25. Januar 2016 – Schopping und Filmabend

08.00 Uhr Ein neuer Sonnentag bricht an und ich vernehme eigenartige Geräusche aus der Küche. Um nicht von einem Einbrecher überrumpelt zu werden, hole ich meinen Revolver hervor und hüpfe aus dem Bett. Als ich schreiend die Küchentüre aufstosse und Korn und Kimme in Einklang bringe, sehe ich mich jedoch mit Sandra konfrontiert. Mein Hausgast macht grosse Augen und bittet mich, den Abzug nicht zu betätigen. Selbstverständlich lege ich die Knarre sogleich beiseite und erkläre dem Mädchen, dass ich davon ausgegangen bin, einem Meuchelmörder gegenüber zu stehen. Meine Mieterin atmet tief durch und entgegnet, dass sie nur frischen Kaffee aufbrühen wollte. Darüber hinaus nimmt die Maid das Schiesseisen an sich und meint, dass wir an den Strand krusen und etliche Schüsse abfeuern könnten – papperlapapp.


Ich zücke meine Glock

08.45 Uhr Nach dem Frühsport leiste ich Sandra bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft und gebe zu Protokoll, dass wir heute das “Village on Venetian Bay” Einkaufszentrum ansteuern könnten. Meine Tischnachbarin zeigt sich prompt einverstanden und beteuert, dass wir gleich losfahren können.
09.30 Uhr Weil ich nicht im Morgenmantel nach draussen gehen kann, verabschiede ich mich ins Bad und dusche mich kalt ab. Danach schlüpfe ich in legere Kleidung und sprühe etwas RP LOB Parfüm auf meine zarte Haut.
10.15 Uhr Betörend nach Moschus duftend, kehre ich in die Küche zurück und stelle fest, dass Sandra in der Zwischenzeit mit Frau Pontecorvo telefoniert und sie zum Schoppingvergnügen eingeladen hat – wie unlöblich


Die Schwarzbeere surrt

10.45 Uhr Nach einer kurzweiligen Ausfahrt erreichen wir unser Ziel und stellen den PS-strotzenden SUV auf einem Kundenparkplatz ab. Ich nehme Hund Dixon an die Leine und lasse die tratschenden Weiber wissen, dass ich unbedingt Unterwäsche und T Hemden einkaufen muss. Frau Pontecorvo nickt eifrig und lotst mich in eine “Tommy Bahama” Filiale. Just als ich mir farbenfrohe Hemden ansehe, surrt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich Edelbert im Rohr und schlägt vor, dass wir uns am Abend zu einem feuchtfröhlichen Umtrunk treffen könnten. Ich juchze laut und antworte, dass ich gegen 17 Uhr für ein prima Abendessen sorgen werde. Der schlaue Mann ist begeistert und verspricht, pünktlich im Willoughby Drive zu sein.
11.30 Uhr Tütenbepackt verlassen wir die Modeboutique und fassen den Entschluss, ins “Rendez-vous French Cafe” einzukehren und ein Eis zu essen. Unterdessen komme ich auf Edelberts Anruf zu sprechen und gebe bekannt, dass ich mich am Abend als Meisterkoch beweisen werde. Frau Pontecorvo blickt traurig drein und sagt, dass sie mit einer Freundin verabredet ist und die Einladung leider ausschlagen muss – das soll mir Recht sein.
12.15 Uhr Als nächstes finden wir uns in “Sara Campbell” Luxusgeschäft wieder und ich werde Zeuge, wie die Frauen sündteure Kleider anprobieren. Währenddessen streichle ich Dixon übers Fell und sichere ihm zu, dass wir bald nach Hause fahren werden – diesem Stress steht nicht einmal der stärkste Rentner stand.


Mein wertvoller Chronograph

13.00 Uhr Da ich keine Lust habe, mir weiterhin die Füsse in den Bauch zu stehen, tippe ich auf meine goldene ROLEX und bitte die Damen, endlich in die Gänge zu kommen. Sandra hängt ein fast durchsichtiges Kleid ins Regal zurück und sagt, dass diese Fummel sowieso unbezahlbar sind.
13.45 Uhr Zu guter Letzt besuchen wir ein Elektronikgeschäft und beäugen die neuesten DVD Veröffentlichungen. Ich fackle nicht lange und investiere 9 Dollars in den Krimi “Don’t Breathe” (auf deutsch: Nicht atmen).

14.30 Uhr Danach schlendern wir zum Chevrolet und krusen entspannt in Richtung Willoughby Drive davon. Nebenher bringe ich das Abendessen ins Spiel und merke an, dass wir uns nach der Mahlzeit den spannenden Kriminalfilm auf der Grossbildleinwand anschauen werden. Sandra kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und unkt, dass ich nach diesem Filmvergnügen eine schlaflose Nacht haben werde – so ein Schmarrn.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, schlüpfe ich aus den Flip Flops und gönne mir in der klimatisierten Stube eine wohlverdiente Pause – das tut gut.
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und mache es mir zur Aufgabe, in der Küche zu schuften. Um Edelbert einen besonderen Gaumengenuss vorsetzen zu können, bereite ich als erstes einen gemischten Salat mit Thousand Island Sauce aus der Flasche zu. Im Anschluss köpfe ich ein Fläschchen Rotwein und vergesse auch nicht, die Leinwand auf der schattigen Terrasse aufzubauen und den neumodernen Projektor nach draussen zu tragen. Sandra hilft tatkräftig mit und erkundigt sich, was ich am Abend auf den Tisch bringen werde. Ich schenke der Maid ein Lächeln und verrate, dass ich drei Fertigpizzas aufbacken werde – das gibt ein Festessen.


Zum Abendessen gibt es Pizza

17.00 Uhr Pünktlich auf die Minute trifft der Professor ein. Ich hole die vitaminreichen italienischen Spezialitäten aus dem Ofen und erkläre Edelbert, dass wir dazu einen extraordinären Merlot trinken werden. Ruckzuck nehmen wir Messer und Gabel zur Hand und kommen überein, dass die Pizzas besonders saftig daherkommen. Darüber hinaus verweise ich auf die sehenswerte Sonderausstellung im örtlichen “Holocaust Museum” und erfahre von Edelbert, dass am 27. Januar alljährlich an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird. Ich blicke traurig drein und merke an, dass wir die Ausstellung besuchen sollten.
18.00 Uhr Als es langsam dunkel wird, verfrachte ich die DVD ins Abspielgerät und werfe bunte Bilder auf die Leinwand. Ich schenke meinen Gästen etwas Wein nach und tauche dann in das Leben der Ganoven Rocky, Alex und Money ein, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, in Häuser einzubrechen – wie aufregend.
20.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel flimmert der Abspann über die Leinwand. Ich greife mit zitternder Hand zum Weinglas und gebe Edelbert zu verstehen, dass ich selten einen spannenderen Film gesehen habe.
20.30 Uhr Schlussendlich verabschiede ich den Professor per Handschlag und bitte Sandra, die Fenster und Türen fest zu verschliessen. Meine Mieterin kommt dem Auftrag anstandslos nach und wünscht mir eine ruhige Nacht.
21.00 Uhr Nachdem ich Dixons Trinknapf mit Wasser aufgefüllt habe, ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.