8. September 2017 – Tallahassee und Irma

08.00 Uhr Die Sonne lacht durchs Fenster und ich bemerke beim Blick auf den Reisewecker, dass es bereits 8 Uhr geschlagen hat. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, schlüpfe ich gähnend in den Morgenmantel und eile mit Hund Dixon an die frische Luft, um meine müden Glieder zu lockern – das tut gut.
08.30 Uhr Nachdem ich Edelbert geweckt und ihm klargemacht habe, dass ich grossen Hunger habe, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem Vollbad mit ganz viel Schaum.
09.30 Uhr Schlussendlich ziehe ich den Reisverschluss des Rollkoffers zu und fordere den Rüden auf, mir zum Wohnmobil zu folgen. Das Haustier springt von einem Bein aufs andere und lässt es sich nicht nehmen, spornstreichs zum Strand zu flitzen und kreischende Möwen aufzuschrecken – was kann es schöneres geben.


Hund Dixon spielt ausgelassen

10.00 Uhr Nach einem Spaziergang verfrachte ich das Gepäckstück in den WINNEBAGO und halte nach Edelbert Ausschau. Mein Bekannter lässt nicht lange auf sich warten und erzählt, dass er mit dem Heini an der Rezeption über den Hurrikan Irma geplaudert hat. Der schlaue Mann versorgt mich mit den neuesten Infos und beteuert, dass der Tropensturm in den kommenden Stunden an der Nordküste Kubas entlang in Richtung der Florida Keys ziehen wird. Ich lasse den Motor aufheulen und gleite auf dem Via De Luna Drive gen Osten. Nach nicht einmal 200 Metern trete ich beherzt auf die Bremse und gebe zu Protokoll, dass das “Dog House” (löblich: Hunde Haus) Delikatessgeschäft sehr einladend aussieht.


Der Wirbelsturm Irma

10.30 Uhr In einem angenehmen Ambiente nehmen wir die wichtigste Mahlzeit des Tages ein und plaudern über dies und das. Edelbert legt trotz der Schreckensmeldungen beste Laune an den Tag und schlägt vor, dass wir heute nach Tallahassee krusen und die Hauptstadt des Staates besuchen könnten – das hört sich verlockend an.
11.00 Uhr Pünktlich zum Elfuhrläuten schwinge ich mich wieder hinters Lenkrad und schicke mich an, auf der Pensacola Beach Road in Richtung Festland davonzubrausen. Während Shelby Lynne im Radio ein schönes Lied trällert, beschleunige ich den TRAVATO auf 35 Meilen pro Stunde und finde mich alsbald auf der Interstate 10 wieder, die bekanntlich den äussersten Osten der Vereinigten Staaten mit dem goldenen Westen verbindet.
11.45 Uhr Während unserer Reise passieren wir die “Eglin Air Force Base” und Edelbert weiss zu berichten, dass es sich hierbei um den flächenmässig grössten Stützpunkt der “United States Air Force” handelt. Ich mache grosse Augen und lerne weiter, dass auf diesem knapp 2.000 km² grossen Areal nicht nur Flugzeuge, sondern auch Langstreckenraketen sowie Drohen stationiert sind – das ist ja kaum zu glauben.
12.45 Uhr Nach 100 Meilen legen wir am nördlichen Rand des “Choctawhatchee River Parks” eine kurze Rast ein. Während Dixon eigenständig Gassi geht, stibitze ich mir eine Mountain Dew Getränkedose aus dem Eiskasten und öle meinen staubtrocknen Hals mit kräftigen Schlucken. Edelbert segelt unterdessen mit dem praktischen iPad durchs Internetz und beteuert, dass der Tropensturm “Irma” am Sonntag mit voller Wucht auf das amerikanische Festland treffen wird. Der Professor atmet tief durch und unkt, dass die Menschen im Collier County höchstwahrscheinlich von diesem Monstersturm verschont bleiben werden – das will ich doch hoffen.


Auch Katze Land informiert über den Sturm

13.30 Uhr Beschwingt durch stimmungsvolle WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik setzen wir unsere Reise fort und rasen an den kleinen Nestern Bonifay, Chipley, Cottondale und Marianna vorbei. Ausserdem haben wir das Vergnügen, die verstreuten Seen des Ocheesee Ponds zu sehen, die von meterhohen Zypressen umwuchert sind – da kommt besonders grosse Freude auf.
14.30 Uhr Sechzig Minuten später erreichen wir unser Ziel und stellen wohlwollend fest, dass Tallahassee ein wunderschönes Städtchen mit vielen Einkaufsmöglichkeiten ist. Wir gleiten beeindruckt am Capitol vorbei und ringen uns dazu durch, das Wohnmobil vor dem “Museum of Florida History” abzustellen. Als wir aussteigen wollen, kommt jedoch ein Polizeibeamter daher und meint, dass hier das Parken verboten ist – wie unlöblich.
15.30 Uhr Letztendlich steuern wir ein “DAYS INN” Motel unweit der Universität an und mieten zwei Zimmer für die Nacht. Anschliessend schleppen wir das Reisegepäck ins erste Obergeschoss und brechen dann zu einem erquickenden Spaziergang ins Stadtzentrum auf.


Das Capitol

16.30 Uhr Bei schweisstreibenden 78°F (26°C) streben wir auf Schusters Rappen zum Capitol und sind überrascht, unzählige Touristen vor dem im Jahre 1976 erbauten Regierungsgebäude anzutreffen. Edelbert erhebt den Zeigefinger und erinnert, dass das Gebäude architektonisch bedeutend ist und längst in das “National Register of Historic Places” (löblich: Nationalregister der historischen Plätze) aufgenommen wurde – jaja.
17.30 Uhr Eisschleckend wandern wir weiter und finden uns alsbald im sogenannten “Smoky Hollow District” wieder. Wir beäugen schäbige Holzbaracken und erfahren, dass hier bis zu den frühen 1960er Jahren bettelarme Negerfamilien in menschenunwürdigen Zuständen gewohnt haben – wie traurig.


Der Smoky Hollow District in Tallahassee

18.30 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, kehren wir in das “Harry’s Seafood Grille” Gasthaus an der South Bronogh Street ein und gönnen uns ein exquisites Abendessen. Wir ordern mit Käse überbackene Hähnchenschnitzel und trinken dazu süffigen Pinot Noire. Nebenher kommen wir mit den Gästen am Nachbartisch ins Plaudern und vernehmen, dass Herr und Frau DeLaney aus Lakeland, FL stammen und vor dem Hurrikan Irma in den Norden geflüchtet sind. Die 47jährige Dame zittert am ganzen Leib und kündigt an, dass der Sturm Übermorgen auf Florida treffen und Schäden in Milliardenhöhe anrichten könnte. Darüber hinaus hören wir, dass es schlauer wäre, bis zum Montag in Floridas Hauptstadt zu bleiben.


Prost

19.15 Uhr Redlichst gestärkt verlassen wir das Wirtshaus und vereinbaren während des Heimwegs, dass wir uns den Ratschlag zu Herzen nehmen und noch zwei Tage in Tallahassee bleiben sollten. Schlussendlich lassen wir den lauen Septemberabend bei einem kühlen Bier am Motelschwimmbecken ausklingen und rufen kurzerhand bei Frau Pontecorvo an. Als sich die Perle nach dem zweiten Tuten endlich meldet, lassen wir sie wissen, dass sie nicht vor Dienstagnachmittag mit uns rechnen kann. Die kleine Frau ist ganz aus dem Häuschen und entgegnet, dass sie sich heute im PUBLIX Supermarkt mit Lebensmittel eingedeckt hat und das Wochenende mit anderen Bürgern in der Mehrzweckhalle der örtlichen “High School” (löblich: Hochschule) verbringen wird – das ist sehr vernünftig.
20.00 Uhr Nach dem dritten Bier, verabschiede ich mich vom Professor und scheuche den Vierbeiner ins Zimmer, um mich kalt abzuduschen. Anschliessend fröne ich wissbegierig dem Nachrichtenprogramm auf FOX und bringe heraus, dass das “National Hurrican Center” den Tropensturm Irma mittlerweile von Gefahrenstufe 5 auf 4 herabgesetzt hat. Trotz alledem wird der Hurrikan voraussichtlich am Samstagmorgen in Kuba auf Land treffen und dann zur Südostküste der Vereinigten Staaten weiterziehen – wie furchtbar.
21.00 Uhr Nachdenklich beende ich den Fernsehabend und spreche zum Abschluss des langen Tages ein Gebet. Gute Nacht.

3. November 2013 – Sandra Corte sagt: “Mein Floridaurlaub ist super”

Hallo Leute,

mein Urlaub vergeht wie im Flug.
Nun bin ich schon seit 13 Tagen in Florida und habe kaum etwas gesehen. Die meiste Zeit verbringe ich im Garten meines Vermieters, in Restaurants, in Shopping Locations oder im Kino. Eigentlich ist es ja auch viel zu heiss, um Ausflüge zu unternehmen 😉

Seit gestern ist übrigens Pfaffenbergs ehemaliger Studienkollege im Sunshine State zu Gast. Thomas Kronach hat geschäftlich in Tampa zu tun und muss einen befreundeten Rechtsanwalt sowie einen Staatsanwalt zum Mittagessen treffen. Trotzdem waren wir gestern Abend aus und haben ein spitzen Abendessen im Lurcats genossen. Anschliessend ging’s zum Abfeiern in die “Martini Lounge”, einem prima Live-Club mit Dancefloor und mehreren Bühnen. Thomas ist ein super Tänzer und hat die anderen Gäste mit Tanzeinlagen aus den 80er Jahren begeistert 🙂

Kurz nach 3 Uhr Morgens war ich wieder zu Hause.
Wie ihr euch denken könnt, ist Reinhard mitten in der Nacht aufgestanden und wollte sichergehen, dass Thomas nicht im Gästezimmer übernachtet. Ich hab’ dem Rentner gleich den Wind aus den Segeln genommen und klargestellt, dass der Thomas nur ein guter Freund ist.
Am Morgen haben wir uns in Julies Restaurant zum Frühstück getroffen. Thomas war auch da und hat uns zum Abendessen ins “Campiello’s” eingeladen. Hinterher wollen wir einige Drinks im “Old Village Pub” nehmen und einen Spaziergang durch das nächtliche Naples unternehmen. Ich freu mich schon und bin mir sicher, dass ich wieder ein kleines Vermögen in den Boutiquen lassen werde.

Gestern auf NBC – Superstars sammeln Spenden:

Achja, und dann hat an der Ostküste auch noch ein Sturm namens Sandy gewütet. Weite Teile von New York und New Jersey sind zerstört. Unter anderem wurde auch John Avanzattis Elternhaus in der Nähe von Asbury Park, NJ von einer Springflut weggefegt. Die Amerikaner halten wie Pech und Schwefel zusammen und spenden fleissig Geld. Ich bin mir sicher, dass die zerstörten Häuser und Geschäfte bald wieder aufgebaut sein werden !!!

So, jetzt geht’s zum Strand.
Immerhin brauchen Pfaffi, Frau Pontecorvo und Hund Dixon etwas Auslauf.
Morgen hört ihr wieder von mir.

Schöne Grüsse
Sandra

2. November 2012 – Thomas Kronach ist da

07.15 Uhr Ich werde durch eigenartige Geräusche geweckt. Um dem Krach auf den Grund zu gehen, eile ich in die Küche und stelle Sandra zur Rede. Gähnend tippe ich auf meine goldene ROLEX und erkläre, dass es noch nicht einmal halb 8 geschlagen hat. Das Kind zuckt mit den Schultern und erinnert daran, dass mein ehemaliger Studienkollege in wenigen Stunden ankommen wird. Nebenbei fährt sich die Maid durchs Haar und kündigt an, einen Frisör besuchen zu wollen. Ich überlege kurz und rate, “Ben’s Hair Salon” an der Livingston Road anzusteuern.
08.00 Uhr Nachdem Sandra mit quietschenden Reifen davon gefahren ist, nehme ich ein löbliches Wirbelbad und entspanne mich redlichst – das tut gut.
09.30 Uhr Just als ich das wichtigste Mahl des Tages verzehre, fährt Edelberts schneeweisser JEEP vor. Ich begrüsse meinen Bekannten winkend und informiere, dass Sandra ausgeflogen ist, um sich die Haare aufsteilen zu lassen. Der Professor leistet mir beim Frühstück Gesellschaft und möchte wissen, ob mein Gast “Ben’s Hair Salon” besucht. Ich stimme zu und erwidere, dass der 81jährige Frisör besonders günstige Preise bereithält. Edelbert gibt mir Recht und berichtet, dass sich namhafte Musiker entschlossen haben, am Abend des 2. November ein Benefizkonzert für die Opfer des verheerenden Sturms “Sandy” zu veranstalten. Darüber hinaus lerne ich, dass der Fernsehsender NBC die Schau am Abend ausstrahlen wird.
10.15 Uhr Wenig später stösst Sandra die Haustüre auf und straft mich mit skeptischen Blicken. Als ich genauer nachfrage, schimpft Sandra wie ein Rohrspatz und behauptet, dass ihr Herr Ben ständig in den Ausschnitt geglotzt hat. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und animiere das Kind, sich ein kühles Bier zu genehmigen und brav zu sein. Sandra will jedoch nicht hören und flitzt nörgelnd ins Badezimmer.
11.30 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, trommle ich mit den Fingern auf die Tischplatte und bringe einen Ausflug zum “Boston Beer Garden” zur Sprache. Edelbert gibt sich spendabel und sagt, dass er uns zu Speis und Trank einladen wird – wie schön.
12.30 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten betreten wir mit Hund Dixon im Schlepptau den Gasthof und nehmen an einem Fenstertisch mit Ausblick Platz. Sandra wischt sich die Schweissperlen von der Stirn und macht es sich zur Aufgabe, eine braun’sche Röhre sowie einen Salat mit Thousand Island Dressing (1.000 Insel Sauce) zu ordern. Ich schlage ebenfalls die Speisekarte auf und bestelle einen deftigen Cheeseburger mit Kartoffelstäben und Krautsalat.
13.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, schaut Sandra immer wieder auf ihre Armbanduhr und kann Thomas Kronachs Ankunft kaum noch erwarten. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und mutmasse, dass die jungen Leute am Abend ausgehen und die Nacht zum Tag machen werden. Sandra ist begeistert und entgegnet, dass sie Thomas in ein angesagtes Tanzlokal ausführen wird – das ist typisch.
14.00 Uhr Nachdem wir die Rechnung beglichen haben, verlassen wir die Wirtschaft und laufen zur Villa zurück. Auf halber Strecke prescht plötzlich ein grauer Mietwagen an uns vorbei und wir bemerken, dass Thomas Kronach am Steuer sitzt. Der Rechtsanwalt lässt das Signalhorn ertönen und wir nehmen uns das Recht heraus, zuzusteigen und uns zum Willoughby Drive kutschieren zu lassen.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, machen wir es uns auf der Terrasse bequem und feiern das Wiedersehen mit kräftigen Schlucken. Während der Schaumwein in Strömen fliesst, kommt Thomas auf wichtige Verpflichtungen zu sprechen und beteuert, dass er morgen einen Anwalt in Tampa treffen muss. Trotz des Termins zwinkert Thomas meiner Mieterin zu und sagt, dass er am Abend ausgehen möchte – wie unlöblich.
16.30 Uhr Als ich belegte Brote serviere, wendet sich Sandra meinem ehemaligen Studienkollegen zu und fordert ihn auf, die letzten Tage im grossen Apfel Revue passieren zu lassen. Der Thomas seufzt laut und berichtet, dass Hurrikan Sandy Schäden in Milliardenhöhe angerichtet, unzählige Menschen in den Tod gerissen und das Leben in der Metropole fast zum erliegen gebracht hat. Trotz allem legt Thomas beste Laune an den Tag und sagt, dass er nun in die Stadt rasen und sich ein Motel für die Nacht suchen muss. Selbstverständlich falle ich dem jungen Mann ins Wort und biete an, dass er die Nacht auf dem Wohnzimmersofa verbringen kann. Thomas winkt aber ab und unterbreitet, dass er sich ins “La Quinta Inn” einmieten wird – das soll mir auch Recht sein.
17.15 Uhr Nach dem Abendessen verabschiedet sich Prof. Kuhn und regt für Morgen ein gemeinsames Frühstück in Julies Restaurant an. Danach begleite ich den schlauen Mann zum Auto und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen und leidgeprüften Heimseitenbesuchern zu helfen.
18.30 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich seinem Ende zu und ich setze mich zu Hund Dixon aufs Kanapee. Während der Rüde mit einem Spielzeug quietscht, folge ich den Nachrichten auf FOX und bringe in Erfahrung, dass in 5 Tagen die Präsidentschaftswahl ansteht – das wird spannend. Im Anschluss wechsle ich auf NBC und schaue mir die Spendengala “Hurricane Sandy: Coming Together” (löblich: Wirbelsturm Sandy: Komme zusammen) an. Unter anderem werde ich Zeuge, wie unlöbliche Musikanten wie Christina Agilera, John Bon Jowie und Bruce Springstein Lieder singen und die Zuschauer aufrufen, Geld für die Opfer des Supersturms zu spenden. Weil ich ein guter Mensch bin, schalte ich das praktische iPad ein und lasse es mir nicht nehmen, 15 Dollars an hilfsbedürftige Menschen zu überweisen.
21.30 Uhr Nach 120 Minuten beende ich den Fernsehabend und tippe kurzerhand Sandras Nummer ins NOKIA Handtelefon. Das Kind meldet sich nach dem zweiten Tuten und ich bringe heraus, dass die jungen Leute romantische Stunden im “Lurcat” Restaurant verbringen. Seufzend beende ich das Ortsgespräch und gehe dann zu Bett. Gute Nacht.

Der Wirbelsturm Sandy wütete an der amerikanischen Ostküste

31. Oktober 2012 – Trick or Tread

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und fühle mich schlapp. Trotzdem rolle ich mich aus dem Wasserbett und läute den schwülwarmen Morgen mit dem Frühsport ein. Während ich meine Muskeln stähle, fällt mir auf, dass Sandra schon wieder wie ein Schlot geraucht und die Kippen achtlos in einen Blumenkübel gesteckt hat – wie unlöblich.
09.30 Uhr Nach einem schönen Wirbelbad eile ich badebemäntelt in die gute Stube und bemerke, dass sich mein Gast bereits in Schale geworfen hat. Sandra präsentiert sich in einer hautengen Batgirl (löblich: Fledermaus Mädchen) Maskerade und kündigt an, nun einen Kuchen zu backen. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und ziehe es vor, mein Polizistenkostüm anzuziehen und mir die wichtigste Mahlzeit des Tages munden zu lassen. Unterdessen beobachte ich das Kind und werde Zeuge, wie es Eier aufschlägt und einen Zitronenkuchen zaubert. Selbstverständlich versorge ich Sandra mit Infos und rate ihr, nicht zu sparsam mit der Butter umzugehen.
10.45 Uhr Während sich das Backwerk im Ofenlicht sonnt, schreitet die Maid weiter zur Tat und kippt zwei Liter Wasser in einen Kochtopf. Natürlich stelle ich das Mädchen zur Rede und bringe heraus, dass es eine alkoholfreie Früchtebowle zubereitet. Die junge Frau ist hellauf begeistert und unterbreitet, dass am Abend viele Kinder klingeln und sich über eine Erfrischung freuen werden – papperlapapp.
11.30 Uhr Um mich nicht ärgern zu müssen, führe ich Hund Dixon zum Chevrolet und unternehme eine lustige Ausfahrt zum azurblauen Ozean. Während ich der Immokalee Road gen Westen folge, lausche ich dem Qualitätsradioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und registriere, dass sich die Lage im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) nach dem Wirbelsturm Sandy langsam beruhigt. Trotzdem sind immer noch viele Menschen ohne Strom und müssen wohl noch Wochen an den Folgen des Hurrikans leiden – wie schrecklich.
12.30 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, steuere ich einen McDonalds Fahr Hindurch (unlöblich: Drive-Thru) Schalter an und ordere bei einer maskierten Mitarbeiterin zwei vitaminreiche “Premium Grilled Chicken Sandwiches” (löblich: Prämierte gegrillte Hühnerbrote) für Dixon und mich – das schmeckt.
13.30 Uhr Just als ich den “Raport Bay” Golfplatz passiere, schellt das NOKIA Handtelefon. Zu meiner Freude meldet sich Edelbert und sagt, dass er mir am Abend Gesellschaft leisten wird. Ich gebe mich erleichtert und lasse den schlauen Mann wissen, dass Sandra mein Eigenheim mit Teufelsmasken geschmückt hat. Der Professor wundert sich sehr und entgegnet, dass man sich nicht alles gefallen lassen sollte – wie wahr.
14.15 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive treffe ich Sandra und Frau Pontecorvo sektschlürfend auf der Terrasse an. Meine Nachbarin zwinkert mir zu und bittet mich, Platz zu nehmen und ein Gläschen mitzutrinken. Ich setze meine modische RAY BAN Sonnenbrille ab und antworte, dass ich wichtigeres zu tun habe und mich um die Anschnurseelsorge kümmern muss.
15.30 Uhr Nachdem ich meinen Pflichten als staatlich anerkannter Internetzfachmann nachgekommen bin, gehe ich von der Leine und falle erschöpft aufs bequeme Wohnzimmerkanapee.
16.30 Uhr Leider wird mein Nickerchen bald durch aggressives Dauerklingeln gestört. Zu allem Überfluss stehen verkleidete Kinder vor der Villa und plärren aus vollen Hälsen “Trick or Treat” (löblich: Streich oder Süssigkeiten). Um nicht verprügelt zu werden, überreiche ich den Zwergen Bonbons und werfe dann die Haustüre ins Schloss.
18.00 Uhr Als die Sonne hinter einem Palmenhain verschwindet, wird die himmlische Ruhe abermals durch lautes Schellen unterbrochen. Diesmal steht Edelbert vor dem Haus und überrascht mich mit einer DOMINO’S Familienpizza – das ist phantastisch. Da mein Magen knurrt, führe ich meinen Bekannten auf die Terrasse und decke den Tisch mit dem besten Geschirr ein. Im Anschluss beissen wir kraftvoll zu und werden immer wieder durch ohrenbetäubendes Klingeln gestört. Sandra kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und behauptet, dass Halloween in Amerika echt lustig ist – wie unlöblich.
20.00 Uhr Nachdem wir die letzten Schnapspralinen verteilt haben, verabschiedet sich Frau Pontecorvo und sagt, dass sie uns morgen zum Frühstück erwartet. Ich nehme die Einladung an und verspreche, grossen Hunger mitzubringen. Danach schalte ich die Glotze ein und fröne auf HBO einigen Episoden des preisgekrönten Serienerfolgs “Boardwalk Empire”. Sandra und Edelbert folgen den Geschehnissen auf dem Flachbildschirm mit Interesse und vertreten die Meinung, dass das von Terence Winter und Martin Scorsese geschaffene Fernsehspiel zu den herausragendsten Produktionen der vergangenen Jahre zählt – wie wahr.
22.00 Uhr Nach zwei Folgen drücke ich auf den “OFF” (löblich: AUS) Knopf und wünsche Edelbert eine gute Nacht. Zum Abschluss des anstrengenden Tages helfe ich Sandra beim Abwasch und falle dann ins Bett, um noch etwas Radio zu hören. Gute Nacht.

Bild: A Jack o’ Lantern made for the Holywell Manor Halloween
celebrations in 2003. Photograph by Toby Ord on 31 Oct 2003.

27. August 2012 – Rückflug und Mondflug

Sehr verehrte Damen und Herren,

mein spannender Sommerurlaub in der kanadischen Provinz Ontario ist gestern zu Ende gegangen. Nach einer prima Abschiedsfeier mit gegrillten Spezialitäten und bunten Salaten, hiess es für mich und Prof. Kuhn, die Ränzlein zu schnüren und meiner Familie auf Wiedersehen zu sagen.
Der Rückflug nach Fort Myers, FL am Sonntag Nachmittag war wegen des Hurrikans Isaak sehr turbulent. Obgleich wir einen Direktflug gebucht hatten, musste die Maschine eine ausserplanmässige Zwischenlandung in Orlando einlegen. Gott sei Dank zeigten die AIR CANADA (löblich: Luft Kanada) Mitarbeiter Verständnis und erlaubten den gestressten Reisenden, in der VIP Lounge Platz zu nehmen. Dort wurde nicht nur lustiges Fingerfood (löblich: Fingeressen), sondern auch kühles Bier sowie Erdnüsse kredenzt. Darüber hinaus hatte ich das grosse Glück, den langhaarigen Sänger Iggy Pop kennen zu lernen, der in Gesellschaft eines Mitarbeiters auf seinen Weiterflug nach Miami wartete. Selbstverständlich habe ich den 65jährigen spornstreichs angesprochen und ihm zu verstehen gegeben, dass ich keines seiner Studioalben besitze. Herr Pop schaute traurig drein und erklärte, dass ich morgen unbedingt in das Plattengeschäft meines Vertrauens gehen und sein Debütalbum “The Stooges” aus dem Jahre 1969 kaufen sollte. Der Heini schwärmte in den höchsten Tönen und behauptete, dass ich auf der Scheibe 8 Lieder von kosmischer Schönheit finden werde. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.
Nach drei Stunden ging die Reise endlich weiter und ich hatte das Vergnügen, Diät Coca Colas in der Business Class (löblich: Geschäftsklasse) zu schlürfen und mir auf einem neumodischen Flachbildschirm den Lichtspielhauserfolg “Zookeeper” (auf deutsch: Der Zoowärter) anzuschauen. Die amerikanische Hollywoodproduktion aus dem Jahre 2011 erzählt aus dem Leben des Tierpflegers Griffin, der mit seinem Tschob ganz und gar nicht zufrieden ist. Als der Heini seine Kündigung einreicht, offenbaren ihm die Zootiere, dass sie sprechen können.
Gegen 21.00 Uhr landeten wir sicher auf dem Internationalen Flughafen von Fort Myers und wurden von Frau Pontecorvo überschwänglich begrüsst. Die kleine Frau kutschierte uns nach Hause und erzählte währenddessen, dass ein Ausläufer des Hurrikans auch Naples gestreift und mein Petersilienbeet in Mitleidenschaft gezogen hat – wie furchtbar.
Im Willoughby Drive angekommen, nahm ich die Schäden argwöhnisch in Augenschein und lies es mir nicht nehmen, mit dem Gartenrechen zu hantieren und für Ordnung zu sorgen.
Danach begossen wir das Wiedersehen mit vitaminreichem Schaumwein aus dem Hause Veuve Clicquot. Ferner überraschte uns Frau Pontecorvo mit einer hausgemachten Minestrone sowie mit Käse überbackenen Macaronis.
Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen hatten, entspannten wir uns bei hunde- und rentnergerechten Fernsehformaten. Unter anderem schauten wir uns die Abendnachrichten auf FOX an und lernten, dass der Hurrikane Isaak mittlerweile nach Norden abgezogen ist und am Mittwoch die Küste von Louisiana erreichen wird.

Der erste Mann, der seinen Fuss auf den Erdtrabanten gesetzt hat, ist am 25. August 2012 verstorben.
Neil Armstrong schloss sich in den 1950er Jahren der NASA an und wurde anno 1962 gemeinsam mit Edwin Aldrin und Michael Collins ausgewählt, mit einer Saturn-V-Rakete zum Mond zu fliegen. Der erste bemannte Mondflug startete am 16. Juli 1969 und der Astronaut durfte drei Tage später seinen berühmten Satz “That’s one small step for a man, one giant leap for mankind” (löblich: “Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein grosser Sprung für die Menschheit” sagen. Herr Armstrong wurde im gleichen Jahr mit der “Presidential Medal of Freedom” bedacht und ehrenhaft aus der NASA entlassen. Im weiteren Verlauf seines erfolgreichen Lebens lehrte er an der University of Cincinnati und gründete eine eigene Firma, die ihn zum Multimillionär machen sollte.
Anfang August 2012 wurde bei Neil Armstrong eine Erkrankung der Herzkranzgefässe festgestellt, welche eine sofortige Operation nötig machte. Drei Wochen später verstarb der mittlerweile 82jährige an den Folgen des Eingriffs – wie traurig.