14. März 2018 – Das Parlamentsgebäude

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich werde von einem Lied der englischen Radaukombo “Rolling Stones” (löblich: Rollenden Steine) geweckt. Während Herr Mick Jecker die Komposition “Honky Tonk Women” (löblich: Gaststättenweiber) trällert, hüpfe ich aus dem Bett und freue mich, weil die Sonne vom Himmel lacht. Obgleich es bitterkalt ist, öffne ich das Fenster und zögere nicht, die Morgengymnastik zu absolvieren.

08.30 Uhr Im Anschluss schlüpfe ich in den Bademantel und eile mit Hund Dixon ins Parterre, um meine Verwandten herzlich zu begrüssen. Ferner werde ich Zeuge, wie Edelbert in seinen modischen Lodenmantel schlüpft und sich aufmacht, zur “Centerpoint Mall” zu spazieren. Da der Vierbeiner Gassi gehen möchte, drücke ich dem schlauen Mann die Hundeleine in die Hand und fordere ihn auf, das Haustier kurzerhand mitzunehmen. Zudem beauftrage ich meinen Bekannten, nicht nur eine Zeitung, sondern auch eine Dose Rasierschaum mitzubringen.
09.00 Uhr Nachdem ich mit Maria und Georg Kaffee getrunken habe, ziehe ich mich ins Gästebadezimmer zurück, um den jungen Tag mit einem Vollbad zu begrüssen. Währenddessen navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und lerne, dass im örtlichen “Aga Khan Museum” derzeit das “Music on Film Festival” stattfindet. Ich mache mich über diese Veranstaltung schlau und bringe heraus, dass im Kinosaal der besagten Ausstellungshalle internationale Musikdokumentationen gezeigt werden. Darüber hinaus lese ich, dass in Toronto momentan die bekanntesten Modeschöpfer zugegen sind, um Klamotten im Rahmen der “Women’s Fashion Week” (löblich: Frauen Mode Woche) zu präsentieren. Ich lache laut und komme schnell zu dem Schluss, dass mir auch dieses Schau gestohlen bleiben kann.


Meine goldene Rolex

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, beende ich den Badespass und kehre in die Küche zurück. Mit knurrendem Magen setze ich mich neben Georg und Edelbert an den Frühstückstisch und nehme mir das Recht heraus, Rühreier mit Speck, Bratkartoffeln sowie köstliche Schweinswürste zu essen. Nebenher tratsche ich mit meinen Tischnachbarn und vernehme, dass Edelbert das “Ontario Legislative Building” (löblich: Parlamentsgebäude von Ontario) an der Wellesley Strasse besuchen möchte. Ich werde augenblicklich hellhörig und erfahre, dass der im Jahre 1893 eröffnete Prachtbau als Sitz der Legislativversammlung der Provinz Ontario dient – das hört man gerne.
10.45 Uhr Nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages trommle ich mit den Fingerkuppen auf die Tischplatte und fordere meine Verwandten auf, sich unserem Ausflug anzuschliessen. Leider winden sich Georg und Maria aus der Verantwortung und vertreten einstimmig die Meinung, dass wir uns alleine auf den Weg machen sollten – jaja.
11.15 Uhr Wenig später sitzen wir im geräumigen JEEP und gleiten auf der Yonge Street gen Süden davon. Während Dixon auf dem Rücksitz döst, beschleunige ich das Auto auf 40 Stundenkilometer und lasse Edelbert wissen, dass ich grossen Dust habe und ein Bier vertragen könnte. Mein Begleiter nickt eifrig und verspricht, dass wir nach der Besichtigung in ein Gasthaus einkehren werden – wie schön.


Das Regierungsgebäude von Toronto

12.00 Uhr Nach 30 Kilometern erreichen wir unser Ziel und parken den JEEP an der College Street. Anschliessend vertreten wir uns die Beine und stehen bald vor einem im neuromantischen Stil erbauten Gebäude, das in direkter Nachbarschaft der “Universität von Toronto” liegt. Wir staunen Bauklötze und lesen auf einer Informationstafel, dass das Parlamentsgebäude derzeit wegen einer Sitzung nicht betreten werden darf. Trotz aller Widrigkeiten lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und beäugen den aus Sandstein erbauten Regierungssitz eingehend. Der Professor ist bestens informiert und belehrt mit erhobenem Zeigefinger, dass das Gebäude wegen seiner Farbe auch als “Pink Palace” (löblich: Rosa Palast) bezeichnet wird – das soll mir Recht sein.
13.00 Uhr Nachdem wir Photos geknipst haben, kehren wir zum Auto zurück und fassen den Entschluss, der “Mercatto” Wirtschaft einen Besuch abzustatten. Ruckzuck wird uns ein schöner Tisch mit Aussicht zugewiesen und wir ordern mit Käse überbackene Macaronis sowie eine lustige Meeresfrüchteplatte – das schmeckt.
13.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert auf unsere geplante Reise zu den Niagarafällen zu sprechen und schlägt vor, dass wir am Freitag losfahren und über das Wochenende dort bleiben sollten. Ich schlage in die gleiche Kerbe und ordere eine weitere Hopfenkaltschale – das tut richtig gut.


Ich proste Edelbert zu – wie schön

14.15 Uhr Nach der Jause begleichen wir die Zeche in Bar und laufen auf Schusters Rappen zum JEEP zurück. Weil leichter Schneefall einsetzt, helfen wir Dixon auf die Rückbank und schicken uns an, schnell in den Vorort York zurück zu fahren. Unterdessen lauschen wir dem Programm des beliebten Radiosenders KX96 und erfreuen uns an handgemachter amerikanischer Landmusik – was kann es schöneres geben.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, finden wir das Stadthaus verlassen vor und erfahren von Haushälterin Grace, dass meine Verwandten ausgeflogen sind. Ich zucke mit den Schultern und falle erschöpft aufs Kanapee.
16.00 Uhr Wenig später kommen die lieben Leute tütenbepackt nach Hause und wecken mich unsanft. Meine Schwägerin plappert ohne Unterlass und berichtet, dass sie in der “Centerpoint Mall” abgeschoppt und Lebensmittel besorgt hat. Ich lecke mir die Lippen und lerne, dass sie zeitnah das Abendessen auftischen wird.


Ein rauchiger Whiskey schmeckt prima

16.15 Uhr Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, genehmigen wir uns rauchige Bourbons aus dem amerikanischen Bundesstaat Tennessee. Georg lobt das Gebräu in den höchsten Töne und verdeutlicht, dass dieser Maisbrand mit einer extraordinären Vanillenote überzeugen kann – wie aufregend.
17.15 Uhr Endlich ruft uns Maria ins Esszimmer und serviert eine mit Rucola belegte Pizza. Ferner entkorkt die Perle eine Flasche Rotwein und bittet Georg, die edlen Gläser aus dem Schrank zu holen.
18.30 Uhr Mit vollen Mägen legen wir in der guten Stube die Beine hoch und geben uns der Verbrecherschau COPS auf dem Spartenkanal “Paramount Network” hin. Wir amüsieren uns köstlich und werden Zeugen, wie sich ein schwerbewaffneter Geiselgangster in einer Bank verschanzt und sich einen Schusswechsel mit der Polizei liefert.
20.00 Uhr Nachdem die Doppelfolge zu Ende gegangen ist, erhebe ich mich gähnend aus dem Sessel und begleite Dixon in den Garten. Danach wünsche ich den Anderen einen schönen Abend und verabschiede mich ins Gästezimmer. Gute Nacht.

12. März 2018 – Commonwealth Day

08.30 Uhr Weil der gestrige Theaterbesuch länger gedauert hat, hüpfe ich heute erst kurz vor halb 9 aus den Federn. Voller Tatendrang wische ich mir den Schlaf aus den Augen und nehme mir das Recht heraus, die Jalousien im Gästezimmer nach oben gleiten zu lassen und in den verschneiten Vorgarten zu spähen – das macht Spass.
09.00 Uhr Nach dem Frühsport erhebe ich den Zeigefinger und animiere Hund Dixon, nach unten zu laufen und Maria zu besuchen. Währenddessen verabschiede ich mich in die Nasszelle, um den jungen Tag mit einem Schaumbad zu beginnen. Nebenher navigiere ich mit dem iPad durch das weltweite Internetz und bringe heraus, dass heute in Kanada der sogenannte “Commonwealth Day” gefeiert wird. Ich reibe mir die Nase und lese weiter, dass dieser Gedenktag alljährlich am 12. März stattfindet und an den Zusammenschluss der ehemaligen britischen Kolonien erinnern soll – da kommt besonders grosse Freude auf.


Heute wird der Commonwealth Day gefeiert

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 10 deutet, rutsche ich auf dem Treppengeländer ins Parterre und stelle fest, dass meine Verwandten bereits am Frühstückstisch Platz genommen haben. Ich geselle mich spornstreichs dazu und höre, dass Edelbert mit dem Vierbeiner zur “Centerpoint Mall” marschiert ist, um eine Zeitung zu kaufen. Ich zucke mit den Schultern und beisse kraftvoll in ein französisches Hörnchen (unlöblich: Croissant). Darüber hinaus bringe ich einen Ausflug ins Zentrum zur Sprache und stelle klar, dass es eine Gaudi wäre, den CN Tower (löblich: CN Turm) zu besuchen. Georg nimmt mir jedoch den Wind aus den Segeln und meint, dass es angesichts der vielen Touristen schlauer wäre, zur Dundas Street zu krusen – wie aufregend.


Der CN Turm

10.30 Uhr Während ich meine Kehle mit brühfrischen Bohnentrunk spüle, stösst der Professor die Haustüre auf und präsentiert die aktuelle Ausgabe des “Toronto Stars” sowie die landesweit erscheinende Tageszeitung “National Post”. Ferner schimpft der schlaue Mann über das kalte Wetter und mutmasst, dass es bald wieder schneien wird. Ich begrüsse den Professor per Handschlag und lasse ihn wissen, dass wir gleich “Little Portugal” erkunden werden. Edelbert reibt sich die Hände und genehmigt sich vor der Abfahrt ebenfalls ein Heissgetränk – wie schön.
11.00 Uhr Während es Maria vorzieht, zuhause in der guten Stube zu bleiben, scheuchen wir Dixon nach draussen und helfen ihm mit vereinten Kräften in den PS-strotzenden Geländewagen. Danach zwänge ich mich auf den Beifahrersitz und ermutige Georg, das Gaspedal bis zum Anschlag durchzudrücken. Natürlich meldet Edelbert prompt Bedenken an und verweist auf die rutschigen Strassen – papperlapapp.
11.30 Uhr Während der kurzweiligen Reise plappert Georg ohne Unterlass und beteuert, dass die Dundas Strasse durch das beliebte Immigrantenviertel “Little Portugal” (löblich: Klein Portugal) führt. Ich schlage in die gleiche Kerbe und merke an, dass ich das besagte Viertel schon einige Male besucht und mich dort sehr wohl gefühlt habe.


Saint Anne’s Anglican Church / Bild: SimonP / CC BY-SA 3.0

12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsleuten erreichen wir unser Ziel und können das Auto am Lisgar Park abstellen. Wie es sich gehört, nehme ich den Rüden an die Leine und folge meinen Begleitern zur Queen Street, an der sich viele Läden und einladende Delikatessengeschäfte angesiedelt haben. Während der erquickenden Wanderung kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und stellen plötzlich fest, dass unsere Mägen zu knurren anfangen.
12.30 Uhr Um nicht vom Fleisch zu fallen, kehren wir alsbald ins “El Almacen” Restaurant ein, wo wir köstliche “Sardinhas Assadas” (löblich: Sardinen vom Grill) mit gekochten Kartoffeln und Salat verzehren. Dazu trinken wir süffigen portugiesischen Rotwein und kommen überein, dass der Labrusco ganz vorzüglich mundet. Edelbert ist bestens informiert und setzt uns darüber in Kenntnis, dass diese Rebensorte ausschliesslich in der nordportugiesischen Region Douro angebaut wird – das soll mir auch Recht sein.


Der Rebentrunk schmeckt prima

13.30 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit portugiesischem Gebäck und Schaumkaffees abgerundet haben, stecken wir dem gestriegelten Kellner ein stattliches Trinkgeld zu. Im Anschluss vertreten wir uns weiter die Beine und bescheren Dixon auf dem beliebten “Oyster Playground” an der Humbert Street etwas Auslauf. Edelbert und Georg paffen unterdessen Zigarren und tratschen angeregt über den Eishockeysport. Mein Bruder gibt sich uns als Anhänger der “Maple Leafs” zu erkennen und kündigt grossspurig an, dass seine Lieblingsmannschaft am kommenden Mittwoch gegen die “Dallas Stars” im örtlichen “Air Canada Centre” antreten werden – wie langweilig.
14.30 Uhr Schlussendlich sehen wir uns in einem Andenkenladen um und ich ringe mich dazu durch, für vierzehn Dollars ein schönes T-Hemd mit “Toronto” Aufdruck für Frau Pontecorvo zu erwerben. Edelbert folgt meinem Beispiel und investiert etliche Scheine in lustige Salz- und Pfefferstreuer – da kommt Freude auf.
15.15 Uhr Wenig später stehen wir am Auto und klopfen uns den Schnee von den Stiefeln. Danach treten wir die Heimreise an und frönen dem Programm des beliebten Radiosenders KX96. Unter anderem haben wir das Vergnügen, stimmungsvolle Lieder von Keith Urban und Rosanne Cash zu hören – was kann es schöneres geben.
16.15 Uhr Zuhause angekommen, werden wir von Maria herzlich begrüsst. Die Perle lotst uns zuvorkommend ins Esszimmer und meint, dass sie das Abendessen in wenigen Minuten auftischen wird. Wir lecken uns die Lippen und nutzen die Wartezeit, um einen rauchigen Whiskey zu trinken.


Auch der Whiskey schmeckt prima

17.00 Uhr Während das Feuer im Kamin knistert, serviert meine Schwägerin einen köstlichen Schweinebraten mit Kartoffelknödel und ermutigt uns, auch vom Krautsalat zu kosten – das ist doch eine Selbstverständlichkeit
18.00 Uhr Mit vollen Mägen setzten wir uns ins Wohnzimmer und beschliessen den Tag mit einem gepflegten Fernsehabend. Um auf den neuesten Stand zu kommen, sehen wir uns die Nachrichten an und lernen, dass der kanadische Premierminister Justin Trudeau anlässlich des heutigen Feiertages ein Fernsehinterview gegeben hat.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wählen wir den Premiumsender HBO aus und erfreuen uns an der britischen Dokumentation “Elstree 1976”. Der abendfüllende Bericht erzählt aus den Leben einiger Laiendarsteller, die Mitte der 1970er Jahre das grosse Glück hatten, als Komparsen beim wegweisenden Zukunftsfilm “Krieg der Sterne” mitzuwirken – da kommt Spannung auf.
20.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung reiche ich die Fernbedienung an Georg weiter und unternehme mit Dixon einen letzten Gassigang durchs Wohngebiet.
20.30 Uhr Nachdem ich mich von Prof. Kuhn und meiner Familie verabschiedet habe, ziehe ich mich ins Gästezimmer zurück und lege mich gähnend ins Bett. Gute Nacht.

9. März 2018 – Holzarbeit

08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und werfe mir den Morgenmantel über. Ferner schlüpfe ich in die bequemen Mondschuhe und statte dann meine Schwägerin im Haupthaus einen Besuch ab. Ich treffe die Perle in der Küche an und erfahre, dass Georg und Edelbert mit Hund Dixon zum See spaziert sind, um dort Zigarren zu rauchen. Natürlich rolle ich spornstreichs mit den Augen und kündige an, dass ich mich nun frisch machen werde.


Hund Dixon amüsiert sich in der Wildnis

09.00 Uhr Nach einer warmen Dusche kehre ich in die gute Stube zurück und leiste den lieben Menschen bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft. Mein Bruder nippt zufrieden am Kaffeebecher und sagt, dass wir nach dem Frühstück das Brennholz in der Scheune verstauen müssen. Edelbert nickt eifrig und wirft ein, dass er nach der Arbeit nach Gilford krusen und in “Mrs. Betty’s Mercantile Shop” süffiges Bier einkaufen wird. Darüber hinaus erfahre ich, dass der Professor auch Vaseline besorgen möchte. Als ich grosse Augen mache, verweist der gute Mann auf seine spröden Lippen und beteuert, dass das eiskalte Wetter für seine empfindliche Haut ganz und gar nicht zuträglich ist. Ich lache laut und stelle klar, dass wir morgen sowieso nach Toronto zurückkehren und dann die Vorzüge einer Millionenmetropole geniessen werden – das wird ein Spass.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten klatscht Georg in die Hände und ermutigt uns, in die Gänge zu kommen. Ich folge meinem Verwandten kopfschüttelnd nach draussen und stelle mit grosser Sorge fest, dass der örtliche Holzhändler am Mittwoch einen stattlichen Haufen angeliefert hat. Zu allem Überfluss überreicht mit mein Bruder ein Paar Arbeitshandschuhe und mutmasst, dass wir das Holz innerhalb von dreissig Minuten in der Scheune verstaut haben werden – das glaube ich kaum.


Morgen krusen wir nach Toronto – wie schön

10.30 Uhr Während wir das Holz auf Edelberts quietschende Schubkarre hieven, frage ich Georg bezüglich des Wochenendes aus und lerne, dass wir morgen Früh dem Lake Simcoe Lebewohl sagen und nach Toronto rasen werden. Ferner plappert der gute Mann, dass wir Abends die Kinder im Stadthaus Willkommen heissen und ein opulentes Abendessen geniessen werden – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, kommt Georg auf den anstehenden Theaterbesuch am Sonntag zu sprechen und verdeutlicht, dass wir im renommierten “Lower Ossington Theatre” das schöne Musical “Cabaret” sehen werden. Mein Gegenüber geht noch weiter und informiert, dass das Stück erstmals im Jahre 1966 am New Yorker Broadway welturaufgeführt wurde – das soll mir auch Recht sein.
12.00 Uhr Endlich haben wir den letzte Holzscheid auf die Schubkarre geworfen und können die Arbeit beenden. Ich wische mir mit dem Handrücken über die Stirn und merke an, dass ich nun einen Kaffee vertragen könnte. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass ausserdem ein reichhaltiges Mittagessen nicht schaden kann. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, stellen wir die Schubkarre in die Scheune zurück und eilen mit Dixon im Schlepptau ins Haupthaus. Maria begrüsst uns überschwänglich und bittet uns, am Esstisch platz zu nehmen – das lassen wir uns nicht zweimal sagen.


Hund Dixon ist brav

12.30 Uhr Wenig später serviert die Dame des Hauses köstliche Schweineschnitzel mit Bohnen und Kartoffelbrei. Weil mein Magen knurrt, greife ich augenblicklich zum Besteck und nehme mir auch das Recht heraus, meine trockne Kehle mit süffigem Rotwein zu spülen. Nebenher tratschen wir angeregt und kommen überein, dass wir den Nachmittag etwas ruhiger gestalten sollten. Ich atme tief durch und kann es kaum noch erwarten, in spätestens 24 Stunden nach Toronto zurückzufahren und die Seele in Georgs luxuriösem Stadthaus baumeln zu lassen.
13.30 Uhr Nach der Jause bette ich mich in der warmen Wohnstube zur Ruhe und schliesse die Augen. Während meine Verwandten den Abwasch erledigt und Edelbert seine Nase in ein Buch steckt, döse ich ein und träume von meiner kultivierten Villa im Rentnerparadies Florida.
14.30 Uhr Ich öffne die Augen und registriere, dass Maria mittlerweile Kaffee aufgebrüht hat. Ruckzuck geselle ich mich zu den anderen und bekomme ein Heissgetränk sowie eine Zimtschnecke vorgesetzt. Während ich kraftvoll zubeisse, deutet Georg nach draussen und bringt einen gemeinsamen Spaziergang zur Sprache – wie schön.


Ich beisse kraftvoll zu

15.00 Uhr Eingepackt in dicke Mäntel, Mützen und Handschuhe, verlassen wir das Haus und folgen dem Trampelpfad zum Seeufer. Während Edelbert dem Vierbeiner Stöckchen zuwirft, tausche ich mich mit Georg aus und vernehme, dass Edelbert aus “Mrs. Betty’s Mercantile Shop” auch eine Flasche kanadischen Whiskey mitgebracht hat. Mein Bruder leckt sich die Lippen und sagt, dass wir uns beim heutigen Fernsehabend ein Stamperl genehmigen sollten – dazu sage ich nicht nein.
17.00 Uhr Nach einer zweistündigen Wanderung treffen wir wieder im Ferienhaus ein. Ich stelle die Mondstiefel völlig erschöpft an den Kamin und lasse Maria wissen, dass ich grossen Hunger habe. Meine Schwägerin zeigt Verständnis und richtet kurzerhand eine Wurst- und Käseplatte an – wie schön


Labatt Blau ist ein sehr süffiges Bier

18.00 Uhr Ein anstrengender Tag geht langsam zu Ende und wir entspannen uns bei Labatt Blau Bieren und Knabbereien im Wohnzimmer. Nach den CNN Abendnachrichten wechseln wir auf HBO und frönen dem spannenden Western “In A Valley Of Violence” (löblich: In einem Tal der Gewalt).
19.00 Uhr Wir amüsieren uns köstlich und werden Zeugen, wie ein eigensinniger Heini gemeinsam mit seiner Hündin eine trostlose Wüste auf dem Weg nach Mexiko durchstreift. Dummerweise trifft er alsbald auf gemeingefährliche Ganoven, die nichts gutes im Schilde führen – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Kurz vor dem Neunuhrläuten geht der Film zu Ende und ich ziehe mich gähnend ins Gästezimmer zurück, um das Bett aufzuschütteln und die Heizung aufzudrehen. Zu guter Letzt wünsche ich Dixon süsse Träume und lösche das Licht. Gute Nacht.

7. März 2018 – Coydogs und Lebendfallen

08.00 Uhr Der fünfte Tag am Lake Simcoe bricht an und ich erkenne beim Blick zum See, dass Hund Dixon auch schon auf den Beinen ist und ausgelassen am Ufer spielt. Weil ich nicht zum alten Eisen zähle, hüpfe ich spornstreichs aus dem Gästebett und nehme mir das Recht heraus, gähnend in der Nasszelle zu verschwinden.
08.45 Uhr Nach der Morgenwäsche schlüpfe ich in wärmende Kleidung und geselle mich trotz der Eiseskälte zu Georg und Edelbert. Während die Herren dicke Zigarren rauchen, spähe ich zum anderen Ufer und mutmasse, dass uns der Winter noch längere Zeit erhalten bleiben wird. Mein Bruder fabriziert lustige Rauchringe und entgegnet, dass der Wetterdienst für das Wochenende mildere Temperaturen vorhersagt. Ich atme tief durch und denke daran, wie schön es doch wäre, im Sonnenscheinstaat zu sein und einen ausgedehnten Strandspaziergang zu unternehmen – leider kann man im Leben nicht alles haben.


Eis und Schnee am Lake Simcoe

09.30 Uhr Fröstelnd eilen wir ins Haupthaus und werden von Maria mit einem opulenten Frühstück begrüsst. Darüber hinaus füllt die Perle gesundes Trockenfutter in den Napf des Haustieres und unkt, dass der Vierbeiner zu viele Kilos auf den Rippen hat. Ich winke demonstrativ ab und antworte, dass mein tierischer Begleiter seit vielen Jahren sein Idealgewicht hält und sich bester Gesundheit erfreut. Anschliessend mache ich mich über die Jause her und lote aus, ob wir einen Spaziergang unternehmen wollen. Leider windet sich meine Schwägerin aus der Verantwortung und unterbreitet, dass sie die Vormittagsstunden ausnutzen wird, um Wäsche zu waschen – jaja.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten setze ich mir meine Wollmütze auf und animiere Georg und Edelbert, sich der Wanderung entlang des Sees anzuschliessen. Die Männer nicken eifrig und zögern nicht, ihre dicken Winterjacken anzuziehen und Dixon an die frische Luft zu scheuchen.


Es ist bitterkalt

10.45 Uhr Während der Rüde durch den Schnee flitzt, folgen wir einem Trampelpfad zum Wald und werden plötzlich auf Spuren aufmerksam, die von einem anderen Hund stammen könnten. Mein Bruder legt den Zeigefinger an die Unterlippe und berichtet, dass in dieser Gegend immer wieder sogenannte Coydogs gesichtet werden. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass die hier einst heimischen Chippewas Indianer gewöhnliche Haushunde mit Coyoten kreuzten, um eine besonders widerstandsfähige Rasse zu bekommen. Edelbert schnäuzt kräftig in ein Taschentuch und meint, dass es wohl klüger wäre, Dixon an die Leine zu nehmen – wie wahr.


Dixons Pfotenabdruck im Schnee

11.30 Uhr Nachdem wir uns durch das Waldstück gekämpft haben, erreichen wir eine Lichtung und haben einen wunderschönen Ausblick auf die Cook’s Bay. Ferner nähern wir uns auch einer Blockhütte, die von einer frankokanadischen Familie als Sommersitz genutzt wird. Mein Bruder ist bestens informiert und beteuert, dass die McMullonds die Bruchbude während der letzten Monate aufwendig renoviert und sogar mit Solarpaneelen ausgestattet haben. Ich staune Bauklötze und vernehme, dass die Heinis nun in der Lage sind, während der warmen Jahreszeit Strom und sogar Warmwasser zu erzeugen – das ist ja allerhand.
12.30 Uhr Zur Mittagszeit stehen wir endlich wieder vor dem Ferienhaus. Wie es sich gehört, klopfen wir uns den Schnee von den Schuhen und genehmigen uns in der warmen Stube brühfrischen Bohnenkaffee. Maria fährt ausserdem vitaminreiche Wurstbrote auf und plappert, dass während unser Abwesenheit der örtlicher Gemischtwarenhändler Brennholz angeliefert hat – das soll mir auch Recht sein.
13.15 Uhr Nach der opulenten Brotzeit lasse ich mich erschöpft auf dem Kanapee nieder und schliesse die Augen. Alsbald döse ich ein und träume von Frau Pontecorvo, die sich just im Moment die Sonne im Rentnerparadies auf den Kopf scheinen lässt – wie ungerecht.
14.15 Uhr Kurze Zeit später wird die Ruhe durch das Röhren eines Dieselmotors unterbrochen. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und werde Zeuge, wie Georg die Pforte öffnet und einen bärtigen Heini namens Frank begrüsst. Ich spitze die Ohren und erfahre, dass Herr Frank ein waschechter Wildhüter ist und unweit des Feriendomizils zwei Lebendfallen aufgestellt hat. Ausserdem höre ich, dass es bis Morgen nicht anzuraten ist, Hund Dixon frei herumlaufen zu lassen – was müssen wir denn noch alles ertragen.


Maria verwöhnt und mit Kaffee und Kuchen

15.00 Uhr Nachdem sich Herr Frank winkend verabschiedet hat, ruft uns meine Schwägerin an den Kaffeetisch und serviert selbstzubereiteten Gugelhupf mit Schlagobers. Natürlich verfrachte ich ein stattliches Stück auf meinen Teller und erfahre, dass wir noch bis zum kommenden Samstag in der Wildnis bleiben werden. Ferner erzählt Georg, dass wir Sonntags einen gepflegten Einkaufsbummel in Toronto unternehmen und am Abend ins Theater gehen werden. Obgleich ich Einspruch einlege, lässt mein Bruder nicht locker und berichtet, dass er bereits sündteure Eintrittskarten für das preisgekrönte Bühnenstück “Cabaret” besorgt hat – wie schrecklich.


Ich vermisse mein Zuhause in Florida

16.00 Uhr Da es für das Abendessen noch zu früh ist, nehme ich den Vierbeiner an die Leine und vertrete mir die Beine. Nebenher rufe ich in Naples an und setze Frau Pontecorvo über meine Erlebnisse in Ontario in Kenntnis. Ich lasse die letzten Tage Revue passieren und merke an, dass ich das schöne Wetter in Florida sehr vermisse.
17.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu und Maria verwöhnt uns mit panierten Saiblinge und Knoblauchbrot auf. Wir geniessen das Abendessen in vollen Zügen und verabreden, dass wir in den nächsten Tagen das angelieferte Holz in der Scheune verstauen sollten – das hat gerade noch gefehlt.
18.30 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit lassen wir den Abend vor der Glotze ausklingen und lauschen dem Knistern des Kaminfeuers. Nebenbei trinken wir süffiges Labatt Bier und machen uns bei den Nachrichten über die Geschehnisse in der Welt schlau.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit bedienen wir uns aus Georgs reichbestückter Filmsammlung und geben uns dem Lichtspielhauserfolg “It” (auf deutsch: Es) hin. Die Romanadaption des Gruselautors Stephen King erzählt von unterbelichteten Jugendlichen, die es mit einem mordenden Clown zu tun bekommen – wie unheimlich.
21.15 Uhr Nach 135 nervenaufreibenden Minuten flimmert endlich der Abspann über die Mattscheibe. Ich wische mir schnaufend den Angstschweiss von der Stirn und verabschiede mich mit Hund Dixon im Schlepptau ins Nebengebäude. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.

5. März 2018 – Schoppen in Barrie

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich habe gar keine Orientierung. Erst als ich verschlafen aus dem Fenster schiele und Georg mit einer Schneeschaufel sehe, fällt mir ein, dass ich mich seit Samstag in Kanada aufhalte. Weil es während der Nacht geschneit hat, nehme ich mir das Recht heraus, das Fenster zu öffnen und Georg bezüglich der Witterungsverhältnisse auszufragen. Darüber hinaus merke ich an, dass ich im Laufe des Tages nach Barrie krusen muss, um Batterien für meine Stabtaschenlampe einzukaufen. Mein Bruder stellt die Schneeschaufel beiseite und beteuert, dass es wegen des Neuschnees nicht ratsam ist, mit dem Auto zu fahren.


Schnee und Eis am Lake Simcoe

09.00 Uhr Nachdem ich mich im Gästebadezimmer erfrischt habe, scheuche ich Hund Dixon zum Haupthaus und stelle wohlwollend fest, dass Maria ein loderndes Feuer im Kamin entfacht hat. Händereibend setze ich mich an den festlich gedeckten Frühstückstisch und erfahre von Edelbert, dass er während der Nacht hervorragend geschlafen hat. Ich winke entnervt ab und weise auf die Tatsache hin, dass ich frühmorgens eigenartige Grunzlaute gehört habe. Georg krümmt sich vor Lachen und informiert, dass höchstwahrscheinlich ein Elch durch den angrenzenden Wald gestreift ist – was muss ich denn noch alles ertragen.
09.45 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen und uns an Pfannkuchen laben, komme ich auf die 40 Kilometer entfernte Kleinstadt Barrie zu sprechen und unterbreite, dass ich mir gleich den JEEP ausborgen und zur “Georgian Mall” krusen werde. Maria wird augenblicklich hellhörig und bittet mich, die Lebensmittelabteilung aufzusuchen, um Weizenmehl sowie Olivenöl zu besorgen. Der Professor ist begeistert und sagt, dass er sich dem Ausflug kurzerhand anschliessen und in besagtem Kaufhaus nach Pfeifentabak Ausschau halten wird – wie unlöblich.
10.30 Uhr Nach der reichhaltigen Jause zücke ich meine Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und bringe heraus, dass Weizenmehl hierzulande “Wheat Flour” genannt wird. Darüber hinaus schnappe ich mir die Autoschlüssel und gebe zu Protokoll, dass ich Dixon im Ferienhaus zurück lassen werde. Mein Bruder schenkt mir ein Lächeln und verspricht, während meiner Abwesenheit einen Spaziergang mit dem Rüden zu unternehmen – wie schön.


Ich zücke meine Schwarzbeere

11.00 Uhr Wenig später schwinge ich mich hinters Lenkrad des neuwertigen GRAND CHEROKEES und fordere den Professor auf, sich anzuschnallen. Anschliessend lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten und schlittere mit durchdrehenden Pneus von dannen. Während der Reise lassen wir das Wochenende Revue passieren und kommen überein, dass Georgs Geburtstagsfeier am Samstag sehr schön war.
12.00 Uhr Sechzig Minuten später erblicken wir die Türme des “Grand Harbour Condomuniums” und schicken uns an, die Schnellstrasse zu verlassen und der Beschilderung in Richtung der “Georgian Mall” zu folgen.
12.30 Uhr Kurz nach der Mittagszeit stellen wir den Geländewagen auf dem Kundenparkplatz ab und laufen bei eisigen Temperaturen ins Kaufhaus. Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, streben wir als erstes in ein “Tim Hortons” Schnellgasthaus, um mehrere mit Fleisch und Gemüse gefüllte Wraps (löblich: Brotzeitwickel) zu fressen. Dazu gibt es hausgemachte Raspberry (löblich: Himbeer) Limonade und mein Tischnachbar berichtet, dass diese Limosorte in Kanada sehr beliebt ist – das soll mir auch Recht sein.
13.30 Uhr Nach der Stärkung schlendern wir durch den weitläufigen Bau und besorgen zwei Pfund Weizenmehl, GALLO EXTRA Olivenöl sowie D-CELL Batterien im 12er Pack. Ferner verladen wir auch mehrere Flaschen Weisswein, ein Sechserpack Labatt Blau Bier sowie süffige Weichgetränke (unlöblich: Soft Drinks) in eine umweltfreundliche Plastiktüte mit “GEORGIA MALL” Aufdruck.


Ich bezahle mit kanadischem Geld

14.30 Uhr Um knapp 100 kanadische Dollars ärmer, beenden wir unseren Schoppingausflug und treten die Heimreise an. Während im Radio angesagte Landmusikschläge laufen, rasen wir zügig auf der Autobahn 400 gen Süden davon. Edelbert lässt seinen Blick über den teilweise zugefrorenen Lake Simcoe schweifen und kündigt an, dass er den Nachmittag entspannt vor dem Kamin verbringen und lesen wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar, dass ich bei dieser Eiseskälte ganz bestimmt nicht mit dem Vierbeiner Gassi gehen werde.
15.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde passieren wir das Willkommensschild von “Gilford Beach” und haben das zweifelhafte Vergnügen, von einer Polizeistreife aufgehalten zu werden. Der grimmig dreinschauende Ordnungshüter deutet auf die Reifen und erörtert, dass wir auf Nummer sicher gehen und Schneeketten verwenden sollten. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, nehmen wir uns den Ratschlag zu Herzen und sichern zu, alsbald eine Werkstatt anzusteuern.


Zum Kaffeekränzchen gibt es Käsekuchen

15.30 Uhr Endlich sind wir wieder zu Hause und können Maria und Georg beim Kaffeekränzchen Gesellschaft leisten. Meine Schwägerin fährt neben brühfrischem Bohnentrunk auch köstlichen Käsekuchen auf und erkundigt sich, ob unser Ausflug nach Barrie von Erfolg gekrönt war. Ich nicke eifrig und lasse die Perle wissen, dass ich die benötigten Batterien bereits in meine leistungsstarke Taschenlampe eingesetzt habe.
16.30 Uhr Während sich langsam die Nacht über das Feriendomizil legt, zieht sich Maria in die Küche zurück und klappert mit den Töpfen. Währenddessen leiste ich Georg und Edelbert in der holzvertäfelten Stube Gesellschaft und schlage vor, dass wir uns nach dem Abendbrot einen schönen Film anschauen könnten. Mein Bruder schnalzt mit der Zunge und zögert nicht, den preisgekrönten Gruselfilm “The Witch” (löblich: Die Hexe) aus seiner reichhaltigen Filmsammlung zu fischen – das kann ja heiter werden.

17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 5 zugeht, ruft uns Maria zu Tisch und serviert ein köstliches Süppchen mit Fleischeinlage. Ich komme aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr heraus und lobe die Kochkünste meine Schwägerin über den Schellenkönig – schmeckt wirklich ganz vorzüglich.
18.00 Uhr Schlussendlich verabschieden wir uns in den wohlverdienten Feierabend und geben uns den Nachrichten auf CBC hin. Da keine relevanten Meldungen vorliegen, verfrachtet Georg die silberne Filmscheibe ins Abspielgerät und wir kommen in den Genuss, die Abenteuer einer Familie zu verfolgen, die um 1630 aus ihrer Gemeinde verstossen wird und ihr Glück abseits der Zivilisation am Rande eines Waldes sucht – wie unheimlich.
20.00 Uhr Als nach zweistündigem Nervenkitzel endlich der Abspann über den überdimensionalen Bildschirm flimmert, atme ich tief durch und mutmasse, dass ich während der Nacht kein Auge schliessen werde. Trotz allem wünsche ich den Anwesenden einen ruhigen Abend und entschliesse mich, in meine Mondschuhe (unlöblich: Moonboots) zu schlüpfen und mich mit Dixon im Schlepptau ins Nebenhaus zu verabschieden. Gute Nacht.