel zu verfrachten und den Feinwaschgang auszuwählen – da kommt Freude auf.
16.00 Uhr Während mein Gast in der Hollywoodschaukel Platz nimmt und mit Edelbert telefoniert, setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nach. Wie fast jeden Tag, rufe ich auch heute Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab, und helfe Erziehungsberechtigten bei schwerwiegenden Problemen. Darüber hinaus mache ich mich im Internetz über das erste Fernsehduell der beiden Präsidentenanwärter schlau und lerne, dass der republikanische Herausforderer dem amtierenden Staatsoberhaupt klar die Schau gestohlen hat. Während Barack Obama gelangweilt wirkte, war Mitt Romney angriffslustig und gewitzt. Herr Romney schoss sich vor allem auf die Wirtschaftspolitik des Präsidenten ein. “Barack Obama habe die Wirtschaft auf einen erfolglosen Pfad geführt, die Staatsschulden aufgebläht und es nicht geschafft, die Arbeitslosenquote von zuletzt 8,1 Prozent zu senken” sagte Romney und stellte klar, dass er es besser machen wird – wie schön.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 5 zugeht, schalte ich das Arbeitsgerät aus und mache mich in der Küche nützlich. Ich bereite das Abendessen vor und höre von Friedbert, dass Edelbert am Abend bei Frau Brandie eingeladen ist. Ich zucke mit den Schultern und erwidere, dass ich es vorziehen werde, daheim zu bleiben. Der ehemalige Seefahrer gibt mir Recht und deckt den Terrassentisch mit dem besten Geschirr ein.
19.00 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit mache ich es mir im Wohnzimmer gemütlich und fröne in Friedberts und Hund Dixons Gesellschaft dem Hollywoodstreifen “Independence Day” (löblich: Unabhängigkeitstag). Die Produktion aus dem Jahre 1996 erzählt in spektakulären Bildern die Geschichte eines ausserirdischen Überfalls auf die Erde – wie aufregend.
21.30 Uhr Endlich flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich reiche die Fernbedienung gähnend an Friedbert weiter und unternehme mit dem Vierbeiner einen Gassigang durch den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.