08.00 Uhr Weil Georg am Sonntag sein 76. Wiegenfest feiert und es bis dahin noch viel zu tun gibt, hüpfe ich pünktlich zum Null-Acht-Hundert Läuten aus dem Bett. Wie es sich für einen rüstigen Senior gehört, trete ich spornstreichs auf die Terrasse und mache es mir zur Aufgabe, meine eingerosteten Glieder zu stählen.
Georg feiert bald Geburtstag
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und rufe kurzerhand bei meinen Verwandten an. Maria plappert ohne Unterlass und setzt mich darüber in Kenntnis, dass Georg im Laufe des Vormittages zum HOME DEPOT Baumarkt krusen und eine Gaskartusche für den praktischen Propangasgrill kaufen wird. Ich werde augenblicklich hellhörig und entgegne, dass ich den Vormittag nutzen werde, um zum PUBLIX Supermarkt zu rasen. Maria zeigt sich einverstanden und beauftragt mich, Kartoffeln sowie süffigen Weisswein für die anstehende Geburtstagsfeier zu besorgen – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.
09.30 Uhr Nachdem ich mit Prof. Kuhn telefoniert und ihn gebeten habe, mich gegen 11 Uhr vor dem Einkaufsmarkt zu treffen, beende ich den Badespass und schlüpfe in modische Freizeitkleidung – da kommt Freude auf.
10.00 Uhr Während ich gesunde Kelloggs Zerealien mit frischer Muh verzehre, schrillt plötzlich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry). Ich halte mir das schnurlose Kommunikationsgerät ans Ohr und ärgere mich, von einem Werbeanruf gestört zu werden. Die unterbelichtete Dame am anderen Ende der Leitung möchte mir eine preiswerte Krankenversicherung schmackhaft machen und kündigt an, dass ich nach Vertragsunterzeichnung ein neues Fernsehgerät erhalten werde – papperlapapp.
Meine praktische Schwarzbeere
10.30 Uhr Kopfschüttelnd scheuche ich den Vierbeiner zum Auto und schicke mich an, vom Grundstück zu brettern und auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) einem wunderschönen Lied der “Pistol Annies” zu frönen. Um schneller voran zu kommen, setze ich zu waghalsige Überholmanövern an und nehme mir sogar das Recht heraus, eine rote Ampel zu überfahren – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
11.00 Uhr Alsbald treffe ich vor dem PUBLIX ein und kann Edelbert per Handschlag begrüssen. Da es schwülwarm ist, lasse ich den Motor laufen und fordere Dixon auf, während meiner Abwesenheit brav zu sein. Anschliessend schnappe ich einer vorlauten Rentnerin einen Einkaufswagen vor der Nase weg und schlendere mit dem Professor in den gutbesuchten Supermarkt. Ruckzuck begeben wir uns in die gutsortierte Obst- und Gemüseabteilung und kommen überein, dass wir erst am Samstag die Salate auf dem Wochenmarkt einkaufen sollten. Stattdessen lade ich ein Netz mit vier Pfund Erdäpfel in den Wagen und berichte meinem Bekannten, dass Maria mit dem Gedanken spielt, zum Grillgut auch Folienkartoffeln zu kredenzen – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
11.45 Uhr Nachdem sich ein stattlicher Haufen angesammelt hat, werden wir am Spirituosenregal vorstellig und ringen uns dazu durch, mehrere Flaschen Chardonnay aus dem goldenen Kalifornien zu den anderen Waren zu legen. Edelbert schnalzt mit der Zunge und unterbreitet, dass dieser Rebentrunk aus dem Napa Valley stammt und auf dem weltbekannten Weingut “Ravenswood” abgefüllt wurde – jaja.
12.15 Uhr Kurz nach dem Zwölfuhrläuten verlassen wir den Supermarkt und kehren tütenbepackt zu den Autos zurück. Ich verfrachte die Einkäufe auf der Ladefläche des SUVs und gebe Edelbert zu verstehen, dass nun eine Brotzeit nicht schaden kann. Der schlaue Mann schlägt in die gleiche Kerbe und zögert nicht, mich in das benachbarte “Subway” (löblich: U Bahn) Schnellessgasthaus einzuladen – da kommt Freude auf.
Mein Zuhause unter Palmen
13.15 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schleppe ich die Lebensmittel ins Haus und sortiere sie unter den skeptischen Blicken meines Haustieres in den Eiskasten ein. Natürlich schenke ich Dixon ein Lächeln und vergesse auch nicht, seinen Napf mit Trockenfutter aus dem Hause ROYAL CANIN aufzufüllen – das schmeckt.
13.45 Uhr Danach falle ich erschöpft aufs Wohnzimmersofa und döse schnell ein, um von meiner nervenaufreibenden Appalachian Trail Wanderung im Jahr 2013 zu träumen – das war ein ganz grosses Abenteuer.
14.45 Uhr Eine Stunde später werde ich durch lautes Türeschellen geweckt. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und treffe meine Verwandten vor der kleinen Villa an. Georg legt beste Laune an den Tag und erkundigt sich, ob ich bereits ein sündteures Geburtstagsgeschenk für seinen Ehrentag gekauft habe. Obgleich ich am Wochenanfang ein “Smith & Wesson 9 SHIELD M2.0” Pistole im örtlichen “Gunns and Ammo” Geschäft vorbestellt habe, zucke ich mit den Schultern und erwidere, dass mir das nötige Kleingeld fehlt, um etwas Teures zu besorgen. Mein Bruder lacht laut und bittet mich, Kaffee aufzubrühen und Kuchen zu servieren – das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
15.00 Uhr Zufrieden lassen wir uns im klimatisierten Wohnzimmer nieder und plaudern während des Kaffeekränzens über das viel zu warme Wetter im Rentnerparadies – wo soll das noch hinführen.
16.00 Uhr Nachdem mir meine Verwandten einen ruhigen Abend gewünscht haben, nehme ich in der Hollywoodschaukel Platz und werfe Dixon einen Tennisball zu. Das Haustier apportiert die Filzkugel am laufenden Band und nimmt sich das Recht heraus, die handzahme Echse Billy im Teich anzubellen – das macht Spass.
Wir spielen mit einem Tennisball
17.00 Uhr Um keinen Hitzeschlag zu riskieren, kehre ich in die Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich schwenke gesunde Butter in einer Pfanne und brate leckere Fischstäbe heraus. Dazu gibt es eine Portion Kartoffelbrei sowie vitaminreiches Karottengemüse – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Mit vollem Magen schalte ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine ein und verabschiede mich in den wohlverdienten Fernsehabend. Um stets auf dem Laufenden zu bleiben, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO, um mir den belanglosen Kriminalfilm “Chaos” aus dem Jahre 2005 anzuschauen. Die zwielichtige Hollywoodproduktion handelt von einem Banküberfall und einer nervenaufreibenden Geiselnahme im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple).
21.00 Uhr Nach zwei mässig spannenden Stunden schalte ich den Flachbildschirm aus und trete auf die Terrasse, um Hund Dixon in die gute Stube zu rufen. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.