14. Dezember 2015 – Marias Geburtstag

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Die 52. Woche des Jahres beginnt und ich hüpfe ausgelassen aus dem Bett. Weil Georgs Ehefrau heute ihr Wiegenfest feiert, greife ich spornstreichs zum Telefon und lasse es mir nicht nehmen, in Toronto anzurufen. Meine Schwägerin meldet sich prompt und freut sich, als ich ihr Glückwünsche übermittle. Darüber hinaus komme ich auf den Samstag zu sprechen und rechne vor, dass wir uns in fünf Tagen wiedersehen werden. Maria ist hellauf begeistert und sagt, dass sie es kaum noch erwarten kann, die “staade Zeit” im Sonnenscheinstaat zu erleben.

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Alles Gute, Maria

08.45 Uhr Nachdem ich den Frühsport hinter mich gebracht habe, stelle ich die DeLonghi Kaffeemaschine ein und verabschiede mich ins Bad. Ich wasche mich heraus und komme zu dem Schluss, dass ich mir die Haare schneiden sollte. Ich überlege ganz genau und ringe mich angesichts der bevorstehenden Feiertage dazu durch, ausnahmsweise nicht selbst zur Schere zu greifen.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung. Danach scheuche ich Hund Dixon in die Küche und nehme ein kleines Frühstück ein. Leider wird die Ruhe bald durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin redet ohne Unterlass auf mich ein und informiert, dass im Laufe der Woche ein Tiefdruckgebiet über Florida hinwegziehen wird. Ich zucke mit den Schultern und erwidere, dass ich mich angesichts des Besuchs meiner Verwandten genötigt sehe, zum Frisör zu gehen. Ferner deute ich auf den Vierbeiner und bitte meine Bekannte, während des Vormittags auf Dixon aufzupassen. Die Alte nickt eifrig und sagt, dass sie es sich auf der Terrasse bequem machen und die Zeitung lesen wird – das ist schön.

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Dixon muss bei der Nachbarin bleiben

10.30 Uhr Wenig später sitze ich im geräumigen Chevrolet Suburban und gleite zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Weihnachtsmusik in die Stadt – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, parke ich das Auto vor der “Sandrift” Hotelanlage und eile auf Schusters Rappen zu “Roy’s Hair Cutting Saloon” an der Park Street. Während der kurzweiligen Wanderung telefoniere ich mit Edelbert und erkläre dem Professor, dass der Frisörladen täglich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) mit Anzeigen wirbt. Der schlaue Mann gibt sich skeptisch und moniert, dass dieser Billigladen keinen guten Ruf hat. Ich seufze laut und weise auf die Tatsache hin, dass mir einfach das Geld fehlt, um sündteure Schönheitssalons an der 5th Avenue zu besuchen.
11.15 Uhr Endlich bin ich am Ziel und stelle fest, dass ich nicht der einzige Kunde bin. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und nehme in einem Ledersessel Platz, um die Beine auszustrecken und gelangweilt in einem Modemagazin zu blättern.
12.30 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten werde ich von einem gestriegelten Mitarbeiter begrüsst. Der Knecht führt mich zu einem Frisörstuhl und lotet aus, ob ich mit einer Tönung Vorlieb nehmen möchte. Ich schüttle den Kopf und erkläre dem Homosexuellen, dass er mir lediglich einen flotten Schnitt verpassen darf. Bevor ich mich versehe, legt mir der Heini ein Handtuch über die Schultern und macht es sich zur Aufgabe, mein Haar mit Wasser zu bestäuben. Danach greift der Frisör zur Schere und schnippelt gekonnt an meinem Kopf herum.

20dollar
Ich bezahle 20 Dollars

13.00 Uhr Zu guter Letzt massiert mir der Experte Gel ins Haar und verkündet, dass ich nun zur Kasse gehen und 20 Dollars bezahlen muss. Ich komme dem Aufruf nach und vergesse auch nicht, ein kleines Trinkgeld zu geben.
13.30 Uhr Zurück auf der Strasse bemerke ich, dass mein knurrender Magen nach einer Stärkung verlangt. Ruckzuck steuere ich einen Deli an und ordere am Verkaufstresen ein vitaminreiches “Ham & Cheese Croissant” (löblich: französisches Hörnchen mit Schinken und Käse). Dazu gibt es ein durstlöschendes Root Beer (löblich: Wurzel Bier) aus dem Hause A&W – schmeckt gar nicht schlecht.
14.15 Uhr Redlichst gestärkt trete ich die Heimreise an. Während ich das KFZ auf 35 Meilen pro Stunde beschleunige, schaue ich in den Rückspiegel und stelle fest, dass der Frisör beste Arbeit abgeliefert hat.

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Wir trinken Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

15.00 Uhr Zuhause angekommen, sehe ich mich mit meiner kaffeetrinkenden Nachbarin konfrontiert. Frau Pontecorvo macht grosse Augen und unterbreitet, dass ich wirklich zum Anbeissen aussehe. Ich stimme zu und fülle meine Hahn und Henne Tasse mit würzigem Bohnentrunk auf. Anschliessend leiste ich der Dame von nebenan Gesellschaft und informiere, dass mich der Frisörbesuch ein kleines Vermögen gekostet hat.
15.30 Uhr Nachdem sich meine Nachbarin winkend verabschiedet hat, falle ich gähnend aufs Wohnzimmerkanapee und döse augenblicklich ein.
16.30 Uhr Ich öffne die Augen und registriere, dass es mittlerweile halb Fünf geschlagen hat. Weil es für die Anschnurseelsorge schon zu spät ist, begebe ich mich in den Garten und rufe nach Dixon. Nach kurzer Suche treffe ich den Rüden im Nachbargarten an und erfahre von Frau Crane, dass mein Liebling mit Joey gespielt hat.
17.00 Uhr Gutgelaunt kehre ich nach Hause zurück und mache mich in der Küche nützlich. Unter den fordernden Blicken meines tierischen Mitbewohners, schwenke ich Butter ein einer Pfanne und brate vitaminreiche Fischfilets heraus. Ferner vergesse ich auch nicht, Dixons Napf mit vitaminreichem ROYAL CANIN Trockenfutter aufzufüllen.
18.00 Uhr Nach der Brotzeit beginnt der wohlverdiente Fernsehabend. Ich mache es mir vor der Glotze bequem und fröne den FOX Nachrichten. Unter anderem lerne ich, dass sich übermorgen die sogenannte “Tea Party” (löblich: Teefeier) von Boston zum 242. Mal jährt.

19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, stecke ich eine selbstgebrannte DVD ins Abspielgerät und gebe mich spannenden Derrick Folgen aus dem Jahre 1984 hin. Zu aller erst tauche ich in das Leben von Dr. Masilke ein, der in einem Münchner Hotel ermordet wird. Ich staune nicht schlecht und werde Zeuge, wie Stephan Derrick und Harry Klein diesen verzwickten Fall im Handumdrehen aufklären.
20.00 Uhr Im Anschluss beschäftigt sich Oberkommissar Derrick mit einem unbekannten Toten, der an der Isar gefunden wurde. Wenige Tage später meldet sich Frau Schuster und gibt zu Protokoll, das Opfer gekannt zu haben. Selbstverständlich kombiniert Herr Derrick messerscharf und kommt dem Mörder umgehend auf die Schliche.
21.00 Uhr Nach den nervenaufreibenden Kriminalfällen beende ich den Fernsehabend und begleite den Vierbeiner noch einmal in den Garten. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre und lege mich schlafen. Gute Nacht.

26. November 2012 – Herr Peter, Weihnachtsschopping und Langhaarige

07.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und hüpfe aus dem Wasserbett, um modische Freizeitkleidung aus dem Schrank zu holen. Weil die Farbe “Grün” derzeit besonders angesagt ist, lege ich eine lindgrüne Stoffhose sowie ein modisches LACOSTE Polohemd auf das Bett – da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Nach dem Badevergnügen steile ich mein Haar und registriere, dass ich heute echt spitze aussehe. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, setze ich mich an den Küchentisch und geniesse die wichtigste Mahlzeit des Tages.
10.00 Uhr Just als ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb nehme, klingelt Edelbert an der Türe und wünscht mir einen guten Morgen. Der schlaue Mann ist ganz aus dem Häuschen und berichtet, dass sein Sohn am 21. Dezember in Naples eintreffen und bis zum 6. Januar bleiben wird. Darüber hinaus kommt der Professor auf einen geplanten Ausflug in den Nachbarstaat Georgia zu Sprechen und unterbreitet, dass er Herrn Peter die schöne Stadt Atlanta zeigen möchte. Ich winke demonstrativ ab und entgegne, dass ich unter keinen Umständen mitkommen werde. Immerhin hat mein Bruder Georg versprochen, die “staade Zeit” im Ferienhaus zu verbringen.
11.00 Uhr Während wir gemütlich auf der schattigen Terrasse sitzen und unsere Kehlen mit süffigem Hopfentrunk spülen, apportiert Dixon plötzlich eine verrostete PEPSI Dose. Ich werfe die Blechbüchse im hohen Bogen in den künstlich angelegten Teich und lasse Edelbert wissen, dass einige Nachbarn keinen Wert auf Umweltschutz legen.
11.30 Uhr Kurz vor der Mittagszeit klatsche ich in die Hände und bringe ein gemeinsames Mittagessen ins Spiel. Edelbert überlegt kurz und sagt, dass er Lust auf ein vitaminreiches Steak hätte. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar, dass wir die “Bob Evans” Gaststätte am Northbrooke Plaza Drive ansteuern sollten.
12.00 Uhr Pünktlich zum Zwölfuhrläuten finden wir uns in der gutbesuchten Wirtschaft ein und setzen uns an einen Fenstertisch mit Ausblick auf das benachbarte “Hampton Inn” Motel. Wir fackeln nicht lange und ordern Country Fried Steaks (löblich: Landgebratenes Schnitzel) mit Folienkartoffeln und Gemüse. Dazu gibt es Strawberry Banana Smoothies (löblich: Erdbeer Bananen Milchmischgetränke) und Beilagensalate – das schmeckt.
12.30 Uhr Just als wir kraftvoll zubeissen, kommt plötzlich ein verrosteter VW Bus vor dem “Hampton Inn” zum Stehen. Wir staunen nicht schlecht und werden Zeugen, wie mehrere Langhaarige aus der Rostlaube steigen und Koffer zum Empfang schleppen. Mein Tischnachbar macht grosse Augen und mutmasst, dass es sich hierbei um sogenannte “Hippies” handelt, die in Südflorida den Winter verbringen wollen. Edelbert versorgt mich mit Infos und rechnet vor, dass alleine in den Monaten November und Dezember weit über 10.000.000 Touristen in den Sonnenscheinstaat kommen – das ist ja allerhand.
13.45 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Coconut Cream Pie (löblich: Kokosnuss Sahnekuchen) abgerundet haben, treten wir die Heimfahrt an. Unterdessen frönen wir angesagten Landmusikschlägen auf WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und verabreden, dass wir im Laufe der Woche Weihnachtseinkäufe tätigen sollten. Mein Bekannter reibt sich die Hände und beteuert, dass er dieses Jahr besonders kostspielige Präsente kaufen wird.
14.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner ersten Reise nach Florida im Jahre 2003.
15.30 Uhr Nach der wohlverdienten Pause nehme ich am Schreibtisch Platz und widme mich der Anschnurseelsorge. Auch heute finde ich zahlreiche elektronische Depeschen im Posteingang vor und stehe verzweifelten Erziehungsberechtigten mit Ratschlägen zur Seite.
16.15 Uhr Kurze Zeit später pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass ihr Geschirrspüler defekt ist. Da mir ein gutes Nachbarschaftsverhältnis am Herzen liegt, folge ich der Dame nach nebenan und stelle mit Schrecken fest, dass das Küchengerät völlig verkalkt ist. Ich spreche der Frau gut zu und rate, ein Fachgeschäft aufzusuchen und schnellstens für Ersatz zu sorgen. Frau Pontecorvo atmet tief durch und sagt, dass ich sie morgen begleiten muss – das soll mir Recht sein.
17.00 Uhr Zufrieden werfe ich die Türe ins Schloss und ziehe es vor, Bratkartoffeln mit Spiegelei zu zaubern. Zudem fülle ich Dixons Napf mit Royal Canin Trockenfutter auf und wünsche dem Rüden einen guten Appetit.
18.15 Uhr Nachdem ich in der Küche für Hygiene gesorgt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und informiere mich auf FOX über die politischen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Im Anschluss schalte ich auf den Bezahlsender “Showtime” um und lasse die Seele bei einer Doppelfolge der beliebten Gruselserie “Dexter” baumeln. Ich lehne mich entspannt zurück und tauche in die Welt eines Serienmörders ein, der einen religiösen Fanatiker zur Strecke bringen möchte.
21.00 Uhr Als der Abspann läuft, betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und begleite Hund Dixon in den Garten. Danach reguliere ich die Klimaanlage und gehe ins Bett. Gute Nacht.

Löbliche Rentner sind bei “Bob Evans” immer gerne gesehen: