08.00 Uhr Der erste Tag des Narrenmonats Februar bricht an und ich komme zu dem Schluss, dass in meiner weissblauen Heimat derzeit der Fasching gefeiert wird. Als ich mich aus dem Bett schwinge und die Terrassentüre öffne, denke ich an meine Jugendzeit zurück und erzähle Hund Dixon, dass ich als Jungspund gerne den “Ball der süssen Bienen” im Truderinger Bräustüberl und das “Fizzli Puzzli Künstlerfest” im Donnersberger Hof besucht habe – das waren noch Zeiten.
Ich sage NEIN zum Fasching
08.30 Uhr Nach der schweisstreibenden Morgengymnastik lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und gebe mich den lesenswerten Berichten in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) hin. Unter anderem erfahre ich, dass die ortsansässigen Zigarrenhersteller in der Gemeindehalle während des Wochenendes eine Ausstellung planen und ihre Rauchwaren feilbieten wollen – das ist ja allerhand.
09.30 Uhr Betörend nach Rosenöl duftend, schlüpfe ich in bequeme Freizeitkleidung und werfe prüfende Blicke aus dem Fenster. Unter anderem beobachte ich Frau Pontecorvo und werde Zeuge, wie sie im Garten Unkraut jätet. Wie es sich gehört, winke ich der kleinen Frau freundlich zu und gebe zu Protokoll, dass ich grossen Hunger habe. Anstatt mich zum Frühstück ins Nachbarhaus einzuladen, tippt die Perle jedoch auf ihre Armbanduhr und unterbreitet, dass sie gleich in die Stadt krusen und Freundinnen treffen wird – wie schade.
10.00 Uhr Weil mein Magen knurrt, mache ich schnell kehrt und brühe echten JACOBS Bohnenkaffee auf. Darüber hinaus brate ich vitaminreiche Speckstreifen in gesundem Butterschmalz an und fresse dazu mehrere in Rührei und einem Schuss Muhmilch gewendete Weissbrotscheiben – das schmeckt.
Weissbrot ist sehr gesund
10.30 Uhr Wenig später rollt Edelberts schneeweisser JEEP vor meinem kultivierten Zuhause vor. Ich flitze neugierig zur Haustüre und frage den schlauen Mann, warum er seinen Besuch nicht telefonisch angekündigt hat. Der Professor reicht mir die Hand und beteuert, dass er nur vorbeigekommen ist, um sich meine Wasserwaage auszuborgen. Ich nicke eifrig und lotse meinen Bekannten spornstreichs in die Garage, um ihm das gewünschte Werkzeug zu überreichen. Ausserdem bringe ich auf Anfrage heraus, dass Edelbert die Nachmittagsstunden nutzen möchte, um in seiner schicken Stadtwohnung ein neues Bücherregal anzubringen – das hört man gerne.
11.00 Uhr Nachdem ich dem Gast einen Kaffee spendiert und ihm mit der Wasserwaage vertraut gemacht habe, verabschiede ich den Professor und wünsche ihm gutes Gelingen. Mein Gegenüber bedankt sich artig und schlägt vor, dass wir morgen in der Stadt frühstücken sollten – das ist eine hervorragende Idee.
11.30 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, ringe ich mich dazu durch, den PS-strotzenden Chevrolet aufzutanken und zu waschen. Ruckzuck schnappe ich mir den Autoschlüssel von der Ablage und animiere den Vierbeiner, mir zum Auto zu folgen. Danach kruse ich die EXXON Tankstelle an der Immokalee Road und lerne beim Blick auf die Preistafeln, dass die Benzinpreise erneut kräftig angestiegen sind. Trotz meiner angespannten Finanzlage gleite ich zur Zapfsäule Nummer 7 und fülle 15 Gallonen in den Tank.
12.15 Uhr Nach dem Tankvorgang fahre ich radiohörend zur Waschstrasse und ermutige einen gelangweilt dreinschauenden Knecht, den Wagen mit dem Dampfstrahler abzuspritzen. Der Depp kommt dem Auftrag anstandslos nach und möchte wissen, welchen Waschvorgang ich bevorzuge. Ich fackle nicht lange und gönne meinem fahrbaren Untersatz eine Premiumwäsche für 18 Dollars – da kommt besonders grosse Freude auf.
Eine Autowäsche für 18 Dollars
13.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kruse ich als nächstes zur “China Palace” Asiengaststätte am Randall Boulevard, um mir eine extraordinäre Jause zu gönnen. Während sich Dixon hechelnd unter dem Tisch zur Ruhe bettet, ordere ich eine lustige Reissuppe mit Fleischeinlage sowie ein Curry Shrimps Gericht mit Cashewnüssen und gebratenen Nudeln – schmeckt gar nicht schlecht.
14.00 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und kann aus den schweren Kuhjungenstiefeln schlüpfen. Ferner fülle ich Trockenfutter in den Napf meines braven Haustieres und falle dann aufs Kanapee, um mich von den Strapazen des langen Tages zu erholen – das tut gut.
15.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und ziehe es vor, Anschnur zu gehen und Depeschen besorgter Heimseitenbesucher in Augenschein zu nehmen. Im Rahmen der Elternberatung gebe ich mich zahlreichen Hilferufen verzweifelter Erziehungsberechtigter hin und erkenne, dass es die verlotterte Jugend während der Faschingszeit besonders bunt treibt – wo soll das nur hinführen.
16.00 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, setze ich mir meinen Cowboy (unlöblich: Kuhjungenhut) aus Dallas auf und breche mit Dixon zu einem erquickenden Spaziergang durchs Wohngebiet auf. Nebenher telefoniere ich mit Edelbert und vernehme, dass der gute Mann mittlerweile das Regal an die Wand gedübelt und es mit Fachliteratur sowie Romanen aufgefüllt hat – wie schön.
Mein schicker Cowboyhut aus Dallas
17.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, mache ich mich in der Küche nützlich und richte eine Brotzeitplatte mit Schinken, luftgetrockneter Salami und Cheddarkäse an – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, mache ich es mir in der guten Stube bequem und gebe mich den FOX Nachrichten hin. Nachdem ich mich ausführlich über den anstehenden “Super Bowl” informiert habe, wechsle ich auf HBO, um mir den Krimi “Green Room” anzuschauen. Der preisgekrönte Spielfilm erzählt die Geschichte einiger heruntergekommener Musiker, die es mit einer Horde Neonazis zu tun bekommt – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend. Zum Abschluss des Tages begleite ich Hund Dixon noch einmal durch den Garten und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.