11. Dezember 2012 – Die Sprache der Mohawk Indianer

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07.45 Uhr Ich öffne die Augen und registriere, dass es mittlerweile Viertel vor 8 geschlagen hat. Weil Morgenstund’ Gold im Mund hat, hüpfe ich aus dem Bett und animiere Dixon, mich an die frische Luft zu begleiten. Wie es sich für einen sportlichen Rentner gehört, absolviere ich bei kühlen 70°F (21°C) die Morgengymnastik – wer rastet der rostet.
08.30 Uhr Anschliessend entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und denke daran, dass ich um halb 11 mit Edelbert verabredet bin. Ich lehne mich zufrieden zurück und kann es gar nicht mehr erwarten, einen Einblick in die Sprache der Mohawk Indianer zu bekommen.
10.00 Uhr Nachdem ich das Frühstück beendet habe, lotse ich Dixon zum Zuhause von Familie Crane und bitte die Hausherrin, einige Stunden auf den Vierbeiner aufzupassen. Die ehemalige Olympiateilnehmerin nickt eifrig und verspricht, einen Spaziergang mit ihrem Liebling und meinem Haustier zu unternehmen – wie schön. Ich hüpfe ruckzuck in den frisch polierten Chevrolet und presche mit durchdrehenden Reifen in Richtung “Collier County Public School” (löblich: Öffentliche Collier Landkreisschule) davon.
10.45 Uhr Mit wenigen Minuten Verspätung treffe ich am Ziel ein und kann Edelbert recht herzlich begrüssen. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, eilen wir in die weihnachtlich geschmückte Lehranstalt und erfahren vom Hausmeister (59), dass der Mohawk-Sprachkurs im ersten Stock stattfindet.
11.15 Uhr Kurze Zeit später finden wir uns in einem Klassenzimmer wieder und bemerken, dass wir nicht die einzigen sind, die sich mit der Muttersprache der “Leute vom Land des Feuersteins” vertraut machen wollen.
11.30 Uhr Neugierig nehmen wir Platz und werden Zeugen, wie ein älterer Herr ans Rednerpult tritt und sich als Mr. Thompson vorstellt. Der braungebrannte Mann plappert ohne Unterlass und macht auf den Umstand aufmerksam, dass seine Grosseltern dem Stamm der Mohawk angehören und seit viele Jahre in einem Reservat an der kanadischen Grenze leben. Darüber hinaus erfahren wir, dass die Mohawk Sprache vom Aussterben bedroht ist und nur noch von sehr wenigen Menschen beherrscht wird.
12.00 Uhr Nach einer dreissigminütigen Einleitung verteilt der Indianer Broschüren und wir lernen, dass die Sprache der Mohawks auf Verben fixiert ist und lediglich 600 echte Substantive kennt. Als Herr Thompson einige Beispiele nennt, winkt Edelbert ab und unkt, dass sogar Chinesisch leichter zu erlernen ist. Der Lehrer wirft uns skeptische Blicke zu und fährt fort, dass zum Beispiel die Begrüssung “Hello” mit “Kwe” übersetzt werden kann. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.

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Die Mohawk Indianer – einst ein stolzes Volk

12.45 Uhr Als Herr Thompson seinen Vortrag unterbricht und eine Pause ausruft, setze ich meine NY Yankees Kappe auf und lasse Prof. Kuhn wissen, dass es mir langsam zu bunt wird. Edelbert gibt mir Recht und bringt ein Mittagessen in der Schulkantine zur Sprache.
13.15 Uhr Hungrig und durstig kehren wir in den Speiseraum ein und ordern an der Essensausgabe saftige Thunfischsandwiches (unlöblich: Thunfischbrote) sowie durstlöschendes Diät Coca Cola. Danach nehmen wir an einem Tisch Platz und beissen kraftvoll zu – das schmeckt.
14.00 Uhr Nachdem wir den Waschraum aufgesucht und uns frisch gemacht haben, verlassen wir das Schulgebäude und laufen zu den Autos zurück. Mein Begleiter lässt währenddessen kein gutes Haar an der Indianersprache und sagt, er nun nach Hause fahren und etwas lesen wird – das ist eine hervorragende Idee.
14.45 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, hole ich Dixon bei Familie Crane ab und falle dann aufs Sofa, um von meiner spannenden Geheimmission im grossen Apfel zu träumen – das waren noch Zeiten.
15.45 Uhr Nach der Pause setze ich mich kaffeeschlürfend an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nach. Ich gebe wie immer hilfreiche Ratschläge und sorge dafür, dass der verlotterten Jugend von heute ihre Schranken aufgezeigt werden.
16.30 Uhr Ferner kümmere ich mich um meine eigene Korrespondenz und finde eine nette Grussbotschaft meines löblichen Neffen im elektronischen Posteingang vor. James schreibt, dass wir uns in neun Tagen endlich wiedersehen werden. Ich bin begeistert und lasse in meinem Antwortschreiben verlauten, dass die Kinder in diesem Jahr mit besonders kostspieligen Weihnachtsgeschenken rechnen können.
17.30 Uhr Nachdem ich die neuen Einträge im Gästebuch überflogen habe, gehe ich von der Leine und bereite eine Käseplatteplatte vor. Daraufhin schalte ich die Musikanlage ein und lasse mir die Jause zu prima George Strait Weihnachtsklängen munden.
18.15 Uhr Kurz nach dem Sechsuhrläuten nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und freue mich auf einen hunde- und rentnergerechten Fernsehabend. Ich genehmige mir ein eiskaltes Budweiser aus dem Kühlschrank und läute den Feierabend mit den FOX Abendnachrichten ein. Im Anschluss wechsle ich auf den Filmkanal HBO, wo zur besten Sendezeit die lustige Komödie “Along came Polly” (auf deutsch: Und dann kam Polly) läuft.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden schalte ich die Glotze aus und lege mich müde ins Bett. Gute Nacht.

“Und dann kam Polly” – ein sehr lustiger Film:

10. Dezember 2012 – Cool Inc., Mohawk und Jeopardy

07.30 Uhr Die drittletzte Woche des Jahres beginnt und ich fühle mich wie gerädert. Mit starken Kopfschmerzen steige ich aus dem Bett und ärgere mich, weil die Klimaanlage schon wieder ihren Dienst verweigert. Ich scheuche Dixon nörgelnd in die Garage und stelle beim Blick auf die Steuereinheit fest, dass ein Warnlämpchen abwechselnd rot und gelb blinkt. Um einen Überblick zu bekommen, studiere ich die Gebrauchsanweisung und lerne, dass in diesem Fall ein Handwerker anrücken und einen Filter wechseln muss – das hat gerade noch gefehlt.
08.30 Uhr Nachdem ich eine renommierte Fachfirma kontaktiert habe, ziehe ich mich ins Nasszelle zurück und lasse Dixon wissen, dass schon bald ein Arbeiter vorbeikommen und die Klimaanlage reparieren wird.
10.00 Uhr Just als ich das Frühstück beende, schellt es an der Haustüre. Ich öffne die Pforte schwungvoll und sehe mich mit einem freundlichen Mann konfrontiert, der sich mir als Mitarbeiter der “Florida Cool Inc.” zu erkennen gibt. Ich lotse den Knecht spornstreichs in die Garage und informiere, dass der Luftansaugfilter meiner Zentralklimaanlage verschmutzt ist. Der Heini nickt eifrig und entgegnet, dass es langsam an der Zeit wäre, eine neue Anlage zu installieren. Obgleich der Latzhosenträger die Wahrheit sagt, winke ich ab und unterbreite, dass ich ein armer Rentner bin und mir solche Sperenzchen unmöglich leisten kann.
10.30 Uhr Während der Facharbeiter die Filter austauscht, blättere ich in der Tageszeitung und erfahre, dass sich interessierte Bürger in der örtlichen “Collier County Public School” (löblich: Öffentliche Collier Landkreisschule) über die Sprache der Mohawk Indianer schlau machen können. Ich staune nicht schlecht und lese weiter, dass diese Sprache nur noch von zirka 3.500 Menschen beherrscht wird. Aus diesem Grund hat sich der Schulleiter entschlossen, einen waschechten Indianer mit der Aufgabe zu betrauen, einen Sprachkurs abzuhalten – wie schön.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten hat der Handwerker die Arbeit beendet und hält mir eine Rechnung unter die Nase. Ich krame seufzend meine GOLDEN HEAD Geldbörse aus der Hosentasche und sehe mich genötigt, dem Halsabschneider 270 Dollars in Bar auszuhändigen.
12.00 Uhr Als endlich Ruhe im Willoughby Drive eingekehrt ist, rufe ich Dixon in die gute Stube und setze ihm eine Schüssel mit vitaminreichem Trockenfutter vor. Ausserdem backe ich eine Fertigpizza aus dem Hause TOMBSTONE auf und gönne mir ein eiskaltes Budweiser – das tut gut.
13.00 Uhr Wenig später rollt Edelberts schneeweisser JEEP vor und ich kann den schauen Mann in der kleinen Villa herzlich Willkommen heissen. Während wir gemütlich auf der Terrasse sitzen und Weihnachtsmusik lauschen, komme ich auf den Zeitungsartikel zu sprechen und zeige auf, dass die Mohawk Sprache in Bälde aussterben wird. Edelbert macht grosse Augen und sagt, dass es eine Gaudi wäre, die Sprache der amerikanischen Ureinwohner zu erlernen. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe zu Protokoll, dass just morgen ein kostenloser Schnupperkurs angeboten wird. Mein Tischnachbar freut sich und entgegnet, dass wir uns um halb Elf vor der Schule treffen sollten – das ist phantastisch.
14.15 Uhr Nachdem sich Edelbert verabschiedet hat, falle ich erschöpft aufs Kanapee und lasse die Seele baumeln. Kurze Zeit später döse ich ein und sehe mich im Traum in meine bayerische Heimat versetzt.
15.15 Uhr Ich werde durch das Quietschen von Dixons Spielsachen geweckt und registriere, dass der Rühe mit Nachbarhund Joey im Garten spielen möchte. Natürlich öffne ich die Terrassentüre und nutze den sonnigen Nachmittag, um mit dem iPad Anschnur zu gehen. Unter anderem beantworte ich die Depesche eines 41jährigen Vaters aus Düsseldorf, dessen Sohn Lukas sehr frech ist. Weil man sich heutzutage nicht alles bieten lassen kann, rate ich dazu, dem Lümmel die Ohren lang zu ziehen und ihm keine Geschenke unter dem Christbaum zu legen.
16.00 Uhr Zu guter Letzt kümmere ich mich um meine eigene Korrespondenz und verfasse eine Grussbotschaft an meinen Bruder. Anschliessend fahre ich das Arbeitsgerät mausdrückend herunter und begebe mich in die Küche.
16.30 Uhr Während Martina McBride auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) ein stimmungsvolles Weihnachtslied trällert, koche ich italienische Farfalle auf und zaubere zudem ein feines Pesto-Sösschen.
17.15 Uhr Endlich kann ich mich an den Terrassentisch setzen und kraftvoll zubeissen. Dummerweise kommt just in diesem Moment Frau Pontecorvo daher und lotet aus, ob sie mir am Abend beim Fernsehschauen Gesellschaft leisten darf. Ich winde mich aus der Verantwortung und flunkere, dass ich mir ein Eishockey Spiel ansehen werde. Meine Nachbarin blickt traurig drein und meint, dass sie unter diesen Umständen ins Kino gehen wird.
18.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich seinem Ende zu und ich mache es mir in der klimatisierten Stube gemütlich. Als erstes fröne ich den Nachrichten auf FOX und mache mich über die Entwicklungen in der Welt schlau. Danach gebe ich mich dem Programm auf SHOWTIME hin und folge einer spannenden “Dexter” Episode – das macht Spass.
19.30 Uhr Zur besten Sendezeit wähle ich den Spartenkanal WBBH aus und amüsiere mich bei einer neuen Ausgabe der Ratesendung “Jeopardy”. Natürlich kann ich sämtliche Fragen auf die vorgegebenen Antworten geben – das soll mir erst mal einer nachmachen.
21.00 Uhr Als der Abspann über den Flachbildschirm flimmert, betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und begleite Hund Dixon in den Garten. Danach lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.

JEOPARDY ist Amerikas beliebteste Ratesendung:

29. August 2012 – Nein zum Ökostrom

Sehr verehrte Damen und Herren,

als ich heute Morgen den Reissverschluss meiner modischen WRANGLER Tschiens hochzog, erzählte der WCKT CAT COUNTRY Radiosprecher, dass der amerikanische Erfinder Whitcomb Judson just heute vor 113 Jahren ein Patent auf den von ihm erfundenen Reissverschluss (unlöblich: Zipper) erhalten hat. Um der Sache genauer auf den Grund zu gehen, habe ich während des Badevergnügens im Internetz recherchiert und erfahren, dass Herr Judson anno 1904 mit seinem Kompagnon eine Firma gründete und es sich zur Aufgabe machte, den Reissverschluss maschinell herzustellen – wie aufregend.
Nach dem Badespass musste ich zum PUBLIX Supermarkt krusen und knapp 80 Dollars in Waren des täglichen Bedarf investieren. Dummerweise ist mir an der Kasse ein Glas mit vitaminreichen Oliven aus den Händen geglitten und scheppernd zu Boden gefallen. Um von der übergewichtigen Kassiererin (32) nicht geschimpft zu werden, habe ich der Dame (81) hinter mir böse Blicke zugeworfen und der Marktmitarbeiterin zu verstehen gegeben, dass mich die alte Schachtel geschubst hat.
Weil ich mich nicht um alles kümmern kann, habe ich mich zum Mittagessen kurzerhand bei Frau Pontecorvo eingeladen. Die Gute hat köstliche Sandwiches (löblich: Wurstbrote) aufgetischt und mir einen Ausflug zum Miromar Outlet Store (löblich: Miromar Auslassgeschäft) schmackhaft gemacht. Da ich am Donnerstag keine wichtigen Termine im Kalender verzeichnet habe, habe ich kurzerhand zugesagt und meiner Nachbarin versprochen, mich dem Ausflug anzuschliessen.
Den schwülwarmen Nachmittag habe ich rasenmähend und unkrautjätend im Garten verbracht. Ausserdem hatte ich das Vergnügen, Herrn Booth Neffen Nils (18) wiederzusehen. Der Jungspund besucht immer noch die “Admiral Farragut” Militärakademie in St. Petersburg und hat erzählt, dass er sich in Kürze der NAVY anschliessen und auf den Weltmeeren für Sicherheit sorgen wird – wie schön. Wenig später hat Edelbert angerufen und mir vom neu eröffneten “Seminole Casino” im 30 Meilen entfernten Immokalee berichtet. Natürlich wurde ich sofort hellhörig und erklärte meinem Bekannten, dass wir augenblicklich losfahren und in besagtem Casino zu Abend essen sollten.
Gegen 19 Uhr trafen wir am Ziel ein und genossen ein opulentes Nachtmahl in der gutbesuchten “EE-TO-LEET-KE” Indianerwirtschaft. Wir verspeisten eine französische Zwiebelsuppe (unlöblich: French Onion Soup), New York Strip Steak (löblich: New Yorker Streifenschnitzel) und als Nachspeise grosse Rentnereisbecher mit Sahne.
Nachdem wir das Casino besichtigt und funkelnde Münzen in die Spielautomaten (unlöblich: Slot Machines) geworfen hatten, machten wir uns auf den Heimweg und waren kurz vor 21 Uhr zu Hause. Danach holte ich Hund Dixon bei Familie Crane ab und ging völlig erschöpft zu Bett.

In Deutschland wird derzeit über die hohen Strompreise diskutiert.
Während wir in den Vereinigten Staaten knapp 14 Cent für eine Kilowattstunden bezahlen müssen, wird der deutsche Kunde mit rund 26 Cent zur Kasse gebeten. Obgleich in den USA genauso wie in Deutschland ein freier Wettbewerb unter den Anbietern herrscht, sind die Preise auf dem europäischen Kontinent um ein vielfaches höher. Der Grund für die Preisschraube ist schnell gefunden. Immerhin werden in Deutschland erneuerbare Energieformen gefördert. Das Geld dafür wird über die sogenannte EEG-Umlage bei allen Stromkunden eingesammelt. Weil der Bau neuer Solarstromanlagen auf Dächern privater Haushalte oder landwirtschaftlicher Betriebe floriert, ist davon auszugehen, dass die EEG-Umlage im kommenden Jahr erneut angehoben werden muss. Dieser Unsinn führt dazu, dass der private Verbraucher noch mehr Geld für Strom ausgeben muss – wie schrecklich.
Bundeskanzlerin Angela Merkel wäre gut beraten, die Ökostrom-Förderung mit sofortiger Wirkung einzustellen und auf günstigeren Atomstrom zu vertrauen. Wie jedes Kind weiss, ist Atomstrom nicht nur kostengünstig, sondern auch sehr umweltverträglich.