12. September 2012 – Jay Leno, David Letterman und Griechenland

Sehr verehrte Damen und Herren,

Petrus war uns heute ganz und gar nicht wohlgesonnen.
Der Hüter der Himmelspforte hat während der Nacht die Schleusentore geöffnet und uns sehr viel Regen beschert. Da sich mein Garten in eine Sumpflandschaft verwandelt hat, habe ich den Tag genutzt, um im Publix Supermarkt abzuschoppen und meiner Haushälterin beim Putzen zu helfen. Unter anderem habe ich die Waschmaschine zur Seite geschoben und Frau Gomez beauftragt, die Spinnweben von der Wand zu wischen.
Zudem habe ich mich in der Garage nützlich gemacht und die Regale von unnötigem Krimskrams befreit. Um für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen, habe ich eine defekte Black&Decker Akkubohrmaschine, mehrere Tapetenrollen und sogar eine eingetrocknete Farbdose in einen Müllbeutel verfrachtet und alles weggeworfen.
Am frühen Nachmittag durfte ich Edelbert und Frau Pontecorvo zum Kaffeekränzchen begrüssen. Während wir gemütlich in der trockenen Stube hockten und unsere Kehlen durchspülten, erzählte Frau Pontecorvo, dass sie am kommenden Montag nach Jacksonville reisen wird.
Die Gute möchte ihre verrückte Freundin Blanche besuchen und wird eine ganze Woche ausbleiben. Natürlich habe ich meiner Nachbarin gut zugeredet und ihr versprochen, täglich in ihrem Haus nach dem Rechten zu sehen und die Pflanzen mit Wasser zu versorgen.
Darüber hinaus hat sich Frau Pontecorvo über den amerikanischen Sprechmeister (unlöblich: Talkmaster) Jay Leno ausgelassen. Wie jedes Kind in Amerika weiss, hat der Heini am Montag seine Sommerpause beendet und ist mit seiner Schau ins Fernsehen zurückgekehrt. Meine Nachbarin kam aus dem Schimpfen gar nicht mehr heraus und stellte klar, dass Herr Leno allabendlich für grosse Langeweile sorgt und es kaum noch schafft, die Zuschauer zu unterhalten. Ich nickte eifrig und erwiderte, dass ich David Lettermans Late Night Show (löblich: Spätabend Schau) auf CBS sehr schätze und es ein grosser Traum ist, irgendwann im New Yorker “Ed Sullivan Theater” zu sitzen, um als Zuschauer an einer Aufzeichnung teilzunehmen.
Um nicht zu verhungern, habe ich mich am Abend des “Dominos” Pizzabringdienstes bedient und mir ein vitaminreiches Abendessen direkt ins Haus liefern lassen. Anschliessend habe ich den langen Tag vor dem Farbfernseher ausklingen lassen und mir in Hund Dixons Beisein einige Derrick Episoden aus den frühen 1980er Jahren angeschaut – das war ganz schön spannend.

Wie schon jeder Depp weiss, steht Europa am Abgrund.
Italien, Spanien, Portugal und besonders Griechenland sind kaum noch in der Lage, Renten oder Gehälter für Beamte auszubezahlen. Um die leeren Kassen zu füllen, hat der stellvertretende griechische Finanzminister Christo Staikouras am Wochenanfang eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen und mit der Aufgabe betraut, nach Beweisen zu suchen, die Reparationszahlengen durch Deutschland gerechtfertigen. Nach Ansicht des Politikers sollen deutsche Soldaten während des zweiten Weltkriegs Gräueltaten an der griechischen Zivilbevölkerung begangen haben. Dabei vergessen die Griechen, dass sie kurz nach Kriegsende bereits 30.000 Tonnen Industriegüter erhalten und im Jahre 1953 einen zinslosen Investitionskredit über 200.000.000 Mark in Anspruch genommen haben. Ausserdem überwies die Bundesregierung in den frühen 1960er Jahren weitere 115.000.000 D-Mark, die leider in zwielichtigen Quellen versickert sind.

30. August 2012 – Schoppen und nagelneue Musik

Sehr verehrte Damen und Herren,

heute stand ein Schoppingausflug ins Miromar Auslassgeschäft (unlöblich: Miromar Outlet Store) auf dem Programm. Das Einkaufsparadies an der Corkscrew Road in Fort Myers beheimatet 150 Filialen bekannter Hersteller und zählt zu einem der angesagtesten Ausflugsziele in Südwest Florida.
Weil sich derzeit viele Touristen aus dem alten Europa im Rentnerparadies tummeln, waren die Geschäfte sehr überlaufen. Trotz aller Widrigkeiten haben wir uns die gute Laune nicht verderben lassen und ein kleines Vermögen in den Boutiquen gelassen. Während sich Edelbert neue REEBOK Turnschuhe geleistet hat, habe ich mich für eine Markentschiens aus dem Hause Levis entschieden. Ferner zerrte uns Frau Pontecorvo ins ECCO SHOES Fachgeschäft und lies es sich nicht nehmen, Dutzende Stöckelschuhe mit Keilabsatz anzuprobieren. Natürlich gab ich mich skeptisch und erklärte meiner Bekannten, dass man mit diesen Schuhen unmöglich Auto fahren kann. Wie nicht anders zu erwarten, liess Frau Pontecorvo meinen Einspruch nicht gelten und bezahlte die Treter mit ihrer VISA Karte.

Nach einem vitaminreichen Mittagessen im “All American Grill” Gasthaus, fuhren wir wieder zurück nach Naples, um das schöne Wetter auf der schattigen Terrasse in vollen Zügen zu geniessen. Während des Kaffeekränzchens plauderte ich angeregt mit meinen Freunden und brachte in Erfahrung, dass Frau Pontecorvo im September nach Jacksonville reisen und ihre Freundin Blanche besuchen wird.
Nachdem sich die Gäste verabschiedet hatten, schlenderte ich mit Hund Dixon im Schlepptau durch das beschauliche Wohngebiet. Nach einem beschwerlichen Fussmarsch landete ich letztendlich in der “Pelican Larry’s Raw Bar & Grill” Gastwirtschaft. Während das Bier in Strömen floss, lies ich mir köstliche Mozzarella Cheese Sticks (löblich: Mozzarella Käsestäbe) sowie eine Portion Calamari (löblich: Tintenfische) munden. Darüber hinaus tratsche ich mit dem Wirt und erfuhr, dass Herr Larry in der kommenden Woche verreisen und in Cancún für zwei Wochen die Seele baumeln lassen wird. HEUREKA – solche Luxusreisen kann ich mir als Rentner leider nicht leisten.

Den Abend habe ich dixonkraulend im klimatisierten Wohnzimmer verbracht. Um nicht ganz zu verblöden, habe ich die Abendnachrichten auf FOX verfolgt und herausgebracht, dass just heute der amerikanische Soldat Gary Ivan Gordon Geburtstag feiern würde. Das Delta Force Mitglied wurde am 3. Oktober 1993 bei einer Operation in Mogadischu eingesetzt und verlor in den Strassen der somalischen Hauptstadt sein Leben. Weil der mutige Mann einige seiner Kameraden rettete, wurde ihm posthum die Ehrenmedaille (unlöblich: Medal of Honor) der amerikanischen Streitkräfte verlieren. Gary Gordon war somit der erste Soldat, der die Medal of Honor für einen Einsatz nach dem Ende des Vietnamkrieges erhielt.

Vor dem Schlafengehen habe ich mich am leistungsstarken Heimrechner vergnügt und auf dem Anschnurmarktplatz Amazon.com einige Landmusikscheiben gegen Bezahlung heruntergeladen. Während in meiner alten Heimat Kompaktscheiben von unfähigen Musikern wie Buschido, Xaver Naido oder Unheilig hunderttausendfach über die Ladentheken wandern, vertrauen die Menschen in den Vereinigten Staaten immer noch auf handgemachte Qualitätsmusik. Ich habe mich nicht lumpen lassen und knapp 25 Dollars in die Neuveröffentlichungen von Colt Ford (Declaration of Indepencende) sowie Corb Lund (Cabin Fever) investiert.
Zudem habe ich erfahren, dass Gesangsstern Toby Keith derzeit an einer Neuveröffentlichung feilt und seine Anhänger im November 2012 mit nagelneuen Liedern verwöhnen wird. Ferner ist auch Blake Shelton im Studio anzutreffen, um Weihnachtslieder einzuspielen. “Cheers It’s Christmas” (löblich: Prost, es ist Weihnachten) soll bereits am 2. Oktober 2012 in den Musikfachgeschäften zu haben sein – das ist phantastisch.