08.00 Uhr Ich werde durch das Kreischen eines Ajajas geweckt und hüpfe spornstreichs aus dem Bett. Weil man sich nicht alles bieten lassen kann, eile ich auf die Terrasse und nehme mir das Recht heraus, einen Hausschuh nach dem Ibis zu schleudern. Natürlich erhebt sich der Vogel augenblicklich in die Lüfte und zieht quäkend von dannen – gleich platzt mir der Kragen.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert habe, kehre ich in die gute Stube zurück und nehme am Schreibtisch Platz, um die elektronische Post zu studieren. Ausserdem starte ich die Wetter Äpp und zögere nicht, mich über die Temperaturen im fernen Kanada schlau zu machen. Ich staune Bauklötze und lerne, dass für das kommende Wochenende mit Schnee zu rechnen ist. Laut seufzend beende ich die Anschnursitzung und lasse Dixon wissen, dass es kein Vergnügen werden wird, in neun Tagen nach Toronto auszufliegen.
Hurra, wir fliegen nach Kanada
09.00 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mit die gute Laune nicht verderben und ziehe mich ins Bad zurück. Wie es sich gehört, lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und telefoniere nebenher mit Edelbert. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und lädt mich ein, mit ihm die wichtigste Mahlzeit des Tages im “Bistro 821” einzunehmen. Da man einem geschenkten Gaul sprichwörtlich nicht ins Maul schaut, willige ich prompt ein und gebe zu Protokoll, dass ich gegen halb 11 vor Ort sein werde – wie aufregend.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 10 zugeht, steige ich nach Rosenöl duftend in den PS-strotzenden SUV ein und schicke mich an, in Begleitung meines Haustieres in Richtung Stadtzentrum davon zu krusen. Währenddessen fröne ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und bringe heraus, dass das neue Studioalbum der Landmusikcombo Montgomery Gentry derzeit unangefochten auf Platz 1 der nationalen Landmusikhitparade steht – das soll mir auch Recht sein.
Montgomery Gentry stehen auf Platz 1
10.30 Uhr Pünktlich betrete ich die Wirtschaft an der 5. Avenue und erkläre Edelbert, dass es mir nicht leicht gefallen ist, einen geeigneten Stellplatz für den Chevrolet zu ergattern. Darüber hinaus merke ich an, dass ich das Auto in zweiter Reihe an der 8. Strasse geparkt habe – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
11.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und uns an lustigen Frühstückskartoffeln mit Speck laben, komme ich auf meine Internetzrecherche zu sprechen und zeige anschaulich auf, dass uns Petrus in der kommenden Woche nicht wohlgesonnen ist. Ferner kündige ich an, dass ich meine Mondstiefel (unlöblich: Moonboots) sowie die gefütterte Winterjacke mit nach Kanada nehmen werde. Mein Tischnachbar macht grosse Augen und wirft ein, dass es trotzdem eine Gaudi werden wird, am Geburtstag meines Bruders in Toronto zu sein – das kann man laut sagen.
Bald sind wir in Toronto
11.30 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, brechen wir zu einem erquickenden Stadtbummel auf. Mit dem Rüden im Schlepptau schlendern wir an den einladenden Boutiquen vorbei und kommen überein, dass wir am übernächsten Freitag eine Abschiedsfeier in der kleinen Villa ausrichten sollten. Edelbert schnalzt mit der Zunge und sagt, dass er sich am Grill beweisen und Red Snapper (löblich: Roter Schnapper) Filets grillen wird. Darüber hinaus plappert der schlaue Mann, dass der Fisch in Fachkreisen als “Lutjanus” bekannt ist und zu einem der beliebtesten Speisefische an der amerikanischen Atlantikküste zählt – diesen Unsinn muss man gehört haben.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, stehen wir plötzlich vor dem “Lovejoy” Antiquitätengeschäft und fassen den Entschluss, die feilgebotenen Uhren in Augenschein zu nehmen. Unter anderem nehme ich eine ROLEX SUBMARINER ins Visier und lerne, dass dieser Chronograph im Jahre 2000 gefertigt wurde und 18.000 Dollars kosten soll. Der Professor ist bestens informiert und beteuert, dass diese luxuriöse Armbanduhr aus Gelbgold gefertigt ist und bis zu einer Tiefe von 300 Metern wasserdicht ist – jaja.
12.45 Uhr Da ich keinen Goldesel besitze, verlassen wir alsbald den Laden und kehren zu meinem Auto zurück. Nebenbei tratschen wir über unsere Kanadareise und verabreden, dass wir in der nächsten Woche ein Geburtstagsgeschenk für Georg besorgen sollten – was das wieder kostet.
Hund Dixon spielt im Garten
13.30 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und habe das Vergnügen, mich von den Strapazen des Vormittages entspannen zu können. Um zur Ruhe zu kommen, scheuche ich Dixon in den Garten hinaus und falle dann erschöpft aufs Kanapee – das tut gut.
14.30 Uhr Nach der Pause fülle ich meinen Kaffeebecher mit Bohnentrunk auf und gehe Anschnur. Auch heute studiere ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stelle mit grosser Sorge fest, dass es die verlotterte Jugend derzeit besonders bunt treiben – wo soll das noch hinführen.
15.30 Uhr Nachdem ich zahlreiche Depeschen abgearbeitet habe, gehe ich von der Leine und leiste dem Vierbeiner im Garten Gesellschaft. Während der Rüde mit Nachbarhund Joey spielt, blättere ich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples Tägliche Neuigkeiten) und löse im Handumdrehen das grosse Kreuzworträtsel – das macht Spass
16.30 Uhr Im Anschluss kehre ich in die Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich zaubere fachmännisch belegte Brote (unlöblich: Sandwiches) und vergesse auch nicht, den Teller mit Gewürzgurken zu verzieren.
17.30 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, lasse ich den Abend im klimatisierten Wohnzimmer ausklingen. Ich schaue mir die FOX Nachrichten an und trinke dazu eine süffige Hopfenkaltschale aus dem Hause Anheuser & Busch.
Ich nehme einen kräftigen Schluck
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit fröne ich auf HBO dem Western “High Noon” aus dem Jahre 2000. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und mache den Vierbeiner auf den Umstand aufmerksam, dass es sich hierbei um eine Neufassung des gleichnamigen Westernklassikers aus dem Jahre 1952 handelt.
21.00 Uhr Nach 90minütigem Klamauk beende ich den Fernsehabend und lasse Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Anschliessend lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.