29. Dezember 2017 – Kracher, Leuchtfontänen und Römische Lichter

08.00 Uhr Ich werde durch den Gassenhauer “Hotel California” geweckt und komme zu dem Schluss, dass diese Komposition Mitte der 1970er Jahre von den “Eagles” (löblich: Adler) zu einem Welterfolg gemacht wurde. Während der Sänger den Verfall der amerikanischen Ideale anprangert, hüpfe ich aus dem Bett und läute den schwülwarmen Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Da ich längst nicht zum alten Eisen zähle, rudere ich beherzt mit den Armen und vergesse auch nicht, ein Rad zu schlagen – da kommt besonders grosse Freude auf.

08.30 Uhr Im Anschluss lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und nutze die Ruhe, um im Ferienhaus meiner Familie anzurufen. Zu meiner Freude meldet sich David im Rohr und erinnert, dass ich ihm versprochen habe, Silvesterknaller einzukaufen. Ich nicke eifrig und entgegne, dass wir nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages zum WAL MART krusen und ein kleines Vermögen in Pyrotechnik investieren werden. Der Jungspund juchzt laut und kann es kaum noch erwarten, mich zur besagten Markthalle zu begleiten.
09.30 Uhr Nachdem ich mich angekleidet habe, klatsche ich in die Hände und lasse Dixon wissen, dass wir das Frühstück im Kreise meiner Liebsten einnehmen werden. Der Rüde lässt sich nicht zweimal bitten und rennt wie von Sinnen zum Auto. Dummerweise treffe ich vor der kleinen Villa auf Frau Pontecorvo und Blanche und erfahre, dass die Weiber ins Zentrum fahren wollen. Darüber hinaus bringt die unterbelichtete Freundin meiner Nachbarin ein gemeinsames Mittagessen zur Sprache und meint, dass wir uns in einem angesagten Sushi Gasthaus treffen sollten. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und hüpfe schnell in den PS-strotzenden SUV.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten komme ich vor dem Urlaubsdomizil zum Stehen. Natürlich werde ich von meinen Verwandten herzlich begrüsst und mit brühfrischem Bohnentrunk versorgt. Ich nippe zufrieden am Kaffeehaferl und freue mich, als meine Schwägerin auch noch Rühreier und lustige Bratwürste auffährt.
10.45 Uhr Als die Dame des Hauses eine weitere Portion serviert, erfahre ich von Amanda, dass es sich hierbei gar nicht um echtes Fleisch, sondern um ein Sojaprodukt handelt. Ich mache grosse Augen und bringe weiter heraus, dass James Ehefrau immer noch Vegetarierin ist und sich standhaft weigert, tierische Erzeugnisse zu fressen.


Amanda isst kein Fleisch – wie lächerlich

11.30 Uhr Nachdem ich aufgegessen und mir den Mund an einer Serviette abgewischt habe, spähe ich auf die wertvolle ROLEX und rufe meine Tischnachbarn auf, endlich in die Gänge zu kommen. Leider erteilt mir James eine Absage und kündigt an, dass er gleich mit den Frauen zum Wochenmarkt krusen und Einkäufe tätigen wird. Auch Georg hat wenig Lust, uns zum Supermarkt zu begleiten und steckt sich lieber am Schwimmbecken eine dicke Zigarre an. Trotz alledem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und ziehe es vor, in Davids und Dixons Gesellschaft zum WAL MART Supercenter am Tamiami Trail North zu rasen. Während der kurzweiligen Reise erfreuen wir uns am Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und haben sogar das Vergnügen, ein stimmungsvolles Garth Brooks Lied zu hören – wie aufregend.
12.15 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit betreten wir den Gemischtwarenladen und registrieren, dass heute besonders viele Kunden zugegen sind. Ruckzuck mache ich einem Senior (95) einen Einkaufswagen streitig und erkläre David, dass man sich in der heutigen Zeit mit ausgefahrenem Ellenbogen durchs Leben schlagen muss.


Wir schoppen bei WalMart ab

12.45 Uhr Mein Grossneffe nölt in einer Tour und zögert nicht, den Verkaufsbereich im hinteren Teil des Flachbaus anzusteuern. Alsbald stehen vor dem Regal mit den Silvesterartikeln und machen es uns zur Aufgabe, Kracher, Leuchtfontänen, Römische Lichter, Feuervulkane sowie Tischbomben in den klapprigen Wagen zu laden.
13.45 Uhr Zu guter Letzt verfrachten wir farbenfrohe Girlanden, aufblasbare Luftballons sowie Bleigiessutensilien zu den Waren und ringen uns auch noch dazu durch, Softdrinks (löblich: Weichgetränke) für die anstehende Silvestersause zu besorgen. Danach werden wir an der Kasse vorstellig und ich sehe mich genötigt, knapp 200 Dollars für den Krempel bezahlen zu müssen – wo soll das noch hinführen.
14.30 Uhr Endlich treffen wir im Lowbank Drive ein und finden Georg zeitungslesend am Schwimmbecken vor. Während David die Einkäufe ins Haus schleppt, leiste ich meinen Bruder Gesellschaft und erkundige mich, ob lesenswerte Neuigkeiten in der Lektüre zu finden sind. Der gute Mann zuckt mit den Schultern und erwidert, dass am 7. Januar am Vanderbilt Strand ein Triathlon stattfindet – so ein Schmarrn.


Ich beisse kraftvoll zu

15.15 Uhr Nachdem ich einen Kaffee getrunken und ein reichbelegtes Hartwurstbrot (unlöblich: Salamisandwich) verzehrt habe, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und merke an, dass ich nun nach Hause fahren werde. David bedankt sich noch einmal artig für die Silvesterraketen und kündigt an, sich nun vor die Glotze zu setzen und sich die Langeweile mit einem jugendgefährdenden Videospiel zu vertreiben – gleich platzt mir der Kragen.
16.00 Uhr Völlig übermüdet treffe ich zuhause ein und mache mich daran, dem Vierbeiner gesundes Trockenfutter zu servieren. Anschliessend strecke ich auf dem Kanapee die Beine aus und döse prompt ein.
17.00 Uhr Ich öffne die Augen und erkenne beim Blick auf meine Wanduhr, dass es bereits 5 geschlagen hat. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schlendere ich in die Küche und koche italienische Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) im heissen Wasser auf. Dazu zaubere ich eine Pesto Sauce aus dem Glas – wie gut das duftet.


Ein gutes neues Jahr …

18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages reguliere ich die Klimaanlage und fröne den Nachrichten auf FOX. Um stets auf dem Laufenden zu bleiben, informiere ich mich aus erster Hand und vernehme, dass just heute vor 127 Jahren das blutige Massaker von “Wounded Knee” stattfand. Ich öffne eine Budweiserflasche und lerne weiter, dass amerikanische Soldaten damals mehr als 350 Indianer vom Stamm der Lakota ermordet haben – wie furchtbar.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich auf den Bezahlsender HBO, um mir den preisgekrönten Kriminalfilm “Sicario” anzuschauen – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden beende ich den Fernsehabend. Zu guter Letzt trinke ich mein Bier aus und lösche sämtliche Lichter. Gute Nacht.

21. Dezember 2017 – Wir freuen uns auf Weihnachten

08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und aus dem Radiowecker dröhnt das Weihnachtslied “The Twelve Days of Christmas” (löblich: Die 12 Weihnachtstage). Während Gesangsstern John Denver die zwölf Tage zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar besingt, hüpfe ich aus dem Bett und lasse es mir nicht nehmen, eine lustige Kerze in der klimatisierten Wohnstube zu entzünden – da kommt Stimmung auf.

08.30 Uhr Anschliessend scheuche ich Hund Dixon nach draussen und lockere meine Glieder bei schweisstreibenden Temperaturen. Ferner blicke ich seufzend zur Sonne und denke daran, wie schön es doch wäre, die “staade Zeit” im Schnee zu erleben – leider kann man im Leben nicht alles haben.
09.00 Uhr Weil ich gegen 11 Uhr meine Familie in Julies Restaurant treffen werde, verabschiede ich mich ins Bad, um mich ordentlich auszuwaschen. Darüber hinaus telefoniere ich mit Edelbert und lasse ihn wissen, dass ich bald zu Julies Restaurant krusen und die wichtigste Mahlzeit des Tages im Kreise meiner Liebsten einnehmen werde. Der schlaue Mann nickt eifrig und entgegnet, dass er bereits von Maria über dieses Treffen informiert wurde.
10.00 Uhr Voller Vorfreude beende ich die Morgenwäsche und fasse den Entschluss, meinen cremefarbigen Sommeranzug, ein hellblaues Hemd sowie einen Schlips mit modischem Paisleymuster aus dem begehbaren Schrank zu holen. Um dem Aufzug eine extravagante Note zu verleihen, stecke ich ausserdem eine dekorative Anstecknadel ans Revers des Sakkos – wie aufregend.


Hund Dixon ist brav

10.30 Uhr Nachdem ich meine weissen Lackschuhe angezogen habe, klatsche ich in die Hände und fordere den Vierbeiner auf, mich zum Chevrolet zu begleiten. Der Rüde folgt mir aufs Wort und kann es kaum noch erwarten, im Frühstücksgasthaus unseres Vertrauens Schmankerl zu erbetteln.
11.00 Uhr Wenig später erreiche ich mein Ziel und kann den SUV direkt vor dem Familienrestaurant parken. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, nehme ich den Hund an die Leine und strebe pfeifend in die Gaststube. Zu allem Überfluss krümmen sich meine Verwandten vor Lachen und loten aus, ob ich mich einem Wanderzirkus anschliessen möchte. Als ich mich ahnungslos gebe, verweist James auf meine Klamotten und stellt die Behauptung auf, dass ich wie der Fernsehrechtsanwalt Saul Goodman gekleidet bin – das ist ja allerhand.
11.30 Uhr Trotz aller Nackenschläge lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und ordere bei Aushilfsbedienung Peggy ein grosses Frühstück. Die adrette Kellnerin fackelt nicht lange und verwöhnt mich ausserdem mit einem grossen Glas O-Saft – schmeckt gar nicht schlecht.
12.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt David plötzlich auf meinen Geburtstag am 3. Januar zu sprechen und plappert, dass er Tags darauf nach Kanada ausfliegen wird. Amanda schlägt in die gleiche Kerbe und beteuert, dass ihr Sohn am 8. Januar wieder zur Schule gehen muss. In diesem Zusammenhang bringe ich auch heraus, dass der Jungspund im Sommer die “Class for gifted Children” (löblich: Klasse für schlaue Kinder) verlassen und auf die “Junior High School” (löblich: Junioren Hochschule) wechseln wird. James strahlt über das ganze Gesicht und verrät, dass sein Sohn irgendwann ein angesehener Jurist oder Chirurg werden wird – das hört man gerne.
12.30 Uhr Im weiteren Verlauf erfahre ich, dass meine Verwandten den Nachmittag im “Freedom Park” verbringen und Abends ins Lichtspielhaus wandern wollen. Natürlich winke ich gelangweilt ab und stelle klar, dass ich auf solche Sperenzchen keine Lust habe. Edelbert gibt mir Recht und wirft ein, dass er sich nun ebenfalls verabschieden und einen Frisör im Stadtzentrum aufsuchen wird – jaja.
13.00 Uhr Nachdem Georg die Rechnung aus eigener Tasche beglichen hat, schütteln wir Hände und kommen überein, dass wir uns Morgen in meiner kleinen Villa treffen sollten – da kommt Freude auf.
13.45 Uhr Zuhause angekommen, versorge ich den Vierbeiner mit frischem Wasser. Im Anschluss lasse ich mich aufs Kanapee fallen und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume vom letztjährigen Weihnachtsfest im verschneiten Kanada – das waren noch Zeiten.


Bald kommt das Christkind

14.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und fülle meine Hahn und Henne Tasse mit Bohnentrunk auf. Zudem setze ich mich an den Schreibtisch und ärgere mich, weil der Heimrechner ein sogenanntes Update (löblich: Aktualisierungsdatei) installieren muss. Da es mir nicht möglich ist, elektronische Depeschen aufzurufen, hole ich ein kühles Bier aus dem Eiskasten und mache es mir auf der Terrasse bequem. Unter anderem blättere ich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) und lerne, dass der Internetzhandel in diesem Jahr mit Rekordumsätzen rechnen darf – wo soll das noch hinführen.
15.45 Uhr Als ich nach einer Stunde an den Heimrechner zurückkehre, stelle ich mit grosser Sorge fest, dass die Fenster (unlöblich: Windows) Weichware die Datei nicht installieren konnte. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und ringe mich dazu durch, das Arbeitsgerät herunterzufahren und mich Morgen um die Probleme zu kümmern.


Heute gibt es Pizza

16.30 Uhr Nun wird es aber Zeit, eine Tiefkühlpizza ins Backrohr zu schieben und für ein prima Abendessen zu sorgen. Ferner schneide ich eine Tomate auf und zaubere im Handumdrehen einen bunten Beilagensalat.
17.30 Uhr Zum Abschluss des Tages telefoniere ich noch einmal mit dem Professor und vernehme, dass er sich nicht nur die Haare hat schneiden lassen, sondern auch eine Pediküre genossen hat. Ich staune nicht schlecht und komme prompt zu dem Schluss, dass ich mir solch einen Luxus nicht leisten kann.
18.00 Uhr Endlich kann ich es mir in der klimatisierten Stube bequem machen und den FOX Abendnachrichten frönen. Der Moderator berichtet von den aktuellen Geschehnissen in der Welt und meldet, dass Präsident Trump die Weihnachtszeit im sonnigen Florida verbringen wird – das soll mir auch Recht sein.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, nehme ich mit dem NETFLIX Angebot Vorlieb und gebe mich der in Deutschland entstandenen Serie “Dark””Dark” hin. Das zehnteilige Fernsehspiel handelt von vier Familien, dessen heile Welt eines Tagen aus den Fugen gerissen wird – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden schalte ich die Glotz ab und unternehme mit Dixon einen letzten Spaziergang durch den Garten. Danach verriegle ich die Haustüre und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

20. Dezember 2017 – Willkommen James, Amanda und David

08.00 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Klingeln geweckt und stelle fest, dass sich der Milchmann vor der Villa eingefunden hat. Selbstverständlich öffne ich augenblicklich die Pforte und heisse Herrn Forrest herzlich Willkommen. Der Heini überreicht mir eine Weihnachtskarte und bedankt sich herzlich für meine langjährige Kundentreue. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich seine frischen Muherzeugnisse sehr zu schätzen weiss.


Bald kommt das Christkind

08.30 Uhr Nachdem ich die Milch in den Eiskasten gestellt und die Morgengymnastik absolviert habe, lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und stelle klar, dass ich heute zum Flughafen mitkommen und die Kinder in Empfang nehmen werde. Georg ist begeistert und meint, dass wir uns gegen halb 4 am Gate C6 treffen sollten – das ist phantastisch.
09.30 Uhr Sechzig Minuten später schlendere ich in die Küche und fülle Trockenfutter in Dixons Napf. Ausserdem nehme ich mit einer Portion KELLOGGS Zerealien, Rühreiern sowie brühfrischem Bohnenkaffee Vorlieb. Beiläufig blättere ich in der Tageszeitung und bringe heraus, dass just heute vor 28 Jahren amerikanische Truppen nach Panama einmarschiert sind und den in Drogengeschäfte verwickelten Machthaber Manuel Noriega festgenommen haben. In diesem Zusammenhang lerne ich weiter, dass heutzutage knapp 90% aller Rauschmittel und illegaler Medikamente über die mexikanische Grenze ins Land geschmuggelt werden – wie unlöblich.


Drogenpflanzen – Ich sage NEIN

10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten lege ich die Morgenlektüre beiseite und rufe in Edelberts Stadtwohnung an. Mein Bekannter meldet sich prompt und legt mir nahe, ins Zentrum zu rasen und ihn zu treffen. Da man auch bei kühlen Temperaturen viel trinken sollte, sage ich spornstreichs zu und bringe einen Umtrunk im “Caffe Milano” zur Sprache – da läuft mir schon jetzt das Wasser im Munde zusammen.
11.00 Uhr Nachdem ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb genommen habe, scheuche ich den Vierbeiner zum SUV und gleite radiohörend vom Grundstück. Ruckzuck finde ich mich auf dem Tamiami Trail wieder und beschleunige das PS-strotzende Gefährt auf schwindelerregende 35 Meilen pro Stunde.
11.30 Uhr Pünktlich auf die Minute erreiche ich mein Ziel und kann an Edelberts und Hund Dixons Seite die weihnachtlich dekorierte Wirtschaft betreten. Wir nehmen an einem Fenstertisch Platz und ordern bei einem netten Kellner süffigen Schaumwein sowie Mangoeisbecher mit Sahne. Darüber hinaus tratschen wir angeregt und planen das anstehende Weihnachtsfest. Mein Tischnachbar legt beste Laune an den Tag und informiert, dass er am Wochenende ein Paket geschnürt und es seinem Sohn zugeschickt hat. Ich nippe am Sektglas und antworte, dass ich am Sonntag ebenfalls mit dem Geschenkpapier hantiert und meine Präsente eingepackt habe – wie aufregend.


Es gibt viele Geschenke

12.30 Uhr Weil Dixon langsam unruhig wird, begleichen wir die Rechnung und brechen zu einem tschilligen Stadtbummel auf. Währenddessen nehmen wir die Auslagen in den Schaufenstern in Augenschein und registrieren, dass in vielen Geschäften hohe Rabatte gewährt werden. Trotz der Lockangebote bleiben wir standhaft und stehen alsbald am azurblauen Golf von Mexiko – diese Idylle muss man erlebt haben.
13.15 Uhr Ich sauge die salzige Luft tief in meine Lungen ein und lasse meinen Begleiter wissen, dass ich in zweieinhalb Stunden die Kinder wiedersehen werde. Prof. Kuhn schenkt mir ein Lächeln und unterbreitet, dass wir uns morgen in Julies Restaurant zum Frühstück treffen sollten – wie schön.
14.15 Uhr Nachdem ich Edelbert Lebewohl gesagt habe, helfe ich Dixon auf die Ladefläche des Chevrolets und fahre ruckzuck in Richtung Fort Myers davon. Um für gute Laune zu sorgen, stelle ich das Radiogerät etwas lauter, um zum Alan Jackson Weihnachtsschlag “Let It Be Christmas” laut mitzusingen.

15.00 Uhr Nach einer Dreiviertelstunde finde ich mich auf dem Flughafengelände wieder und fasse den Entschluss, das Auto direkt vor dem Haupteingang abzustellen. Im Anschluss nehme ich das Haustier an die Leine und spaziere mit einer schönen Melodie auf den Lippen ins Terminal. Zu meiner Freude treffe ich bald auf meine Verwandten und vernehme, dass der WESTJET Direktflug aus Toronto gerade gelandet ist – das ist prima.
15.30 Uhr Ich hüpfe aufgeregt auf und ab und erkläre Maria, dass Amanda bestimmt unzählige Klamotten und Schuhe eingepackt hat. Meine Schwägerin schüttelt entschieden den Kopf und rechnet vor, dass die jungen Leute bereits in zwei Wochen wieder abreisen werden.
16.00 Uhr Endlich erblicke ich James, Amanda und den kleinen David (12) im Getümmel der anderen Reisenden. Laut juchzend schliesse ich die netten Menschen in meine Arme und erkundige mich, ob sie einen angenehmen Flug hatten. James kommt aus dem Schimpfen gar nicht mehr heraus und gibt mir zu verstehen, dass er diese Fluggesellschaft kaum weiterempfehlen kann.
16.30 Uhr Nachdem ich David in die Wange gekniffen habe, schleppen wir das Gepäck zu den Autos. Ich hieve einen besonders schweren Hartschalenkoffer auf die Ladefläche und erfahre von James, dass Amanda sechs Paar Schuhe, gefütterte Wintermäntel und diverse Pullover eingepackt hat – das ist wieder typisch.


Das Ferienhaus meiner Verwandten

17.15 Uhr Zurück im Lowbank Drive, rolle ich den Koffer ins Ferienhaus und mache Amanda auf den Umstand aufmerksam, dass der Wetterdienst für die Weihnachtszeit subtropisches Klima voraussagt. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und setze mich ans Schwimmbecken, um ein Budweiser zu schlürfen. Ferner plaudere ich mit David und höre, dass er sich vom Christkind ein sündteures Handtelefon aus dem Hause Apfel (unlöblich: Apple) gewünscht hat – wie schrecklich.
18.00 Uhr Als der Stundenzeiger meines goldenen Chronographen auf 6 zugeht, serviert Maria köstliche Sandwiches (unlöblich: Wurstbrote) und verrät, dass sie am Weihnachtstag eine fette Ente mit Knödeln auftischen wird. Ich beisse kraftvoll in eine Schinkenstulle und werfe ein, dass wir Tags zuvor in meinem Zuhause abfeiern und Eierpunsch trinken werden – darauf freue ich mich jetzt schon.


Ich beisse kraftvoll zu

19.00 Uhr Da die Kinder müde sind, beschliessen wir den Abend mit Kaffee und hausgemachtem Käsekuchen. Danach wünsche ich meinen Verwandten einen ruhigen Abend und trete die Heimreise in den Willoughby Drive an.
19.30 Uhr Völlig übermüdet werfe ich die Haustüre ins Schloss und lasse den Tag in der guten Stube ausklingen. Während Dixon einen Kauknochen verzehrt, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
20.30 Uhr Weil meine Augen langsam zufallen, betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und begleite den Rüden noch einmal in den Garten. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und gehe gähnend zu Bett. Gute Nacht.

19. Dezember 2017 – Morgen kommen die Kinder

08.00 Uhr Während Martina McBride auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) den Weihnachtsklassiker “Jingle Bells” trällert, hüpfe ich aus dem Bett. Voller Vorfreude öffne ich die Terrassentüre und lasse Hund Dixon wissen, dass wir Morgen die Kinder im Rentnerparadies begrüssen werden – das wird eine Gaudi.
08.30 Uhr Nachdem ich den Frühsport hinter mich gebracht habe, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und läute den sonnigen Tag mit einem Wirbelbad ein. Nebenher telefoniere ich mit meiner Schwägerin und bringe heraus, dass meine Verwandten gleich zum WINN DIXIE Supermarkt am Mission Hill Drive krusen und Einkäufe tätigen wollen. Ich werde augenblicklich hellhörig und biete Maria an, kurzerhand mitzukommen und ihr bei der Auswahl der Produkte beizustehen – immerhin habe ich heute ausnahmsweise keine Termine im Kalender stehen.


Die Putzperle ist da

09.30 Uhr Just als die Zeiger meiner geschmackvollen Wanduhr auf halb 10 deuten, trete ich aus dem Bad und sehe mich mit meiner Zugehfrau konfrontiert. Frau Gomez schreit wie am Spiess und fordert mich auf, mir etwas anzuziehen. Ich nicke eifrig und flitze wie der Wind ins Schlafzimmer, um mich in legere Freizeitkleidung zu zwängen. Danach schlendere ich kleinlaut in die Küche und gebe der Putzperle zu verstehen, dass sie bei ihrem nächsten Besuch die Klingel betätigen sollte. Die Dame wischt mit einem nassen Lappen über die Küchenanrichte und plappert, dass sie in der kommenden Woche nach Mexiko ausfliegen und erst wieder im kommenden Jahr den Hausputz erledigen wird – das soll mir auch Recht sein.
10.15 Uhr Nach einem reichhaltigen Frühstück, setze ich mir die NY YANKEES Kappe auf und wünsche meiner Zugehfrau ein schönes Fest. Ferner stecke ich ihr als kleines Dankeschön eine druckfrische 20 Dollars Note zu und merke an, dass ich nun zum Supermarkt meines Vertrauens rasen und dort meine Verwandten treffen werde.


20 Dollars für Frau Gomez

11.00 Uhr Wenig später brettere ich mit quietschenden Pneus auf den Supermarktparkplatz und schaffe es gerade noch, einem hochnäsigen Porschefahrer einen Stellplatz wegzuschnappen. Während Dixon im PS-strotzenden SUV zurückbleibt, strebe ich lachend zur Markhalle und freue mich, dem blondierten Sportwagenfahrer ein Schnippchen geschlagen zu haben. Alsbald treffe ich auf meine Verwandten am Haupteingang an und lerne, dass sie nicht nur Lebensmittel und Getränke, sondern auch Willkommenspräsente für die jungen Leute besorgen müssen. Ich reibe mir die Hände und gebe zu Protokoll, dass wir David mit Buntstiften überraschen sollten. Mein Bruder zeigt mir jedoch den Vogel und beteuert, dass der Bube im September seinen 12. Geburtstag gefeiert hat und bestimmt keine Dinosaurier auf ein Blatt Papier kritzeln möchte – wie schade.
11.30 Uhr Während wir den klapprigen Einkaufswagen durch die breiten Gänge schieben, wende ich mich Georg zu und lote aus, wann die Kinder eintreffen werden. Der gute Mann versorgt mich mit Infos und unterbreitet, dass er Morgen gegen 16 Uhr zum Flughafen nach Fort Myers fahren und die jungen Leute in Empfang nehmen wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.


Bezahlkarten sind unlöblich

12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten schieben wir den vollbeladenen Wagen zur Kasse und Georg zögert nicht, seine Amerikanische Schnellkarte (unlöblich: American Express Card) zu zücken und der übergewichtigen Kassenkraft ein stattliches Trinkgeld zuzustecken – das ist ja allerhand.
12.45 Uhr Nachdem wir die Einkäufe in die Autos verfrachtet haben, statten wir der benachbarten “Altavista” Pizzeria einen Besuch ab. Weil meine Verwandten bereits ein kleines Vermögen ausgegeben haben, zeige ich mich erkenntlich und lade die lieben Menschen zu vitaminreichen Thunfischpizzas und durstlöschendem Eistee ein.
13.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, planen wir das anstehende Weihnachtsfest und kommen überein, dass wir den Abend des 24. Dezembers in meiner Villa feiern sollten. Ich mache grosse Augen und erfahre weiter, dass wir Tags darauf das Frühstück im Ferienhaus einnehmen und Geschenke austauschen werden – wie aufregend.
13.30 Uhr Mit vollen Bäuchen kehren wir zu den Autos zurück und wünschen einander schöne Nachmittage. Da ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, schwinge ich mich spornstreichs hinters Lenkrad und trete mit dem Rüden die Heimreise in den Willoughby Drive an.


Mein Zuhause unter Palmen

14.00 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mit letzter Kraft die Einkaufstüte ins Haus und mache es mir zur Aufgabe, eine Flasche Ketchup, vitaminreiches Hackfleisch, Käse, frisches Gemüse, Brotaufstrich sowie einen Salatkopf in den Eiskasten zu verstauen. Danach falle ich gähnend aufs Kanapee und döse schnell ein.
15.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, breche ich mit Hund Dixon zu einem Gassigang zur “La Playa” Golfanlage auf. Mit einer lustigen Melodie auf den Lippen flaniere ich durch das beschauliche Wohngebiet und nehme mir das Recht heraus, dem Vierbeiner Stöckchen zuzuwerfen.
16.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann aus den schweren Kuhjungenstiefeln schlüpfen. Im Anschluss setze ich mich an den Schreibtisch und helfe im Rahmen der Anschnurseelsorge verzweifelten Erziehungsberechtigten bei schwerwiegenden Problemen.
17.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, beende ich die schweisstreibende Arbeit und mache mich in der Küche nützlich. Zu prima Elvis Presley Weihnachtsliedern koche ich italienische Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) mit Tomatensauce auf. Zudem rufe ich bei Prof. Kuhn an und vernehme, dass der schlaue Mann am Nachmittag Frau Brandie Cream zum Kaffeetrinken getroffen hat – wie schön.


Heute gibt es Langnudeln mit Sauce

18.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 6 zugeht, lege ich in der klimatisierten Wohnstube die Beine hoch und schaue fern. Um auf den neuesten Stand zu kommen, gebe ich mich den FOX Nachrichten hin und informiere mich aus erster Hand über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit verweile ich weiter auf FOX und fröne dem preisgekrönten Serienspiel “The Last Man on Earth” (auf deutsch: Der letzte Mann auf Erden). Die Spasssendung handelt von einem bärtigen Heini, der als einziger Mensch eine verheerende Virusepidemie überlebt hat und nun ganz alleine durch die Vereinigten Staaten streift – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Als nach der vierten Episode der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und gehe müde zu Bett. Gute Nacht.

29. November 2017 – Weihnachtsterror

08.00 Uhr Ich werde durch ein Blake Shelton Weihnachtslied geweckt und habe ausserdem das zweifelhafte Vergnügen, Werbebotschaften bezüglich der anstehenden Feiertage zu hören. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und komme zu dem Schluss, dass von einer besinnlichen Weihnacht keine Rede mehr sein kann – wie schade.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik kehre ich seufzend in gute Stube zurück und nehme den futuristischen DeLonghi Kaffeevollautomaten in Betrieb. Darüber hinaus betätige ich entnervt den OFF Knopf des Radios und fordere die AMAZON ECHO Musiksäule auf, mich mit prima Landmusik zu verwöhnen. Zu allem Überfluss stimmt das mit sieben Mikrofonen und einem leistungsstarken Lautsprecher ausgestattete Audiogerät den Dolly Parton Klassiker “Hard Candy Christmas” aus dem Jahre 1982 an – was muss ich denn noch alles ertragen.

09.00 Uhr Während ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lasse, bimmelt plötzlich das Telefon und ich sehe mich genötigt, mit meinem Bruder plaudern zu müssen. Georg legt beste Laune an den Tag und beteuert, dass das windige Wetter dazu einlädt, um im “Miromar Outlet Store” (löblich: Miromar Auslassgeschäft) nach Weihnachtspräsenten Ausschau zu halten. Ich wische mir spornstreichs über die nasse Stirn und entgegne, dass ich mich diesem Ausflug bestimmt nicht anschliessen werde. Der gute Mann nölt in einer Tour und kündigt an, bei Prof. Kuhn anzurufen und ihm einen Abstecher nach Fort Myers schmackhaft zu machen – jaja.
10.00 Uhr Weil mein Magen knurrt, hole ich eine teflonbeschichtete Pfanne aus dem Küchenschrank und mache es mir zur Aufgabe, köstliche Rühreier mit Speck zu zaubern. Während Dixon ohne Unterlass sabbert, stösst Frau Pontecorvo plötzlich die Terrassenpforte auf und hält mir einen Mistelzweit unter die Nase. Die Perle von nebenan deutet zur Haustüre und legt mir nahe, das Sandelholzgewächs neben dem Eingang zu hängen. Selbstverständlich winke ich augenblicklich ab und lasse meine Nachbarin wissen, dass Weihnachten immer mehr zu einer lächerlichen Kommerzveranstaltung verkommt.
10.45 Uhr Als ich die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehme und meine Kehle mit würzigem Bohnentrunk spüle, redet Frau Pontecorvo weiter auf mich ein und erinnert, dass ich bald James, Amanda und den kleinen David im Sonnenscheinstaat begrüssen werde. Ferner ruft mich die kleine Frau auf, alsbald in ein Spielzeuggeschäft zu stürmen und für meinen Grossneffen ein schönes Präsent auszusuchen – gleich platzt mir der Kragen.
11.30 Uhr Nachdem ich das schmutzige Geschirr in die Spüle verfrachtet habe, wünsche ich Frau Pontecorvo einen schönen Nachmittag und schicke mich an, den Vierbeiner zum Auto zu lotsen. Im Anschluss presche ich mit quietschenden Pneus von dannen und steuere die McDonalds Schnellgaststätte an der Immokalee Road an, um einen Becher Diät Cola, eine Apfeltasche sowie einen Strawberry Sundae (Erdbeer Eisbecher) zu erwerben.


Eine braune Brause

12.15 Uhr Kurz nach der Mittagszeit parke ich das PS-strotzende KFZ am Park Drive und schlendere mit Dixon im Schlepptau zum Golf. Voller Vorfreude lasse ich mich im feuchten Sand nieder und nehme mir das Recht heraus, das lustige Eis zu schlecken. Nebenher blicke ich auf den Ozean und spiele mit der Idee, während der Weihnachtsfeiertage zu verreisen und die staade Zeit in nördlicheren Gefilden zu verbringen.
12.45 Uhr Da Dixon langsam unruhig wird, breche ich zu einem Spaziergang auf und werfe dem Rüden ein Stöckchen zu. Ausserdem nehme ich zwei Kinder in Augenschein, die mit einer Frisbee Scheibe hantieren. Um vom fliegenden Plastikdeckel nicht am Kopf getroffen zu werden, gehe ich schnell weiter und balle meine Fäuste.


Hund Dixon

13.30 Uhr Endlich treffe ich am Auto ein und kann die Heimfahrt antreten. Weil ich meine Zeit nicht gestohlen habe, beschleunige ich den Chevrolet Suburban auf 40 Meilen pro Stunde und schrecke auch nicht davor zurück, in regelmässigen Abständen die Hupe zu betätigen – immerhin haben Rentner stets Vorfahrt.
14.15 Uhr Zuhause angekommen, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle dann fix und foxi aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum unter einem geschmückten Christbaum sitzen.
15.15 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und verspüre grossen Kaffeedurst. Ruckzuck nehme ich den DeLonghi Automaten in Betrieb und richte drei Muffins auf einem Porzellanteller an – das Auge isst bekanntlich mit.
15.45 Uhr Leider wird die Ruhe bald durch lautes Klingeln gestört. Ich öffne schwungvoll die Haustüre und treffe Edelbert auf der Einfahrt an. Mein Bekannter schenkt mir ein Lächeln und erzählt, dass das Einkaufszentrum hoffnungslos überfüllt war und es ihm kaum möglich war, nach preiswerten Geschenken zu suchen. Ich zucke mit den Schultern und zögere nicht, den schlauen Mann zu einem Kaffee einzuladen. Leider lehnt Edelbert dankend ab und weist mich auf die Tatsache hin, dass er bei Familie Satesh eingeladen ist – das ist wieder typisch.
16.30 Uhr Nachdem mein Bekannter das Weite gesucht hat, komme ich meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Augenrollend studiere ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher und sehe mich gezwungen, Herrn Lothar W. aus Emden zu raten, seinen frechen Sohn (15) ins Erziehungsheim zu stecken. Immerhin kann es nicht sein, dass der Rabauke die Nachbarschaft mit gewaltverherrlichenden Hartfelsenmusik beschallt.


Ich beisse kraftvoll zu

17.15 Uhr Voller Elan fahre ich den Heimrechner herunter und begebe mich in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Um nicht stundenlang vor dem heissen Herd stehen zu müssen, backe ich eine Thunfischpizza auf und fresse dazu einen gesunden Beilagensalat mit Oliven und Mais – schmeckt gar nicht schlecht.
18.00 Uhr Nach der Jause schalte ich die Glotze ein und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Um stets auf dem Laufenden zu bleiben, spitze ich die Ohren und lerne, dass sich am kommenden Donnerstag der japanische Angriff auf den amerikanischen Militärstützpunkt Pearl Harbour zum 76. Mal jährt – wie schrecklich.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO und gebe mich der Hollywoodproduktion “Case 39” (auf deutsch: Fall 39) hin. Der Langfilm erzählt die Geschichte einer Beamtin, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, verwahrloste Kinder zu betreuen. Als die Perle im Rahmen einer Routineuntersuchung auf die zehnjährige Lilith aufmerksam wird, muss sie jedoch schnell feststellen, dass es manche Kinder faustdick hinter den Ohren haben.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Danach reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.