27. Dezember 2016 – Toronto Rouge Park

08.15 Uhr Ein neuer Tag im “Northern Lights Country” (löblich: Nordlichtland) bricht an und ich habe ein Lied des kanadischen Sängers Justin Bieber im Ohr. Weil ich “What Do You Mean?” (löblich: Was meinst du?) nicht ausstehen kann, drücke ich augenblicklich auf den OFF (löblich: AUS) Knopf des Radioweckers und rolle mich aus dem Gästebett. Im Anschluss eile ich in die Nasszelle und lasse mir ein wärmendes Schaumbad einlaufen.


Kanada – “Northern Lights Country”

09.00 Uhr Pünktlich zum Neunuhrläuten werde ich in der Küche vorstellig und präsentiere mich in einer modischen JACK & JONES Winterjacke. Sandra pfeift laut und meint, dass ich heute besonders schnieke daherkomme und jederzeit als Model arbeiten könnte. Ich nicke eifrig und lasse das Kind wissen, dass ich diese Jacke zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Ferner deute ich in Richtung der nagelneuen MERRELL Winterschuhe und gebe zu Protokoll, dass mich das Christkind auch mit prima Stiefeln überrascht hat – wie aufregend.


Es gab viele Geschenke – wie schön

09.45 Uhr Während der Jause plappert meine Mieterin ohne Unterlass und berichtet ausführlich von ihrer Anreise. Unter anderem erfahren wir, dass der AIR CANADA Direktflug restlos ausgebucht war und Sandra neben einer alten Schachtel (78) sitzen musste. Ich beisse schmunzelnd in ein französisches Hörnchen und lerne, dass die alte Frau unentwegt niessen musste und in regelmässigen Abständen in ein Taschentuch geschnäuzt hat – wie schrecklich.
10.30 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten schiebe ich den Teller weg und schlage vor, dass wir nun einen Spaziergang unternehmen könnten. Leider winkt Georg demonstrativ ab und wirft ein, dass er bei -9°C bestimmt nicht aus dem Haus gehen wird. Seufzend wende ich mich Edelbert und Sandra zu und vernehme, dass die beiden gerne zum Rouge Park krusen würden. Ich zucke mit den Schultern und lasse es mir nicht nehmen, meinen Schal umzubinden und Dixons Leine zur Hand zu nehmen. Mein Bruder begleitet uns freundlicherweise zur Haustüre und schlägt vor, dass wir mit dem WINNEBAGO fahren können – das ist phantastisch.


Der TRAVATO ist sehr komfortabel

11.00 Uhr Weil wir mit dem Wohnmobil in wenigen Tagen nach Florida reisen werden, überlassen wir Sandra den Schlüssel und beauftragen das Kind, uns nach Osten zu bringen. Anschliessend nehme ich neben Edelbert auf der Rückbank platz und fordere Dixon auf, es sich ebenfalls bequem zu machen. Sandra staunt Bauklötze und zögert nicht, einen USB Stab in die Musikanlage zu stecken und uns mit grässlicher Musik zu beschallen. Danach gleitet die Maid hupend von dannen und meint, dass sie das Wohnmobil bestimmt zu Schrott fahren wird – papperlapapp.
11.30 Uhr Während wir auf der Steelers Avenue unterwegs sind, mache ich das Kind mit den Vorzügen des Travato vertraut und merke an, dass das Modell 59G nicht nur mit einem Bad und einem grossen Bett, sondern auch mit einer Kochzeile überzeugen kann. Edelbert gibt mir Recht und unterbreitet, dass der eingebaute Wassertank zudem knapp 100 Liter Frischwasser fasst.
12.00 Uhr Endlich erreichen wir den Nationalpark unweit des örtlichen Zoos und parken den Travato direkt vor dem Visitor Center (löblich: Besucherzentrum). Trotz des anhaltenden Schneefalls lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und stapfen mit Hund Dixon in den düsteren Forst. Währenddessen jammert Sandra in einer Tour und setzt uns darüber in Kenntnis, dass es für eine ausgedehnte Wanderung viel zu kalt ist – wie unlöblich.


In Toronto liegt Schnee

13.00 Uhr Da Sandras Lippen mittlerweile blau angelaufen sind, machen wir kehrt und laufen zum Auto zurück. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und ermutige Sandra, eine heisse Dusche zu nehmen. Das unterbelichtete Kind zeigt mir jedoch den Vogel und meint, dass wir nun nach Hause fahren sollten.
13.30 Uhr Auf halber Strecke trete ich beherzt auf die Bremse und lade meine Begleiter ins “Lobster King Seafood Restaurant” (löblich: Hummer König Meeresfrüchte Gasthaus) ein. Ein freundlicher Kellner wünscht uns einen guten Tag und kredenzt durstlöschendes Tafelwasser sowie eine Kanne Kaffee. Als Sandra den Zeigefinger an die Unterlippe legt, kläre ich darüber auf, dass in vielen Restaurants kostenloser Bohnentrunk serviert wird. Zudem schlage ich die Speisekarte auf und ordere kurzerhand köstliche Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) mit Miesmuscheln – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.


Bald brechen wir nach Florida auf

14.00 Uhr Als wir mit dem Besteck hantieren und unsere Kehlen mit süffigem LABATT spülen, meldet sich plötzlich Sandra zu Wort und stellt die Behauptung auf, dass der Wetterdienst weitere Schneefälle für die kommende Woche voraussagt. Das Mädchen gibt sich deprimiert und unkt, dass es kein leichtes Unterfangen wird, bei diesem Sauwetter nach Florida zu fahren. Edelbert weiss es jedoch besser und weist auf die Tatsache hin, dass uns spätestens im Bundesstaat Virginia schönstes Frühlingswetter erwarten wird.
14.45 Uhr Nach dem Bezahlvorgang kehren wir zum Travato zurück und treten die Heimreise in den Stadtteil York an. Um schneller voranzukommen, trete ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und setze zu waghalsigen Überholmanövern an – da kommt besonders grosse Freude auf.
15.30 Uhr Zuhause angekommen, sehen wir uns mit David, Amanda und James konfrontiert. Meine Schwägerin winkt uns in die gute Stube und sagt, dass die Kinder schmackhaften Haselnusskuchen mitgebracht haben. Selbstverständlich hänge ich spornstreichs die Jacke an die Garderobe und begrüsse die jungen Leute herzlich. Anschliessend lasse ich mich neben David (11) nieder und höre, dass Georg just im Moment die bevorstehende Silvesterfeier plant. Mein Bruder schenkt mir ein Lächeln und kündigt an, dass Laura samt Lebensgefährten Herrn William, der kleine Paul, die Nachbarn sowie ein bekannter Politiker unter den Gästen sein werden – wie aufregend.


Das Zuhause meines Bruders

16.30 Uhr Da ich längst nicht mehr der Jüngste bin, ziehe ich mich nach dem Kaffeekränzchen aufs Gästezimmer zurück und gönne mir eine Mütze Schlaf. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meiner kleinen Villa im sonnige Florida.
17.30 Uhr Leider wird die Pause bald durch Edelbert gestört. Der Professor pocht laut an die Türe und ruft mich auf, nach unten zu kommen. Gähnend folge ich meinem Bekannten ins Parterre und bringe heraus, dass sich die Kinder in der Zwischenzeit verabschiedet und Sandra ins Lichtspielhaus eingeladen haben. Trotzdem lasse ich mich zungeschnalzend am Esstisch nieder und mache mich über eine heisse Hühnerbrühe her. Darüber hinaus tischt Maria einen selbstzubereiteten Lauchkuchen auf und wünscht uns einen guten Appetit – wie schön.
18.30 Uhr Schlussendlich lassen wir den langen Tag bei Glühwein und Plätzchen im Wohnzimmer ausklingen. Während Dixon im Garten spielt, verfrachtet Georg die Filmkomödie “Hail Caesar” ins Abspielgerät und versorgt uns mit dampfendem Punsch. Ich lehne mich entspannt zurück und gebe mich dem abendfüllenden Spielfilm hin, der aus dem Leben eines Filmproduzenten erzählt – da kommt Spannung auf.
20.30 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich nehme einen letzten Schluck aus der Tasse und verabschiede mich dann völlig erschöpft ins Bett. Gute Nacht.