13. September 2016 – Willkommen Frau Pontecorvo

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08.00 Uhr Beschwingt durch prima Kyle Jennings Musik rolle ich mich aus dem Wasserbett und erkläre Hund Dixon, dass Frau Pontecorvo heute aus Jacksonville zurückkehren wird. Um mir einen genauen Überblick verschaffen zu können, nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe die Dame kurzerhand an. Meine Nachbarin meldet sich prompt und beteuert, dass sie in Bälde losfahren und spätestens um 16 Uhr im Willoughby Drive ankommen wird. Ich freue mich und verspreche, dass ich sie mit einem Abendessen überraschen werde.

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Meine praktische Schwarzbeere

08.30 Uhr Nachdem ich der Guten eine sichere Reise gewünscht habe, verabschiede ich mich ins Badezimmer, um mich bei einem Wirbelbad zu entspannen. Ferner rufe ich auch bei Edelbert an und erkläre ihm, dass ich für den Abend eine Willkommensfeier für die Pontecorvo plane. Der schlaue Mann jammert jedoch in einer Tour und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er sich einen Hexenschuss eingefangen hat – wie schade.
09.30 Uhr Seufzend steige ich aus der Wanne und komme schnell zu dem Schluss, dass kaum noch alkoholische Getränke vorhanden sind. Ich lege den Zeigefinger an die Unterlippe und lasse den Vierbeiner wissen, dass wir nach dem Frühstück zu Bob’s Liquor Store rasen sollten.
10.00 Uhr Bevor ich mich auf den Weg mache, verzehre ich die wichtigste Mahlzeit des Tages in der Küche und mache mich im Internetz über das anstehende Oktoberfest schlau. Unter anderem lese ich auf N-TV, dass die Münchner Hotels in diesem Jahr weniger Buchungen verzeichnen konnten. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und vermute, dass viele Touristen Angst vor terroristischen Anschlägen haben – wo soll das noch hinführen.

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Oktoberfest / Bild: Asiano / CC BY-SA 3.0

11.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, in die Gänge zu kommen. Wie es sich gehört, nehme ich vor der Abreise die Geschirrspülmaschine in Betrieb und vergesse auch nicht, die leeren Pfandflaschen und -dosen in den frisch aufpolierten Chevrolet Suburban zu laden. Danach hieve ich den Rüden in den PS-strotzenden SUV und presche mit durchdrehenden Pneus aus dem Wohngebiet.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten betrete ich den Schnapsladen an der Vanderbilt Beach Road und werde vom Inhaber per Handschlag begrüsst. Ich wische mir die Schweissperlen von der Stirn und erkläre Herrn Bob, dass ich am Abend meine Nachbarin zu einem romantischen Dinner erwarte. Mein Gegenüber schnalzt mit der Zunge und legt mir nahe, meinem Gast einen Aperitif zu kredenzen. Selbstverständlich lehne ich sogleich ab und ziehe es vor, zwei Sechserpacks Budweiser, zwei Flaschen Cristal Schaumwein, Softdrinks (löblich: Weichgetränke) sowie 12 Flaschen Löwenbräu Weissbier in den Einkaufswagen zu verladen.

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Bier ist sehr gesund

12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, verlasse ich um 80 Dollars erleichtert, die Getränkeoase und gleite zu stimmungsvoller Musikuntermalung zum “Village Walk”. Nebenher halte ich nach einer einladenden Gaststätte Ausschau und entschliesse mich, ins neu eröffnete “L’Osteria” einzukehren.
12.45 Uhr Mit Dixon im Schlepptau lasse ich mich auf der schattigen Sonnenterrasse nieder und ordere bei einer übergewichtigen Kellnerin einen L’Osteria Salat sowie ein Classic Turkey Club Sandwich (löblich: Klassisches Truthahn Vereinsbrot). Während ich kraftvoll zubeisse, telefoniere ich abermals mit dem Professor und bringe heraus, dass er mittlerweile in der Apotheke war und sich eine Creme gegen Rückenschmerzen gekauft hat.
13.45 Uhr Redlichst gestärkt trete ich die Heimreise an und folge der Livingston Road gen Norden. Nach drei Meilen finde ich mich im Willoughby Drive wieder und freue mich auf ruhige Stunden in der kleinen Villa.

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Mein Zuahause unter Palmen

14.30 Uhr Nachdem ich Dixons Napf mit Trockenfutter aufgefüllt habe, bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe. Schon bald döse ich ein und sehe mich im Traum nach Walnut Grove im Bundesstaat Minnesota versetzt.
15.30 Uhr Nach sechzig Minuten werde ich durch sehr aggressives Hupen aus einem schönen Traum gerissen. Als ich aus dem Fenster spähe, werde ich Zeuge, wie Frau Pontecorvo aus ihrem schnittigen FORD MUSTANG steigt und sich meinem Haus nähert. Ruckzuck hüpfe ich vom Kanapee und eile auf die Einfahrt, um meine Nachbarin herzlich Willkommen zu heissen.
16.00 Uhr Während Dixon im Garten spielt, giesse ich meiner Nachbarin ein Gläschen Sprudelsekt ein und erkundige mich bezüglich ihres Aufenthalts in Jacksonville. Frau Pontecorvo schwärmt in den höchsten Tönen und erzählt, dass es ein Vergnügen war, im Zuhause ihrer Freundin Blanche zu verweilen und Ausflüge nach Fernandina Beach und St. Augustine zu unternehmen. Im Gegenzug berichte ich von meiner spannenden Forschungsreise nach Minnesota und zögere nicht, der Alten auch einige Schnappschüsse zu präsentieren.

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In Minnesota war es sehr schön

17.00 Uhr Weil Frau Pontecorvo hungrig ist, koche ich kurzerhand italienische Langnudeln. Zudem entkorke ich eine weitere Flasche Schaumwein und erwähne ganz nebenbei, dass Edelbert mit einem Hexenschuss zu kämpfen hat. Mein Gast schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und sagt, dass wir dem guten Mann morgen einen Besuch abstatten sollten – wie wahr.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen wischt sich Frau Pontecorvo den Mund an einer Serviette ab und meint, dass sie sich nun verabschieden wird. Ich begleite die kleine Frau als Kavalier der alten Schule nach nebenan und wünsche ihr eine angenehme Nacht. Danach scheuche ich den Vierbeiner in die kleine Villa und kümmere mich um die Hausarbeit.

19.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit gesorgt habe, lege ich in der Wohnstube die Beine hoch und informiere mich auf FOX über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt. Im Anschluss nehme ich mit dem NETFLIX Bezahlprogramm Vorlieb und erfreue mich am mehrteiligen Fernsehspiel “Love” (auf deutsch: Liebe).
21.00 Uhr Nach drei heiteren Episoden beende ich den Fernsehabend und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.