30. Juni 2017 – Frau Pontecorvo verabschiedet sich

08.00 Uhr Der letzte Junitag bricht an und ich rolle mich gähnend aus dem Wasserbett. Weil ich längst nicht zum alten Eisen zähle, laufe ich in den Garten und nutze das sonnige Wetter, um meine Glieder bei der Morgengymnastik zu lockern – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Nach der sportlichen Betätigung poche ich an Frau Pontecorvos Terrassentüre und lote aus, wann sie nach Jacksonville fahren wird. Die Gute tippt auf ihre Armbanduhr und informiert, dass die Abreise für 11 Uhr geplant ist. Zudem schenkt mir die Dame ein Lächeln und sagt, dass wir vorher frühstücken werden – wie schön.


Frau Pontecorvo fährt nach Jacksonville

09.00 Uhr Beschwingt kehre ich in die kleine Villa zurück und lasse Hund Dixon wissen, dass ich vor den Gaumenfreuden ein Wirbelbad nehmen werde. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Wanne mit Wasser volllaufen. Unterdessen tippe ich die Nummer meiner Verwandten in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und bringe heraus, dass Georg und Maria nach Fort Myers gerast sind, um hemmungslos in einschlägigen Kaufhäusern abzuschoppen – das ist wieder typisch.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten werde ich erneut an Frau Pontecorvos Pforte vorstellig und freue mich, von der Dame des Hauses mit einem Bussi begrüsst zu werden. Ich folge meiner Bekannten spornstreichs ins Esszimmer und gebe Dixon zu verstehen, dass die nette Frau sogar etwas Schinken vorbereitet hat. Meine Gastgeberin streichelt dem Rüden über den Kopf und plappert davon, dass sie echten Virginia Schinken in die Schüssel verfrachtet hat – da läuft einem doch glatt das Wasser im Munde zusammen.


Am Dienstag wird der Unabhängigkeitstag gefeiert

10.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, kommt meine Tischnachbarin auf den Independence Day (löblich: Unabhängigkeitstag) zu sprechen und behauptet, dass sie den Feiertag zum Anlass nehmen wird, um mit Blanche das “Liberty Fest” in Jacksonville zu besuchen. Meine Nachbarin schwärmt in den höchsten Tönen und vertellt, dass entlang der Strandpromenade unzählige Musikgruppen aufspielen werden – das ist prima.
11.15 Uhr Weil der Perle eine fünfstündige Autofahrt bevorsteht, beende ich die wichtigste Mahlzeit des Tages und nehme mir das Recht heraus, beim Abwasch zu helfen. Unterdessen flitzt Dixon kläffend an die frische Luft und stattet dem Nachbarshund Joey einen Besuch ab. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und erkläre Frau Pontecorvo, dass ich am 4. Juli eine kleine Grillfeier im heimischen Garten abhalten werde. Darüber hinaus stelle ich klar, dass ich nicht nur Prof. Kuhn sowie meine Verwandten, sondern auch Herr Wang und Familie Porello in den Willoughby Drive einladen werde – das gibt ein rauschendes Fest.
12.00 Uhr Wenig später erhalte ich den Schlüssel zum Nachbarhaus und werde von Frau Pontecorvo beauftragt, regelmässig die Pflanzen zu giessen und den Briefkasten zu leeren. Ich nicke eifrig und helfe der kleinen Frau, ihren zentnerschweren Reisekoffer zum FORD MUSTANG zu schleppen.
12.30 Uhr Nachdem meine Nachbarin hupend davon gefahren ist, lotse ich den Vierbeiner ins Haus und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe. Leider wird mein Nickerchen bald durch ohrenbetäubendes Telefonschellen unterbrochen. Zu allem Überfluss meldet sich Georg in der Leitung und berichtet, dass er im Miromar Outlet Store ein Schnäppchen ergattern konnte. Ich staune Bauklötze und vernehme, dass mein Bruder einen WEBER Gasgrill für 700 Dollars erstanden hat. Bevor ich antworten kann, rechnet der gute Mann vor, dass besagtes Produkt im Fachhandel das Doppelte kostet.


Am 4. Juli wird gegrillt

13.15 Uhr Nach dem Telefonat lege ich die Beine hoch und schliesse die Augen. In wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum an die amerikanische Westküste versetzt.
14.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu verschlafen, rapple ich mich hoch und nehme am Schreibtisch platz. Pflichtbewusst rufe ich Depeschen ab und erfahre vom Forschungszentrum Kuschmelka (München), dass es in Deutschland angesichts der vielen Asylanten drunter und drüber geht. Weiter lerne ich, dass jeder Flüchtling den Steuerzahler im Durchschnitt 450.000 Euros kostet – das ist ja allerhand.


Amazon Kindle ist prima

15.15 Uhr Nachdem ich das Betriebssystem heruntergefahren habe, greife ich zum Telefon und kontaktiere Prof. Kuhn. Ich treffe Edelbert in einer “Barnes & Noble” Filiale an und höre, dass der schlaue Mann mit dem Gedanken spielt, 129 Dollars in ein NOOK Lesegerät zu investieren. Natürlich lache ich laut und weise auf die Tatsache hin, dass das Amazon Lesegerät KINDLE lediglich 60 Dollars kostet. Mein Bekannter nimmt sich den Ratschlag zu Herzen und meint, dass er am Abend Anschnur gehen und die Amazon Modellpalette in Augenschein nehmen wird. Ich atme tief durch und unterbreite, dass wir morgen Besorgungen für die bevorstehende Independence Day Feier tätigen müssen. Mein Gesprächspartner zeigt sich einverstanden und meint, dass wir uns gegen halb Elf in Julies Restaurant zum Frühstück treffen könnten – dazu sage ich nicht nein.
16.00 Uhr Während Dixon faul auf dem Kanapee liegt, laufe ich in den Garten und nehme den Rasensprenger in Betrieb. Ausserdem dünge ich das Petersilienbeet und vergesse auch nicht, Unkraut zu jäten.
17.00 Zum Abschluss des langen Tages bereite ich das Abendessen zu und nehme mit einer Wurstplatte Vorlieb. Dazu gibt es vitaminreiches Weissbrot sowie ein Glas Weisswein aus dem sonnigen Kalifornien – das tut gut.

19.00 Uhr Nach den FOX Nachrichten schalte ich auf AMC um und schaue mir das Drama “This Is Where I Leave You” (auf deutsch: Sieben verdammt lange Tage) an. Die Filmumsetzung des bekannten Jonathan Tropper Romans handelt von einem Mann, der seine Ehefrau in flagranti beim Fremdgehen erwischt und in eine Sinnkrise verfällt.
20.45 Uhr Nach 100minütiger Langeweile flimmert endlich der Abspann über die Mattscheibe. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und lösche sämtliche Lichter. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.