08.00 Uhr Dixon stürmt ans Bett und schleckt mir mit seiner kalten Zunge über die Hand. Natürlich streichle ich dem Racker über den Kopf und bemerke, dass er Gassi gehen möchte. Weil ich noch ganz verschlafen bin, werfe ich mir den Bademantel über und lasse den Hund kurzerhand in den Garten hinaus. Darüber hinaus sehe ich in der Küche nach dem Rechten und erfahre von Maria, dass wir in einer Stunde frühstücken werden – das ist phantastisch.
Ich werde von Hund Dixon geweckt
08.45 Uhr Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, entspanne ich mich bei einem löblichen Vollbad mit Schaum. Währenddessen rufe ich in der alten Heimat an und tratsche angeregt mit Sandra. Das Mädchen ist ganz aus dem Häuschen und erzählt, dass sie bereits heute nach Frankfurt fahren und ihre Eltern besuchen wird. Zudem kommt meine Mieterin auf die kommende Woche zu sprechen und erinnert daran, dass sie am 26. Dezember mit AIR CANADA nach Toronto ausfliegen wird und gegen halb Eins vom Flughafen abgeholt werden muss.
09.30 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten setze ich mich zu Maria, Georg und Edelbert an den Küchentisch und habe das Vergnügen, eine Tasse heisse Schokolade sowie eine Schüssel Müsli vorgesetzt zu bekommen. Ausserdem erfahre ich, dass meine Verwandten gleich in die Stadt fahren werden, um den Prokuristen von Georgs Baufirma zu treffen. Edelbert schnalzt mit der Zunge und schlägt vor, dass wir währenddessen das renommierte “Aga Khan Museum” ansteuern und uns der islamischen Kunst hingeben könnten. Ich lache laut und entgegne, dass mir der Islam gestohlen bleiben kann. Der Professor überlegt kurz und wirft ein, dass wir dann einen Ausflug zum Botanischen Garten unternehmen werden. Ich reibe mir die Hände und erwähne, dass ich augenblicklich bei den Kindern anrufen und sie zu diesem Ausflug einladen werde – das wird eine Gaudi.
10.30 Uhr Weil die jungen Leute heute den Christbaum schmücken wollen, ziehen wir es vor, alleine aufzubrechen. Georg begleitet uns nach draussen und sagt, dass wir uns gerne den Mercedes ausleihen können. Wir willigen schnell ein und machen es uns zur Aufgabe, Dixon auf den Rücksitz der E Klasse zu helfen. Danach zwänge ich mich hinters Lederlenkrad und presche hupend von dannen. Edelbert gibt das Ziel gekonnt ins Navigationssystem ein und vertellt, dass der Botanische Garten im Stadtteil Flemingdon Park liegt – wie schön.
11.15 Uhr Nach 12 Kilometern erblicken wir am Strassenrand ein überdimensionales Hinweisschild. Ich juchze laut und lasse Hund Dixon wissen, dass es ein Spass wird, durch verschneite Gärten zu schlendern und hochgewachsene Bäume zu bestaunen – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.30 Uhr Schlussendlich parken wir das KFZ vor dem Haupteingang und freuen uns auf unbeschwerte Stunden in einer der schönsten öffentlichen Parkanlagen der Welt. Um nicht ins Visier einer Aufsicht zu geraten, nehme ich Dixon an die Leine und folge Edelbert durch das Haupttor. Wenig später stehen wir vor einer sogenannten Riesentanne, die im westlichen Nordamerika sowie in Kanada heimisch ist. Beeindruckt nehmen wir das vereiste Infoschild in Augenschein und lernen, dass das höchste Exemplar dieser Gattung 80 Meter misst und im Glacier Peak im amerikanischen Bundesstaat Washington zu finden ist – das ist ja allerhand.
12.45 Uhr Trotz der eisigen Temperaturen legen wir beste Laune an den Tag und kommen auch in den Genuss, etliche Ahornbäume zu sehen. Edelbert ist wie immer bestens informiert und setzt mich darüber in Kenntnis, dass das fünflappige Blatt des Ahorns auf der Nationalflagge des Landes abgebildet ist – wie schön.
Ein lustiges Ahornblatt
13.30 Uhr Als es zu schneien anfängt, machen wir kehrt und entschliessen uns, ein schönes Restaurant anzusteuern. Der Vierbeiner schlottert wie Espenlaub und gibt sich erleichtert, als wir im Auto sitzen und vom Parkplatz gleiten. Um keine Erfrierungen davon zu tragen, stelle ich die Heizung auf die höchste Stufe ein und beauftrage Edelbert, nach einer geeigneten Wirtschaft zu suchen. Mein Bekannter macht sich prompt am Navigationssystem zu schaffen und lotst mich zu einem indischen Restaurant an der Dupont Strasse.
14.00 Uhr Hungrig und durstig betreten wir das Gasthaus und werden von einem grinsenden Schnösel herzlich Willkommen geheissen. Der Inder führt uns zu einem Tisch im hinteren Teil des Speiselokals und legt uns nahe, Safranreis mit Lamm zu fressen – das hört sich lecker an.
14.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, verweise ich auf Sandra und erwähne, dass die unterbelichtete Maid in vier Tagen zu uns stossen wird. Edelbert ist begeistert und meint, dass er es kaum noch erwarten kann, kurz nach dem Jahreswechsel auf grosse Reise zu gehen und nach New York zu krusen.
Unsere Reise führt und auch in den grossen Apfel
15.00 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit einer Süssspeise namens “Gulab Jamun” abgeschlossen haben, bezahlen wir die Rechung und treten die Heimfahrt an. Beschwingt durch stimmungsvolle Radiomusik beschleunige ich den Mercedes auf 50 Stundenkilometer und freue mich auf einen ruhigen Nachmittag im Stadthaus meiner Verwandten.
16.00 Uhr Völlig durchgefroren stellen wir das Auto in der Doppelgarage ab und leisten Georg und Maria in der guten Stube Gesellschaft. Während ein Feuer im Kamin knistert, lassen wir unseren Ausflug Revue passieren und erwähnen, dass der Botanische Garten wunderschön ist. Mein Bruder schlägt in die gleiche Kerbe und nimmt sich das Recht heraus, die Kaffeetassen mit brühfrischem Bohnentrunk aufzufüllen und uns einen rauchigen Whiskey einzuschenken – das tut gut.
Das Stadthaus meines Bruders
17.00 Uhr Kurze Zeit später ruft uns Maria zu Tisch und verwöhnt uns mit lustigen Fleischbällchen. Dazu gibt es köstliche Bandnudeln sowie einen Schoppen Cabernet aus dem sonnigen Chile – schmeckt gar nicht schlecht.
18.00 Uhr Während es sich Dixon vor dem Kamin bequem macht und Maria in der Küche schuftet, lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und erkundige mich, wann wir den Christbaum schmücken werden. Mein Bruder steckt sich eine Zigarre an und sagt, dass er Morgen zur Centerpoint Mall fahren und ein schönes Bäumchen kaufen wird. Ich reibe mir die Hände und sichere Georg zu, dass ich selbstverständlich mitkommen werde.
19.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, schalten wir die Glotze ein und geben uns dem preisgekrönten Drama “Tallulah” hin. Die NETFLIX Eigenproduktion erzählt die traurige Geschichte einer jungen Obdachlosen, die aus einem Hotelzimmer ein Kleinkind entwendet und ein neues Leben beginnen möchte.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schnippe ich mit den Fingern und rufe Dixon auf, mit nach oben zu kommen. Danach wünsche ich den anderen einen schönen Abend und lege mich schlafen. Gute Nacht.