27. Juni 2017 – Im Seminolen Casino

08.00 Uhr Das Telefon schrillt und ich schrecke aus einem schönen Traum hoch. Zu allem Überfluss meldet sich Mieterin Sandra in der Leitung und gibt mir zu verstehen, dass sie sich im Münchner Kreisverwaltungsreferat langweilt. Das Kind kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und vertellt, dass es sich gerade in der hauseigenen Kantine die Wampe vollgeschlagen hat und nun Akten wälzen wird. Ich nicke eifrig und bringe weiter heraus, dass sich die Maid am Wochenende auf dem “Tollwood” Musikfest vergnügt hat – das ist mir Wurst.
08.30 Uhr Nachdem wir ausgetratscht haben, werfe ich den Hörer auf die Gabel und ziehe es vor, mich aus dem Bett zu rollen. Wie es sich gehört, scheuche ich den Vierbeiner in den Garten und absolviere bei strahlendem Sonnenschein die Morgengymnastik – das tut gut.


Mein Zuhause unter Palmen

09.00 Uhr Just als ich kehrt mache und in die kleine Villa zurück gehen möchte, gesellt sich der Gärtner an meine Seite und informiert, dass er den Rasen mähen wird. Ich begrüsse Herrn Leonardo (33) herzlich und bitte ihn, den Rasensprenkler einzustellen und den Farn am Teich zu stutzen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
09.15 Uhr Verschwitzt verschwinde ich in der Nasszelle und entspanne bei einem löblichen Wirbelbad. Währenddessen telefoniere ich mit Edelbert und vernehme, dass der gute Mann den Tag im “Seminole Casino” verbringen und das Mittagessen im casinoeigenen “Lucky Mi Noodle House” einnehmen möchte. Weil ich nichts besseres zu tun habe, sichere ich meinen Bekannten zu, ihn gegen 11 Uhr abzuholen.
10.00 Uhr Ruckzuck beende ich den Badespass und nehme mir das Recht heraus, ein kleines Frühstück einzunehmen. Ferner rufe ich im Ferienhaus an und frage Georg, ob er uns ins Spielkasino begleiten will. Mein Bruder lehnt jedoch ab und meint, dass er seiner Frau versprochen hat, mit ihr einen Ausflug zum “Cocohantchee Park” zu unternehmen. Ich zucke mit den Schultern und wünsche den lieben Leuten viel Vergnügen.
10.45 Uhr Nach der Brotzeit nehme ich Dixon ins Visier und komme zu dem Schluss, dass Hunde keinen Zutritt zum Indianerkasino haben. Ich fackle nicht lange und eile mit dem Haustier zum Nachbarhaus, um Frau Pontecorvo zu bitten, während meiner Abwesenheit auf den Rüden Acht zu geben. Frau Pontecorvo ist hellauf begeistert und sagt, dass sie umgehend zu einem ausgedehnten Spaziergang aufbrechen wird – das ist phantastisch.


Hund Dixon muss zu Hause bleiben

11.00 Uhr Wenig später sitze ich im SUV und gleite zu stimmungsvollen Radioklängen in Richtung Innenstadt davon. Unterdessen setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und schrecke auch nicht davor zurück, an einem wartenden Schulbus mit eingeschaltetem Warnlicht vorbei zu ziehen.
11.30 Uhr Im Handumdrehen treffe ich im Stadtzentrum ein und freue mich, Edelbert an der Ecke 5th Avenue und 8. Strasse anzutreffen. Der schlaue Mann steigt augenblicklich zu und unterbreitet, dass er sich vor dem Mittagessen an einem Einarmigen Banditen versuchen möchte. Ich gebe mich skeptisch und weise auf die Tatsache hin, dass die Chancen, an einem Glücksspielautomaten viel Geld zu gewinnen, sehr gering sind. Prof. Kuhn geht auf meinen Einwand nicht ein und animiert mich, das Gaspedal bis zum Anschlag durchzudrücken.
12.00 Uhr Während der kurzweiligen Reise präsentiert mein Begleiter einen 50 Dollar Restaurantgutschein und berichtet, dass er diese Rabattmarke bei seinem letzten Einkauf im COSCO Supermarkt erhalten hat. Ich staune nicht schlecht und mutmasse, dass der Essensgutschein auch für eine Nachspeise ausreichen wird.
12.45 Uhr Nach vierzig Meilen erreichen wir unser Ziel. Voller Vorfreude parken wir das Auto vor dem Haupteingang und sind überrascht, unzählige Menschen im Kasinoinneren anzutreffen. Trotz des Andrangs lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und laufen zur Kasse, um Geldscheine mit dem Konterfei des Präsidenten Andrew Jackson in 25 Cents Münzen zu wechseln.


Wir werfen lustiges Kleingeld in die Automaten

13.15 Uhr Im Anschluss gehen wir zu den blinkenden Slot Machines und machen es uns zur Aufgabe, im Sekundentakt klimperndes Kleingeld in die Schlitze zu stecken – das macht Spass.
14.15 Uhr Sechzig Minuten später schlendern wir mit leeren Taschen zum “Noodle House”, um den Gutschein gegen Won Ton Suppen, Hong Kong Enten und süffiges Tsingtao Bier einzutauschen. Während wir kraftvoll zubeissen, erzählt mein Tischnachbar, dass sich dieses Kasino im Besitz der Seminolen Indianer befindet. Ich stimme prompt zu und weise auf die Tatsache hin, dass dieser Stamm seit 1957 von der amerikanischen Regierung anerkannt ist und seitdem eigene Reservate in Florida und Oklahoma unterhält – wie schön.


Prost!!!

15.15 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Thai Donuts und Kaffee abgerundet haben, kehren wir zum Auto zurück und treten die Heimreise an. Wir krusen gemächlich durch das schöne Collier County und haben sogar das Vergnügen, am Strassenrand Gürteltiere zu sehen, die sich in der Sonne aalen – wie aufregend.
16.15 Uhr Pünktlich zum Sechzehnuhrläuten treffe ich zu Hause ein und werde von Dixon freudig begrüsst. Während der Rüde auf und ab hüpft, lasse ich mich auf Frau Pontecorvos Veranda nieder und giesse mir einen Kaffee ein. Darüber hinaus lasse ich meine Erlebnisse im Kasino Revue passieren und stelle klar, dass uns die Glücksgöttin Fortuna leider nicht hold war – wie schade.
17.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach nebenan zu gehen und das Abendessen vorzubereiten. Als erstes schütte ich gesundes Trockenfutter in Dixons Napf und heize dann den Backofen vor. Danach schiebe ich eine Fertigpizza ins Rohr und bereite einen farbenfrohen Beilagensalat zu.


Zum Abendessen gibt es Pizza

18.00 Uhr Nach dem Abendessen strecke ich im Wohnzimmer die Beine aus und fröne den FOX Nachrichten. Ich mache mich über die Geschehnisse in der Welt schlau und wechsle zeitnah auf HBO, wo just im Moment der spannende Langfilm “Contact” (löblich: Kontakt) anläuft. Ich lehne mich bierschlürfend zurück und tauche in das Leben einer Wissenschaftlerin ein, die bei ihrer Suche nach ausserirdischem Leben ein verschlüsseltes Radiosignal vom Stern Wega empfängt – wie aufregend.
20.30 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und begleite Hund Dixon noch einmal in den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.