6. Februar 2013 – Viel Arbeit am Lake Simcoe

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07.30 Uhr Ich werde durch ein lautes Grollen geweckt. Erschrocken laufe ich in die Küche und erkundige mich bei Maria nach dem Rechten. Die kaffeeaufbrühende Perle beruhigt mich redlichst und behauptet, dass es während der Nacht zwanzig Zentimeter Neuschnee gegeben hat. Darüber hinaus deutet meine Schwägerin nach draussen und mutmasst, dass ein Eiszapfen vom Dach gefallen ist.
08.30 Uhr Nach einer warmen Dusche kehre ich in die gute Stube zurück und leiste den lieben Menschen beim wichtigsten Mahl des Tages Gesellschaft. Georg nippt genüsslich an seiner Teetasse und sagt, dass wir nach dem Frühstück Brennholz besorgen müssen. Edelbert ist begeistert und meint, dass er die Gelegenheit am Schopfe packen und in Gilford nach Felleinlagen für seine Stiefel Ausschau halten wird. Maria nickt eifrig und unterbreitet, dass wir in “Mrs. Betty’s Mercantile Shop” bestimmt fündig werden.
09.15 Uhr Wenig später scheuche ich Dixon zum verschneiten JEEP und mache es mir zur Aufgabe, gemeinsam mit Georg und Edelbert das Eis von den Scheiben zu kratzen. Danach krusen wir nach Gilford und parken das Auto direkt vor “Hensons Firewood Shop” (löblich: Hensons Feuerholz Geschäft). Mein Bruder fackelt nicht lange und bittet den Ladeninhaber, am Nachmittag zwei Cord (löblich: 7,24 m³) Brennholz zu liefern – wie schön.
10.00 Uhr Im Anschluss sehen wir uns im benachbarten Supermarkt um und registrieren, dass es in “Mrs. Betty’s Mercantile Shop” nicht nur Lebensmittel und Getränke, sondern auch Petroleum zu kaufen gibt. Georg kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und informiert, dass in dieser Gegend gelegentlich der Strom ausfällt. Ich schnippe mit den Fingern und lasse Edelbert wissen, dass die Einheimischen dann auf Öllampen zurückgreifen.
10.30 Uhr Nachdem wir Schuheinlagen, zwei Sechserpacks Labatt Blau Bier sowie Schokoladenkekse in Papiertüten verfrachtet haben, hüpfen wir wieder ins Auto und rasen zügig nach Hause. Dixon fiept währenddessen ausgiebig und kann es gar nicht mehr erwarten, einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen.
11.15 Uhr Zurück im Ferienhaus binde ich mir einen Schal um und begleite den Rüden zum Seeufer. Nebenher tippe ich Sandra Nummer in NOKIA Handtelefon und erkläre dem Kind, dass ich mich in der Abgeschiedenheit pudelwohl fühle. Das Mädchen gibt sich wortkarg und entgegnet, dass sie gerade die Küche putzt. Trotzdem rede ich weiter auf meine Mieterin ein und frage nach, ob sie in der Zwischenzeit den JAGUAR in die Werkstatt gebracht hat. Sandra fällt mir prompt ins Wort und rechnet vor, dass ihr Cousin 500 Euros für die Reparatur in Rechnung stellen wird – wie unlöblich.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit stosse ich die Türe auf und setze mich an den Esstisch. Maria verwöhnt mit einem Sahnegeschnetzelten und erörtert, dass sie die Sauce mit Muskat verfeinert hat. Ich beisse kraftvoll zu und stelle klar, dass sogar Fernsehkoch Christian Rach an dieser Mahlzeit Gefallen finden würde.
13.00 Uhr Zum Abschluss serviert meine Schwägerin hausgemachte Pfannkuchen mit Schlagobers. Edelbert lobt das Dessert über den Schellenkönig und unkt, dass er nach dieser Woche 5 Kilos mehr auf die Waage bringen wird.
13.30 Uhr Redlichst gestärkt verabschiede ich mich ins Gästezimmer, um eine kleine Pause einzulegen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner spannenden Forschungsreise nach Puerto Rico.
14.30 Uhr Leider wird die himmlische Ruhe bald durch das ohrenbetäubende Dröhnen eines Dieselmotors unterbrochen. Weil ich über alles informiert sein muss, schlüpfe ich in die Mondstiefel und flitze wie der Wind nach draussen. Zu allem Überfluss werde ich Zeuge, wie Georg einen Mitarbeiter des “Hensons Firewood Shop” begrüsst und ihn animiert, das Brennholz vor dem Ferienhaus abzuladen. Just als ich kehrt mache, winkt mich mein Bruder zu sich und sagt, dass wir das Holz in der Scheune stapeln müssen – das hat gerade noch gefehlt.
15.00 Uhr Ich spucke augenrollend in die Hände und schleppe Holzscheite in den Schuppen. Unterdessen komme ich aus dem Nörgeln gar nicht mehr heraus und erinnere, dass ich in meiner Jugend mit einem Bandscheibenvorfall zu kämpfen hatte. Georg will nicht hören und sichert zu, dass er nach der Arbeit einen Whiskey spendieren wird.
16.00 Uhr Nach einer Stunde torkle ich schnaufend ins Haus und gebe Maria zu verstehen, dass ich mir den Urlaub ganz anders vorgestellt habe. Meine Schwägerin zuckt mit den Schultern und überreicht mit eine Tasse Tee. Ich klopfe mir den Schnee vom Mantel und nehme am Kamin Platz, um mich aufzuwärmen. Edelbert und Georg lassen nicht lange auf sich warten und nehmen ebenfalls mit einem Heissgetränk Vorlieb. Ausserdem plaudern wir über dies und das und verabreden, dass wir morgen ein Loch in den vereisten Lake Simcoe schlagen und uns im Eisfischen versuchen sollten.

kaminfeuer
Im Kamin brennt ein löbliches Feuer

17.00 Uhr Als es draussen dunkel wird, versammeln wir uns am Küchentisch und verzehren lustige Wurstbrote. Dazu gibt es süffige Labatt Blau Biere sowie Gewürzgurken aus dem Glas. Georg navigiert nebenbei mit dem iPad durchs Internetz und verkündet, dass es in den nächsten Tagen weiter schneien wird – das soll mir auch Recht sein.
18.00 Uhr Nachdem wir die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb gesetzt haben, beginnt endlich der ruhige Teil des langen Tages. Ich lege entspannt die Füsse hoch und fröne den Nachrichten auf CNN.
18.30 Uhr Anschliessend schiebt mein Bruder einen Silberling in das DVD Abspielgerät und ich komme in den Genuss, das oscarprämierte Meisterwerk “Chicago” aus dem Jahre 2002 zu sehen. Während der Whiskey in Strömen fliesst, tauche ich in das Leben der Mörderin Roxie ein, die in den 1920er Jahren eine langjährige Haftstrafe in einem Hochsicherheitsgefängnis absitzen muss.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich wünsche den Anwesenden einen angenehmen Abend und lege mich dann schlafen. Gute Nacht.

Wir schauen uns den sehenswerten Film “Chicago” an: