24. August 2016 – Endlich Regen

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08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich bemerke, dass es während der Nacht zu regnen begonnen hat. Erleichtert stelle ich die Klimaanlage ab und lasse es mir nicht nehmen, sämtliche Türen und Fenster zu öffnen. Hund Dixon ist ebenfalls begeistert und rennt wie von Sinnen hinaus, um ausgelassen durchs nasse Gras zu laufen.
08.30 Uhr Nachdem ich in der guten Stube meine Muskeln gestählt habe, verabschiede ich mich ins Bad und läute den jungen Morgen mit einem lustigen Wirbelbad ein. Darüber hinaus telefoniere ich mit Prof. Kuhn und erfahre, dass der gute Mann bereits heute seinen Hartschalenkoffer mit Kleidung befüllen wird. Mein Bekannter ist ganz aufgeregt und rechnet vor, dass wir bereits in vier Tagen nach Minnesota ausfliegen werden – das ist phantastisch.

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In vier Tagen fliegen wir nach Minneapolis

09.30 Uhr Beschwingt beende ich den Badespass und fasse den Entschluss, Edelberts Beispiel zu folgen und meine Habseligkeiten zusammenzusuchen. Bevor ich mich ans Werk mache, rufe ich jedoch den Vierbeiner ins Haus und lasse mir die wichtigste Mahlzeit des Tages in der Küchen schmecken. Nebenher navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und lerne auf der Heimseite des “Weather Channel” (löblich: Wetterkanal), dass uns in Minneapolis traumhaftes Wetter mit Temperaturen um die 77°F (25°C) erwarten wird. Ich blicke freudig zu Dixon und erkläre dem Rüden, dass er im sogenannten “North Star State” (löblich: Nord Stern Staat) ebenfalls auf seine Kosten kommen wird.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten leere ich meinen Kaffeebecher und mache es mir zur Aufgabe, unter den skeptischen Blicken meines tierischen Mitbewohners den Rollkoffer aus der Garage zu holen. Danach wische ich das Gepäckstück mit einem nassen Lappen ab und befülle es mit lustigen HELLO KITTY Socken, zwei Paar Tschienshosen, Flanellhemden sowie meiner praktischen Wanderhose. Bei dieser Gelegenheit verrate ich Dixon, dass wir auch den “Minneopa Park” besuchen werden, der für seine zahlreichen Wasserfälle weltbekannt ist.

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Lustige Socken

10.45 Uhr Weil ich auch meinen Reisepass sowie den Führerschein benötige, verfrachte ich die Dokumente kurzerhand in meinen Brustbeutel und vergesse auch nicht, ein Bündel Dollarnoten im Koffer zu verstauen.
11.00 Uhr Zu guter Letzt lege ich meine nagelneuen Wanderschuhe aus dem Hause LOWA dazu und stelle den Koffer in den Hausflur. Im Anschluss nehme ich diätcolaschlürfend am Schreibtisch Platz und mache mich über die Wandermöglichkeiten im Bundesstaat Minnesota schlau. Natürlich beäuge ich auch auf GOOGLE MAPS (löblich: Google Landkarten) den Minneopa Park und komme zu dem Ergebnis, dass wir gleich nach unserem Aufenthalt in Minneapolis den besagten Forst ansteuern sollten. Bei dieser Gelegenheit segle ich auch auf die Internetzpräsenz des Reisevermittlers EXPEDIA und erfahre im Kundenportal, dass unser Direktflug ab Fort Myers, FL pünktlich am kommenden Sonntag um 12 Uhr starten wird.
11.30 Uhr Nachdem ich mir die Mietautobuchung ausgedruckt habe, gehe ich von der Leine und lasse Dixon wissen, dass wir nun einen Abstecher zur “Pelican Larry’s Raw Bar & Grill“ Gastwirtschaft machen werden. Der Hund ist ganz aus dem Häuschen und folgt mir brav nach draussen – da kommt Freude auf.
12.15 Uhr Nach einem erquickenden Spaziergang bei leichtem Nieselregen, betreten wir die Wirtschaft und werden von Wirt Larry herzlich begrüsst. Da ich grossen Durst habe, ordere ich einen Pitcher (löblich: Krug) Rolling Rock Bier und bitte den Gaststättenbetreiber ausserdem, einen saftigen Cheeseburger (löblich: Käseburger) zu servieren.

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Ich beisse kraftvoll zu

12.45 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, berichte ich dem Schankkellner von meiner anstehenden Reise. Der Heini schnalzt demonstrativ mit der Zunge und jammert, dass er in diesem Jahr leider nicht vereisen wird. Ich zucke mit den Schultern und lasse Dixon vom Burger abbeissen – schmeckt gar nicht schlecht.
13.45 Uhr Nachdem ich dem Wirt ein stattliches Trinkgeld beschert habe, mache ich mich auf den Heimweg und kehre kurzentschlossen in den “Circle K” Supermarkt ein, um ein Sechserpack Budweiser einzukaufen.
14.15 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann aus den Kuhjungenstiefeln (löblich: Cowboyboots) schlüpfen. Zudem lasse ich die Jalousien nach unten gleiten und lege im Wohnzimmer eine kleine Pause ein – das tut gut.
15.15 Uhr Redlichst ausgeruht schwinge ich mich vom Kanapee und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Auch heute studiere ich die elektrische Post und schrecke nicht davor zurück, leidgeprüften Erziehungsberechtigten bei schwerwiegenden Problemen zu helfen.

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Oans, zwoa, drei, gsuffa …

16.00 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 4 Uhr zugeht, beende ich die Arbeit und schnappe mir eine Flasche Budweiser aus dem Eiskasten. Anschliessend mache ich es mir auf der Terrasse bequem und beobachte einen Pelikan, der am Teich nach Fischen Ausschau hält. Wie nicht anders zu erwarten, schnellt prompt die Echse Billy aus dem trüben Wasser und verschlingt den Vogel mit Haut und Haaren – wie aufregend.
17.00 Uhr Weil mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt, laufe ich mit schnellen Schritten in die Küche und schalte den Herd an. Fachmännisch schütte ich etwas Olivenöl in eine Pfanne und brate ein vitaminreiches T-Knochen Schnitzel (unlöblich: T Bone Steak) an. Dazu gibt es Buttergemüse sowie einen Tomatensalat – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
18.00 Uhr Nach dem reichhaltigen Abendessen gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und schaue mir die Nachrichten auf FOX an. Unter anderem vernehme ich, dass just heute vor 24 Jahren der Hurrican Andrew über Florida fegte und 26 Menschen tötete – wie schrecklich.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit gebe ich mich einer Dokumentation hin und lerne, dass vor 100 Jahren der “National Park Service” ins Leben gerufen wurde. Wie jedes Kind weiss, ist der NPS seitdem mit der Aufgabe betraut, sämtliche Naturschutzgebiete des Landes zu pflegen. Ich staune nicht schlecht und bringe heraus, dass es derzeit 59 offizielle Nationalparks gibt, die zusammen eine Gesamtfläche von 210.000 km² umfassen – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Nach einer weiten Folge schalte ich die Glotze aus und unternehme mit Dixon einen kleinen Rundgang durch den durchnässten Garten. Danach schliesse ich die Fenster und gehe zu Bett. Gute Nacht.

23. August 2016 – Ist Hund Dixon krank?

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Pünktlich zum Achtuhrläuten stehe ich auf und stelle fest, dass Dixon auch schon auf den Beinen ist und das ganze Wasser aus seinem Napf ausgeschlabbert hat. Da nicht nur der Mensch, sondern auch Haustiere während der heissen Jahreszeit viel trinken müssen, fülle ich frisches Leitungswasser nach und kredenze dem Rüden ausserdem etwas Trockenfutter.
08.30 Uhr Danach trete ich bei schweisstreibenden Temperaturen auf die Terrasse und nehme mir das Recht heraus, meine eingeschlafenen Glieder zu lockern. Zudem tratsche ich mit meinem Nachbarn und erzähle Herrn Booth, dass ich am Sonntag nach Minnesota ausfliegen werde. Der hochdekorierte Vietnamveteran ist hellauf begeistert und beteuert, dass der zwölftgrösste Bundesstaat seit 1858 Mitglied der Vereinigten Staaten ist. Ich nicke eifrig und belehre, dass es eine Gaudi werden wird, Minneapolis zu besichtigen und mit dem Auto nach Sleepy Eye und Walnut Grove zu krusen. Mein Gegenüber zwinkert mir redlichst zu und mutmasst, dass ich ein Freund der Fernsehserie “Little House on the Prairie” (löblich: Unsere kleine Farm) bin – das kann man laut sagen.

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Frau Laura Ingalls schrieb “Unsere kleine Farm”

09.00 Uhr Völlig verschwitzt kehre ich in die klimatisierte Villa zurück und bemerke, dass Dixons Trinknapf schon wieder leer ist. Besorgt nehme ich den Vierbeiner ins Visier und erkundige mich, ob er krank ist. Der Rüden blickt traurig drein und zieht es vor, sich auf dem Sofa einzurollen – gleich platzt mir der Kragen.
09.30 Uhr Während des Badevergnügens rufe ich kurzerhand in der Praxis von Dr. Cole an und lasse mich spornstreichs mit dem Veterinär meines Vertrauens verbinden. Der gute Mann nimmt sich meinen Problemen an und meint, dass Dixon womöglich das schwülwarme Wetter nicht verträgt. Ich mache mir grosse Sorgen und lasse den Tierarzt wissen, dass ich gleich losfahren und in Bälde in der Praxis sein werde.

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Hund Dixon muss zum Tierarzt

10.15 Uhr Seufzend hüpfe ich aus der Wanne und schlüpfe in modische Freizeitkleidung. Danach scheuche ich Dixon zum Auto und schicke mich an, mit quietschenden Pneus aus dem Wohngebiet zu preschen.
10.45 Uhr Am Ziel angekommen, habe ich grosse Schwierigkeiten, den Hund in die Praxis zu locken. Letztendlich zerre ich ihn an der Leine zum Empfang und erkläre der däumchendrehenden Sprechstundenhilfe, dass ich von Dr. Cole erwartet werde. Die Dame heisst mich herzlich Willkommen und sagt, dass mich der Veterinär im Behandlungsraum 1 empfangen wird – das hört man gerne.
11.15 Uhr Nach fünfzehnminütiger Wartezeit kommt der Arzt endlich dazu und lässt es sich nicht nehmen, Dixon eingehend zu untersuchen. Darüber hinaus nimmt Dr. Cole auch den Impfpass in Augenschein und setzt mich darüber in Kenntnis, dass seit der letzten Wurmkur ein Jahr vergangen ist. Bevor ich antworten kann, öffnet der gute Mann eine Schublade und holt eine Tablettenschachtel hervor, um Dixon zwei Pillen zu verabreichen.
11.45 Uhr Kurz bevor die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, legt Dr. Cole sein Stethoskop beiseite und unterbreitet, dass Dixon kerngesund ist. Ich gebe mich erleichtert und vernehme, dass viele Hunde Probleme mit dem viel zu heissen Klima haben. Dr. Cole versorgt mich mit allerhand Ratschlägen und legt mir nahe, meinen Liebling in der Mittagshitze nicht im Freien spielen zu lassen.
12.15 Uhr Um insgesamt 120 Dollars erleichtert, verlasse ich die Praxis und schicke mich an, auf schnellstem Weg nach Hause zu rasen. Währenddessen stelle ich die Klimaanlage höher und lausche dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – was kann es schöneres geben.
12.45 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mich mit knurrendem Magen in die gute Stube und verfrachte eine Tiefkühlpizza ins Backrohr. Ausserdem erhebe ich mahnend den Zeigefinger und gebe meinem hechelnden Mitbewohner zu verstehen, dass er erst am Abend in den Garten hinaus darf.
13.30 Uhr Während ich mir das Mittagessen einnehme, klingelt das Telefon. Zu allem Überfluss meldet sich Frau Pontecorvo aus Jacksonville und möchte wissen, ob ich schon in ihrem Zuhause nach dem Rechten geschaut habe. Ich schüttle den Kopf und antworte, dass ich den ganzen Vormittag in der Tierarztpraxis zubringen musste.

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Der Rüde bekommt einen Kauknochen

14.00 Uhr Nach der Plauderei stecke ich Dixon einen Kauknochen ins Maul und falle aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und sehe mich im Traum auf die staubigen Pfade des Appalachian Trails versetzt.
15.00 Uhr Ich öffne ich Augen und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie Edelberts JEEP vor der kleinen Villa zum Stehen kommt. Natürlich bitte ich meinen Bekannten zuvorkommend herein und berichte, dass Dixon das subtropische Klima nicht verträgt. Der schlaue Mann wischt sich die Schweissperlen von der Stirn und sagt, dass er auch ganz schlapp ist und aus dem Schwitzen gar nicht mehr herauskommt. Um Edelbert eine kleine Freude zu bereiten, kredenze ich ihm ein kühles Bier sowie lustige Lay’s Kartoffelchips – das schmeckt.
15.30 Uhr Nebenher lasse ich den Ausflug zum Tierarzt Revue passieren und rechne vor, dass ich um 120 schwerverdiente Dollars gebracht wurde. Der Professor atmet tief durch und meint, dass ich froh sein kann, einen gesunden Hund an meiner Seite zu haben – das kann man laut sagen.
16.15 Uhr Wenig später öffne ich die Terrassentüre und halte meinen tierischen Mitbewohner an, sich im Schatten zu tummeln. Ferner hole ich zwei weitere Hopfenkaltschalen aus dem Eiskasten und proste Edelbert redlichst zu.

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Wir trinken viel

17.00 Uhr Nachdem sich mein Bekannter verabschiedet hat, mache ich mich in der Küche nützlich und erwärme tiefgefrorene Hühnerleber. Prompt kommt Dixon von seinem Ausflug zurück und kann es kaum noch erwarten, sein wohlverdientes Abendessen zu verzehren. Ich schenke dem Rüden ein Lächeln und zaubere für mich eine Wurstplatte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo sowie Gewürzgurken aus dem Glas.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen verfrachte ich das schmutzige Geschirr in die Spüle und verabschiede mich in den Feierabend. Während es sich Dixon neben der Klimaanlage bequem macht, schalte ich die Glotze ein und verfolge die Abendnachrichten auf FOX.

19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich auf den Bezahlsender AMC, wo just im Moment der Vorspann zur neuen Staffel des beliebten Fernsehspiels “Halt and Catch Fire” anläuft. Ich lehne mich kartoffelchipsknabbernd zurück und sehe mich in die frühen 1980er Jahren versetzt.
22.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Zu guter Letzt verschliesse ich sämtliche Türen und Fenster und lege mich schlafen. Gute Nacht.

20. August 2016 – Reinhard fliegt bald nach Minneapolis

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Hallo Leute,

gestern feierte Reinhards Nachbarin Geburtstag!
Ich hab’ natürlich in Naples angerufen und Frau Pontecorvo alles Gute gewünscht. Während des Telefonats habe ich erfahren, dass sich mein Vermieter ziemlich in Unkosten gestürzt und einen KENZO Duft gekauft hat. “Flower by Kenzo” hat immerhin 18 Dollar gekostet 🙂

Ausserdem waren die Beiden beim Mittagessen in der Stadt und haben sich im “Pazzo! Cucina Italiana” mit Edelbert und Herrn Wang getroffen. Eine abendliche Party musste leider ausfallen, da sich Frau Pontecorvo am heutigen Morgen nach Jacksonville verabschieden wird. Sie möchte zwei oder drei Wochen bei ihrer Freundin Blanche bleiben und dem heissen Klima in Floridas Süden entfliehen.

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Laura Ingalls Wilder

Reinhard und Edelbert werden sich am kommenden Sonntag auch aus Florida verabschieden. Wie ihr sicher gelesen habt, werden die Rentner nach Minnesota fliegen, um Minneapolis sowie die Schauplätze des Romanerfolgs “Unsere kleine Farm” von Laura Ingalls Wilder zu besuchen. Reinhard ist total happy und freut sich schon, Sleepy Eye, Walnut Grove und Mancato zu sehen.

So, ich mach’ mich jetzt chic und werde mich gleich mit Cousin Bernd im Kino treffen.
Morgen hört ihr wieder von mir.
Eure Sandra

19. August 2016 – Frau Pontecorvos Geburtstag

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08.00 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und hüpfe ausgelassen aus dem Bett, um auf der Terrasse die Morgengymnastik zu absolvieren. Unterdessen spähe ich zum Nachbarhaus und fasse den Entschluss, Frau Pontecorvo nach dem Badevergnügen einen Besuch abzustatten. Juchzend schlage ich einen Purzelbaum und lasse Hund Dixon wissen, dass die Alte heute ihren Geburtstag feiert.
08.30 Uhr Nachdem ich den Trinknapf meines Haustieres aufgefüllt habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem prima Wirbelbad. Ferner telefoniere ich mit Edelbert und gebe zu Protokoll, dass ich meine Nachbarin zum Mittagessen ins “Pazzo! Cucina Italiana” Gasthaus einladen werde. Der schlaue Mann schnalzt mit der Zunge und verspricht, Herrn Wang Bescheid zu geben und pünktlich zur Mittagszeit in besagtem Restaurant zu sein – das hört man gerne.

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Alles Gute zum Geburtstag

09.30 Uhr Just als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf halb Zehn zugeht, schnappe ich mir das Präsent vom Küchentisch und eile nach Nebenan. Frau Pontecorvo begrüsst mich überschwänglich und macht es sich zur Aufgabe, das Geschenk auszupacken. Natürlich ist die Perle hellauf begeistert und zögert nicht, neugierig am Flakon zu schnüffeln. Ich folge der Dame schmunzelnd in die gute Stube und stelle klar, dass ich mich anlässlich ihres Ehrentages in Unkosten gestürzt habe. Meine Nachbarin bedankt sich artig und lädt mich ein, mir ihr das Frühstück einzunehmen – das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
10.00 Uhr Während es sich Dixon neben der Klimaanlage bequem macht, nippe ich am Kaffeehaferl und berichte, dass wir in einer Stunde in die Stadt krusen und im renommierten “Pazzo! Cucina Italiana” essen werden. Darüber hinaus komme ich auf Edelbert zu sprechen und erwähne, dass sich unser gemeinsamer Bekannter auch angekündigt hat. Meine Tischnachbarin beisst kraftvoll in ein Croissant (löblich: französisches Hörnchen) und beteuert, dass sie am Abend mit Freundinnen ins Lichtspielhaus gehen und sich den neuen Dokumentarfilm “Lo and Behold: Reveries of the Connected World” des deutschen Regisseurs Werner Herzog anschauen wird. Ich mache grosse Augen und entgegne, dass ich mit den Filmen dieses Schnösels gar nichts anfangen kann. Lachend erinnere ich mich an das Jahr 1982 zurück und erzähle, dass ich vor 34 Jahren im Münchner “Mathäser Filmpalast” den hochgelobten Spielfilm “Fitzcarraldo” gesehen habe und nach nur 15 Minuten eingeschlafen bin.
11.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, um die Zelte im Willoughby Drive abzubrechen. Ich wische mir mit einer Serviette über den Mund und führe Frau Pontecorvo zum PS-strotzenden Chevrolet. Anschliessend preschen wir hupend von dannen und steuern zielsicher das Stadtzentrum an.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten parken wir das Auto am “Cambier Park” und legen die letzten Meter zum Gasthaus unseres Vertrauens auf Schusters Rappen zurück. Nebenher kündige ich an, dass ich mir eine vitaminreiche Schinkenpizza schmecken lassen werde. Frau Pontecorvo winkt ab und meint, dass sie panierte Calamari ordern wird – das soll mir auch Recht sein.

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Ich lasse mir eine Pizza schmecken

12.00 Uhr Pünktlich auf die Minute finden wir uns im “Pazzo!” wieder und können Edelberts und Herrn Wangs Hände schütteln. Wie nicht anders zu erwarten, überreichen die Beiden meiner Nachbarin farbenfrohe Blumensträusse und nehmen sich auch das Recht heraus, der kleinen Frau Bussis auf die Wange zu hauchen.
12.30 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und erzähle Herrn Wang, dass ich in neun Tagen nach Minnesota ausfliegen werde. Prof. Kuhn nickt eifrig und sagt, dass es eine Gaudi werden wird, die schöne Stadt Minneapolis sowie die Schauplätze des Romanerfolgs “Unsere kleine Farm” zu sehen.
13.30 Uhr Nachdem wir aufgegessen haben, verlassen wir die Wirtschaft und verschaffen Dixon etwas Auslauf. Unterdessen plaudert Frau Pontecorvo angeregt mit Herrn Wang und meint, dass sie ebenfalls verreisen und in der kommenden Woche ihrer Freundin Blanche in Jacksonville einen Besuch abstatten wird.
14.00 Uhr Zum Abschluss unseres Bummels zücke ich meine Geldbörse und lade meine Freude zu einem Eis ein. Ich lecke mir die Lippen und fasse den Entschluss, drei Ballen Pistazie zu fressen – schmeckt gar nicht schlecht.
14.45 Uhr Endlich treffen wir am Auto ein und können uns von Herrn Wang und Edelbert verabschieden. Als Kavalier der alten Schule helfe ich Frau Pontecorvo anschliessend auf den Beifahrersitz und bringe sie in einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt sicher ins Wohngebiet zurück.
15.15 Uhr Zuhause angekommen, verabschiede ich meine Nachbarin per Handkuss und wünsche ihr einen schönen Kinoabend. Danach schleppe ich mich mit letzter Kraft in die kleine Villa und falle gähnend aufs Kanapee.

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Hund Dixon fiept

16.00 Uhr Leider wird mein Müssiggang bald durch Dixons stetiges Fiepen unterbrochen. Augenrollend stehe ich auf und registriere, dass der Rüde Gassi gehen möchte. Obgleich es viel zu heiss ist, nehme ich die Leine zur Hand und folge Dixon zum “La Playa Golfplatz”. Der lustige Fellträger flitzt wie von der Tarantel gestochen durchs hohe Gras und apportiert Golfbälle am laufenden Band – das macht Spass.
17.00 Uhr Völlig verschwitzt treffe ich zu Hause ein und heize den Backofen vor. Anschliessend hole ich ein tiefgefrorenes Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne) aus dem Eiskasten und kann es kaum noch erwarten, mir die Wampe voll zu schlagen. Dazu gibt es einen schmackhaften Gurkensalat sowie ein perfekt eingeschenktes Weissbier – da kommt besonders grosse Freude auf.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen gehe ich zum gemütlichen Teil des langen Tages über und lasse mich neben dem hechelnden Vierbeiner auf dem Kanapee nieder. Um auf dem Laufenden zu bleiben, fröne ich den FOX Nachrichten und informiere mich über den Präsidentschaftswahlkampf.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf den Bezahlsender HULU, um mir die letzten beiden Folgen der langweiligen Zeitreiseserie “11.22.63” anzuschauen.
21.00 Uhr Als endlich der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Danach verriegle ich die Haustüre und ziehe mich übermüdet ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

16. August 2016 – Neue Wanderschuhe

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07.45 Uhr Ich werde kurz vor dem Achtuhrläuten durch eigenartige Geräusche geweckt. Um mir einen genauen Überblick zu verschaffen, rolle ich mich aus dem Bett und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie Herr Connor allerhand Zeug in sein WINNEBAGO Wohnmobil verlädt – wie unlöblich.
08.15 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert habe, werfe ich mir den Bademantel über und statte meinem Nachbarn einen Besuch ab. Herr Connor wünscht mir einen guten Tag und vertellt, dass er die letzten zwei Ferienwochen ausnutzen wird, um mit seiner Ehefrau und den vorlauten Kindern Francis und Emily zu verreisen. Darüber hinaus erfahre ich, dass die Leute zum “Walt Disney World Resort” nach Orlando krusen wollen. Ich blicke skeptisch drein und entgegne, dass ich mir solche Luxusreisen leider nicht leisten kann – wie schade.

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Der Schrotthaufen der Nachbarn

08.45 Uhr Seufzend kehre ich in die Villa zurück und mache es mir zur Aufgabe, Wasser in die Wirbelbade laufen zu lassen. Ausserdem rufe ich bei Edelbert an und erzähle, dass ich grosse Lust hätte, in Julies Restaurant zu frühstücken. Der Professor freut sich und meint, dass wir uns gegen 10 Uhr in der Wirtschaft treffen könnten.
09.30 Uhr Um meinen Bekannten nicht warten zu lassen, steige ich zeitnah aus der Wanne und hole farbenfrohe Freizeitkleidung aus dem begehbaren Wandschrank. Danach schlüpfe ich in eine karierte Bermudahose sowie in ein lustiges Hawaiihemd und lasse Hund Dixon wissen, dass ich heute besonders schnieke aussehe. Der Rüde hüpft ausgelassen auf und ab und folgt mir brav zum Chevrolet Suburban – da kommt Freude auf.

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Bald reise ich nach Minneapolis

10.00 Uhr Pünktlich finde ich mich in Julies Restaurant ein und stelle wohlwollend fest, dass Edelbert bereits vor Ort ist und zwei Frühstücke bestellt hat. Ich setze mich spornstreichs dazu und bitte die Wirtin, etwas Schinken für meinen tierischen Begleiter zu servieren. Anschliessend wende ich mich Edelbert zu und vernehme, dass er während des gestrigen Nachmittags Reisepläne geschmiedet hat. Zudem händigt mir der gute Mann einen Heimrechnerausdruck aus und unterbreitet, dass Wanderfreunde im Bundesstaat Minnesota zahlreiche Parks und Waldgebiete erkunden können. Wissbegierig nehme ich die aufgeführten Trails (löblich: Wanderwege) ins Visier und erkläre meinem Tischnachbarn, dass es eine Gaudi wäre, unsere Forschungsreise nach Minneapolis zum Anlass zu nehmen, um den “Minneopa State Park” zu besuchen. Edelbert nickt eifrig und informiert, dass der besagte Staatspark für seine zahlreichen Wasserfälle weltbekannt ist – wie aufregend.
11.00 Uhr Nach vier Kaffees bringt uns Frau Julie die Rechnung und bittet uns, den Tisch für die wartenden Gäste freizumachen. Wir nicken eifrig und bescheren der kleinen Frau ein stattliches Trinkgeld. Im Anschluss kehren wir zu den Autos zurück und kommen überein, dass wir nun zum WAL MART Supercenter rasen und uns nach Wanderschuhen umsehen sollten.
11.30 Uhr Wenig später betreten wir den klimatisierten Flachbau am Collier Boulevard und schlendern plaudernd zur Sportabteilung. Nebenher erfahre ich vom Professor, dass die WAL MART Handelskette der grösste Energieverbraucher der USA ist. Um die immensen Stromkosten zu senken, hat das Eigentümerkonsortium die Dächer von knapp 350 Filialen mit hocheffizienten Solaranlagen versehen – das ist phantastisch.
12.00 Uhr Beeindruckt finden wir uns vor einem Schuhregal ein und können uns wegen der unzähligen Modelle kaum entscheiden. Als sich endlich ein Verkäufer an unsere Seite gesellt, berichten wir von unserer anstehenden Reise nach Minnesota und verraten, dass wir uns die Wasserfälle des “Minneopa Parks” ansehen wollen. Der Knecht legt den Zeigefinger an die Unterlippe und empfiehlt, wasserabweisende Schuhe aus dem Hause LOWA auszuwählen. Ich fackle nicht lange und nehme mir das Recht heraus, ein Paar “PHOENIX MESH” anzuprobieren. Edelbert folgt meinem Beispiel und sagt, dass diese Treter wie angegossen passen – wie wahr.


Löbliche Wanderschuhe

13.15 Uhr Nachdem wir einer Kassiererin 160 Dollars überlassen haben, verlassen wir das Kaufhaus. Ich reiche Edelbert die Hand und gebe zu Protokoll, dass ich mir nun einen ruhigen Nachmittag gönnen werde.
14.00 Uhr Zurück in meinem bescheidenen Zuhause, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Zudem räume ich das schmutzige Geschirr von gestern in die Spülmaschine und falle dann fix und foxi aufs Kanapee – das tut gut.
15.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, beende ich die Pause und führe mir echten Bohnentrunk zu Gemüte. Ferner schneide ich einen Käsekuchen aus dem PUBLIX Supermarkt an und lasse mir die Leckerei auf der schattigen Terrasse schmecken. Nebenbei navigiere ich mit dem praktischen iPad durchs Internetz und mache mich über den “Minneopa Park” schlau. Zu meiner Freude bringe ich heraus, dass in direkter Nachbarschaft die Kleinstadt Mankato liegt. Ich streichle Dixon über den Kopf und erzähle, dass Charles Ingalls in der beliebten Fernsehserie “Unsere kleine Farm” regelmässig nach Mankato geritten ist, um dort einzukaufen.

16.00 Uhr Nach einer Stunde lege ich die elektronische Schreibtafel (unlöblich: Tablet) weg und sehe nach Dixon. Ich treffe den Rüden im Garten der Nachbarn an und zögere nicht, ihm einen Tennisball zuzuwerfen.
17.00 Uhr Völlig verschwitzt scheuche ich den Racker ins Haus und beginne damit, ein nahrhaftes Abendessen zu zaubern. Weil Fleisch bekanntlich ein Stück Lebenskraft ist, schwenke ich gesundes Butterschmalz in einer Pfanne und brate ein leckeres T Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) heraus – wie gut das duftet
18.00 Uhr Nachdem ich die Küche geputzt habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich schenke mir ein Glas Rotwein ein und lasse den Tag vor der Glotze ausklingen. Wie es sich gehört, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit greife ich auf das NETFLIX Angebot zurück und schaue mir die ersten beiden Folgen des erst kürzlich angelaufenen Fernsehspiels “The Get Down” an. Ich sehe mich in das Jahr 1977 versetzt und erlebe die Geburtsstunde der Hip Hop (löblich: Hipf Hüpf) Musik hautnah mit – wie schrecklich.
21.00 Uhr Nach einhundertzwanzigminütiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und komme zu dem Schluss, dass “The Get Down” eine sehenswerte Serie ist. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.